Taufe im Namen Jesu – oder im Namen einer Organisation?

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Bevor man eine Zeugin oder ein Zeuge Jehovas wird durchlebt man mehrere Stadien der Vorbereitung. Würdest du einen interessierten mit diesen Tauffragen konfrontieren würde der sofort auf die Barrikaden gehen, weil der merkt, OK hier kommts nur auf eine Organisation an.

Aber an dem Punkt, an der der Interessierte diese Tauffragen das erste mal zu hören bekommt ist er bereits ungetaufter Verkündiger und ist insofern indoktriniert, dass ihm das egal ist was da steht. Du wirst nicht getauft, wenn du den Tauffragen nicht zustimmen kannst.

Ich sag dir mal wie das abläuft. Ich erinnere mich noch dran als wäre es gestern, denn ich bin diesen Weg auch einst gegangen.

Du lernst jemanden kennen, der ist Zeuge Jehovas. Du kennst sie, du wurdest eingehend vor denen von andern Leuten gewarnt. Vielleicht hast du sogar in der Schule mal eine Zeit lang über Sekten geredet und die waren teil in diesem Lernstoff. Du siehst ihn vielleicht öfters. Lass es dein Nachbar sein, dein Arbeitskollege oder der Typ hinterm Thresen der dir den Kaffee reicht.

Du weißt er ist Zeuge, aber er scheint harmlos.

Dieses "harmlos" ist der springende Punkt, weil du merkst auch, er ist nett und freundlich, es scheint keine Gefahr von ihm auszugehen. Er bedrängt dich nicht, er redet auch über andere Dinge, oder erstmal gar nicht über Gott. Es setzt sich der Gedanken fest, Ok, das wovor andere gewarnt haben, das stimmt also scheinbar nicht. Und dann beginnst du vielleicht, weil du ja weißt es passiert nix, zu hinterfragen was da los ist.

So gehts dann los. Du bekommst eine knappe Antwort und das wars. Aha, ok das Thema ist also nicht das Problem. Du versuchst die Warnung der Leute mit dem Verhalten der Person in Einklang zu bringen, aber das geht nicht weil da erstmal nichts ist.

Du wirst mutiger. Hast vielleicht irgendwo mal was gehört über Gott und hinterfragst. Und ab da hat er dann ein Fuß in der Tür. Du bekommst deine Antwort und der wird dir eine Frage da lassen mit der du dich beschäftigen sollst. Du machst dir Gedanken und wenn du das nächste mal auf ihn triffst wird er dir zustimmen, oder aber, wenn die Gedanken nicht mit seiner Lehrmeinung übereinstimmen wird er dich korrigieren und dir anhand von Büchern oder Broschüren aufzeigen wo der Denkfehler liegt.

Der Mensch macht oft den Fehler, dass er dem Gedruckten mehr oder anders glaubt als dem Wort einer Person. Dann gehts weiter. Immer Stück für Stück und auch die Treffen werden immer länger.

Aus einer anfänglichen Frage die man in 1-2 Minuten abarbeitet werden 5 Minuten, werden 10 Minuten, werden 30 Minuten. Man entwickelt Freude an der Diskussion. Bekommt vielleicht Bücher geschenkt arbeitet sich richtig rein. Und am Ende ist man bei einer Stunde. Und je länger die Zeit ins Land geht und je mehr man sich mit den Inhalten befasst, desto mehr legt man eine neue Persönlichkeit an, weil das Umdenken durch die Ständigen Übungen beginnt. Gleichzeitig wird man aber in die Höhe gehoben. Je mehr Zeit der Zeuge mit einen verbringt, desto eher kommt man ins Gespräch. Man lernt sich kennen, freundet sich an.

Der "neue Freund" merkt schnell, woran es bei der Person hapert, also wo er Hilfe und Unterstützung braucht. Bei mir war es so dass ich oft allein war und zudem noch im Hartz 4. Ich hatte also Zeit ohne Ende aber ich konnte, außer TV gucken, nichts machen. Keine Freunde vorhanden, weil die alle weit weg zogen wegen Arbeit oder Familie gründeten. Da setzten sie bei mir an. Ich wurde oft eingeladen zum Kaffee oder auch mal zum Essen. Sie nahmen mich mit in andere Versammlungen oder wenn sie jemand zum Baby Sitten brauchten fragten sie mich. Also sie brachten mir auch Vertrauen entgegen.

Es war eine schöne Zeit, das will ich nicht leugnen. Je länger die Zeit ins Land ging desto sicherer war ich, so muss es sein, so sieht es aus, wenn in einer Gemeinde alle im Einklang sind, wenn alle freundlich zueinander sind. Aber das war nur eine Maske, eine Illusion.

Irgendwann kamen 2 Älteste. Sie hinterfragten meinen Glauben, um festzustellen ob ich bereit für die Taufe bin. Natürlich war ich das. Sie gaben mir einen Text zu lesen. Bei den Zeugen ist das ganz easy. Du bekommst einen Text, unter dem Text steht eine Frage, die Antwort ist im Text und du musst mit eigenen Worten die Antwort aus dem Text wieder geben. Sie geben dir also den Text, du weißt wo du die antwort findest, nämlich im Text und diese gibst du dann mit eigenen Worten wieder. Und wenn im Text die 2 Tauffragen vorhanden sind dann gibst du sie mit eigenen Worten wieder und holla, du bist Taufkandidat. Du hast die Prüfung bestanden. Eigentlich ist es nichts anderes als das Nacherzählen des Textes.

Dann kommt der Tag der Taufe, die gleichen Tauffragen werden dir nochmal gestellt, und zwar vor einem Publikum von einem ganzen Fußballstadion. Selbst wenn du nein sagst geht dein nein unter auf Grund der Geräuschkulisse. Nehmen wir mal die Volle Alianzarena und du sollst unten ja sagen und mit dir noch 10 andere. Wer hört denn das hinten in der letzten Reihe? Niemand.

Und an Tag 1 nach der Taufe fällt die Maske, die Illusion bricht weg. Dich läd keiner mehr ein. Lädst du wen ein haben sie auf einmal keine Zeit mehr. Es sei denn du lädst sie ein, dass sie mit dir von Haustür zu Haustür gehen. Vielleicht macht dir das in den ersten Jahren auch nichts aus. Du hast einen Auftrag und nimmst ihn ernst. Aber du denkst zurück an die Zeit und wünscht dir, diese Zeiten würden nochmal zurück kommen, aber das tun sie nicht.

Und dann merkst du langsam aber sicher wo du gelandet bist. Druck und Denunziation werden von dir erwartet, wenn du irgend einen Bruder oder eine Schwester beobachtest wie sie was falsches machen.

Aber vor der Taufe selbst merkst du nicht worauf du dich einlässt. Du hast gelernt blind die Texte wiederzugeben. Du weißt wie diese Aufgabe funktioniert. Du bist trainiert die Aufgabe durchzuarbeiten. Du denkst nicht über den Inhalt nach, sondern dein Gedanke ist, wo ist die Aussage und wie kannst du sie in deinen eigenen Worten wiedergeben, so dass sie richtig ist. Dabei darf aber keine Eigeninterpretation enthalten sein, weil das ist dann wieder falsch und gibt ne Rüge...

So läuft das


Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 09:56

Vielen Dank, dass du so offen und ehrlich deine Erfahrungen teilst.

Dein Bericht hat mich sehr berührt, nicht nur, weil er so authentisch ist, sondern weil er zeigt, wie tief solche Erlebnisse gehen und wie subtil das System tatsächlich wirkt.

