Soziale Sicherheit in der DDR?

5 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Offiziell gab es keine Armut, Arbeits- oder Obdachlose.
Wer nicht arbeitete oder obdachlos war, erhielt ein beschauliches Plätzchen im Gefängnis, nach § 245 DDR-StGB (asoziales Verhalten).

Es gab einen Mindestlohn und eine Mindestrente (320 Ostmark/Monat).

Das Gesundheitssystem war gut.
Gab Ganztagsbetreuung für Schule und Kita, wie auch nicht, Frauen wurden in den Betrieben gebraucht, weil sonstig, "keine Leute, keine Leute".
Bildung und Ausbildung waren gut, wenn man vom ideologischen Tamtam absah.

Für Wehrdienstverweigerung gab es 22 Monate Gefängnis.
Für diverse politische Handlungen ebenso.
Dort war es vorbei mit der sozialistischen Romantik.

Mieten waren preiswert, Singles hatten keinen Anspruch auf eine Wohnung.
Man musste schon paarweise auftreten, möglichst ehelich.
Dann gab es gar einen Ehekredit von 7500 Ostmark, als Starthilfe.
Halbwegs tilgungsfrei, die wurden mit Kindern abbezahlt.
Ab dem 3. Kind war der Kredit getilgt.
Wer es nicht so hatte mit Kindern, konnte Aufbaustunden leisten und damit den Kredit abbezahlen.

Urlaub gab es auch, mit FDBG Ferienplätzen, 70 Ostmark/14 Tage Vollpension.
Für betrieblich ausgezeichnete Arbeiter (Aktivisten) war auch mal 'ne Kreuzfahrt drin, vorausgesetzt diese waren politisch auf Linie.

Was es sonstig nicht gab, in den Läden, ließ sich anderweitig organisieren.
Handwerker für DM, kamen sofort.
Wer sich "eingerichtet" hatte, kam zurecht, so bis etwas Ende der 1970er Jahre.
Ab da ging es stetig wie sichtbar bergab.

Machwasdraus  25.07.2023, 23:55

Ich will nicht provoziernen, aber vor einigen Tagen gab es wieder eine Sendung im Fernsehen über die Stasi im Osten. Fast jeder hat wohl den Nachbarn und andere bespitzelt. Wie geht es diesen Menschen heute? Die Nachbarn wissen doch, was geschehen ist.

Wie geht es den Paaren, die Kinder adoptiert haben, obwohl sie wußten, dass sie den Müttern weggenommen wurden? Haben sie Angst, dass ihre adoptierten Kinder das mal herausbekommen?

3
soisses  26.07.2023, 01:12
@Machwasdraus

Ein nicht aufgearbeitetes Thema.
Nicht alle fordern einen Zugang zu den Stasiakten, jene die Einsicht fordern und erhalten, werden nur bedingt klüger.

Meine Akte umfasst um 1.000 DIN A4 Seiten.
Nach endlich 30 Jahren finden sich noch immer neue Bestände.
Einen Großteil kann ich nicht einsehen, weil entweder geschwärzt oder abgedeckt mit dem Hinweis "betrifft Rechte Dritter".
Nur auf diversen Umwegen komme ich an Informationen heran, die mir nicht über die Akten zugänglich gemacht werden.

Von ehemals 7 IM's, die auf mich angesetzt waren, wurden bislang 2 identifiziert.

Soweit es Zwangsadoptierte betrifft, ist es noch beschwerlicher Akteneinsicht zu erhalten.
Sie müssen nachweisen, dass ein "berechtigtes Interesse" besteht.
Das ist recht bürokratisch.

Zudem war/ist die BstU noch immer verseucht mit ehemaligen Stasi's.
Bis heute fordern etwa 3500 Stasiopfer Einsicht in ihre Akten.
Weil es zuweilen Nachweise braucht, für Rehaverfahren, Anrechnung bei den Rentenanwartschaften oder Opferentschädigungen.
Diese Nachweise befinden sich in den Stasiakten.
An die Täter ist kein herankommen, ein zuweilen nutzloses Unterfangen.

Als die SED Opferrente im Jahr 2005 eingeführt wurde, zählte man 47.500 Berechtigte, die Älteste war damals 81 Jahre alt.

5
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 01:34
@soisses

Das ist ja absolut verrückt. Warst du irgendwie oppositioneller oder warum haben die dich noch und nöcher bespitzelt?

