Meinung des Tages: Wie steht Ihr zu Smartphoneverboten bei Live-Konzerten?

Das Ergebnis basiert auf 515 Abstimmungen

Ja, ich bin für ein Smartphoneverbot, weil... 48%
Ich bin gegen ein Verbot, da... 39%
Ich habe eine andere Meinung und zwar... 13%

120 Antworten

Ich habe eine andere Meinung und zwar...

Kleiner Backflash nach 2005, also 2 Jahre vor dem ersten Iphone und 19 Jahre vor heute:

https://www.youtube.com/watch?v=RnDDQ9CY-1I

Was fällt auf? Weniger als 10% der Zuschauer benutzen irgendwelche Aufnahmegeräte, meist kleine Kameras für schnelle Schnappschüsse oder kurze Videoschnippsel. Eine winzige Minderheit hat Camcorder oder frühe Kamerahandys. Die weit weit überwiegende Mehrheit lebt einfach den Moment. So wie es sein sollte. Die geringe Anzahl an Geräten behindert die Sichtverhältnisse der Mehrheit praktisch nicht.

Seit ein paar Jahren ist das völlig anders. Gefühlt filmt jeder ununterbrochen. Es ist auch kein Generationsproblem, ich hab schon Rentner gesehen die 2 Stunden lang das Handy oben hatten. Es ist eine Verhaltensänderung in der Gesamtgesellschaft. Der deutlichste negative Effekt ist, dass vor allem die, die zur unteren Hälfte der Körpergrößenverteilung gehören nur noch Arme und Displays sehen und dadurch deutlich weniger vom Konzert mitbekommen. Rücksichtnahme ist keine zu erkennen.

Viel schlimmer als die, die das Geschehen auf der Bühne aufnehmen sind aber die Selfie-Vollidioten, die andere brutal zur Seite rammen und sich dann selbst mit dem Rücken zur Bühne fotografieren.

Bei allgemein bekannten Musikern sehe ich in privaten Aufnahmen keinen Werbeeffekt. Es ist sowieso bekannt, was sie können oder nicht können. Dort gibt es durch Handyfilmen keinen positiven Effekt. Im Zweifelsfall ist es sogar geschäftsschädigend, weil dann weniger DVDs, Blurays oder offizielle Streams verkauft werden.

Bei kleineren Künstlern, Nachwuchskünstlern und in Genres weit abseits des Mainstreams, die praktisch kein Werbebudget haben und in Mainstreammedien nicht auftauchen, ist das anders. Für die wirken private Videoaufnahmen als fast kostenlose Werbung die einen Einblick in Fähigkeiten und Reparetoire der Künstler bietet und den Verkauf von Tickets und Tonträgern fördert. Aber nur fast kostenlos, wegen des stimmungshemmenden Effekts der vielen Handys.

Der Werbeeffekt der Handyvideos wäre natürlich auch anders zu erzielen. Künstler und Veranstalter müssten sich darauf einigen, dass zu Werbezwecken offiziell gefilmt und im Netz veröffentlicht wird. Das geht im einfachsten Fall schon mit einer stationären Kamera auf Höhe des Mischpults, die einfach mitläuft. Kostet praktisch nichts und schlechter als ein Handyvideo kann die Qualität garnicht werden. Die Handyvideos wären dann überflüssig.

Nur eine Gruppe kann man damit nicht abdecken: Hobbyfilmer mit semiprofessionellem Equipment. Diese Gruppe ist winzig klein, aber sie ist vorhanden. Wegen ihrer winzigen Zahl fallen sie bei anderen Konzertbesuchern nicht auf, sie stören nicht. Von den großen Stars werden sie gehasst bzw. dürfen ihr Equipment erst garnicht mitbringen, weil die gute Aufnahmequalität echte Konkurrenz zu offiziellen Videos ist. Viele Künstler die in kleinen Clubs weit abseits des Mainstreams Musik machen, sehen die Sache völlig anders. Ich weiß von Hobbyfilmern die im freundschaftlichem Kontakt mit diversen Bands stehen und diese Bands bei jeder Gelegenheit mit unkomprimiertem Video- und Bildmaterial versorgen. Hier wäscht eine Hand die andere und alle sind glücklich.

