Stehen Deutschlands Maßnahmen zur Klimabewältigung noch in Relation?

12 Antworten

Pro Kopf Angaben interessieren dabei nicht, denn es verursachen nicht die einzelnen Menschen gleichermaßen.

Dann interessieren auch Exportländer wie China nicht, da die Waren, deren Produktion so viel CO2 ausstößt, zum größten Teil in andere Länder gehen.

Merkste selber, oder?

Mit der Herangehensweise haben wir uns die letzten 50 Jahre schon im Kreis gedreht und werden es noch die nächsten 50 Jahre tun. Fakt ist aber, dass wir eine Lösung für den gesamten Treibhausgasausstoß finden müssen, an dem wir relativ zur Bevölkerung einen sehr hohen Anteil haben, zu dem wir außergewöhnlich viel Know-How mitbringen und somit auch andere Staaten im Kampf gegen den Klimawandel unterstützen können und von dem wir bis vor einigen Jahren, als wir noch die größte Windkraft- und Solarindustrie der Welt hatten, auch ordentlich hätten profitieren können.

Ich sage ja nicht, dass man gar nichts tun sollte, aber denkt ihr die massiven Kosten und Maßnahmen stehen noch in Relation zu dem, was wir dazu beitragen können?

Die Alternative wäre, das ganze aufzugeben und dem Klimawandel endgültig freien Lauf zu lassen. Die Dürresommer von 2018 und 2019 haben 19% der Ernte über die wichtigsten Feldfrüchte hinweg in Deutschland verringert, allein die Landwirtschaft hat ca. 5,5-6 Mrd Euro Schaden zu beklagen. Und die Dürre kam 2021 und 2022 nochmal.

Unsummen von Steuergeldern und eine immer ärmere Mittelschicht, die den Laden eigentlich überhaupt erst am Laufen hält.

Was die erst davon halten, wenn man irgendwann radikalere Maßnahmen beschließen muss als nur ein temporäres Verbot, Swimingpools zu befüllen, weil z.B. die Trinkwasservorräte knapp werden? Wenn man anfangen muss, Strom zu rationieren, weil hitzebedingt ausfallende AKWs am europäischen Stromnetz zerren? Bestimmte Obst- und Getreidesorten irgendwann einfach nicht mehr wie selbstverständlich im Supermarkt liegen, weil das Zeug in der Trockenheit nicht wächst? Krankheiten wie Malaria oder West Nil Virus zurückkehren? Die eigene und zehntausende andere Omas durch Kreislaufprobleme tot umfallen?

Sei mir nicht böse, aber ich finde dieses ständige "Deutschland ist so klein, bla bla bla, was ist mit China bla bla bla"-Argument etwas einfältig.

Ja, wir in Deutschland stoßen nur rund 1,8 Prozent aus. Aber es gibt einen Trick, wie du die Zahl noch kleiner machen kannst! Nimm statt Deutschland einfach das Bundesland, in dem zu wohnst. Bei mir ist das z. B. Hessen, welches etwa ein Zehntel des deutschen Ausstoßes hat.

Wir Hessen tragen also sogar nur 0,2% zum CO2-Ausstoß bei! Jetzt habe ich noch weniger Grund, etwas gegen den Klimawandel zu tun! 0,2% nur! Kleine Zahlen sind beeindruckend und toll.

Ich kann die Zahl sogar noch kleiner machen, in dem ich nur meine Gemeinde betrachte. Jetzt stoßen "wir" sogar nur noch 0,001% zum CO2-Ausstoß bei. Noch weniger Grund, Klimaschutz zu betreiben!

Also mal ernsthaft: Wieso ist Deutschland deine Bezugsgröße? Wieso nicht Europa? Oder die westliche Welt? Das eine ist so beliebig wie das andere. Für mich ist der Klimawandel ein Problem der gesamten Welt. Wenn ich sage "Wir müssen mehr Klimaschutz machen" meine ich nicht "wir Deutschen" sondern "wir Menschen".

Deutschland ist beim Klimaschutz eher ein Schlusslicht als ein Vorbild. Die meisten anderen westlichen Länder machen mehr als wir. Deutschland bemüht bei CO2-Emissionen gerne 1990 als Vergleich, da die Abwicklung der DDR-Wirtschaft die Statistik verzerrt. Nimmt man z. B. stattdessen den Verlauf der Emissionen in der EU seit 2005, so haben nur die baltischen Staaten und Polen eine schlechtere Bilanz (welche jedoch durch die Nachholung des wirtschaftlichen Aufschwungs eigentlich kein guter Vergleichspunkt sind).

Im Vergleich mit westlichen Staaten sind wir das absolute Schlusslicht!

Natürlich muss China auch seinen Teil beitragen, und der Rest der Welt sollte ein Auge darauf haben. Aber China steht gar nicht mal so schlecht dar. Vor kurzem wurde das Verbrennerverbot in China von 2040 auf 2035 vorgezogen, also zeitgleich mit der EU. Ein Problem sind allerdings weiterhin die Kohlekraftwerke dort, aber ebenso in Deutschland.