Ich frage mich auch, wie man überhaupt so viele Ressourcen bereitstellen konnte um so ein weitläufiges Überwachungsunterfangen überhaupt zu organisieren, wenn die DDR doch nur über begrenzte Mittel verfügt hat.

0
soisses  26.07.2023, 01:47
@Mikaru808

Nach Auffassung der Stasi war ich Staatsfeind.

Die Stasi hatte 91.000 Hauptamtliche Mitarbeiter und um 178.000 IM's, linear etwa 1500 Opfer/pro Mitarbeiter.
Bewiesen wurde nichts, der ganze Aufwand war für die Katz.

Am Tag meiner Verhaftung wurden 20 weitere junge Menschen Verhaftet, um irgendwas zu beweisen, was nicht zu beweisen war.
Nur mußte der Aufwand begründet werden, einer mußte ins Gefängnis, das traf mich.

4
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 00:05

Vielen dank für die Antwort.

Bezüglich der Rente, habe ich oft gehört, dass diese wohl Rentner nicht vor Armut geschützt hatte. Ist dies auch deine Erfahrung gewesen?

Ist es nicht eigentlich entgegen der marxistischen Ideologie Ehen und die Kernfamilie als Prinzip zu fördern oder verstehe ich da etwas falsch? Soweit ich weiß hatte Marx nämlich die 'Abschaffung' der Familie wie sie seit der Industrialisierung bestand gefordert.

Oder war das einfach der Not an Arbeitskräftemangel geschuldet, dass man hierüber hinweggesehen hat?

Was waren Aufbaustunden?

Wofür steht FDBG?

Aktivisten wie in Aktivität, also besonders produktive Arbeiter sind gemeint?

War es dem ökonomischen System der DDR inhärent, dass es irgendwann nichtmehr aufrechterhalten werden konnte oder war es die spezifische Politik der Regierung seit den 80ern das Problem, deiner Meinung nach? Bzw. hatte es überhaupt tatsächlich mit dem ökonomischen System zu tun oder in erster Linie mit dem politischen Gerüst?

0
soisses  26.07.2023, 00:53
@Mikaru808

Aufbaustunden waren frei übersetzt, gemeinnützige Arbeiten, die wurden verrechnet mit eben einem Anspruch auf eine Neubauwohnung.

FDGB war die EInheitsgewerkschaft in der DDR.

Aktivisten der Arbeit, waren frei übersetzt, Normbrecher.
Dafür gab es Orden + Prämie, "eins rauf mit Mappe" im Volksmund.

Das Problem ab den 1980er Jahren entstand dadurch, dass die Russen für ihr Oel keine Transferrubel mehr akzeptierten, sondern Devisen verlangten.
Die DDR hatte umfangreiche Deviseneinnahmen, daran wollten die Russen ihren Anteil.

Die Rentner verarmten, sofern sie Arbeiter waren und keine anderen Verbindungen hatten, etwa zu Westverwandten.

Das mit den Familien hatte mit Marx nichts zu tun, wie ebenso der Rest der Partei und Stasi.
Die DDR hatte nicht geringe Ähnlichkeiten und Ableitungen vom III.Reich.
Vom Marxismus kannten sie nichts, mangels Verständnis.
Sie kannten nichts anderes, staatlicher Organisation.

3
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 01:36
@soisses

Bist du bezüglich des Marxismus/Sozialismus durch die Erfahrungen in dieser Zeit für immer abgeruckt oder differenzierst du persönlich zwischen dem Realsozialismus und dem Sozialismus als Konzept?

0
soisses  26.07.2023, 02:15
@Mikaru808

Teils teils, der s.g. Realsozialismus war ein Homonculus, der nicht funktionieren konnte.
Ich war für einen reformierten Sozialismus, mehr Freiheit wagen.

Einfacher ausgedrückt, sozial = die Allgemeinheit betreffend, Gemeinnutzen statt Eigennutzen.
Ein Begriff der auch heute noch stiefmütterlich von der Politik verstanden wird.

Dafür ist Marx ungeignet, seine Realität war eine andere, als 100 Jahre nach ihm.
Die BRD war in den 1970er Jahren weiter, als ausgerechnet seit den 1980er Jahren bis heute.
Der Neoliberalismus war und ist ein historischer Fehler.

Die heute bestehenden sozialen Probleme und daraus resultierenden Spannungen, sind ein Egrebnis der Neoliberalen.