Einfach die Handys verbieten und den qualitativ besseren Hobbyfilmern offizielle Drehgenehmigungen ausstellen löst das Problem leider nur scheinbar. Praktisch alle Hobbyfilmer haben mit dem Handy angefangen, waren mit Qualität und Handhabung unzufrieden und haben aufgerüstet. Der Kontakt zu Bands entstand erst durch die vorhandenen Aufnahmen. Wenn man jetzt Handys verbietet oder nur noch dem Veranstalter und der Band bekannten Filmern Genehmigungen ausstellt, nimmt man dieser kleinen Gruppe den Nachwuchs weg. Man rottet ein ganzes Hobby aus und nimmt weniger bekannten Bands eine Möglichkeit, kostenlos an werbewirksame Aufnahmen aus der ersten Reihe zu kommen.

Das Problem muss da gelöst werden, wo es her kommt: Im Verhalten der Gesellschaft. Starre Verbote haben nie nur Vorteile, sondern immer auch Nachteile. Appelle an die Vernunft mit Hinweis auf die Nachteile der ständigen Filmerei oder auch Werbekampagnen die für das ungefilterte Erleben des Moments werben, können einen positiven Effekt erzielen. Klar, man erwischt nie alle. Mit einem Verbot aber auch nicht. So wie das Rauchverbot nicht jeden Suchtkrüppel davon abhält sich im dicht besetzten Saal den nächsten Sargnagel anzuzünden. Ein spürbarer Effekt ist schon da, wenn man die Mehrheit erreicht, die noch für Argumente zugänglich ist.

SchakKlusoh  30.01.2024, 10:00

Auf diversen Konzerten wurde schon vor Jahren Security mit Blitzlampen eingesetzt, um Dauerfilmern den Spaß zu verderben.

Mittlerweile gibt es Blender-Laser, die Aufnahmen gezielt mit Infrarot verblitzen. Die Geräte sind in der Lage die Reflektionen von Linsen zu erfassen und so gezielt zu arbeiten.

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eieiei2  30.01.2024, 18:20
@SchakKlusoh

Das ist auch nichts anderes als mit dem Knüppel auf hohle Köpfe zu schlagen. Es ändert nichts an der Ursache des Problems. Es setzt gewaltsam die Hausordnung durch, wodurch keinerlei Verständnis für den Grund der Maßnahme, sondern nur Ablehnung erzeugt wird.

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SchakKlusoh  30.01.2024, 18:35
@eieiei2

Das ist nicht die "Hausordnung", sondern das Urheberrechtsgesetz. Es enthält ein Vervielfältigungsverbot. Das sollte man als Konzertbesucher wissen.

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eieiei2  30.01.2024, 20:46
@SchakKlusoh

Wie es umgesetzt wird steht in der Hausordnung, weil der Hausherr dafür zuständig ist. Und da gibt es verschiedene Ansätze von komplett ignorieren bis Mitnahmeverbot von Geräten.

So lange es gesellschaftlicher Konsens ist, dass in jeder Lebenslage gefilmt und gepostet werden muss, nutzt das aber alles nichts. Klar, man kann die Leute mit Gesetzen gängeln die sie nicht für sinnvoll halten und deswegen nur unter Strafandrohung akzeptieren bis das nächste Mal niemand hinsieht. Das ist aber doch nicht zielführend. Das grundlegende Problem ist, dass die Gesellschaft nicht mehr im Hier und Jetzt lebt, heute etwas erlebt und im Gedächtnis abspeichert und morgen was anderes erlebt. Es wird heute jeder Furz digital mit der Welt geteilt, das Gedächtnis ist auf Instagram ausgelagert. Diese Grundeinstellung muss wieder weg. Nicht nur aus den Konzertsälen.