Länder wie Deutschland, aber auch China oder Korea sind Länder mit hohen individuellen CO₂ Ausstoß. Aber auch die Länder, die in Forschung und Produktion klimaschützender Technik weltweit führend sind. Wir haben auch als Vorbild für andere Länder eine sehr wichtige Funktion. Und wir müssen hier die Techniken entwickeln, die es auch anderen Ländern ermöglichen, das Klima zu schützen.

Das Argument, als Einzelner (einzelnes Land) kann ich doch nichts machen, halte ich für falsch. Selbstverständlich geht es um politische Lösungen, auch international. Aber für mich ist es ein Zeichen moralischer Verwahrlosung, wenn immer mit dem Finger auf andere gezeigt wird. Mich erinnert das an die Leute, die an einem Verkehrsunfall vorbeifahren, weil schon jemand helfen wird.

M4RC3LL0  29.09.2023, 01:52

Das ist zunächst einmal richtig, aber leider auch einfältig.

Wir haben auch als Vorbild für andere Länder eine sehr wichtige Funktion.

Und wie geht man mit gutem Beispiel voran?

Indem man anderen Ländern zeigt, wie die Kosten für eine Energiewende ins Unermessliche steigen? Wie die Kosten auf die Bevölkerung abgewälzt werden und sich die Proteste gegenseitig hochschaukeln, bis es wie in anderen Ländern zu instabilen Verhältnissen kommt? Indem sich die Politik gegen den Willen der Mehrheit durchsetzt und Gesetze über die Köpfe der Menschen hinweg beschließt? Indem sie diese Debatten hinter verschlossenen Türen führen, von ihrer eigenen Idiologie geblendet. Von jenen, die sich am Ende über die Meinung von Experten, Forschern und Wissenschaftlern hinwegsetzt, nur weil es in die eigene Agenda passt? Politiker, die sich einen Fehltritt nach dem anderen erlauben, gerade wenn es um die internationale Wahrnehmung geht, und die gesamte Wahrnehmung Deutschlands in den Dreck ziehen?

Ich selbst achte sehr auf meinen CO2-Fußabdruck und obwohl ich mich für den Klimaschutz einsetze, ist das, was gerade passiert, der falsche Weg!

Und wir müssen hier die Techniken entwickeln, die es auch anderen Ländern ermöglichen, das Klima zu schützen.

Ja, es ist wichtig, die in der Theorie vorhandene Technologie zu entwickeln und zu erforschen, aber es ist eine andere Sache, ihre Anwendung sinnvoll zu gestalten. Der Irrglaube, man könne anderen Ländern und ihren Sitten einfach den eigenen Willen aufzwingen, funktioniert in der Realität eben nicht.

Und ich erinnere an frühere Reaktionen anderer Länder auf Deutschland und unsere Klimapolitik! - Diese wird in anderen Ländern überwiegend negativ wahrgenommen und wirkt auf viele eher abschreckend.

Erst den Strom abschalten, dann teuer einkaufen. Ab 2035 Verbrennungsmotoren verbieten, aber Elektroautos fördern, die in der Herstellung um ein VIELFACHES schädlicher sind und dann mit Kohlestrom betankt werden - Genau mein Humor!

Die beiden Quellen sind nur ein Beispiel! :)

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Geraldianer  29.09.2023, 15:27
@M4RC3LL0

Deine Filmchen eines Finanzwissenschaftlers sind nun schon etwas älter. Die USA, China, aber auch Korea und Japan sind unsere größten Konkurrenten und haben zwischenzeitlich alle mehr Geld in die Erforschung Erneuerbarer Energien investiert wie wir. Habeck war extra in den USA, um Marktverzerrungen durch die staatlichen Unterstützungen für uns zu vermeiden. Auch mit der Subventionspolitik Chinas

Mir geht es nicht um Science Fiction - Technik wie E-Fuels oder Kernfusion. Daran zu forschen ist fast so wichtig wie Genderstudies. Aber auf kurze Sicht wenig relevant. Es geht um die derzeit verfügbaren Techniken. Was wir brauchen, sind vernünftige E-Mobilität, Stromnetze, Fotovoltaik für den Haushaltsstrom ...

In großen Mengen produziert werden sich diese Produkte, vielleicht auch in abgewandelter Form, auch in Afrika, Südamerika und Südostasien durchsetzen können. Das regelt der Markt.

Was den Untergang Deutschlands angeht, so wurde der nach 1945 häufiger angekündigt als vorher. Wir erinnern uns an die Prognose der vielen Impfopfer und zu den zahlreichen Kältetoten im Untergangswinter 22/23.

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M4RC3LL0  29.09.2023, 17:39
@Geraldianer
In großen Mengen produziert werden sich diese Produkte, vielleicht auch in abgewandelter Form, auch in Afrika, Südamerika und Südostasien durchsetzen können. Das regelt der Markt.