Zurück zur Frage, Sozialismus ohne Freiheit ist ein Antagonismus, aus Marxs wurde Murcks gemacht.

Jüngst unterhielt ich mit einer 62jährigen Putzfrau, sie hat nach endlichen Jahren einen Rentenanspruch von 1100€, ab dem Jahr 2027.
Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich mir dafür nicht die Schuhe zubinden würde, wenn das mein biographisches Ergebnis wäre.
So sind wir beim Vergleich, meine Rente resultiert aus dem System der 1970er/1980er Jahren, als Begriff soziale Marktwirtschaft noch einen Inhalt hatte.

Nein, ich will keinen Sozialismus, weder den von gestern, noch den heutiger Vertreter.
Was es braucht, ist soziales Bewußtsein und Freiheit mit Verantwortung.
Nicht rot, grün oder braun.

4
zetra  26.07.2023, 09:58

Fuer einen Ausgebürgerten ein beachtlicher sachlicher Beitrag. Sehr gut. Gruss, zetra.

3
soisses  26.07.2023, 10:31
@zetra

Die DDR bestand 40 Jahre, ebbes länger als der 30 jährige Krieg, der bis heute Bestandteil im Geschichtsunterricht ist.
Geschichte lässt sich nicht ändern, in dem man die Realität der Zeit ausblendet.

30+ Jahre seit dem Mauerfall später, lässt sich für diese Zeit auch nur kein Ruhmesblatt schreiben.
Nüchterner fällt die Betrachtung denn schon aus, weniger mit "Glanz und Glorie", eines vermeintlich besseren Systems.

Würde man die 30+ Jahre seit dem Fall der Mauer, gleich jenen der 40 Jahre DDR einem Urteil unterziehen, wäre Vorsicht angebracht, in der Art, "zeigst mit einem Finger auf einen, zeigen 10 Finger zurück".

3
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 10:32
@zetra

Was ist ein ausgebürgerter? Jemand der geflohen/illegal ausgereist ist?

0
soisses  26.07.2023, 10:48
@Mikaru808

Formal stellte man Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR.
Beruhte auf der Ratifizierung der Schlussakte der Konferenz von Helsinki (KSZE) durch die DDR (etwa 1971).

In der Praxis ging der Bohei dann erst richtig los.

In meinem Fall gings ins Gefängnis, Ausreiseantrag, Häftlingsfreikauf, per Stasi Shuttle in den Westen.

War keine Massenveranstaltung und nur bedingt empfehlenswert, aber denn doch der kürzeste Weg.
Eigentlich ein Mißverständnis, zwischen der Stasi und mir.
Ich sagte der Stasi nur, "ich will hier raus".
Da haben die geantwortet, "jeder kommt hier raus, Sie nicht".
Das musste erst einmal "bewiesen" werden, wohin die Reise gehen würde.

4
zetra  26.07.2023, 10:51
@soisses

Deine Ehrlichkeit verblüfft mich nicht, nur der Mainstream hoert gerne die negativen Aspekte anderer und nicht die eigenen gerne.

1
soisses  26.07.2023, 11:05
@zetra

Geschichte wird nicht durch Mainstream beschrieben, sondern durch Zeitzeugen.
Gerade deshalb, weil den Zeitzeugen nicht zugehört wird, erleben wir heute den drohenden Verlust der Ostdeutschen an die AfD.

Ob das geschieht oder nicht geschehen darf, ist eine andere Frage.
Die Antwort ist, que sera, sera = was geschehen soll, geschieht.
Was immer auch geschehen ist, seit dem Mauerfall, ist geschehen.

2
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 11:19
@soisses

Ich habe oft wenn ich mit Leuten aus dem Osten die der AfD gegenüber sehr sympathisch gegenüberstehen rede das Gefühl, dass dies vor allem durch negative Erfahrungen in der ehemaligen DDR kommt. Aber stimmt das, dass es eine Korrelation gibt zwischen 'Leuten die die DDR als traumatisch erlebt haben oder anderweitig stark ablehnen' und Sympathien für die AfD? Oder ist der Eindruck den ich habe eher falsch?

Es ist ja eigentlich eher unlogisch, dass jemand der 'sozialistisch' sozialisiert wurde (nach seinen Teenager Jahren) gegen seine Erziehung und die damals gelehrten Konventionen aufbegehrt.

