Das ist ein Vers, den ich mir auch schon ein paar mal hab durch den Kopf gehen lassen. Mich interessiert der nicht nur aus religiöser Sicht, sondern auch aus arbeitstechnischer Sicht. Ich bin Erzieherin und habe über 6 Jahre im Studium auch Religionspädagogik gehabt. Dieser Vers wurde da nie durchgenommen.
Ich habe daher so meine eigene Sicht auf diesen Vers entwickelt, der auch meinen eigenen Glauben sehr beeinflusst.
Ich kenne das Wesen der Kinder und das seit Ausbildung. Es gingen in den ersten sechs Jahren immer Praktikas einher und seit 2004 arbeite ich durchgehend am Kind. Daher weiß ich wie Kinder sind, wie sie sich verhalten.
Zunächst mal haben Kinder, egal ob religiöses Elternhaus oder nicht, keine Ahnung von Religion. Sie ahmen das nach, was sie von ihren Eltern sehen oder gelehrt bekommen. Religionsunterricht gibts erst ab Grundschule und die Koranschule ist auch erst ab einem bestimmten Alter. Ich hatte mal einen Jungen von 5 Jahren der die Koranschule besuchte. Von den Storys her kann man das damit vergleichen was Kitakindern beigebracht wird, also die Storys Kindgerecht zerstückelt und heruntergebrochen auf das Verständnis und die Aufnahmefähigkeit, sowie der Konzentration.
Das heißt das Kind wird noch nicht mit Glaubenslehren konfrontiert, sondern eher mit kleinen Storys die einen Sinn haben, also in die Richtung gehen, wo es später Lehrmeinungstechnisch hin geht.
Wenn wir mal bei Jesus bleiben, dann muss man das so sehen, das Kinder, auch in Jesu Zeiten, die Person als jemand Großen wahr nehmen. Sie hören vielleicht die Erwachsenen staunen - Oh der hat vielen Leuten zu Essen gegeben, er hat diesen und jenen geheilt usw... Sie hören also die Erwachsenen reden positiv von ihm. Die Kinder um ihn herum hören nicht nur von anderen erwachsenen positives, sondern sie werden ihn auch als vermutlich sehr netten Mann erlebt haben, der ihnen gegenüber positiv agiert hat, vielleicht (auch wenns nicht in der Bibel stand) mit ihnen Scherze gemacht hat oder mal im Spiel mit ihnen agiert hat, oder sie vielleicht auch mal getröstet hat, wenn eins hingefallen war.
Die Kinder werden von den Erwachsenen die an ihn glaubten vielleicht gehört haben, das Jesus von Gott kommt. Mehr werden sie aber nicht von Jesus kennen. Und sie werden keine Lehrmeinung kennen. Sie nehmen Jesus als das an was sie sehen, sind voller Vertrauen. Er muss ihnen nichts beweisen. Sie wissen nichts von der Sünde, wissen nichts von der Lehre kennen vielleicht nur 1-2 Gebote, wenn überhaupt.
Und dennoch, obwohl sie unreif und unwissend sind werden sie in das Königreich kommen.
Werdet wie die Kinder....
Für mich hört sich das sehr positiv an.
Denn ich weiß, wie Kinder noch sein können.... Sie schlagen sich die Köppe ein wenn sie der Meinung sind es ist etwas ungerecht. Sie nehmen sich was sie wollen. Klein Willi hat ne Schippe? Ich nehme sie ihm weg und schlag ihm gleich nochmal eins damit über die Rübe. Ich kann nicht sprechen? Also kneife und beiße ich, weil das meine Art der Kommunikation ist. Ich gehe an den Rucksack meines nächsten und suche erstmal ob da Spielzeug oder Süßkram drin ist und stecke es dann in meine eigene Tasche. Sie klatschen einen die ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht. Es können 40 Grad im Schatten sein, das Deo kann versagen und das Kind steht vor dir und sagt: Du stinkst.
So sind Kinder.
Im Prinzip sind wir Erwachsenen doch auch so nur mit einem gravierenden Unterschied. Wir haben Regeln und Normen übernommen. Wenn wir schlechte Dinge tun können wir sie besser Verschleiern. Was uns fehlt ist das Gottvertrauen das Kinder nun mal haben. Es ist uns abhanden gekommen durch Alter und Wissen.
Ich bin heute der Meinung, dass ich auf der religiösen Ebene nicht alles wissen muss. Wissen wird durch Lehren vermittelt. Da kommen wir wieder hin zur Lehrmeinung. Die immer unterschiedlich ist, je nachdem in welcher Konfession man sich befindet. Aber was dadurch verloren geht ist das Grundvertrauen in Gott.
Als ich vor vier Jahren meinen Glauben wiederfand, nachdem ich aus einer Glaubensgemeinschaft floh, für die Lehrmeinung alles war und die Leichen im Keller sich immer mehr stapelten, habe ich mir geschworen das ich nicht mehr so viel hinterfrage. Mein Fokus liegt auf dem Gebet. Die Bibel ist mein Werkzeug. Was ich nicht verstehe muss ich mit Gottvertrauen ausgleichen. Die Lehren die ich nicht verstehe kann ich zwar hinterfragen, aber ich vertraue denen meistens nicht. Ich gehe nach Bauchgefühl.
Ja ich weiß, einige werden jetzt aufschreien. Grade Christen, welche alles 1 zu 1 umgesetzt sehen wollen und die mit erhobenem Zeigefinger drohen. Ich habe einen Bekannten mit dem ich über Discord Texte. Wenn der Emojis schickt dann haben die für ihn einen religiösen Rahmen. Neben Kreuz, betenden Händen, einem Löwen und einer Krone ist auch immer ein erhobener drohender Zeigefinger dabei. Man darf die Dinge nicht in Facetten sehen. Wenn man mit ihm über den Glauben spricht muss man aufpassen was man sagt. Sagt man etwas, in seinen Augen, Falsches, dann diskutiert der einen so lange in Grund und Boden bis die Antwort seiner Lehrmeinung entspricht. Andere Lehrmeinungen existieren für ihn nicht. Und ich bin zwischen den Lehrmeinungen. Nehme mir nach meinem Verständnis das mit, das ich gebrauchen kann, was ich verstehen kann und was ich aufnehmen kann. Wie ein Kind nehme ich es an und bilde mir mein eigenes Bild darüber. Ich habe vertrauen, dass am Ende alles gut geht. Wie ein Kind halt.
Und das verstehe ich unter diesem Bibelvers.