Was du beschreibst, ist aus meiner Sicht kein Zufall, sondern Teil eines durchdachten Musters: Menschen in schwierigen Lebenssituationen ob einsam, arbeitslos oder orientierungslos, werden nicht zufällig angesprochen, sondern gezielt in Momenten der Verwundbarkeit aufgefangen.

Du hast eindrucksvoll gezeigt, wie daraus Schritt für Schritt eine emotionale Abhängigkeit entsteht, bis man irgendwann nicht mehr hinterfragt, sondern einfach funktioniert, in der Hoffnung, angenommen zu sein.

Dein Satz:

„Du denkst nicht über den Inhalt nach, sondern wo die Antwort im Text steht“

hat mich besonders nachdenklich gemacht. Er bringt exakt auf den Punkt, wie tief diese Form der Anpassung greift.

Die zweite Tauffrage wird in so einem Moment nicht mehr kritisch reflektiert, sondern erscheint wie eine bloße Formalität, obwohl sie in Wahrheit ein zentraler Loyalitätsakt ist.

Ich finde es unglaublich wertvoll, dass du das so klar, respektvoll und persönlich schilderst. Ich bin mir sicher, dass sich viele in deinen Worten wiederfinden oder vielleicht beginnen, ihr eigenes Erlebtes besser zu verstehen.

Ich selbst neige oft dazu, Dinge eher rational und wissenschaftlich zu analysieren und merke dabei, dass mir manchmal genau diese emotionale Tiefe fehlt, die du hier vermittelst. Deshalb: umso mehr Danke dafür.

Alles Gute auf deinem weiteren Weg, du hast spürbar viel Klarheit gewonnen. Und vermutlich mehr Stärke, als dir vielleicht bewusst ist.

guitschee  19.05.2025, 08:55
Und an Tag 1 nach der Taufe fällt die Maske, die Illusion bricht weg. Dich läd keiner mehr ein.

War das tatsächlich so dermaßen offensichtlich und krass bei dir?

Belliwell  19.05.2025, 23:02
@guitschee

Ja, eigentlich schon in der Zeit davor, weil die wussten ja, bald ist Taufe. Leute mit denen ich weniger zu tun hatte haben mich schon vorher kaum noch eingeladen, also zu Zeiten wo ich ungetaufte Verkündigerin war. Nur der harte Kern lud mich noch ein und war auch bereit zu mir zu kommen, wenn ich Einladungen aussprach.

Was ist denn die christliche Wassertaufe?

Mit der Taufe zeigt jemand öffentlich vor Zeugen, dass er seine Sünden bereut hat und Gott versprochen hat, uneingeschränkt seinen Willen zu tun.

Jesus machte die Taufe zu einem Erfordernis für seine Nachfolger. 

Geschieht die Taufe mit dem Beantworten zweier Fragen? Nein. Damit wird nur die Bedeutung und Verantwortung deutlich, und es wird so sichergestellt, dass niemand an dem Tag getauft wird, der sich der Tragweite nicht bewusst ist. Die zwei Fragen sind also keine "Taufformel".

Das Untertauchen im Wasser ist also "das' Zeichen vor Zeugen, dass ich mich hingegeben habe. Die Hingabe ist zudem ein wichtiger Schritt, der der Taufe vorausgehen muss.

Wem gibt man sich hin?

Gott.

Wie vollziehe ich die Hingabe?

Dabei äußert man in einem persönlichen Gebet vor der Taufe den Wunsch, sein Leben durch Christus in den Dienst Gottes zu stellen. Römer 14:7-8.

Mit einer besonderen Taufansprache und zwei Fragen, die man beantwortet, wird lediglich die Verantwortung deutlich. Sie ist wie gesagt keine "Taufformel". Sie schließt nur aus, dass sich jemand mal soeben spontan taufen lässt, der sich noch gar nicht Gott hingegeben hat.


telemann2000  20.05.2025, 06:50
Sie schließt nur aus, dass sich jemand mal soeben spontan taufen lässt, der sich noch gar nicht Gott hingegeben hat.

Fallen dir hier die zwei Regeln auf die von sündigen Führern deiner Organisation aufgestellt wurden?

Ich weiß ja nicht, ob sie dir auffallen aber mir definitiv. Zum einen möchte man voraussetzen, dass man sich Gott unbedingt hingeben muss was ja per sé keine biblische Voraussetzung für die Taufe ist, dann will man eine spontane Taufe explizit ausschließen. Auch diese Regelung ist unbiblisch. Schließlich wurde der Gefängnisaufseher und alle seine Hausgenossen die in ihrem Leben nie etwas überein einen Jesus von Nazareth gehört haben innerhalb weniger Stunden getauft. Das nenne ich spontan!!!!

Genau deshalb ist auch die Frage von Barnabas absolut berechtigt

Schließlich sprechen wir hierüber ein kompliziertes Regelwerk welches nicht von Gott stammt sondern von sündigen Menschen.....

telemann2000  19.05.2025, 19:45
Wie vollziehe ich die Hingabe?

Du weißt schon, daß der Begriff der Hingabe in der Bibel nicht vorkommt?

telemann2000  19.05.2025, 20:42
@Berliner926

Ich beziehe mich auf die NWÜ. Dort findet man den Begriff nicht in Verbindung mit der Taufe. Schon interessant oder?

telemann2000  19.05.2025, 20:49
@Berliner926

Das NT erwähnt stets die Taufe als einen wichtigen Aspekt lässt aber die Hingabe absolut unerwähnt?

Wenn die Bibelschreiber es nicht für notwendig erachteten, warum legt dann die Geistlichkeit der Zeugen Jehovas solch einen großen Wert auf Hingabe?

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 08:51

Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Ich verstehe, was du meinst besonders, dass es bei der Taufe nicht nur um den äußeren Akt geht, sondern auch um bewusste Hingabe und Verantwortungsbewusstsein.

Aber gerade weil die Taufe eine so bedeutende Handlung ist, lohnt es sich, genau hinzuschauen:

In der Bibel steht nicht nur, dass man sich taufen lässt, sondern auch wie und auf wen!

Du sagst, die zwei Fragen seien „keine Taufformel“, sondern nur ein Hilfsmittel zur Reflexion.

Aber diese Fragen sind verpflichtend ohne ihre Bejahung darf niemand getauft werden, oder? Oder könnte ich Frage 1. mit "ja" beantworten und Frage 2. mit "nein"? Das ist dann sicher kein bloßes Hilfsmittel zur Reflexion, sondern ein verbindlicher Bestandteil des Taufvorgangs.

Damit sind sie de facto die Grundlage jeder Taufe, auch wenn man das nicht so nennt. Nur weil man etwas andern nennt ändert das nicht die Faktenlage.

Und genau darum geht es mir:

In der Bibel wird die Taufe explizit auf Jesus Christus vollzogen (vgl. Apg 2,38; 10,48; 19,5).

Selbst Matthäus 28,19, wo Jesus von Vater, Sohn und Heiligem Geist spricht, enthält keinerlei Bezug auf eine Organisation weder wörtlich noch sinngemäß.

Dass Jesus in der Tauffrage der Zeugen Jehovas nur über sein Opfer erwähnt, aber nicht als Person benannt wird, auf die man sich taufen lässt, ist ein klarer Bruch mit dem biblischen Vorbild.