0
soisses  26.07.2023, 11:30
@Mikaru808

Nein, der Eindruck ist falsch.

Dass die AfD derartig Zustimmung findet, ist das Ergebnis der Entwicklung nach dem Mauerfall.
Das hat nichts mit Nostalgie zu tun, sondern mit dem ausblenden der Biographien der Menschen.
"Für die Westdeutschen änderte sich nur die Postleitzahl, für die Ostdeutschen alles, gebrochene Biographien, zerstörte Existenzen bis hin zu Diskriminierung.

Aber Vorsicht, das Bild ist verwischt.
In Bayern, BaWü, NRW leben deutlich mehr Menschen als die DDR je hatte oder heute in Ostdeutschland.
Das bereinigte Ergebnis ist Ost wie West nahezu gleich.

Worauf die Afd zielt ist, eine Ostdeutsche CSU zu werden.

2
Guardianangel1  26.07.2023, 11:24

Soisses, das ist mal ein objektiver Kommntar von dir.

1

Armut gab es nicht. Reiche aber auch nicht, man sorgte schon dafür, dass man nicht zu reich wurde durch Gleichmacherei. Die meisten Selbstständige wie meine Großeltern wurden enteignet. ebenso alle Einzelbauern. Ein paar selbstständige Handwerker blieben.

Arbeitslose gab es nicht. In Betrieben waren viele Stellen doppelt besetzt, um Krankheitsschwankungen auszugleichen.

Die Renten waren niedrig. Meine Großeltern bekamen die Mindestrente. Die wurde in den 80ern mal von 270 auf 300 Ost-Mark erhöht. Opa war lange selbstständig, Oma mithelfende Ehefrau. Viel leisten konnte man sich nicht. Fuhren sie in den Westen, waren unser Geld nichts wert und der Umtauschkurs hoch. Opa arbeitete als Rentner noch ab und zu an der Wache. In meiner Gegend fuhr kein Rentner in den Urlaub, bekam niemand Zahnersatz, wurde keiner an Hüfte oder Knie operiert, es gab keine Fitnessstudios und wenig Vereine.

Krankenhäuser gab es viele kleine - sehr wohnortnah, dazu kam einmal pro Woche eine Arzt ins Gemeindehaus im Dorf. Hausbesuche machte der aber nicht. In der Stadt gab es das Landambulatorium, da kamen Fachärzte hin. Dort war es aber immer sehr voll.

Betreutes Wohnen gab es nicht. Altersheime hießen Feierabendheime. Aber hier auf dem Dorf wurde da fast niemand reingeschickt. Es pflegten Angehörige zu Hause. Danach bekam man als Pflegende auch die Arbeitsstelle im Betrieb wieder.

Wir hier vom Dorf gingen weder in die Krippe noch in den Hort. Wir wurden von unseren Großeltern betreut und dafür von den Stadtkindern beneidet, die in die staatlichen Einrichtungen mussten.

Im Kindergarten waren wir auf dem Dorf halbtags, mehr wollte keiner. Dort gab es aber eine Vorschulerziehung.

Mieten waren niedrig, aber da war auch kein Geld da für Reparaturen.

Ich habe 18 Jahre in der DDR gelebt in einem Landkreis, der direkt an der damaligen Grenze lag.

Ich bin zeitlebens krank. Die DDR hat es ermöglicht, dass ich regelmäßig an der Uniklinik Halle von einem Professor behandelt wurde. Auch wenn wir - anders als heute - in meiner Heimatstadt auch eine Kinderklinik hatten.

Ich bekam Medikamente, wie ich sie brauchte - später auch aus dem NSW. Meine Eltern haben dafür nichts bezahlt. Für die damaligen Möglichkeiten hat man mir das Gefühl gegeben, viel für mich zu tun.

Ich hab mir mal das eine Thema rausgegriffen, da es für mich am bedrängendsten war.

Existenzangst habe ich in der DDR jedenfalls nicht gekannt. Ich hatte das Gefühl, dass es immer jemanden gibt, der sich kümmert, wenn ein Problem war. Ich hatte eine solide Schulbildung, habe eine Arbeit bekommen, hatte das Gefühl, Teil von etwas zu sein, was gut und richtig ist. Man wurde nicht fallen gelassen.