Vielleicht, hätte, wenn und aber...

Solange diese Länder keinen Anreiz haben, wird dort niemand einen Finger krumm machen.

Bevor Indien oder die ostasiatischen Länder, China ausgeschlossen, etc. hunderte Milliarden Euro in den Klimaschutz investieren, sollten sie erst einmal die Einkommen großer Teile der Bevölkerung auf ein ausreichendes Nettoeinkommen anheben, von dem sie endlich nicht mehr auf der Straße, in Baracken oder mit 20 Erwachsenen in kleinen 10qm Wohnungen leben müssen. Statistisch gesehen leben bis zu 40% der Einwohner indischer Großstädte in Slums.

Man schaue sich nur einmal die ersten Suchergebnisse bei 'Google Bilder' an. Klimaschutz darf eben nicht als zusätzliche Last auf die Bevölkerung abgewälzt werden.

Zu glauben, dass diese Länder freiwillig mitziehen, nur weil es die entsprechende Technologie gibt, ist mindestens so seriös wie die Forschung an diesen Science-Fiction-Technologien!

Wir erinnern uns an die Prognose der vielen Impfopfer und zu den zahlreichen Kältetoten im Untergangswinter 22/23.

An dieser Stelle muss ich kurz einhaken.
Gerade von jemandem, der mit dem Titel 'Community Expert' ausgezeichnet wurde, noch dazu im Bereich Klimapolitik, hätte ich etwas mehr Seriosität erwartet.

  • Die Aussage schockiert mich regelrecht...

Ja, es gab keine 'Toten' - das als Referenz zu nehmen, finde ich an sich schon niveaulos. Aber es gibt Hunderttausende von Haushalten, die in diesen Wintern gefroren haben. Mich eingeschlossen.

Dass sich viele Menschen weder Öl, Gas, Holz noch ausreichend Strom leisten konnten, scheinst du hier vergessen zu haben! 'Kältetote' hat es wohl auch auf der Straße kaum gegeben, aber dass es teilweise menschenunwürdige Zustände gegeben hat, sollte dir selbst klar sein. Und mit so etwas verharmlost du die Situation vieler Menschen in diesem Land und verhöhnst sie sogar mit deinen völlig überzogenen und lächerlichen Formulierungen.

Das ist ziemlich respektlos und meiner Meinung nach weit unter der Gürtellinie!

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Das ewige warum sollen wir was tun wir machen ja nur soundsoviel aus sollen erstmal die anderen was machen Kindergartengebabbel ist wirklich nicht mehr auszuhalten.

Jeder muss vor seiner eigenen Haustüre kehren. Da liegt bei jedem genug Dreck. Wenn der weg ist kann man ja mal zum Nachbarn schauen wie groß der Haufen da noch ist und sich überlegen wie man den wegbekommt.

Ich sage ja nicht, dass man gar nichts tun sollte, aber denkt ihr die massiven Kosten und Maßnahmen stehen noch in Relation zu dem, was wir dazu beitragen können?

Es werden noch ganz andere Kosten auf uns zukommen wenn wir nicht was ändern. Schaffen wir die Wende spielt es keine Rolle ob irgendwer mehr beigetragen hat wie jemand anderes. Schaffen wir es nicht , spielt es gar keine Rolle.

Und es sind ja nicht die Klima/Naturschutzmaßnahmen die uns Finanziell und Wirtschaftlich runterziehen. Dieser Trend hält schon viel länger an als die paar Jahre seit denen die Maßnahmen laufen.

Momentan gibt es in Frankreich Gegenden, die kein Wasser aus dem Hahn mehr bekommen, weil es so extrem trocken ist. Ich spreche nicht von Ägypten, ich spreche von Frankreich!

Es ist also sehr deutlich, dass wir den Klimawandel bekämpfen müssen. Das Problem in der Wirtschaft sind auch weniger die Klimamaßnahmen, sondern, dass wir uns seit 3 Jahren in einer Dauerkrise befinden. Corona, Krieg, Gaskrise, Inflation.

Aemkeyz 
Fragesteller
 28.09.2023, 02:07

Ok aber deinem Argument nach geht Frankreich nicht mit allen anderen erst 2050 drauf sondern schon bald?

Und der Klimawandel hat auch in Frankreich jetzt schon bemerkenswert zugeschlagen, aber in den trockenen Ländern nicht ganz so schlimm? Was geschieht dann verhältnismaßig dort? Haben die so gar kein Wasser mehr?

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SpitfireMKIIFan  28.09.2023, 03:51
@Aemkeyz

Es gibt kein Datum, wo alle draufgehen. Der Klimawandel verursacht allein in Deutschland mit jedem Dürresommer Milliardenverluste. Schon vor Jahren. Löst euch von der Vorstellung, irgendwann würde sich die Erde auftun wie in einem Roland Emmerich Film, es geht schon lange los und wird von Jahr zu Jahr immer schlimmer. In manchen Jahren weniger als in Anderen, aber der Trend ist absolut unverkennbar.

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