Wie empfindet ihre geschlechtergerechte Sprache, die auf den Gender-Stern verzichtet?

Das Ergebnis basiert auf 50 Abstimmungen

Ich setze auf das generische Maskulinum (Lehrer, Schüler usw.) 56%
Ich finde die Doppelnennung (Bürgerinnen und Bürger) gut 16%
Ich lehne jegliche Formen geschelchtergerechte Sprache ab 12%
Partizip und Doppelnennung finde ich gleich gut 12%
Ich finde Partizipien (Lehrende, Nutzende, Kochende) gut 4%

14 Antworten

Ich setze auf das generische Maskulinum (Lehrer, Schüler usw.)

Die Partizipform empfinde ich als sehr künstlich und aufgesetzt, und bei Wortverbindungen ist sie oft völlig unbrauchbar: Lehrendenzimmer, Studierendenwohnheim, Lernendensprecher kann doch nun wirklich niemand als gutes Deutsch bezeichnen.

Ebenso künstlich finde ich den Genderknacks +innen. Hoffentlich bleibt das eine vorübergehende Modeerscheinung.

Warum geht man nicht einfach, wie z.B. im Englischen, so heran, dass man sagt: "Wenn aus dem Zusammenhang klar ist, dass Vertreter aller Geschlechter gemeint sind, reicht das generische Maskulinum völlig aus."

Ich kenne keine Ärztin, die wütend wird oder tränenüberströmt zusammenbricht, wenn man sie mit "Frau Doktor" anspricht.

Die Persiflage findet sich schon in dem Film "Das Leben des Brian", wo eine Menschenmenge begrüßt wird mit den Worten: "Männer, Frauen, Hermaphroditen!" Muss es im richtigen Leben erst dazu kommen?

In den aktuellen Coronazeiten wurden häufig "Lehrende" zur Lage in den Schulen interviewt, und niemand von ihnen sprach dabei von "Lernenden", sondern immer nur von "Schülern" bzw. "Schülerinnen und Schülern".

Um wirklich alle biologischen und psychischen Geschlechter und Mischformen einzubeziehen, kann man ja nur sagen "liebe Menschen", zumindest so lange, bis übereifrige Feministinnen das Wort "Menschinnen" hinzuerfinden.

Claud18  08.10.2021, 22:20

Die "Menschinnen" soll es ja im Duden schon geben. Ich möchte jedenfalls nicht si bezeichnet werden.

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Ich finde Partizipien (Lehrende, Nutzende, Kochende) gut

Teils, teils.

Studierende, Demonstrierende finde ich okay. Kochende dagegen finde ich irgendwie merkwürdig. Erst mal kochen ja gar nicht alle Köche, sie richten teilweise nur an oder stellen einen Salat zusammen und dann hat das Wort "kochend" auch noch andere Assoziationen wie "vor Wut kochen".

Das Partizip passt mMn also nicht auf jedes Wort.

Dazu kommt, dass man streng genommen immer Student ist, solange man in einer Uni eingeschrieben ist, also auch in den Semesterferien oder am Wochenende oder wenn man krank ist. Dann studiert man aber nicht in jedem Fall aktiv. Streng genommen wäre ein kranker Student oder einer um Urlaub, der sich frei nimmt, kein "Studierender", sondern ein "Urlaubender" oder ein "krank im Bett Liegender". Studierend ist man ja streng genommen nur, wenn man in einer Univeranstaltung sitzt oder lernt, also aktiv studiert. Der Demonstrierende hört ja auch auf, einer zu sein, sobald die Demo vorbei ist. Hier wird es dann schwierig: Die Polizei kann bspw. "Demonstranten" verhören, also Menschen, die gerade demonstriert haben, aber sprachlich meiner Meinung nach keine "Demonstrierenden", weil die während des Verhörs ja gar nicht mehr demonstrieren.

Gut ist natürlich, dass mit dem Partizip teilweise Menschen ihre Funktionen oder Aufgaben bewusst gemacht werden: Wenn Schüler zu Lernenden werden, wird deren Aufgabe viel deutlicher gemacht. Schüler ist mehr ein Status, Lernender eine Aufgabe bzw. Funktion.

Bei vielen Begriffen ist das Partizip mir aber unklar. Was ist ein Arzt? Ein "im medizinischen Bereich Tätiger (oder tätiger Mensch)"? Das wäre doch sehr umständlich. "Rufe mal einen Taxifahrenden" klingt auch sehr gekünstelt.

Wie immer steht bei mir am Anfang und Ende die Grundfragen, für wen wir überhaupt gendern müssen. Passen wir uns am Ende alle an etwas an, das weniger als ein Prozent der Bevölkerung wünschen und weniger als 10 Prozent der Bevölkerung unterstützen? Wer fühlt sich wirklich von Begriffen wie Student oder Demonstranten nicht gesehen? Und geht dem das erst seit der Diskussion so oder war das vorher auch schon so?

