Westfernsehen in der ehemaligen DDR schauen?
Was geschah mit Leuten in der ehemaligen DDR die erwischt wurden Westfernsehen zu schauen?
Wurde dann der Fernseher konfisziert?
5 Antworten
Das Thema wird wie viele andere Themen heute über dramatisiert.
Was es gab war die Aktion Ochsenkopf. Die gab es in den 60er Jahren. Ab den 70ern war das aber kein Thema mehr.
Wir hatten z.B. ab Anfang der 80er einen Chromat Farbfernsehen mit PAL und SECAM. Wozu hätte man extra ein Gerät nach PAL-Norm bauen und verkaufen sollen wo doch der Osten in SECAM sendete? PAL-Geräte gab es ab 1975 im Handel.
Witzigen Weise war beim Bau der Gemeinschaftsantenne für unsere Hausgemeinschaft das einzige Parteimitglied im Haus sogar der treibende Keil.
1961 gab es die FDJ-Aktion "Ochsenkopf", bei der die "West-Antennen" von den Dächern gerissen wurden. Das war auch in meinem Heimatort, wo man für das Westfernsehen größere Antennen brauchte; diese kamen aufs Dach und waren gut zu sehen. Aber diese FDJ-Aktion war bei Funktionären und Schul-Direktoren umstritten.
Meine Eltern hatten (um 1965) Angst, dass sie Nachteile bekommen (z.B.: die Kinder dürfen kein Abitur machen), wenn sie Westfernsehen haben. Daher hatten wir keins. Aber die meisten meiner Mitschüler hatten Westfernsehen. Weitere Mitschüler ohne Westfernsehen waren die Kinder von SED-Mitgliedern und Lehrern.
Anfang der 1980-er Jahre lockerte sich das deutlich. Die meisten Haushalte bekamen Gemeinschafts-Antennen-Anlagen, wo auch Westfernsehen dabei war.
Westfernsehen war nie verboten. Es gab zwar in den 60er und 70er Jahren einige Aktionen gegen das Westfernsehen, die aber ihr Ziel verfehlten. In den 80er Jahren wurde der Bau von Gemeinschaftsanlagen zum Empfang von Satellitenfernsehen genehmigt, und auch indirekt gefördert, so wurden Neubaugebiete schon in der Bauphase verkabelt. Bestehende kommunale Wohnungen in den Innenstädten wurden zum Teil mit einem Gemeinschaftsanschluss aufgewertet, somit war der Empfang von mindestens 5 Privatsendern sowie 3sat möglich.
Der Bereich in der DDR, die kein Westfernsehen oder -Rundfunk empfangen konnte war klein. Nur im äußersten Nordosten und Südosten gab es das so genannte "Tal der Ahnungslosen" (<- Karte). Der Westen versuchte, so gut es ging, die DDR mit Westfernsehen zu versorgen.
Daher kann man ausgehen, das fast jeder mal guckte. Normale Bürger zu Unterhaltungszwecken, Parteigenossen zu Informationszwecken (man muss ja wissen, was der Feind so treibt) - da wird jeder seine eigene Ausrede gehabt haben. Man durfte nur nicht zu laut hören, so dass es die Nachbarn nicht mitgekommen haben. Da aber jeder guckte, hat man den anderen auch deswegen nicht angeschwärzt.
Ausser dass die unser Westfernsehen eh nur in s/w gesehen haben passierte da nix, da dies keiner geprüft hatte und zudem es nicht illegal war. Hatte genug Verwandschaft in der ehem. DDR
AUch deren TV´s konnten Pal, denn die meisten Fernseher kamen AUS der DDR damals und wurden in den Westen importiert, darum war das so.
Den Secam Standard haben sie deshalb nicht allein dort eingebaut.