Stattdessen heißt es:

„Bist du dir bewusst, dass deine Hingabe und Taufe dich als einen Zeugen Jehovas ausweist, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?“

Mit „Organisation“ ist hier ganz konkret die Leitende Körperschaft gemeint – also eine kleine Gruppe von Männern Cook, Fleegle, Herd, Jackson, Lett, Lösch, Sanderson usw., die als geistliche Autorität gelten.

Dass diese Organisation ausdrücklich in der Tauffrage genannt wird, ist nicht bloß ein „Hinweis zur Ernsthaftigkeit“, es ist eine theologische Verschiebung des Bezugsrahmens:

Weg von Christus – hin zu einer menschlichen Leitung.

Wenn also gesagt wird:

„Man gibt sich Gott hin“,
aber zugleich eine verpflichtende Treueerklärung gegenüber einer irdischen Struktur gefordert wird,
dann ist das keine neutrale Auslegung, sondern eine bewusste Veränderung der biblischen Lehre.

Und genau das bringt mich zu einer letzten Frage:

Wie kann eine Organisation in manchen Punkten so extrem bibeltreu und fundamentalistisch auftreten aber gerade bei einem so zentralen Punkt wie der Taufe bewusst von der biblischen Vorgabe abweichen?

Der Grund liegt meiner Meinung nach auf der Hand: Es geht um die Stärkung der eigenen Autorität.

Das ist kein persönlicher Angriff, sondern eine theologische Beobachtung, die jeder ehrlich prüfen sollte.

Berliner926  19.05.2025, 09:07
@Barnabas78

Als der äthiopische Finanzbeamte sich taufen ließ, stellte nach Apostelgeschichte 8 sogar er die Fragen, unter anderem "was hindert mich?". Die zwei heutigen Fragen sind also eh nicht so in der Bibel zu finden. Auch dass man sich Wochen vor der Taufe intensiv mit den Grundlehren der Bibel mittels Fragen auseinandersetzt ist keine 70 Jahre alt. Es ist aber damit sichergestellt, dass sich jeder sicher sein kann, gemäß seiner Taufe zu leben. Ich finde das sehr hilfreich. Wer hier ein Makel der "Organisation" sehen will, wird es so sehen. Ich bin froh, dass wir nicht mehr bei Taufen so vorgehen, wie vor 70 Jahren. Nach dem Motto "wer will, wer hat noch nicht".

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 09:25
@Berliner926

Du erwähnst den äthiopischen Kämmerer (Apostelgeschichte 8), der „Was hindert mich?“fragte.

Das war keine Prüfung, sondern Ausdruck eines sofortigen, persönlichen Entschlusses basierend auf seinem Glauben an Jesus Christus, nicht an eine Organisation.

Er wurde direkt getauft ohne vorherige Loyalitätsformel und ohne institutionelle Hürde. Dass sich Menschen heute intensiv mit der Bibel auseinandersetzen, ist natürlich positiv aber die eigentliche Frage ist doch:

Warum ist die formale Zugehörigkeit zu einer bestimmten Organisation heute zwingende Voraussetzung für die Taufe?

Es gibt kaum eine andere christliche, bibelorientierte Bewegung, die Menschen eine derart exklusive Autoritätsstruktur vorschreibt.

Bei den Zeugen Jehovas wird niemand getauft, der sich nicht ausdrücklich als Teil der Organisation bekennt und sich ihrer Leitungsstruktur unterordnet.

Das ist weder biblisch belegt noch historisch ursprünglich!

Wenn es dafür eine biblische Grundlage geben soll, gerne, zeig mir den Vers.

Dass dieses Vorgehen von dir als „hilfreich“ empfunden wird, macht es noch lange nicht richtig vor allem nicht, wenn es die theologische Grundlage der Taufe verändert.

Es geht hier nicht um Nostalgie oder pauschale Kritik, sondern um die Frage:

Was wird heute konkret verlangt  und entspricht das noch dem biblischen Vorbild?

Eine Organisation oder genauer gesagt: eine kleine Gruppe von Männern  zur notwendigen Vermittlungsinstanz zwischen Mensch und Gott zu machen, ist theologisch mehr als fragwürdig.

Jeder kann behaupten, ein „Kanal Gottes“ zu sein gerade deshalb ist es umso wichtiger, nicht Menschen zu folgen, sondern den Maßstab zu prüfen. Die zweite Tauffrage steht ganz klar für das Folgen von Menschen, nicht allein von Gott.

Ich könnte mich bei euch nicht taufen lassen, wenn ich mich „nur“ Jesus und Gott hingeben würde, das ist de facto so. Ich müsste mich zusätzlich der Autorität eurer Organisation (Führung) unterwerfen.

Und das ist der eigentliche Knackpunkt!

Berliner926  19.05.2025, 10:50
@Barnabas78

Die Alternative:

„Ich kann berichten, dass ich ... in einem einzigen Monat mehr als zehntausend Männer, Frauen und Kinder taufte.“ So schildert der Jesuitenmissionar Franz Xavier seine Tätigkeit im Königreich Travancore (Indien). „Ich zog von Dorf zu Dorf und machte Christen. In jedem Ort ließ ich eine Abschrift unserer Gebote und Gebete in ihrer Sprache zurück.“

Berliner926  19.05.2025, 10:57
@Berliner926

Was war durch solche Massentaufen gewonnen? Nichts, wenn derjenige nicht entsprechend seiner Taufe lebt. Denn nicht die Taufe rettet. Es ist immer noch Jesus und der Glaube an sein Loskaufsopfer.

„Wer ein Nachfolger von mir sein will, muss sich selbst verleugnen, Tag für Tag seinen Marterpfahl nehmen und mir ständig folgen“ (Lukas 9:23)

Die Taufe ist bei uns ein Start, ein Meilenstein, aber nicht das Ziel.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 11:11
@Berliner926

Danke für den Einwurf aber ehrlich gesagt sehe ich nicht, wie das Beispiel von Franz Xavier die eigentliche Frage berührt.

Wieder das klassische Whataboutism-Argument?

„Ja, wir machen das – aber die anderen.... .“

Das verlagert die Diskussion, anstatt sie zu führen und wirkt eher wie ein Eingeständnis fehlender Argumente und beantworte nicht meine Frage.

Denn selbst wenn man das Vorgehen Xaviers kritisch sieht (was viele tun, zu recht ), bleibt eines offensichtlich:

Franz Xavier taufte auf den Namen Jesu Christi nicht auf eine Organisation, nicht auf den Papst, nicht auf den Jesuitenorden. Und vor allem: nicht auf Menschen, wie ihr es heute tut.

Und genau hier liegt der Knackpunkt:

Warum ist bei den Zeugen Jehovas eine ausdrückliche Loyalitätserklärung gegenüber einer menschlichen Organisation verpflichtender Bestandteil der Taufe, obwohl es dafür keinerlei biblische Grundlage gibt? Darauf habe ich immer noch keine Antwort.

Wenn das Problem wirklich nur darin bestünde, dass Menschen früher manchmal unüberlegt oder ohne tiefes Bibel wissen getauft wurden, dann könnte man die Fragen auch anders formulieren.

Die Begründung, man wolle damit nur „Unbedachtheit vermeiden“, ist ehrlich gesagt haarsträubend, dafür muss man niemanden auf eine Organisation einschwören.

Denn bei den Zeugen Jehovas geht es nicht darum, die Taufe besonders bibeltreu oder gewissenhaft zu gestalten.

Es geht darum, Loyalität gegenüber der Organisation zur zwingenden Voraussetzung zu machen.

