Sollte in Romanen gender-gerechte Sprache verwendet werden?
Gender-gerechte Sprache hält überall Einzug. Politiker nutzen sie, die Medien und Schulbücher auch. An Hochschulen studieren keine Studenten mehr, sondern Studierende. Ich lese aktuell einen Roman (von 2016). Gendersprache? Sehe ich nirgends. Und das ist kein Einzelfall.
Sollte man auch in Romanen gender-gerecht Sprechen - vor dem Hintergrund, dass sich jene Sprache auch in allen anderen Bereichen ausbreitet?
71 Stimmen
30 Antworten
Nur weil die Sprache "gerechter" wird, wird die Welt nicht gerechter! Für mich ist das nur Augenwischerei. Damit will man nur versuchen, es allen recht zu machen. Aber man kann es niemals allen recht machen, von dem her ist auch der Kram mit der gendergerechten Sprache purer Unsinn.
Und wenn ich einen Roman lese, dann will ich entspannen und mich nicht durch einen Salat von gendergerechten Wörtern und *Sternchen wühlen.
Ich sehe das auch so. Die Leute, die sich an der Sprache abarbeiten sind Salon-Revoluzzer. Anstatt tatsächliche Ungerechtigkeiten zu beseitigen, werden Leserbriefe, Kolumnen, Artikel und Tweets zu Scheinproblemen geschrieben.
Ich finde, es begann mit der Rechtschreibreform. Anstatt die Lesbarkeit zu verbessern, wurde das Schreiben vereinfacht. Dazu hat man die Herleitbarkeit von Wörtern wie aufwändig und Stängel unnötigerweise eingeführt. Das hat dazu geführt, daß nicht die Bevölkerung bestimmt, wie sie spricht, sondern von der Rechtschreibkommission eine Sprach-Umerziehung durchgeführt wurde. Viele Menschen sprechen inzwischen tatsächlich inzwischen so.
Die Gender-Ideologie basiert (als Ableger des Feminismus) auf einer Verschwörungstheorie. Das Patriarchat ist allgegenwärtig und allmächtig. Auch in der Sprache. - Im Prinzip soll (siehe 1984 von George Orwell) ein Neusprech eingeführt werden, damit alle Menschen gutdenkvoll werden und nur noch Entenquak von sich geben.
Ich finde es erschreckend, dass einige diese Frage zum Anlass für polemisches Gender-Bashing nutzen. Sicherlich ist gendergerechte Sprache ein Thema, über welches man ausführlich und kontrovers diskutieren kann und sollte. Dennoch gibt es hier keine objektiven Begründungen, sondern nur "Tatsachen" für welche jegliche Grundlage fehlt.
Beispiel 1: Generisches Maskulinum ist kein Ausdruck von "männlich/Männlichkeit/männlicher Person". Ist dem so? Weshalb hat das Deutsche ein generisches Maskulinum entwickelt? Etwa nicht aufgrund des lange vorherrschenden Patriarchats, welches durch seine Dominanz Gesellschaft und Kultur des deutschsprachigen Raumes geprägt und geformt hat? Außerdem heißt es zwar "generisch" - der Gedanke, dass damit also nicht nur männliche Personen gemeint sind liegt ja irgendwie nahe - jedoch versteht der Großteil der Muttersprachler das "generische" Maskulinum tatsächlich als Maskulinum. (siehe z.B. Gygax et al., 2008. Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men. Language and Cognitive Processes, 23(3))
Beispiel 2: "das Volk" & "die Seele" vs. "der Inhaber"
Sowohl "Volk" als auch "Seele" sind monomorphemisch, d.h. sie bestehen aus einem einzigen bedeutungsvollen Element - nämlich "Volk" und "Seele".
"Inhaber" hingegen ist dimorphemisch, d.h. es besteht aus zwei Morphemen, aus zwei bedeutungstragenden Elementen: "Inhab-" und "-er". "Inhab-" ist der Stamm des Wortes "inhaben", "-er" ist ein Suffix, welches einen männlichen Agens im Deutschen bildet (~ jemand, der etwas macht). Somit hinkt dieser Vergleich extrem: man kann nicht Wörter, die kein Genus-bestimmendes Suffix innehaben mit Wörtern vergleichen, die eben ein solches aufweisen. Damit wären wir dann übrigens wieder bei Beispiel 1.