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SchakKlusoh  31.01.2024, 17:33
@eieiei2
So lange es gesellschaftlicher Konsens ist, dass in jeder Lebenslage gefilmt und gepostet werden muss,

Das ist nicht gesellschaftlicher Konsens. Es sind immer nur einige, die Grenezen überschreiten. Die Frage ist, ob es sich lohnt, deshalb Maßnahmen zu ergreifen.

Es gibt sicher Künstler, die Fan-Cams als Chance sehen über soziale Kanäle bekannter zu werden. Andererseits gibt es Künstler, die das Konzert-Erlebnis durch Handy-Zombies gefährdet sehen. Die Interaktion zwischen Bühne und Publikum ist eben sehr wichtig.

Es gibt auch Künstler, die Aufnahmen selbst vermarkten möchten.

Ein Beispiel habe ich hier mit Band-Maid 10th Anniversary Final Concert aufgeführt:

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eieiei2  01.02.2024, 17:07
@SchakKlusoh

Wenn 90% das Handy oben haben, ist es gesellschaftlicher Konsens dieses Verhalten normal zu finden. Sonst würden diese extrem hohen Zahlen nicht erreicht.

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Sandokaan  01.02.2024, 10:21

das ist einer der großen Irrtümer im Handyzeitalter. Ganz einfach: wer die Situation filmt, der erlebt sie nicht. Der erlebt die Stimmung nicht und der sieht auch nicht richtig, was auf der Bühne los ist, weil er ja möglichst alles aufnehmen will. das kostet die ganze Konztentration. Und die Aufnahme wird nie mehr vollständig angeschaut, und wenn, dann auf einem Postkarten großen Bildschirm mit schlechtem Ton. Ein großer Irrtum. Bob Dylan, angeblich, geht sofort von der Bühne, wenn einer zu filmen anfängt.

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eieiei2  01.02.2024, 17:09
@Sandokaan

Genau das muss den Leuten wieder klar werden. Mit Verboten allein erreicht man das aber nicht.

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Ja, ich bin für ein Smartphoneverbot, weil...
  • Zumindest zum Filmen. Die Taschenlampen funktion Sieht ja immer ganz schön aus, wenn das viele machen. Aber das wird schwierig, den Leuten ohne das Handy wegzunehmen das Filmen auszutreiben.
  • Die Band Queen (Die Überbleibsel :-( ) hat sich da auch mal zu geäußert. Da vertritt man eine ähnliche Meinung. Das Video ist es glaub ich, für die, die es Interessiert: https://m.youtube.com/watch?v=pQnr5w_EY14
Ja, ich bin für ein Smartphoneverbot, weil...

Da schlagen zwei Herzen in der Brust. Natürlich schiesst man gerne ein paar Erinnerungsfotos oder ein kurzes Video.

Aber wenn es jeder ständig macht, nervt es einfach nur. Man kann es nicht mehr geniessen. Und die armen Leute kennen das stellenweise nicht anders, ist das nicht bedauernswert ? Und zum fremdschämen. Nicht nur auf dem Konzert.

Die Kinderchen im Kino, selbst wenn der Film läuft müssen sie ihre Nachrichten checken. Ich sage dann etwas.

Das große Becken mit dem Haien im Seeaquarium. Ich stehe mit meine 1,90 m ganz hinten und schaue nur auf Handydisplays. Schummle mich ganz nach vorne. War dann auch wieder nicht richtig. Pech gehabt, liebe Amateurfilmer.

Sabine844  27.01.2024, 17:21

Bin gegen ein totales Verbot.LG

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Hallo25984  27.01.2024, 17:55

Handy ja, aber sollte viel weniger verwendet werden beim Konzert. Ist da nicht so schön

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Man sollte sich auf das Konzert konzentrieren das Weiteren fühlen sich manche Zuschauer durch den Blitz belästigt

Ja, ich bin für ein Smartphoneverbot, weil...

Bei einem Konzert braucht man kein Smartphone.