Die zweite Tauffrage ist kein Schutzmechanismus, sondern ein Instrument zur Sicherung eurer exklusiven Autorität.

Dass Menschen sich früher vielleicht ohne tieferes Bibelstudium taufen ließen, mag man diskutieren aber das rechtfertigt nicht, heute eine „Taufformel“ zu verwenden, die Jesus als Person nicht einmal benennt, aber stattdessen die Organisation zwingend in den Mittelpunkt stellt.

Und gerade weil andere Religionsgemeinschaften Fehler gemacht haben, wäre es umso wichtiger, sich am biblischen Maßstab zu orientieren nicht an deren Fehlentwicklungen.

Was Franz Xavier getan hat, mag man kritisch bewerten  aber es ändert nichts an der Tatsache, dass eure zweite Tauffrage eine klare theologische Verschiebung darstellt:

Weg vom Glauben an Christus – hin zur Unterordnung unter eine Organisation.

Das ist nicht biblisch begründbar, sondern rein organisatorisch motiviert. Und genau das sollte jeder ehrlich Suchende hinterfragen.

Berliner926  19.05.2025, 11:56
@Barnabas78

Meinst du Christentum geht ohne organisiert zu sein? Jede Gruppe, die tauft, ist organisiert. Also ist wiedermal nur die "Organisation" der Reibungspunkt...

Ich habe keine bessere Organisation gefunden, weiß ihren Stellenwert dennoch einzuordnen, werde darauf vorbereitet, notfalls auch in noch schwierigen Zeiten meinen Glauben zu leben, ohne irgendeinen Kontakt zur "Organisation", schätze sie bis dahin sehr, dass sie mir hilft bspw. Math. 28,19 mit Leben zu erfüllen.

Meine Erfahrung nach annähernd 60 Jahren: was man selbst gerne hätte, wird oft kritisiert.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 12:17
@Berliner926

Danke für deine Antwort. Aber leider weichst du weiterhin der eigentlichen Frage aus.

Nur zur Klarstellung:

Ich habe nicht kritisiert, dass es im Christentum eine gewisse Struktur oder Organisation gibt. Solche Formen gab es auch schon in der Urgemeinde, wenn auch nie mit der autoritären Machtfülle, wie sie heute bei euch durch die Leitende Körperschaft beansprucht wird.

Aber genau das ist nicht das Thema.

Die entscheidende Frage ist und bleibt:

Warum ist bei den Zeugen Jehovas die ausdrückliche Zustimmung zu einer menschlichen Organisation verbindlicher Bestandteil der Taufe, obwohl das in der Bibel nirgendwo vorgesehen ist?

Die biblische Taufe erfolgt laut Apostelgeschichte auf den Namen Jesu Christi nicht auf eine Organisation, nicht auf eine Leitungsgruppe, nicht auf eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Die zweite Tauffrage der Zeugen Jehovas:

„… bist du dir bewusst, dass deine Hingabe und Taufe dich als einen Zeugen Jehovas ausweist, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?“

… ist keine neutrale Organisationsformulierung, sondern eine theologische Bedingung, ohne deren Bejahung niemand getauft wird.

Und genau das unterscheidet euch von anderen christlichen Gemeinschaften:

  • Andere taufen auf Christus – auch wenn sie organisiert sind.
  • Ihr tauft nur, wenn sich der Täufling zugleich eurer Organisation unterordnet.

Wenn du sagst, du wüsstest den „Stellenwert der Organisation“ einzuordnen dann frage ich dich: Warum akzeptierst du eine Tauffrage, die nicht Christus, sondern die Organisation zur Bedingung macht?

Und ganz ehrlich:

Was passiert, wenn du öffentlich eine andere Meinung hast als der „treue und verständige Sklave“?

Wenn du eine Lehränderung hinterfragst? Oder einen Missstand kritisierst? Dann bist du sofort ein „Abtrünniger“ geistig gefährlich, Kontaktverbot inklusive. Das, mein Lieber, nennt man geistliche Kontrolle. Oder, deutlicher gesagt umgangssprachlich eine Sekte.

Und zuletzt:

Kritik entsteht nicht, weil man „etwas gerne hätte“ sondern weil man nicht länger die Augen verschließen will vor dem, was andere lieber nicht sehen. 

Hoerli79  19.05.2025, 12:29
@Barnabas78

Kompliment, daß du so auf die Beantwortung dieser einen Frage pochst, und nicht in Ablenkungsmanöver abdriftest.

Berliner926  19.05.2025, 12:33
@Barnabas78

Bist du getauft? Wenn ja, hat man dich dort einfach so im Vorbeigehen getauft ohne Bindung zu einer Gemeinde?

Zu deiner Bemerkung, man darf nicht anderer Meinung sein. Weißt du, wie viele Leserbriefe ich im Lauf der Jahrzehnte geschrieben habe? Und immer eine konstruktive Diskussion geerntet habe? Lies Apostelgeschichte, wie die ersten Christen manchmal verschiedener Meinung waren. Beschneidung, etc. Das Hinterfragen, warum verhält sich etwas so, wie sieht die biblische Begründung aus, diese Fragen gehören bei uns zum gelebten Alltag. Dass ich konträre Auffassungen nicht von der Bühne erzähle, sondern geduldig warte, dürfte doch selbstverständlich sein.

Ist das in deiner Gemeinde anders?

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 12:41
@Hoerli79

Ich kenne diese Nebelkerzen-Taktik nur zu gut – sie läuft meist nach dem gleichen Muster ab:

  • Whataboutism:
  • Ablenkung durch Gegenbeispiele oder Vergleiche.
  • „Ja, aber die Katholiken haben früher auch …“
  • Tu-quoque-Argument (Du-auch-Argument):
  • Der Kritiker wird unglaubwürdig gemacht, weil andere ja auch Fehler machen.
  • „Andere Religionen machen es doch genauso falsch!“
  • Red Herring („falsche Fährte“):
  • Es wird ein scheinbar relevantes Thema eingebracht, das aber vom eigentlichen Punkt ablenkt.
  • „Was ist mit Franz Xavier und seinen Taufen?“
  • Strohmann-Argument:
  • Die Aussage wird vereinfacht oder verdreht, um sie leichter zu entkräften.
  • „Du willst also jede Organisation abschaffen?“ – obwohl das nie gesagt wurde.

Fehlt nur noch Themenverlagerung:

Man bringt plötzlich ein ganz anderes Thema ins Spiel z. B. die Kindstaufe , das aber mit der eigentlichen Frage nichts zu tun hat.

Ich frage mich bei solchen Reaktionen immer, ob aktive Zeugen Jehovas diese Taktiken bewusst anwenden oder ob das unbewusst passiert, weil sie selbst schon lange in diesem Muster stecken.

Vielleicht liegt es daran, dass sie in der Predigtdienstschule genau diese Techniken lernen, natürlich nie offen als „Tricks“ bezeichnet und nicht als diese benannt  aber eben als Methoden, wie man mit kritischen Fragen umgeht und Gespräche lenkt.

Man merkt einfach, dass hier nicht offen diskutiert wird, sondern dass viele Antworten vor allem einem Zweck dienen: das vorgegebene Narrativ zu schützen.

Und genau deshalb ist es so wichtig, diese Muster zu durchschauen und klar zu benennen.

Hoerli79  19.05.2025, 12:45
@Barnabas78

Man will einfach verteidigen an was man glaubt. Ich denke dies liegt in der Natur des Menschen.

