Veteranentag einführen?

Das Ergebnis basiert auf 37 Abstimmungen

Einführung eines Veteranentages finde ich gut. 65%
Einführung eines Veteranentages finde ich schlecht. 35%

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Einführung eines Veteranentages finde ich schlecht.

Das ist ein weiterer Schritt, den Krieg und Militarismus wieder zu normalisieren. Seit einigen Jahren stellt sich die Bundeswehr in eigenen Youtube-Serien als spannendes Abenteuer dar, seit 2020 dürfen Soldaten kostenlos mit der Bahn fahren und wurden dadurch noch präsenter im Alltag, Politiker und Medien rüsten ständig verbal auf, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro wurde für die Bundeswehr lockergemacht, während soziale Einrichtungen wegen Unterfinanzierung reihenweise geschlossen werden. Vor wenigen Monaten traten in der Kindersendung "logo" verniedlichte Marschflugkörper auf und aktuell will die bayrische Regierung Schulen gesetzlich dazu verpflichten, Jugendoffiziere für die Bundeswehrwerbung zu empfangen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten wieder an Schärfe gewinnen. Hintergrund ist die stagnierende Weltwirtschaft und der relative Abstieg der USA, der es China und Russland ermöglicht, aufzuholen, und Europa, sich unabhängiger zu machen und als eigenständige Weltmacht zu etablieren - mit Deutschland an der Spitze. Statt einem wachsenden Kuchen wird sich jetzt um einen schrumpfenden gestritten, und die Konflikte werden entsprechend heftiger und immer öfter in Form von Kriegen ausgetragen.

Krieg ist also eine Folge des kapitalistischen Konkurrenzkampfes zwischen Staaten. Auch im Frieden konkurrieren die Staaten, und versuchen sich gegenseitig durch wirtschaftliche und politische Maßnahmen auszubooten, um sich Ressourcen, Handelswege und Absatzmärkte zu sichern. Die Hauptlast der Zölle, Embargos und Spardiktate tragen dabei die einfachen Leute. Der Krieg ist dazu kein Gegensatz, sondern die Fortsetzung der wirtschaftlichen Gewalt durch physische Gewalt. Deutschland ist dabei als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bisher gut mit wirtschaftlicher Gewalt gefahren, aber bereitet sich jetzt auch wieder auf Krieg vor.

Die wehrfähige Bevölkerung eines Staates wird im Krieg für ihn zum Verschleißmaterial, das er hin- und herschieben und gegen das Verschleißmaterial des verfeindeten Staates werfen kann, um seine Ziele durchzudrücken. In einem Krieg verteidigen die Soldaten darum nicht ihr eigenes Haus und ihre Familie oder irgendwelche abstrakten Ideale und Werte, sondern den eigenen Staat und seine Interessen.

Jetzt ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass der Staat alle Mitglieder einer Gesellschaft gleichermaßen repräsentieren würde, und dass man deshalb ruhig sein eigenes Leben für diesen Staat auf Spiel setzen kann, weil man am Ende selbst davon profitiert.

Die Gesellschaft ist nämlich entlang von wirtschaftlichen Grenzen gespalten und der Staat ist in erster Linie der Staat der Reichen. Wenn von "der Wirtschaft" oder "den Sicherheitsinteressen" eines Staates geredet wird, dann sind damit die Interessen seiner größten Konzerne gemeint, und der Gewinn dieser Konzerne landet am Ende in den Taschen einer kleinen Minderheit.

Es sind aber nicht die Unternehmer, sondern die einfachen Leute, die sich für die Profite der wenigen gegenseitig abschlachten und abschlachten lassen. Die militärische Ausbildung dient gerade dazu, den Soldaten ihre Menschlichkeit auszutreiben, damit sie auf Befehl ohne zu zögern töten und sterben. Lügen vom nationalen Zusammenhalt, moralische Rechtfertigungen und Dämonisierung der Gegenseite halten die Soldaten und die Zivilgesellschaft bei der Stange.

Im Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza werden wir ständig vonseiten der Medien und der Politik mit Kriegspropaganda beworfen, die das Töten und Zerstören als gerechte und notwendige Sache verkaufen. Der Veteranentag ist ein weiterer Baustein dieser Propaganda. Solange es auf allen Seiten genügend nützliche Idioten gibt, die diese Propaganda schlucken, ist der nächste Krieg unvermeidlich.

HolgieXX  26.04.2024, 17:35
der Gewinn dieser Konzerne landet am Ende in den Taschen einer kleinen Minderheit

Jaja, aber das diese Konzerne Arbeitsplätze schaffen, Einkommen für normale Bürger blendest Du vollkommen aus, oder?

Die militärische Ausbildung dient gerade dazu

In einem Konfliktfall möglichst effektiv handeln zu können und nicht wie ein russischer Soldat als Fleisch auf dem Schlachtfeld zurückzubleiben.

den Soldaten ihre Menschlichkeit auszutreiben

Das hat in all den Jahren in denen ich in der BW war niemand versucht.

damit sie auf Befehl ohne zu zögern töten und sterben

Wenn Putin seine Horden nach Mitteleuropa schickt, brauch ich keinen Befehl um meine Art zu Leben zu verteidigen. Mit Vaterlandsliebe hat das übrigens wenig zu tun, einfach mit simpler Logik: Russen leben schlecht, wir leben gut. Wenn Russland uns übernimmt, leben wir genauso schlecht wie die Russen (siehe DDR).

