War das Kucken von West-Fernsehen in der DDR ein Kavaliersdelikt, oder konnte man selbst dafür schon in Schwierigkeiten kommen?
Konnte man das außen an den Häusern an der Ausrichtung der Fernseh-Antenne erkennen?
Man hätte doch angeben können, dass man das West-Fernsehen kuckt um über die perfiden Anwürfe des imperialistischen Klassenfeindes informiert zu sein?
11 Antworten
Man muss da unterscheiden, wann man das gemacht hat. In den 50er Jahren konnte man wegen sowas sogar ins Gefängnis kommen. Nach der Wende war mal ein Mann in einer ARD-Sendung zu Gast, der in den 50erJahren wegen sowas ins Gefängnis musste, er hatte nichts weiter gemacht als sich eine Sendung mit Willy Millowitsch im Westfernsehen anzusehen. In dieser Sendung war auch Willy Millowitsch zu Gast, der hat dem Mann dann ein kleines Geschenk gegeben, sozusagen als Trost.
Es gab wohl damals auch Aktionen von FDJ-Mitgliedern, dass sie Antennen auf Häusern umgedreht haben, so dass die Leute nicht mehr Westfernsehen gucken konnten.
In den späteren Jahren gehörte das Westfernsehen dazu und wurde vom Staat stillschweigend akzeptiert. In den 80er Jahren wurde durch den Staat sogar dafür gesorgt, dass man das Westfernsehen in guter Qualität empfangen konnte über den Kabelanschluss in seiner Wohnung. Wir haben bei uns auf der Arbeit immer offen übers Westfernsehen geredet, auch wenn unser Chef dabei war. Der hat ja auch Westfernsehen geguckt. Ich kann mich an eine FDJ-Versammlung erinnern, wo eine Frau dabei war, die damals Parteisekretär oder wie das hiess in unserem Betrieb war. Die hat sich darüber aufgeregt, dass extra für die Werbung im Westfernsehen Kühe lila angemalt wurden.
Moin.
Ich bin zu jung um aus erster Hand zu berichten, möchte nur versuchen, deine Frage zu beantworten.
Ich kenne Menschen die schon als Schulkinder gebeten wurden zu malen oder zu erzählen, wie denn die Uhr bei den Fernsehnachrichten so aussah. Da konnten die Lehrer schon rausfinden ob in einer Familie "West" geguckt wurde. So weit ich weiß, war es zumindest eine Zeit lang auch richtig verboten.
Konsequenzen? Sicher ist man wegen Westfernsehen nicht gleich in den Knast gekommen. Vielleicht gab es mal eine Abmahnung. Zumindest war es für die Stasi eine Art Anfangsverdacht, ein Grund bei den Betroffenen mal genauer hinzuschauen. Und wer suchet, der findet.
Aber ja, in den späten 80er Jahren, zumindest in Ostberlin haben wohl viele Menschen auch Westfernsehen geschaut. Ich (Jahrgang 82) wurde dann in der Schule auch nicht mehr nach der Uhr gefragt. Es war dann wohl eine Art Kavalliersdellikt.
Viele Grüße, T.
Das schauen von Westfernsehen war in der DDR nicht verboten. Jeder durfte, wenn er denn konnte Westfernsehen schauen. Selbst mein Vater und ich haben zwei Antennen für Westfernsehen aufs Dach gebaut. Die Antennen waren Marke Eigenbau, 3 m lang und mit Tschechenfallen in Serie ausgerüstet und der Aufwand hat gerade dafür gereicht um an 3 Tagen im Jahr bei sogenannten Überreichweiten ARD oder ZDF zu empfangen.
Man wurde für das reine schauen von Westfernsehen auch nicht direkt bestraft. Indirekt wurde man aber schon ausgegrenzt, wenn die Parteifunktionäre in den Betrieben so etwas mitbekommen haben. Das waren so kleine Schikanen wie Streichung des Urlaubsplatzes, versetzen in einen anderen Bereich, verweigern der Weiterbildung bis hin zur öffentlichen Schaustellung etc.
So etwas hier:
Wir haben die rund gebaut und 2 Stück hintereinander geschalten, in der Hoffnung, dass die Wirkung besser ist
Ooch ich kann den Unsinn bald nicht mehr hören.
Es gab in der DDR sogar Fernseher zu kaufen mit denen man das Westfernsehen in Farbe schauen konnte. Stichwort PAL Warum hätte man das tun sollen?
Ich spreche für sie Siebziger Jahre, in denen wir oft unsere Verwandten in der DDR besucht haben: Es war ein offenes Geheimnis, alle haben es gemacht - abgesehen vom "Tal der Ahnungslosen", wo es technisch nicht möglich war, Westfernsehen zu empfangen - jeder wußte es, und es wurde nicht verhindert.
Danke! Was sind Tschechenfallen in Serie?