Schränkt Religion einen Menschen ein?

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Hallo,

Religiöse Menschen schränken ihr Leben durchaus ein, indem sie sich von einer vermeintlich höheren Macht, einem Buch oder dergleichen vorschreiben lassen, was erlaubt und was verboten ist. Ein selbstbestimmtes Leben ist dadurch nur bedingt möglich.

Allerdings denke ich, dass Religion für viele Menschen auch eine Bereicherung sein kann, wenn sie denn wirklich daran glauben. Für jemanden, der sich gerne nach einer Religion richtet, handelt es sich dabei sicherlich nicht um eine Einschränkung, solange man diese Religion freiwillig verfolgt. Es kommt auch immer darauf an, wie sehr man sich nach der jeweiligen Religion richtet.

Letztendlich gibt es viele Menschen, die sich und ihr Leben aus den verschiedensten Gründen einschränken - unabhängig von Religion oder ähnlichem.

Für mich ist Religion jedoch nichts. Ich akzeptiere und toleriere Menschen, die sich einer bestimmten Religion zugehörig fühlen, aber mit diesem Konzept kann ich nichts anfangen. Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen - wobei Menschen, die einer Religion beitreten, das auch irgendwie tun, schließlich bestimmen sie selbst, ob sie das tun oder nicht.

Vermutlich ist es von Person zu Person unterschiedlich, ob man Religion als Einschränkung, als Bereicherung oder als etwas ganz anderes empfindet oder nicht.

Liebe Grüße

stefanbluemchen  25.03.2018, 12:26

Gut geantwortet, denn du beschreibst den von Gott gegebenen freien Willen ausführlich. Und genau deshalb ist Religion im allgemeinen nicht einschränkend.

Sich an biblische Grundsätze zu halten ist sogar ein Schutz vor Enteuschung und so machen Krankheiten. Ich selbst bin ein gläubiger Christ. Doch ich respektiere auch, dass jeder den freien Willen hat, sich anders zu entscheiden.

Leider missbrauchen manche ihren freien Willen und stehlen, rauben und morden. Diese vergessen, dass ihr freier Wille da aufhört, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird. Grenzen müssen sein, sie dienen zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer.

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Libertinaer  25.03.2018, 18:53
solange man diese Religion freiwillig verfolgt.

Nur ist das seltenst wirklich der Fall.

Üblich ist eine mehr oder weniger starke Indoktrination von klein auf.

Wer die nicht durchgemacht hat, bleibt der Religion als Erwachsener eher fern. Zuwächse verzeichnen Religionen ansonsten eher durch Wechsel aus anderen Glaubensrichtungen.

"Glaube, ohne zu hinterfragen, was immer erwachsene Bezugspersonen dir sagen. Religionsführer sind sich der Verletzbarkeit der kindlichen Gehirne voll bewusst und der Wichtigkeit, sie möglichst früh zu indoktrinieren. Unsere psychischen Dispositionen machen uns für Religion anfällig wie der Lichtkompass Motten für ihren Todesflug." (Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe)

"Wenn ich den Glauben eines Menschen mit 8 oder 9 Jahren habe, habe ich ihn für den Rest seines Lebens.

Je früher ich damit anfange, jemandem einzuimpfen, was er glauben soll, umso eher bleibt er dem für den Rest seines Lebens treu.

Auch wenn er mal abgleitet, irgendwann kehrt er zurück.

Und wenn es zu emotionalen Entscheidungen kommt, wie: wen heirate ich, wen wähle ich, dann wird religöser Glaube mächtig." (Dr. Michael Persinger, Neurologe)

Man könnte auch sagen: Religion ist ein gesellschaftlich akzeptiertes, bzw. gar gefördertes Stockholm-Syndrom.

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Sturmtaucher2  26.03.2018, 00:30

Jetzt stellt sich mir als Atheist natürlich die Frage, ob es auch vorkommt, daß jemand eigentlich ganz anders leben möchte - aber leider nunmal an diesen Gott glaubt.

"Ich will das nicht, aber Gott will es so"

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Libertinaer  26.03.2018, 01:00
@Sturmtaucher2

Da muss man wohl bloß einen jüdisch- oder christlich-orthodoxen/katholischen/evangelikalen/mormonischen/muslimischen/... Homosexuellen fragen.

Die Natur nimmt auf die Religion der Eltern ja keine Rücksicht.

Sonst würde der "liebe Gott" nur evangelisch-lutherische/anglikanische Christen damit konfrontieren, bei denen (mittlerweile) Homosexuelle ja problemlos sogar Bischof bzw. Bischöfin werden können.

