Du fragst: „Beugt sich Gott den Regeln der Menschen?“ – Die Antwort ist: Nein, er passt sich nicht der menschlichen Sünde an. Aber er handelt *geduldig* mit uns. Er offenbart seine Gerechtigkeit nicht sofort in der vollkommenen Form, sondern führt Menschen schrittweise in seine Wahrheit.
Jesus selbst macht das deutlich im Gespräch über den Scheidebrief (Mt 19,8):
> „Wegen eurer Herzenshärte hat euch Mose erlaubt, euch von euren Frauen zu scheiden; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen.“
Gott *tolerierte* manche Dinge in der damaligen Zeit, ohne sie gutzuheißen. Er setzte *Regeln*, um menschliche Grausamkeit *einzuschränken*, nicht um sie zu fördern. Das gilt auch für die Gesetze zur Sklaverei in 2. Mose 21 – sie setzten Schutzmechanismen für Menschen, die damals faktisch rechtlos waren. Das ist ein Unterschied zur befürwortenden Haltung.
### 2. **Das Alte Testament ist kein Idealgesetz – sondern Teil einer heilsgeschichtlichen Entwicklung**
Wer die Bibel als Ganzes liest, erkennt: Das Alte Testament war nie die Endstation. Es weist immer über sich hinaus – auf den neuen Bund in Christus, in dem sich Gottes Gerechtigkeit voll entfaltet. Paulus sagt dazu in Galater 3,24:
> „So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin.“
Das Gesetz (inkl. Regelungen zur Sklaverei) war also eine *Übergangsordnung*. Im Neuen Testament geht es nicht mehr um Regeln zur Sklaverei, sondern um die Überwindung derselben in Christus:
> „Hier ist nicht mehr Sklave noch Freier, \[...] sondern ihr seid alle einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28)
### 3. **Einzelverse müssen im Kontext gelesen werden**
Du zitierst 2. Mose 21,7 zur Sklavin und 4. Mose 15 zur Holzsammlung. Das sind ernste Stellen. Aber: Auch hier gilt – es ging nie um Willkür, sondern darum, ein heiliges Volk zu schaffen, das Gottes Charakter widerspiegelt. Die Todesstrafe diente damals als heiligkeitsbezogene Abschreckung (nicht als soziale Strafjustiz im modernen Sinn). Auch hier: Gott setzte Grenzen, um das Volk zu bewahren – und zeigte doch immer wieder *Gnade*, wo Umkehr geschah.
### 4. **Die Bibel ist kein Gesetzbuch für moderne Politik – aber sie ist Gottes Wort für alle Zeiten**
Die Botschaft der Bibel ist nicht, dass wir heute 1:1 die damaligen Gesetze umsetzen müssen. Es geht um das *Herz Gottes* hinter diesen Geboten: Gerechtigkeit, Heiligkeit, Barmherzigkeit. Wer daraus ableitet, heutige ethische Fragen (wie Scheidung oder LGBT) beliebig zu relativieren oder gleichzusetzen, verkennt das Wesen der biblischen Offenbarung.
Der neue Bund in Christus bringt eine *höhere Gerechtigkeit* (Mt 5,20), die nicht gesetzlich, sondern geistlich ist. Wer also meint, alles, was im AT geregelt ist, sei entweder heute noch bindend oder irrelevant, übersieht die dynamische Spannung zwischen Gesetz und Gnade.
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**Fazit:**
Gott tolerierte damals gewisse gesellschaftliche Realitäten – nicht weil sie gut waren, sondern weil er mit einem harten, eigensinnigen Volk arbeitete, um es schrittweise zur Erkenntnis seiner Gerechtigkeit zu führen. Im Zentrum steht nicht das Festhalten an kulturellen Praktiken, sondern die immer klarere Offenbarung seines Wesens – das sich endgültig in Jesus Christus zeigt.
Deshalb: Ja, die Bibel bleibt gleich. Und gerade deshalb zeigt sie uns, wie Gott mit sündigen Menschen Geduld hat – und uns zur wahren Freiheit führt. Nicht durch Zwang, sondernja durch Liebe und Wahrheit.
Liebe Grüße!