Mehr möchte ich da eigentlich dazu nicht sagen. Denn man hat schon oft versucht, mir meine eigenen Erfahrungen abzusprechen. Und das toleriere ich nicht von Leuten, die keinen Schimmer haben, weil sie ihr "Wissen" nur auch Nachwende- und Westschulen ziehen.

Mikaru808 
Fragesteller
 25.07.2023, 23:48

Danke für deinen Erfahrungsbericht! Ich persönlich bin erst nach der Wende geboren und war ehrlich gesagt noch nie im Osten, allerdings habe ich sehr gemischte Erfahrungen und Behauptungen gehört bezüglich der DDR.

Man kann ja einerseits das politische System nicht in seiner Gesamtheit gutheißen, gleichermaßen aber die sozialen Errungenschaften zelebrieren und als positives Beispiel in gesamdeutsche Institutionen einfließen lassen.

Auch das Schulsystem der DDR (welches sich Finnland wohl bei dieser abgeschaut hat und dafür heute stark zelebriert wird!) war wohl sehr gut, kannst du zu diesem ebenfalls etwas sagen? Was sich in entscheidenden Punkten von heute unterscheidet etwa.

1
cas65  26.07.2023, 08:59
@Mikaru808

Vergleichen kann ich da schlecht, da ich ja nur in der DDR Schüler war. Die Lehrpläne waren landesweit identisch, ebenso die Lehrbücher. Das Abi in Erfurt war genauso wie das in Rostock. Und es wurden deutlich weniger Leute überhaupt zum Abitur zugelassen. Das gewährleistete eine gute Qualität der Studierenden - und es blieben auch genug gut ausgebildete Leute für "normale" Berufe, wie sie ja heute fehlen.

Die Kehrseite war natürlich, dass dadurch nicht jeder werden konnte, was er wollte. Das Land beschäftigte sich schon Jahrzehnte im Voraus damit, welche Fachleute wann gebraucht werden würden. Heute gucken sich nur alle dumm an - huch, keine Eisenbahner mehr, viel zu wenig Lehrer... Damals wurde das staatlich gelenkt.

Für den Einzelnen mag das zwar "einengend" gewirkt haben. Aber insgesamt hat die Gesellschaft dadurch funktioniert. Was nützt mir heute das Wunschstudium, wenn ich danach damit kein Geld verdienen kann, weil in einem Studiengang mehr Leute abschließen, als man überhaupt braucht. Da bleiben dann auch nur Hilfsjobs - oder das Ausland. Wer in der DDR ausgebildet wurde, bekam auch einen adäquaten Job.

Heute gehen die Besten weg - was ja auch nicht zielführend sein kann; dass wir hier Leute teuer ausbilden - und die verschwinden dann nach woanders hin. In der DDR hat halt auch jeder für das Land gearbeitet, in dem er ausgebildet wurde - und zwar kostenlos.

Aber nun wird garantiert wieder jemand kommen und sagen - die tollen DDR-Fachkräfte wären ja auch gegangen, wenn sie nur gekonnt hätten... Wo ich mich aber bis heute ernsthaft frage, was ist wichtiger? Die absolute Freiheit des Einzelnen - oder das Funktionieren einer Gesellschaft, in der für jeden auch ein auskömmlicher Platz ist und keiner auf der Strecke bleibt? Aber die Frage ist heute rhetorisch. Wir haben uns ja entschieden, dass es "Gewinner" und damit auch "Verlierer" geben soll.

1

Um einige Beispiele zu nennen, jeder DDR-Bürger unterlag der allg. Arbeitspflicht (außer natürlich kinderreiche Mütter in der Betreuung ihrer Kinder, Kranke und Rentner) und hatte somit auch einen festen Anspruch auf einen Arbeitsplatz. Hierzu gab es in der DDR sogar einen Strafgesetzbuch Paragraphen, den sog. "Asozialen-Paragraph", der das sog. Arbeitsscheue- und somit Asoziale Verhalten eines Bürgers als staatsfeindliche Aktivität einstufte und mit Haftstrafe ahndete. Somit gab ea auch keine arbeitslosen Obdachlose in der Gesellschaft. Sprich, wer zu faul war um arbeiten zu gehen, der wanderte in die JVA. Weiterer Vorteil gerade für Familien mit Kindern war es in der DDR, einen gesicherten Grippen-, Kindergarten-, sowie Hordplatz für seine Kinder zu haben bzw. auch zu bekommen. Auch hatten die DDR-Bürger ein Anrecht auf eine gesicherte Wohnung. Daher war der allg. Wohnungsbau in der DDR über einen Zeitraum von gut 40 Jahren eines der obersten politischen Projekte der DDR- Führung. Nicht umsonst sind gerade in der ehem. DDR derart große und vorallem flächendeckende Wohnraumsiedlungen ("Plattenbauten") entstanden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Sterntaler927  25.07.2023, 23:49

Wohl wahr! Allerdings handelte es sich um Krippen - und Hortplätze. - Grippe und Horden hatten mit diesen nichts zu tun.