Womöglich ist dieses Thema für viele emotional geladen - warum auch immer (?). Dennoch hilft es hier niemandem, wenn unbegründet "Tatsachen" in den Raum geworfen werden. Ziel dessen ist es schlichtweg, sich über gendergerechte Sprache auf billigste Art und Weise lustig zu machen. Das stellt denjenigen*diejenige, der*die so "argumentiert" in kein gutes Licht, und hilft allen anderen nicht dabei konstruktiven Austausch aufrecht zu erhalten.
"-er" ist ein Suffix, welches einen männlichen Agens im Deutschen bilden
Ich bin nicht so gut in Deutsch, widerspreche aber, daß damit ausschließlich der männliche Agens gemeint ist.
Natürlich - es gibt z.B. auch das Pluralsuffix -er.
Ich bin nicht so gut in Deutsch
Keine fachliche Ahnung haben, aber mitdiskutieren wollen auf hohem Niveau - ist ja witzig.
PS: Ich bin trotz allem gegen gendergerechte Sprache in Romanen. Diese sind Kunst, und jede*r Autor*in darf frei entscheiden, in welcher Sprache er*sie schreibt.
Ich sehe hier kein polemisches "Gender-Bashing", denn: Welches "Gender" sollte man denn "bashen"?
Was ich hier aber sehe, ist in meinen Augen berechtigte Kritik an einer aufkommenden Gendersternchen-Mode, welche - wiederum meiner Ansicht nach - eine Vergewaltigung der deutschen Sprache darstellt.
wenn unbegründet "Tatsachen" in den Raum geworfen werden.
Wieso haben manche Leute Probleme mit Tatsachen und müssen sie in Anführungszeichen setzen? Ist es so, wenn sie der Meinung im Wege stehen?
"Tatsachen" sind Behauptungen, die ohne jegliche objektive Begründung und Quelle in den Raum geworfen werden.
"Tatsachen" sind Behauptungen, die ohne jegliche objektive Begründung und Quelle in den Raum geworfen werden.
Das ist eine sehr ´ungewöhnliche´ Definition.
Daher ja die Anführungszeichen, nach deren Bedeutung du gefragt hattest.
Sprache entwickelt sich ständig um. Solange die Sprecher es sinnvoller finden, werden sich neue Begriffe durchsetzen.
Doch, wer sich die zusätzliche Zeit für das Ausschreiben nehmen will, der kann das gern tun.
Zuerst sollte man richtig deutsch lernen und dann wie man gut und verständlich formuliert.
Nein, man hat übertrieben und nun muss die Gegenreaktion einsetzen und alles wieder rückgängig gemacht werden! Hätte man sich mit einem Teil zufriedengegeben, so hätte man ihn bekommen. Doch wer zuviel will, soll gar nichts kriegen!
Hast Du nicht gemerkt, dass auch hier - je öfters das Genderthema angesprochen wird - desto mehr Prozente die "altmodischen" bekommen?? Also bitte merken: Nie etwas übertreiben!!
Ich finde es generell unnötig und nervig. Ich achte da auch nicht drauf und benutze immer nur die männliche Form, außer natürlich es ist nur von Frauen die Sprache. In Büchern fände ich das noch nerviger
Ich achte da auch nicht drauf und benutze immer nur die männliche Form
Was meinst Du mit "männliche Form"? Welcher der Bezeichnungen würdest Du als ´männliche Form´ bezeichnen?
- der Feuerwehrmann
- die Kunden
- das Volk
- die Kollegen
- das Kollegium
- das Mädchen
Damit meine ich, dass ich z.B nur Schüler anstatt Schüler/-innen, Mitarbeiter anstatt Mitarbeiter/-innen schreibe usw. Das Sternchen usw benutze ich bewusst nicht
Substantive haben einen grammatikalischen Genus. "Der Kunde" ist nicht männlich und "die Seele" ist nicht weiblich. Es ist kein Problem der Sprache, wenn Frauen sich nicht angesprochen fühlen oder wenn in der Vorstellung von Männern ausgegangen wird.
Gerne nochmal hier: dein Vergleich hinkt aufgrund morphologischer Differenzen.
Richtig. Ich sehe darin sogar eine Gefahr. Menschen können nie genug kriegen. Meine Oma hat immer gesagt:"Je mehr er hat, desto mehr er will". Irgendwann streiten sich die Leute um Kleinigkeiten, weil ja jeder "gleich" sein muss.
Ich würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn mir jemand die 11 Euro nicht gönnt, die ich mehr an Grundsicherung für dezentrale Wassererwärmung bekomme...