Greifst du mich an, freue ich dich an. Aber sachlich mal nachzudenken fällt schwer.

Berliner926  19.05.2025, 12:48
@Barnabas78

Jetzt hast du erst nicht auf die Fragen geantwortet. Das mit der falschen Fährte trifft dann auf dich zu 😉

Die Eingangsfrage war übrigens:

Warum haben aktive Zeugen Jehovas kein Problem mit ihrer Taufformel?

Darauf habe ich glaube ausführlich geantwortet.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 12:50
@Barnabas78

Ob ich selbst getauft bin oder wie das in „meiner“ Gemeinde ablief, spielt für mein Argument keine Rolle.

Ich bin es nur eben nicht im Namen von Cook, Fleegle, Herd, Jackson, Lett, Lösch, Sanderson usw.

Die Frage ist nicht: „Gibt es irgendwo Gemeindebindung?“

Sondern:

Warum macht ihr die ausdrückliche Zustimmung zur Organisation – konkret zur „vom Geist geleiteten Organisation“ – zur unverzichtbaren Bedingung für die Taufe?

Das ist kein Nebenthema, sondern eine klare theologische Verschiebung:

Weg von Christus als Zentrum – hin zur Unterordnung unter eine menschliche Struktur.

Die Bibel warnt eindringlich davor:

„Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
(1. Korinther 3,11)
„Verflucht ist der Mensch, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz vom HERRN weicht.“
(Jeremia 17,5)

Zu deinem Beispiel mit den Leserbriefen: Es freut mich, wenn du intern Austausch erlebt hast.

Aber mal ehrlich:

Würde ein Zeuge Jehovas, der öffentlich (!) sagt: „Ich glaube an Jehova, aber nicht mehr daran, dass die Leitende Körperschaft der ‚treue und verständige Sklave‘ ist“ – weiterhin als aktiver Zeuge gelten?

Du glaubst doch nicht im Ernst, dass man bei euch mit der Führung auf Augenhöhe über Lehre diskutieren darf, schon gar nicht, wenn man ihre Autorität hinterfragt.

Ein solcher Mensch gilt bei euch als „Abtrünniger“, mit allen Konsequenzen:

Kontaktverbot, sozialer Ausschluss, geistige Stigmatisierung.

Das ist kein gelebter Pluralismus, das ist ein ideologisch festgezurrtes System.

Du sagst, man dürfe „nicht von der Bühne aus konträr denken“.

Aber genau das ist der Punkt:

Die Bühne steht für das offizielle Denken. Alles andere muss still, vorsichtig, intern bleiben – oder wird unterdrückt.

Doch: So hat Jesus nicht gelehrt.

Er stellte sich öffentlich gegen die religiöse Führung seiner Zeit und gegen jede Form geistlicher Machtanmaßung:

„Sie binden schwere und kaum tragbare Lasten und legen sie den Menschen auf die Schultern, aber sie selbst wollen keinen Finger dafür krümmen.“
(Matthäus 23,4)
„Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister: Christus. Ihr aber seid alle Brüder.“
(Matthäus 23,8)

Und bitte: Dreh das Thema nicht um.

Ich kritisiere nicht, weil ich eine andere Gemeinde verteidigen will.

Ich stelle eine ganz konkrete Frage und du weichst ihr wiederholt aus, indem du dich in Anekdoten und Nebenschauplätzen verlierst:

Warum darf man sich bei euch nicht einfach taufen lassen, weil man an Christus glaubt – sondern muss zusätzlich ein Treueversprechen gegenüber einer menschlichen Organisation abgeben?

Genau das ist der Punkt.

Alles andere ist Ablenkung.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 13:01
@Berliner926

Ach so – du meinst die Frage, ob ich getauft bin?

Doch, die habe ich längst beantwortet:

„Ich bin getauft – nur eben nicht im Namen von Cook, Fleegle, Herd, Jackson, Lett, Lösch, Sanderson usw.“

Ich bin getauft – auf den Namen Jesu Christi.

Nicht auf eine Organisation.

Nicht auf ein Leitungsgremium.

Und auch nicht auf eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Und genau das ist mein Punkt.

Denn wenn bei euch jemand sagt:

„Ich möchte mich Jesus hingeben – aber nicht gleichzeitig ein Treuegelöbnis gegenüber eurer Organisation ablegen“,
dann wird diese Taufe nicht akzeptiert.

Das allein zeigt doch schon, worum es bei eurer Tauffrage wirklich geht und genau da liegt meine Kritik.

Jetzt drehst du das Ganze um und wirfst mir eine „falsche Fährte“ vor obwohl du selbst konsequent der eigentlichen theologischen Frage ausweichst.

Also nochmal zur Erinnerung:

Nicht ob man getauft ist, sondern worauf. – Darauf kommt es an.

Und was ich besonders bemerkenswert finde:

Wenn es darum geht, andere zu kritisieren, seid ihr oft sehr wörtlich und fundamentalistisch. Aber wenn es um die eigene Tauffrage geht, plötzlich soll das nicht so eng gesehen werden.

Da wird dann argumentiert: „Na ja, es ist ja irgendwie nur eine organisatorische Hilfsformulierung …“

Diese Freiheit, biblische Vorgaben auszudehnen oder umzudeuten, nehmt ihr eurer Führung gerne ab. Und weil ihr die Organisation für so wichtig haltet, lasst ihr euch auch in ihrem Namen taufen.

Aber genau das ist der Bruch mit dem biblischen Vorbild. Und bisher hast du mir keinen einzigen Vers gezeigt, der diese Praxis rechtfertigt.

Berliner926  19.05.2025, 13:55
@Barnabas78

Bei uns wird man ermuntert beim eigentlichen Taufvorgang ein stilles Gebet zu sprechen. In Anlehnung aus dem Gedanken in Lukas 3,21 als sich Jesus taufen ließ und dabei betete. Niemand wird im "Namen einer Organisation" getauft. Dass man im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes getauft wird, wird bspw. in der feierlichen Ansprache mehr als deutlich.

Und ich glaube auch nicht nur, dass man auf Augenhöhe diskutieren darf, ich habe es selbst erlebt.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 14:29
@Berliner926

Eine für euch taktisch sehr typische Antwort beruhigend, relativierend, scheinbar versöhnlich, aber sie umgeht erneut den zentralen Punkt.

Du behauptest, es gäbe keine Taufe im Namen der Organisation aber die zweite Tauffrage verlangt genau das eine ausdrückliche Bindung an die „vom Geist geleitete Organisation Gottes“.

Die feierliche Ansprache ändert daran nichts. Und das „stille Gebet“ ersetzt keine theologische Grundlage.

Dass während des Taufvorgangs ein Gebet empfohlen wird, ist schön aber es ändert nichts an dem, was formell zur Bedingung gemacht wird.

Und das ist eben nicht nur die Hingabe an Gott, sondern:

„Bist du dir bewusst, dass deine Hingabe und Taufe dich als einen Zeugen Jehovas ausweist, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?“

Diese Frage ist verpflichtend. Ohne ihre Bejahung – keine Taufe. Das ist Fakt.

Damit wird eben doch im Namen der Organisation getauft, auch wenn man es sprachlich anders verpackt. Ihr lasst euch im Namen eurer Führung taufen.

Für Jesus bleibt darin nur noch die Rolle des Werkzeugs übrig denn seinen Platz als Mittler zwischen Gott und Mensch hat eure Leitung längst selbst eingenommen.