Und ja, viele DDR - Bürger waren froh, wenn sie aus ihren verrottenden Altbauwohnungen heraus kamen und in eine Platten -Wohnung ziehen konnten. Viele von ihnen haben dafür sogar selbst Hand angelegt und "Aufbaustunden" abgeleistet. Aber letzten Endes waren die Platten - Wohnungen in nichts anderes als Karnickelstaelle. Mehr Zumutung, als Wohnung.

0
BerlinerLoewe  25.07.2023, 23:50
@Sterntaler927

Blödsinn, selbst heutzutage und das weit nach über 30 Jahren, sind diese Wohnungen immernoch sehr beliebt.

0
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 00:12

Vielen dank für die Antwort. Wäre eine solche Arbeitsplatzgarantie (ohne Zwang, wäre wahrscheinlich eher nicht mit dem Grundgesetz vereinbar) etwas was auch außerhalb einer Zentralverwaltungswirtschaft funktionieren kann, deiner Meinung nach? Gut ob es so richtig funktioniert hat vielmehr als dass es wohl ökonomisch nötig war ist wohl eine andere Frage, die du mir ebenfalls beantworten kannst wenn du möchtest.

0
BerlinerLoewe  26.07.2023, 00:15
@Mikaru808

Fakt ist, ein wie heutzutage in der Neu-BRD üblich, Millionenheer an "Hartzler", gab es in der DDR nicht.

0

Der User soisses, hat das Wesentliche hier geschrieben, ich merke nur noch an, das es auch Unterschiede in der DDR mit dem Wohlstand gab, der nichts mit der Partei- zugehörigkeit begründet ist, wie es gerne von Besserwissern kolportiert wird.

Man konnte sich durchaus auch ueber empfundene Ungerechtigkeit wehren, ich zog das mit einer bestehenden Staatsrat Beschwerde gegen die SED Parteileitung von Magdeburg durch, wurde damit belehrt, das ich zwar Recht habe, aber dieses Beschwerde wieder dort zur Überprüfung zurückgegeben wurde mit erneuter Begründung. Es stellte sich ein Erfolg ein aus dem Bezirk, der schlimmer in der Auslegung von der Zulassung von Handwerksbetrieben gewesen ist als Berlin selber und suchte dort dann mein Glueck und fand es auch.

https://de.wikipedia.org/wiki/DDR-Justiz

Solche Möglichkeiten, werden geflissentlich unterschlagen, denn das duerfte es doch nicht geben?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Mikaru808 
Fragesteller
 26.07.2023, 10:28

Danke für deine Antwort, auch wenn das nicht so ganz zum sozialsystem gehört.

Kam man bei Beschwerden gegen die Partei aber nicht mit der Stasi in einen Konflikt?

2
zetra  26.07.2023, 10:44
@Mikaru808

Die Stasi hat sich da schön rausgehalten. Jedenfalls ist es nicht nachteilig gewesen, das haette ich im laufe der Jahre herausgefunden.

Obwohl mein Schwiegervater ein halbes Jahr in den Knast musste, wegen einer Regierungsbeleidigung wegen dem Mauerbau 1961. Und das jeder jeden bespitzelt hatte, das ist auch eine Mär, soviel dazu noch.

PS: 85 % der DDR Frauen arbeiteten Vollzeit, sie hatten ab 1949 die volle Gleichberechtigung mit den Männern und das in allen Bereichen und mehr. Darum kämpfen die Frauen in der BRD Heute noch, und am Rentenniveau ist das abzulesen. Also die Probleme haben wir jetzt, das sollte nicht dabei vergessen werden, bei den Aufarbeitungen.

2
Guardianangel1  26.07.2023, 12:32
@zetra

Deine hochgepriesenen sozialen Leistungen konnte sich das System überhaupt nicht leisten. Sehr effektiv war die DDR Wirtschaft ja nicht. Auf Punmp kann man sowas schon eine Zeitlang machen, aber irgendwann platze die Blase.