Von "gottlosen Gesumms" wie Buddhisten ganz zu schweigen ... >;-)

Für einen schwulen Evangelikalen ist das halt eine "Prüfung Gottes", die er mit Hilfe von Gebeten und "Konversionstherapien" bestehen muss - sofern er dadurch nicht in den todsündigen Selbstmord getrieben wird.

Endet "optimalerweise" dann in einer "glücklichen" Ehe ohne Aussicht auf Scheidung.

"Christliche Nächstenliebe" ist schon toll! :-/

PS: Bei denen mit Restverstand ist es aber eher so, dass man ja auch in eine Religion wechseln kann, die der eigenen Lebensweise positiv gegenübersteht. Halt nur blöd, wenn darauf die familiäre/gesellschaftliche Ächtung steht - von Todesstrafe ganz zu schweigen.

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JasminDortmund  09.10.2020, 14:15

Ja, religiöse Menschen lassen sich ihr Leben durch die Religion einschränken. Dafür gibt es mehrere Beispiele.

Du sollst nicht töteten.

Du soll nicht begehren deins Nächsten Haus, Geld, Gut...

Du sollst nicht ehebrechen., lügen, stehlen usw.

Ja, ich muss es zugeben: die Religion schränkt mich schon deutlich ein. :-)

Sämtliche Moralvorstellungen basieren zum großen Teil auf religiösen Geboten.

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Ja, tut sie. So wie alle Regeln einen einschränken.

Aber manche Menschen wollen das so. Solange niemand gezwungen wird, ist es auch kein Problem … 

stefanbluemchen  25.03.2018, 12:51

Verkehrsregeln, sind die einschränkend oder ein Schutz? Genauso sind biblische Grundsätze ein Schutz.

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Die meisten Religionen erlegen ihren Anhängern entweder religiöse Gebote auf, oder geben ihnen zumindest moralische Maßstäbe.

Wie stark eine Religion tatsächlich einschränkt, hängt vor allem davon ab, wie konservativ man die jeweiligen Regeln für sich auslegt und interpretiert und wie streng man in deren Einhaltung/Befolgung ist.

Letztlich kann also der Mensch selbst entscheiden, wie stark er sich einschränken will bzw. ob er sich möglicherweise dem sozialen Gruppendruck und den Erwartungen seiner Glaubensgemeinschaft beugen will.

Wenn man in einer sehr konservativen Gemeinde ist, kann es durchaus sein, dass man kritisch beäugt wird, wenn man zB deren Vorstellung von "korrekter Kleidung" nicht entspricht und womöglich lassen sie einen diese Ablehnung auch spüren.

Ich bin Buddhist und bei uns ist weder Sex vor der Ehe, noch Homosexualität pauschal verboten - insbesondere einige asiatische Lehrer haben sich aber, aufgrund ihrer kulturellen Prägung negativ zur Homosexualität geäußert.

Damit kommen wir meiner Meinung nach zu einem wichtigen Punkt, den man bei Religionsgemeinschaften grundsätzlich beachten sollte:

Welche Dinge sind tatsächlich Teil der eigentlichen Lehre/Offenbarung und welche Dinge sind durch die Autoren/Kirche/Gemeinschaft hinzugefügt worden?

Beispielsweise könnte Prophet X vor allem rosa Kleidung getragen haben und seine Anhänger leiteten daraus die Regel ab, alle seine Anhänger sollten das gleiche machen. Das ist also keine Lehre des Propheten, sondern eine Gemeinschaftsregel.

Es gibt also für einen Anhänger dieses Propheten X kein Gebot, rosa Kleidung zu tragen - es ist nur eine Regel die von dieser Gruppe eingehalten und auf verschiedene weisen ideologisch gerechtfertigt wird.

So heißt es zB im 1. Korintherbrief (14:34-37) von Paulus, dass die Frau bei der Gemeindezusammenkunft schweigen und sich dem Mann unterordnen soll.

Nun könnte man diese Regel einfach widerspruchslos sklavisch befolgen, versuchen sie kreativ zu interpretieren, oder einfach feststellen, das hier nicht "Gott" oder Jesus, sondern womöglich ein sexistischer Macho seine Meinung kundtut.

Jemand könnte also für sich zu dem Schluss kommen, dass Paulus hier keineswegs göttlich inspiriert war, sondern einfach seine persönliche Meinung von Frauen in die Belehrung einfließen ließ. Man könnte diese Aufforderung also ignorieren.