Und am Ende zählt nicht, was „emotional mitschwingt“. Sonst kann ich auch ins Kino oder Theater gehen –Emotionen allein machen keine Wahrheit.

Also nochmal ganz konkret:

Was ist formell gefordert – und worauf basiert diese Forderung biblisch?

Wo steht in der Bibel, dass man sich an eine irdische Organisation binden muss, um getauft zu werden?

  • Nicht in Lukas 3,21
  • Nicht in Matthäus 28,19
  • Nicht in Apostelgeschichte 2,38
  • Nirgends.

Zu deinem zweiten Punkt:

Ich glaube dir, dass du persönlich gute Erfahrungen gemacht hast, aber das beweist nicht, dass man bei euch offen und ehrlich über grundlegende Fragen diskutieren darf, vor allem nicht, wenn man dabei die Autorität der Leitenden Körperschaft hinterfragt.

Denn jeder, der das öffentlich tut, wird nicht als Gesprächspartner behandelt sondern als Abtrünniger. Mit Kontaktverbot, sozialer Isolation, geistiger Brandmarkung. Das hätte man natürlich nicht nötig, wenn man ehrlich wäre.

Und das weißt du genauso gut wie ich.

Die Frage bleibt also bestehen, glasklar und unbeantwortet:

Warum macht ihr die Zustimmung zur Organisation zur theologischen Voraussetzung für die Taufe, obwohl das dem biblischen Taufverständnis widerspricht?

Und bis jetzt kam darauf nicht ein einziger konkreter Bibelvers.

Ich dachte, ihr haltet euch so nah an die Bibel wie keine andere Gemeinschaft?

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 14:40
@Berliner926

Du sagst, niemand werde im Namen der Organisation getauft.

Aber genau das tut ihr, wenn auch nicht offen ausgesprochen, sondern geschickt formuliert.

Die zweite Tauffrage bei euch lautet:

„… als ein Zeuge Jehovas, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist.“

Diese Frage ist verpflichtend. Ohne ihre Bejahung keine Taufe.

Das ist kein rein geistlicher Akt mehr, das ist eine implizite Beitrittserklärung zur Organisation.

Nicht zur biblischen Lehre, nicht zu Christus allein, sondern zur Struktur und zur Autorität eurer Führung.

Juristisch betrachtet erfüllt das eine klare Funktion:

Bei späterem Austritt oder Widerspruch kann gesagt werden:

„Du hast dich nicht nur getauft – du hast dich bewusst an unsere Organisation gebunden.“

Intern wird das wie ein Vertrag behandelt, mit allen Konsequenzen:

Kontaktabbruch, Isolation, Ächtung!

Du nennst das „Hingabe an Gott“ aber de facto ist es ein Loyalitätsgelöbnis gegenüber einer irdischen Körperschaft, deren Leitung längst den Platz eingenommen hat, der laut Bibel allein Christus zusteht (1. Tim 2,5; 1. Kor 3,11).

Die feierliche Ansprache und das stille Gebet ändern nichts am eigentlichen Problem:

Die Taufe bei den Zeugen Jehovas ist nicht ohne Unterwerfung unter die Organisation möglich.

Und das ist weder biblisch noch geistlich, sondern organisatorisch motiviert und ein klares Zeichen für geistliche Kontrolle.

Berliner926  19.05.2025, 15:07
@Barnabas78

Du reibst dich am treuen Sklaven, oder wie das Parallelevangelium sagt, am Verwalter. Das wird jetzt klar. Die Organisation, das rote Tuch.

Du bist in 60 Jahren nicht der erste, dem ich begegnet bin. Und ich bin wiederum froh, dass wir ihn haben. Zu vielen Zeiten war es in der Weltgeschichte nötig, mit dem jeweiligen irdischen Teil der Organisation Gottes in Kontakt zu stehen. Als das Volk Gottes durchs Rote Meer zog, und so weiter. Und daher sind die beiden Tauffragen vor den Gästen absolut gut an der Stelle. Denen übrigens zig weitere Fragen vorausgehen. Und dem ein gemeinsames Gebet mit allen Anwesenden folgt, mit genau diesem Punkt. Daher hat jeder, der sich taufen lässt, die Formulierung „im Namen“ bestens verstanden, nämlich dass der Täufling die Autorität und Stellung des Vaters und des Sohnes sowie die Rolle des heiligen Geistes Gottes versteht und anerkennt. Jeden, absolut jeden Täufling, wirst du nachts wecken können und er wird dir aus dem Stand sagen können, was es bedeutet im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes getauft zu sein. Das ist wichtig. Und dass er versteht, was daher auch für eine Verantwortung mit der Taufe verbunden ist. Wer Kongresse bei uns regelmäßig besucht, wird dreimal im Jahr eine Ansprache dazu hören was es bedeutet als Christ in seinem Namen getauft zu werden. Jedes Mal Gänsehautfeeling.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 15:55
@Berliner926

Du lieferst erneut eine typische Mischung aus emotionaler Überhöhung, biblischen Bildern (Rotes Meer) und Ablenkung vom eigentlichen Thema – um die Kritik an der Tauffrage in eine organisationsaffirmative Verteidigungsrede zu verwandeln.

Du beantwortest meine zentrale Frage auch diesmal nicht.

Dass du dich bei Kongressen wohlfühlst und dort Gänsehaut bekommst, schön für dich. Aber das hat nichts mit meiner Frage zu tun.

Andere empfinden bei solchen Veranstaltungen vielleicht Beklemmung, Angst oder inneren Druck. Viele Menschen haben unter eurer Gemeinschaft seelisch gelitten – für mich wäre ein solcher Kongress wahrscheinlich eher ein trauriger Anblick.

Emotionen sind individuell – wie Musikgeschmack: Du würdest mit meiner Musik wahrscheinlich nichts anfangen können, und ich finde deine vermutlich einschläfernd.

Meine Frage bleibt:
Warum ist bei euch die ausdrückliche Bindung an die „Organisation Gottes“ – sprich: an die Leitende Körperschaft – verpflichtender Bestandteil der Taufe, obwohl das in der Bibel nirgends vorgesehen ist?

Denn genau das wird in der zweiten Tauffrage verpflichtend gefordert:

„… der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist.“

Nicht als Zusatz, nicht als Fußnote –

sondern als zentrale Bedingung für den Taufvorgang.

Du sprichst vom „Verwalter“ und vom „Volk Gottes am Roten Meer“.

Aber das ist eine klassische apologetische Taktik:

Du weichst der theologisch klaren Frage aus und ersetzt sie durch Bilder, Emotionen und Loyalitätsbekundungen.

Emotion ist kein Argument – und wie gesagt: subjektiv.

Du behauptest, „jeder wisse, was es heißt, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes getauft zu sein.“

Dann frage ich dich:

Warum steht das nicht in eurer offiziellen Tauffrage?
Warum wird dort nicht der Name Jesu genannt, sondern der der Organisation? Warum?

In Wirklichkeit wird der Täufling auf eure Führung eingeschworen – auf eure selbsternannten „neuzeitlichen Apostel“. Nicht einmal die biblischen Apostel hätten sich selbst so hervorgehoben wie eure heutige Leitung.

In anderen Bereichen seid ihr sehr fundamentalistisch.

Warum dann gerade hier nicht?Die Antwort liegt auf der Hand – du müsstest nur die Augen öffnen und den Verstand gebrauchen, den Gott dir gegeben hat, um zu prüfen und zu hinterfragen.