7
zetra  26.07.2023, 16:52
@Guardianangel1

Deinen Beitrag kann ich nicht einordnen, was du mit was mir sagen wolltest?

2
Guardianangel1  26.07.2023, 16:54
@zetra

Das ist die Anwort auf deine Prahlerei mit den Sozialleistungen in der DDR.

2
zetra  26.07.2023, 17:03
@Guardianangel1

Wer die Wahrheit nicht hören kann, sollte nachfragen. Hier zu beleidigen ist nicht der richtige Stil.

2
Guardianangel1  26.07.2023, 17:04
@zetra

Ich wehre mich nur, gegen deine Hetze gegen Westdeuschland. Beleidigungen liegen mir fern.

2
zetra  26.07.2023, 17:31
@Guardianangel1

Du solltest dich besser informieren bei solchen Themen und nicht hier unangemessen es abschmettern. Mir liegt es fern jemanden zu beleidigen, was du ja locker als probates, eventuell aus Unwissenheit heraus, versuchst zu kontern.

2
Guardianangel1  27.07.2023, 00:30
@zetra

ich bin nicht auf einm Auge blind wie Du. Das erkennt man bei jedem deiner Antworten und Kommentare.

Der einzige der wirklich stinkwüten sein kann, ist der westdeutsche Bürger, der nach jahrzehntelanger Beschimpfung als Faschist, Kapitalit und Klassenfeind, nun mit seiner Arbeit die ex DDR wieder aufbauen musste. Zum Dank haben wir nun eine entfesselte Meute wie Pegida, Queere, Impfgegner und AfDler, die ganz Deutschland umbauen wollen und mit ihren Ausschreitungen schon wieder Investoren abschrecken.

Und wie immer, nein es sind natürlich nicht alle.

2
zetra  27.07.2023, 09:09
@Guardianangel1

Der Sehende vergisst, oder will es nicht Wissen, das die BRD die DDR erst erschaffen hat, durch ihre eigenständige Währungsreform und dann noch die Hallsteindoktrin draufsetzte, um sie gleich wider in die Knie zu zwingen.

Her hier von Einäugigkeit spricht, der ist einer geschichtlichen Lügen aufgesessen die von den Guten und den Bösen, einseitig ueber die Jahre schwadronierten. Leider hilft solch eine Aufklärung selten, denn einmal verbohrt, bleibt das Loch.

0
Guardianangel1  27.07.2023, 09:48
@zetra

Deutschland hat sich klar abgestzt vom Kommunismus, der für uns eine Gefahr darstellte.

Auch du müsstst wissen, dass Russland einerseits nicht nur die DDR beanspruchte und ganz Berlin, sondern ganz Deutschland.

Bei der Begeisterung im Osten für das SED System, war nichts gutes für uns zu erwarten.

das die BRD die DDR erst erschaffen hat, durch ihre eigenständige Währungsreform

Schon wieder eine Halbwahrheit verbunden mit einer Lüge, lieber Zetra.

n der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bestand aus den gleichen Gründen wie in den Westzonen Bedarf an einer Währungsreform.

Die RM büßte ihre Funktionen als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel weitgehend zugunsten von Lebensmittelmarken, Tauschhandel und Ersatzwährungen ein.

Daraufhin schlugen die USA und Großbritannien im Februar 1948 im Alliierten Kontrollrat vor, anstelle der RM eine neue Währung für Gesamtdeutschland einzuführen. Auch nach Einsetzen eines Arbeitsausschusses konnte aber keine Einigung mit der sowjetischen Seite erzielt werden. Einerseits hatte diese kein Interesse an einer wirtschaftlichen Belebung in den Westzonen,[3] andererseits gab es keine Einigkeit über die politisch wichtige Frage, durch wen und wie die neue Währung kontrolliert werden solle.[4][5] Beide Seiten veranlassten daher schließlich jeweils eine eigene Währungsreform in ihren Besatzungszonen und Berliner Sektoren.

https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrungsreformen_in_Deutschland

So ist es wenn wenn man der Propganda von kontrollierten Meinungsäusserungen aufsitzt..

1
zetra  27.07.2023, 10:04
@Guardianangel1

Ich brauche gar nicht alles durchzulesen und erkenne die kruden Ideen schon im ersten Satz, lass es gut sein.

0