Es wird Zeit, dass endlich durchgegriffen wird. Die Forderungen dieser Terroristen sind überhaupt nicht durchdacht und überhaupt nicht als Lösung des Klimaproblems geeignet. Ihre Handlungen führen dazu, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung Umweltschutz nur noch mit Terror auf den Straßen verbindet und in der Folge eine negative Einstellung gegenüber jeglicher Form von Umweltschutz entwickeln. Die Kleberterroristen erreichen das Gegenteil dessen, das nötig wäre.
Wir brauchen eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Zukunft zu sichern. Wir brauchen einerseits wirklich wirksame Klimaschutzmaßnahmen ohne Rücksicht auf Konzerninteressen, anderseits brauchen wir die Einsicht, dass wir den Klimawandel nicht völlig aufhalten können und in Maßnahmen investieren müssen, um mit den unvermeidlichen Folgen umzugehen.
Selbst wenn es ab sofort zu absolut keiner weiteren Erwärmung kommt, haben wir ein gravierendes Wasserproblem. Mitteleuropa lebt auf Wasserkredit. Die Alpengletscher haben während der kleinen Eiszeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert einen historischen Höchststand erreicht und schmelzen seitdem ab. Wir tun so, als würden dieses Wasser unendlich zur Verfügung stehen, obwohl es endlich ist. Die extremen sommerlichen Niedrigwasser in Flüssen, die vom Schmelzwasser der Alpen gespeichert werden, sind der neue Normalzustand. Es wird auch ohne zusätzliche Erwärmung nur schlimmer, es wird nicht mehr besser. Der Po in Italien fällt im Sommer heute schon fast komplett trocken. Andere Flüsse wie Rhein und Rhone werden folgen, auch die Donau wird ohne die Zuflüsse aus den Alpen im Sommer viel weniger Wasser führen. Das ist das Trinkwasser, von dem mehr als 100 Millionen Menschen leben. Unter anderem die Hälfte Westdeutschlands.
Massiv verschlimmert wird das Problem durch menschengemachte Landschaftsveränderung. Seit mehr als 500 Jahren bekämpfen wir überall in Europa, aber auch in weiten Teilen Asiens Feuchtgebiete, seit 250 Jahren auch in Nordamerika. Die letzten 150 Jahre im großindustriellen Maßstab und immer schneller. Entwässerungsgräben sind allgegenwärtig, fast alle Flüsse wurden in gerade Rinnen gezwungen, in denen es schnellstmöglich zum Meer geleitet wird. Wir haben dem Oberflächenwasser die Fläche und die Zeit genommen, die es braucht um vor Ort ins Grundwasser zu versickern oder zu verdunsten und Wolken zu bilden. Seit rund 100 Jahren betreiben wir diesen Wahnsinn auch in einer wachsenden Zahl tropischer Länder. Madagaskar ist das erste Opfer, dort ist der lokale Wasserkreislauf zusammengebrochen, Wüste verdrängt die sterbenden Wälder, die Insel kann ihre Einwohner nicht mehr ernähren. Andere heute noch feuchtwarme Regionen werden folgen, wenn sich unser Verhalten nicht ändert.