Bei euch steht nicht Christus allein im Zentrum,
sondern die Anerkennung eines Leitungsgremiums, das sich selbst als Sprachrohr Gottes versteht.

Eure „neuen Apostel“. Eure Führung.

Das ist nicht biblisch und schon gar nicht christlich.

Ohne dieses Bekenntnis zur Organisation: keine Taufe.

Das ist keine Glaubenstaufe, das ist ein Systembekenntnis.

Eine theologische Verschiebung:
Weg vom Evangelium – hin zu einem autoritären System, das sich selbst über jede Kritik stellt.

Also noch einmal, glasklar:

Wo steht in der Bibel, dass ich mich für die Taufe verbindlich einer menschlichen Organisation unterwerfen muss, um in eine Beziehung zu Gott zu treten?

Diese Frage hast du auch jetzt wieder nicht beantwortet.

Berliner926  19.05.2025, 18:54
@Barnabas78
Warum steht das nicht in eurer offiziellen Tauffrage?
Warum wird dort nicht der Name Jesu genannt, sondern der der Organisation? Warum?

Schau dir die 68 Fragen an, die vor einer Taufansprache besprochen werden, da geht es in mehreren Fragen um Jesus, den Vater und den hl. Geist. Dieses fundierte Verständnis, was der Taufbewerber hat, wirst du nirgends in der Breite so in einer anderen Gruppe finden.

Eure „neuen Apostel“. Eure Führung.

Bei uns gibt es keine neuen Apostel. Da verwechselst du uns.

Wo steht in der Bibel, dass ich mich für die Taufe verbindlich einer menschlichen Organisation unterwerfen muss, um in eine Beziehung zu Gott zu treten?

Du verwechselst Unterwerfung mit Anerkennen. Das Schöne ist doch, dass im Urchristentum christliche Versammlungen Gottes an verschiedenen Orten gegründet wurden, und doch waren sie nicht unabhängig voneinander tätig. Vielmehr erkannten sie alle die Autorität der in Jerusalem befindlichen leitenden Körperschaft der Christenversammlung an. Diese leitende Körperschaft setzte sich aus den Aposteln und den älteren Männern der Versammlung in Jerusalem zusammen, und es gab keine rivalisierenden Körperschaften an anderen Orten, die versucht hätten, die Versammlung zu beaufsichtigen. Es war diese treue leitende Körperschaft der Christenversammlung, der im ersten Jahrhundert u. Z. die Frage der Beschneidung vorgelegt wurde. Die Entscheidung, zu der die leitende Körperschaft unter der Leitung des heiligen Geistes kam, wurde angenommen und war für alle Christenversammlungen verbindlich (Apostelgeschichte 15:22-31).

Die leitende Körperschaft in Jerusalem sandte reisende Vertreter aus. So wurden die von der leitenden Körperschaft getroffene Entscheidung durch Paulus und andere überbracht, denn es heißt: „Als sie nun durch die Städte reisten, überbrachten sie denen, die dort waren, die zu beachtenden Verordnungen, welche von den Aposteln und älteren Männern, die sich in Jerusalem befanden, beschlossen worden waren.“ Über die Auswirkungen heißt es weiter: „Die Versammlungen wurden daher tatsächlich im Glauben weiterhin befestigt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu“ (Apostelgeschichte 16:4, 5).

Ich sehe in der Neuzeit nirgends woanders eine Gruppe, die so nach biblischen Muster organisiert ist, die offensichtlich den Segen des Herrn hat. Und ich sehe nirgends eine Gruppe deren Organisation daher einige so triggert und für sie so ein rotes Tuch ist, dass dann so Bemerkungen kommen, wie

du müsstest nur die Augen öffnen und den Verstand gebrauchen, den Gott dir gegeben hat, 

Aber damit betreibe ich jetzt bestimmt nur:

  • Whataboutism:
  • Ablenkung durch Gegenbeispiele oder Vergleiche.
  • „Ja, aber die Katholiken haben früher auch …“
  • Tu-quoque-Argument (Du-auch-Argument):
  • Der Kritiker wird unglaubwürdig gemacht, weil andere ja auch Fehler machen.
  • Red Herring („falsche Fährte“) ...
Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 19:39
@Berliner926

Warum tauft ihr nicht in Namen Jesus und dafür mit einem Treueid für eure Organisation? Das war meine einfache Frage. Und du weichst ihr wieder aus.

Stattdessen betonst du, wie einzigartig die Organisation der Zeugen Jehovas sei, wie „biblisch“ ihre Struktur sei, und dass ihr keine „neuen Apostel“ habt. Aber genau da liegt der Denkfehler oder die rhetorische Täuschung.

Eure Führer ob man sie nun Organisation, treuer und verständiger Sklave oder Leitende Körperschaft nennt beanspruchen dieselbe Autorität, die die Apostel im 1. Jahrhundert hatten, eigentlich sogar mehr.

Und das ist entscheidend.

Im Wachtturm, Studienausgabe Juli 2013, heißt es:

„An Pfingsten 33 setzte Jesus den treuen Sklaven (= eure Führung) über seine ‚Hausknechte‘. Der ‚Sklave‘ steht für die Gesamtheit aller gesalbten Christen.“

Das entspricht exakt der Rolle, die die Apostel damals innehatten von Jesus persönlich eingesetzte Lehrer mit Autorität über die Gemeinde. Das allein wäre schon eine Art „neuzeitliches Apostelkollegium“. Du kennst deine eigene Religion also nicht wirklich?

Aber es geht noch weiter: In eben jener Ausgabe wird eine zentrale Lehre revidiert:

Nicht mehr alle gesalbten Christen gelten als der „treue Sklave“, sondern ausschließlich die Leitende Körperschaft.

Damit ist jede Autorität zentralisiert. Kein anderer aus der angeblichen „gesalbten Klasse“ darf die Bibel unabhängig auslegen – nur noch die kleine Führungsgruppe in Warwick.

Das „Licht wird heller“, aber immer nur so, dass es mehr Kontrolle sichert!

Ehrlich gesagt erinnert das an politische Machtdynamiken:

Eine Strukturänderung, die sicherstellt, dass niemand innerorganisatorisch widersprechen kann, ganz ähnlich wie z. B. bei den Verfassungsänderungen in Russland unter Putin oder den autoritären Ambitionen Trumps. Das ist keine geistige Einsicht, das ist Machtpolitik mit religiösem Anstrich.

Noch ein Zitat aus dem selben Wachtturm:

„Dieser treue Sklave ist der Kanal, durch den Jesus seine wahren Nachfolger in dieser Zeit des Endes ernährt. Es ist wichtig, dass wir den treuen Sklaven anerkennen. Unsere geistige Gesundheit und unsere Beziehung zu Gott hängen von diesem Kanal ab.“

Was für eine Aussage!

Nicht mehr Jesus ist der direkte Weg zu Gott,  sondern nur über einen „Kanal“, kontrolliert von einer kleinen anonymen Gruppe. Das ist nicht christlich. Das ist strukturelle Ersetzung Christi.

Also nochmal ganz direkt:

Wo steht, dass ich bei meiner Taufe eine Organisation anerkennen muss, nicht Christus selbst?

Wenn du diese Fragen ehrlich beantwortest, dann beginnt vielleicht die eigentliche Erkenntnis.

Und was sagt die Bibel wirklich?

Matthäus 28:19-20

„Geht nun hin und macht Jünger aus allen Völkern, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“

Nicht: „… im Namen einer Organisation“

Nicht: „… nach 68 Fragen und einer Unterordnung unter einen Sklaven-Kanal“

Sondern: Jesus selbst steht im Zentrum von Taufe und Lehre nur bei euch nicht..