Wir reden immer noch von "Deutschen, Europäern, Ägyptern". Bisher jedenfalls lese ich noch nichts von der Bestrebung, diese in "Deutsche Frauen und Männer, Europäerinnen und Europäer oder "in Europa lebende" und Ägypterinnen und Ägypter" umzuändern. Und selbst dann könnte man immer noch argumentieren, dass damit viele Menschen nicht gesehen werden, dass man nicht jede Religion in dem Land sichtbar macht, dass man nicht jede Altersstufe in dem Land sichtbar macht, dass man Menschen mit Migrationshintergrund und Migranten nicht sichtbar macht.

Nur bisher hat das niemanden gestört. Unter "den Deutschen" hat sich sowohl der Grundschüler als auch der 90jährige eingeordnet, sowohl die Physikerin als auch der Arbeitslose, sowohl der Christ als auch der Buddhist. Keiner hat gesagt, "ich werde mit dem Begriff "die Deutschen" ausgeschlossen".

Daher frage ich: Wenn man das Geschlecht immer "sichtbar" machen muss, was muss man als nächstes sichtbar machen und wie sehr verkompliziert das die (vor allem gesprochene) Sprache? Denn damit werden auch wieder Menschen ganz praktisch diskriminiert, nämlich diejenigen, die diese Änderungen intellektuell nicht verstehen oder aufgrund von Sprachschwierigkeiten nicht ohne größeres Nachdenken anwenden können.

Claud18  16.05.2021, 18:04

Du siehst das ganz richtig oben, genauso assoziiert die deutsche Sprache. Deshalb habe ich mich auch über den Stempel auf Berliner Briefe vor der Wahl "Wahlhelfende gesucht" mokiert. Helfende helfen bereits, die braucht man nicht erst zu suchen.

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Ich finde die Doppelnennung (Bürgerinnen und Bürger) gut

Eine Einmalnennung reicht mir, wenn ich Texte schreibe, denn es geht mir nur darum zu vermitteln, daß ich auch das weibliche Geschlecht ansprechen, bzw. nicht ausschließen und ihnen so die Gewissheit und den Respekt zeigen möchte, das ich auch an sie denke.

Das ist nicht besonders anstrengend, kann man machen.

Ich lehne jegliche Formen geschelchtergerechte Sprache ab

Ich empfinde gendern generell als nervtötend, egal ob mit Genderstern, Gendergap, Doppelnennung, Partizip oder was es da sonst noch so alles an Absonderlichkeiten gibt. Den Auswüchsen sind ja inzwischen keine Grenzen mehr gesetzt, und irgendwie kommen doch immer wieder welche an, die sich ausgegrenzt fühlen, wenn man dies und jenes nicht so und so sagt.

Die Genderstern-Sprechpause erinnert mich immer an das "Hicks" beim Schluckauf. Manchmal fällt die Pause auch zu kurz aus, dann klingt es, als wäre eben nur von der weiblichen Form die Rede.

Doppelnennung, ähm ja, wie viel Redezeit geht da verloren, wenn man zu jeder Aufzählung von Ministerpräsidenten, Grundschullehrern oder Medizinstudenten immer noch umständlich und zungenbrecherisch die weibliche Form hinzufügen muss? Dabei ist diese im Plural doch längst enthalten.

Und auch dem Partizip kann ich nichts abgewinnen. Die Backenden, die Radfahrenden, die Zufußgehenden. Kommt der hartnäckig auf Gendersprache drängenden Minderheit auch irgendwann mal der Gedanke, dass der Mehrheit der Bürger diese Sprachverhunzung völlig gegen den Strich geht und sie sich auch nicht bevormunden lassen wollen, wie sie zu reden haben? Vor allem, wenn man fernsieht, beschleicht einen neuerdings immer mehr das Gefühl, als wäre man zunehmend von Leuten umgeben, die keine anderen Probleme haben und sich deshalb immer wieder etwas Neues einfallen lassen, womit sie der Allgemeinheit so richtig schön auf den Keks gehen können.

Ich setze auf das generische Maskulinum (Lehrer, Schüler usw.)

Mal abgesehen von der Tatsache dass das ganze extrem bescheuert klingt ist diese form des Genderns ist grammatikalisch falsch. Man kann anstelle von Schüler*Innen Schülerinnen und Schüler sagen. Dies wäre grammatikalisch richtig. Und dannwäre da noch die Tatsache dass das ganze oft wie das Femininum klingt welches nunmahl nicht neutral ist

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere Geschichte und bin an Politik interessiert