Nebenher verlangt niemand von einem Soldaten auf Befehl zu sterben. Wäre auch dämlich. Leere Worthülse, mehr nicht.

ist der nächste Krieg unvermeidlich.

Ja, ist er. Sagte Russland ja bereits vor mehr als einem Jahr, dass die Ukraine nicht die letzten auf ihrem Fahrplan sind. Sie sind vielmehr die ersten. Aber nach Deiner Logik sollen wir nun was? Uns kampflos ergeben? Den Russen unsere Frauen und Töchter zum vergewaltigen überlassen? Uns selbst freiwillig bei den Folterkellern der Russen melden? Ist es das was Du vorschlägst?

0
Von Experte Udavu bestätigt
Einführung eines Veteranentages finde ich gut.

Ja aber viele Kriege hat die Bundeswehr noch nicht gesehen und auch nicht in einer so großen Zahl. Meistens NATO-Auslandeinsätze und der Jugoslawienkrieg der größtenteils von unseren Bombern ausgetragen wurde.

Es wird also nicht viele Veteranen geben, denen man huldigen kann. Trotzdem ein nobles Unterfangen um die Herzen von so manchen zu gewinnen, was sicherlich auch der Hauptgedanke hinter dem ganzen war. Die wollen ja schließlich Stimmen.

Agentpony  26.04.2024, 08:25

Alle ehemaligen Soldaten sind Veteranen , nicht nur jene, die im Kriegseinsatz waren. Nur so nebenher.

3
Yabutha  26.04.2024, 09:29
@Agentpony

Das ist jetzt nicht so richtig geregelt. Nach meiner Definition eines Veteranen muss dieser mindestens ein Feuergefecht mitgemacht und überstanden haben. Wenn die Bundesregierung oder Bundeswehr da andere Maßstäbe setzt ist für mich jetzt nicht von Relevanz.

1
vanOoijen 
Fragesteller
 26.04.2024, 10:48
@Yabutha

Ja, meinen Kumpel Norbert der Anfang der 90er seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat würde ich auch höchstens als Veteranen im Saufen und Kartenspielen bezeichnen. 😄

1
RayAnderson  26.04.2024, 14:07

Ein Veteran wird nicht zwingend mit Einsätzen in Kriegen definiert.

Etymologie

Veteran m. ‘wer (besonders beim Militär) altgedient ist, wer sich in langer Dienstzeit bewährt hat’, entlehnt (vereinzelt 1. Hälfte 16. Jh., häufiger seit Ende 18. Jh.) aus lat. veterānus ‘alt-, ausgedienter Soldat’, Substantivierung des Adjektivs lat. veterānus ‘alt, von vielen Jahren’; zu lat. vetus ‘alt, bejahrt’. Anfangs in lat. Form und auf römische Verhältnisse bezogen, dann allgemein ‘ausgedienter, nicht mehr aktiver Soldat’ sowie ‘(verdienstvoller) Teilnehmer an Feldzügen, ehemaliger Kampfgenosse’, seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. auch ‘verdienter Fachmann, in seinem Fach durch lange Erfahrung bewährter Mitarbeiter’.

1
RayAnderson  26.04.2024, 14:12
@RayAnderson

Laut einer FOCUS-online-Umfrage würden 32 Prozent der Deutschen ihr Land im Kriegsfall aktiv verteidigen. Viele User lehnen es jedoch ab, für Deutschland zu kämpfen. Hauptgrund: Die „woke“ Regierung habe dem Land geschadet und lasse keinerlei „Nationalstolz“ zu.

32 Prozent der rund 5000 Befragten gaben mit ihren Antworten „Ja, auf jeden Fall“ oder „Eher ja“ zu verstehen, dass sie im Ernstfall zur Waffe greifen und die Bundesrepublik verteidigen würden. 57 Prozent lehnten dies ab, elf Prozent zeigten sich unentschlossen.

0
vanOoijen 
Fragesteller
 26.04.2024, 14:31
@RayAnderson

Man sagt ja immer gf-Umfragen sind nicht repräsentativ, aber in etwa dieses Ergebnis kommt bei dieser, hier häufig gestellten, Frage auch immer heraus.

Nur bei dem Hauptgrund habe ich Zweifel. Das wird angeführt, aber bestimmt nicht von der Mehrheit.

Die Gen-Z hat eher überhaupt keine Opferbereitschaft mehr. Das dürfte der Hauptgrund sein.

0

Soll ich ehrlich sein? Ich glaube es gibt viele Gedenktage, von denen ich jetzt schon nichts mitbekomme. Das hier wäre nur ein weiterer.

Ich möchte nicht anfangen mit 'vielleicht sollte die Ampel mal über Zeug diskutieren, das die Bürger WIRKLICH besorgt und nicht über so einen Schwachsinn', aber das ist letztlich was ich dazu denke.

Interessieren wird es niemand. Es werden vielleicht ein paar salbungsvolle Statements veröffentlicht, doch an der Mehrheit wird sowas spurlos vorübergehen... und damit haben wir dann auch keine Steigerung des Respekts vor Veteranen in der Gesellschaft, sondern lediglich irgendwelche Lippenbekenntnisse, die den Zweck verfehlen, den man sich jetzt so groß vorstellt.
Und 'kriegstüchtig' wird durch einen Gedenktag, den keiner kennt, auch niemand.