1. Timotheus 2:5

„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus.“

Kein „ein Kanal“, „eine Körperschaft“ oder „ein Sklave“

Sondern: Jesus ist der einzige Mittler – kein Zwischenorgan, keine Organisation, kein Menschensystem.

Galater 1:8

„Doch selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas als gute Botschaft verkünden würden, was über das hinausgeht, was wir euch als gute Botschaft verkündet haben – der sei verflucht!“

Die Lehre, dass die „geistige Gesundheit“ von der Anerkennung eines Kanals abhängt, ist ein anderes Evangelium, eines, das Paulus ausdrücklich verflucht.

Johannes 14:6

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“

Nicht: durch die „geistige Speise“ der Leitenden Körperschaft

Nicht: durch den „Sklaven-Kanal“

Nur durch Jesus selbst.

Matthäus 23:8-10

„Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: der Christus, ihr aber seid alle Brüder. Denn einer ist euer Führer: der Christus.“

Die Bibel verbietet geistliche Hierarchien mit exklusiven „Lehrkanälen“

Keiner soll sich über die anderen erheben, genau das tut eure Führung aber ständig

 Du sagst, der „Sklave“ sei der Kanal, durch den Jesus heute spricht?

Aber Jesus sagt:

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“ (Johannes 10:27)

Nicht: „…sie folgen einer Körperschaft“.

Nicht: „…sie folgen dem treuen Sklaven“.

Sondern: Sie folgen Jesus. Direkt.

Berliner926  19.05.2025, 19:54
@Barnabas78

Die leitende Körperschaft war in Jerusalem und nicht alle Geistgesalbten bildeten die leitende Körperschaft. Richtig. Konsequenz für heute? Antwort hast du ja geschrieben...

Wer steht denn dem Verwalter vor? Unser Herr Jesus.

MacBook429  19.05.2025, 19:55
@Barnabas78

Das ist schon erstaunlich, Sie werden hier extrem down gevotet, obwohl der anderes keine echten Argumente hat. Bitte machen Sie weiter so und lassen Sie sich nicht entmutigen.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 20:07
@Berliner926

Wer steht dem Verwalter vor?“

Natürlich sagst du: Jesus. Das klingt demütig, ist aber ein reines Lippenbekenntnis.

Du sagst:

„Die Leitende Körperschaft war damals in Jerusalem, nicht alle Gesalbten bildeten sie.“

Richtig.

Aber die damaligen Apostel wurden sichtbar von Jesus berufen, konnten sich auf Zeichen, Wundertaten und persönliche Sendung berufen. Und sie widersprachen sich gegenseitig (siehe Gal 2:11–14), wurden hinterfragt, sogar öffentlich kritisiert.

Heute dagegen gilt bei euch:

„Widerspruch gegen die Leitende Körperschaft = Abfall von Gott.“

Wie nennt man eine Struktur, in der eine kleine Elite sagt:

„Wir sind nicht der Herr, aber was wir sagen, kommt vom Herrn  und du darfst es nicht prüfen“?

Jesus sagte:

„Ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen. Einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.“ (Matthäus 23:8)

Und:

„Meine Schafe hören meine Stimme … und sie folgen mir.“ (Johannes 10:27)

Die Zeugen Jehovas sagen heute:

„Meine Schafe hören die Stimme des Sklaven – und folgen der Organisation.“

Das ist keine Demut vor Christus das ist die schleichende Ersetzung seines Amtes durch menschliche Kontrolle.

Du kannst es „Verwalter“ nennen.

Aber wenn der Verwalter entscheidet, wer ausgeschlossen wird, was die Wahrheit ist und was „geistig krank“ dann ist der Verwalter längst zum Herren geworden. Ich denke schon.

Es ist ja nicht so, dass Jesus persönlich kam und sagte: „Hört auf diese Männer, sie sind meine Verwalter.“

Nein, es sind genau die Männer selbst, die von dieser Autorität profitieren, die behaupten, sie seien der „treue und verständige Sklave“. Und das nicht auf Grundlage eines klaren Auftrags, sondern durch die Auslegung eines Gleichnisses.

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.

Ein Gleichnis wird zur Legitimation totaler geistlicher Kontrolle interpretiert von denen, die diese Kontrolle selbst ausüben. 

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 20:08
@MacBook429

Danke für deine Worte, keine Angst, das kenne ich hier schon.

Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 20:31
@Berliner926

Du hast recht: Apostelgeschichte 15 ist kein Gleichnis aber es ist auch nicht die Grundlage für die heutige Autoritätsstruktur der Zeugen Jehovas.

Du weichst wieder aus und versuchst, den Fokus umzulenken, weg von dem eigentlichen Fundament, auf dem die Organisation/Früher selbst ihre Autorität beansprucht: das Gleichnis vom treuen und verständigen Sklaven (Matthäus 24,45–47).

Das war aber nicht das Thema hier.. Ich warte also immer noch auf deine biblischen Belege für eure unsilbische Tauffrage.

Was haltet ihr egal ob als Christen, Bibelleser, aktiver oder ehemaliger Zeugen Jehovas oder einfach als denkende Menschen von dieser Taufformel der Zeugen Jehovas?

"Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" Mt 28,19

War mir nicht klar dass das so schwer zu verstehen sein könnte.

Um es meiner Meinung nach mal auf einen einzigen Nenner zu bringen: Würden Zeugen Jehovas im Namen Jesu Christi taufen, würde man dem Täufling dadurch zu verstehen geben, dass Jesus Christus der Lebensmittelpunkt eines Christen ist.

Genau das soll aber vermieden werden!

Gib mal den Begriff "Lebensmittelpunkt" in der watchtower library ein. Du wirst stauen das der Lebensmittelpunkt eines Zeugen Jehovas stets der Dienst für Jehova (aka Organisation) ist....

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin überkonfessioneller Christ

Für die Zeugen gibt es keine Dreifaltigkeit. Von daher können sie auch nicht in dessen Namen taufen. Es zählt da nur Gott. Oder das, was sie dafür halten.


Barnabas78 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 08:14

Das ist richtig, die Zeugen Jehovas lehnen die Trinitätslehre ab. Aber genau darum geht es hier eigentlich nicht.

Zeugen Jehovas betonen selbst, dass sie sich konsequent an der Bibel orientieren, oft sogar in einem fundamentalistischen Sinne.

Und da ist der Befund ziemlich eindeutig:

  • In der Apostelgeschichte wird durchgehend auf den Namen Jesu getauft.
  • In Matthäus 28,19 nennt Jesus selbst die klare Formel: „… auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Die Zeugen Jehovas hingegen taufen auf ein Bekenntnis zu „Jehova“ und zur Organisation, so steht es nicht in der Bibel.

Also ja, du hast recht: Die Ablehnung der Trinitätslehre erklärt einen Teil davon.

Aber mir ist die Antwort zu einfach.

Auch wer die Trinität ablehnt, könnte sich dennoch klar „im Namen Jesu“ taufen lassen  so wie es in der Apostelgeschichte bezeugt wird.

Stattdessen wird hier, meiner Meinung nach, bewusst eine neue Autoritätsebene eingeführt: die "Organisation". Und die Taufe wird zu einem Treueschwur auf diese Struktur/Führung, nicht nur auf Gott oder Jesus. Das ist theologisch und geistlich ein ganz anderer Weg als das neutestamentliche Vorbild.