Abhängig davon, wie bewusst man mit seiner Religion umgeht, lässt man sich also mehr oder weniger stark dominieren und einschränken.

Ich persönlich bin der Ansicht, dass man Lehren immer zunächst im Kontext von Zeit und Kultur in der sie verfasst wurden, beurteilen sollte. Manche Aussagen müssen womöglich in unserer heutigen Zeit anders interpretiert werden.

Beim Thema Sexualität ist zB die damalige Gesellschaft zu berücksichtigen. Wurden damals zB ehelose Mütter diskriminiert und gesellschäftlich geächtet, ist der Ratschlage nur Sex in der Ehe zu haben, durchaus vernünftig.

Ohne Mann hatte sie damals keinen "Ernährer" und müsste gleichzeitig Mutter und Arbeitskraft sein. Da Frauen damals nicht in vielen Berufen tätig waren, wäre eine solche Mutterschaft womöglich ein existenzielles Problem gewesen.

Der Ratschlag "warte mit dem Sex bis zur Ehe" war also nicht unklug - ob man es gleich als religiöse Regel, oder gar göttliches Gebot formulieren musste, sei einmal dahingestellt.

Heute, im 21. Jahrhundert leben wir nicht nur in einer gänzlich anderen Gesellschaft, sondern haben auch Möglichkeiten zur Empfängnisverhütung, die eine ungewollte Schwangerschaft verhindern können.

Jetzt kann man also Fragen, ob es womöglich andere gute Gründe gibt, weshalb "Sex vor der Ehe" kritisch betrachtet werden sollte - oder ob die Bedenken der religiösen Autoren heutzutage bedeutungslos geworden sind.

Gerade konservative Gemeinschaften verbieten jedoch geradezu eine solche moderne, zeitgemäßere Auslegung der Schriften.

Dann kann man sich fragen, ob man in dieser Gemeinschaft/Kirche/Gruppe tatsächlich richtig ist, oder ob ihr Verständnis zu sehr vom eigenen abweicht.

Letztlich können religiöse Regeln und Gruppen nur jene "versklaven" die sich tatsächlich auch versklaven lassen und völlig kompromisslos an einer einzigen Auslegung der Schriften festhalten.

Libertinaer  25.03.2018, 23:59
Letztlich kann also der Mensch selbst entscheiden, wie stark er sich einschränken will bzw. ob er sich möglicherweise dem sozialen Gruppendruck und den Erwartungen seiner Glaubensgemeinschaft beugen will.

Ja, so wie Giordano Bruno und Galileo Galilei z.B.

Ersterer blieb stur und landete auf dem Scheiterhaufen, letzterer entschied sich selbst zu widerrufen. ^^

Auch z.B. im Iran gehängte homosexuelle Jugendliche haben sich einfach nur falsch entschieden.

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Enzylexikon  26.03.2018, 12:45
@Libertinaer

Ich habe ganz bewusst keine moralische Bewertung von "richtiger" und "falscher" Entscheidung benutzt - und wie dein Beispiel ja zeigt, gibt es durchaus Entscheidungsfreiheit des Einzelnen - wenn auch manchmal mit grausigen Konsequenzen.

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Libertinaer  26.03.2018, 12:48
@Enzylexikon

Damit ist zur Wertigkeit dieser undemokratischen Konstrukte auch schon alles gesagt.

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Wer tief religioes ist, der fuehlt sich nicht eingeschraenkt. Der lebt sein Leben und ist/sollte eigentlich zufrieden sein.

Ob der allerdings in der Politik fuer Toleranz zu haben ist, steht auf einem anderen Blatt. Zwei Herren konsequent zu dienen, gelingt selten.

"Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen." (Mk. 2,27)

Sinn und Zweck des Gesetzes ist es nicht, uns zu ärgern. Sondern wir reden hier von sinnvollen Grundsätzen.

"Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" (Gal. 5,1)

Die Sinnsuche der Welt, die immer neuen Säue, die durchs Dorf getrieben werden, neue Ersatzreligionen wie ewige Jugend, Geld und Anerkennung von den Menschen - DAS ist die Knechtschaft, der wir uns nur all zu oft unterordnen wollen. DAS macht unglücklich. Lass dich zum Leben und zur Freiheit von Jesus Christus befreien! Alles andere hilft nicht!

Libertinaer  26.03.2018, 12:27

Komisch, ich bin ganz ohne Jesus Christus glücklich. 8-)

Trotzdem schön, dass es das gibt. Hat man was zu lachen! ^^

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