Regenbogenflagge am Neubrandenburger Hauptbahnhof auf Beschluss entfernt, wie findet ihr das?
Nach dem Antrag der AfD und BSW wurde die Regenbogenflagge am Hauptbahnhof auf Beschluss der Stadtvertreter Neubrandenburgs entfernt, nachdem die Flagge mehrmals von Unbekannten heruntergenommen und mit Nazisymbolen beschmiert worden war.
Gegen diesen Beschluss wurde bereits protestiert, mittlerweile hängt eine "Progress Flag", eine erweiterte Version der Regenbogenflagge mit Symbolen, die ohne Genehmigung von Unbekannten angebracht wurde, am Hauptbahnhof.
12 Antworten
Nach dem Antrag der AfD und BSW [...]
Dies ist sachlich falsch. Der Antrag wurde von Tim Großmüller gestellt, dem einzigen in die Stadtvertretung gewählten Mitglied der Fraktion „Stabile Bürger Neubrandenburg“, die bei der letzten Kommunalwahl im Sommer gut 2% der Stimmen erhielten. Großmüller ist in der Vergangenheit bereits mehrfach durch beleidigende Aussagen gegenüber dem parteilosen und offen schwulen Bürgermeister Silvio Witt aufgefallen. Gegen Großmüller laufen Ermittlungen wegen Beleidigung und Volksverhetzung.
Großmüller nutzte die erste reguläre Sitzung der Stadtvertretung um mit einem T-Shirt aufzutauchen, auf den er den Spurch „Lieber ein grünes Haus, als einen Grünen im Haus“ gedruckt hatte, das er im Vorfeld bereits stolz seinen Fans präsentiert hatte. Der Aufforderung des Stadtpräsidenten (CDU), dass Shirt zu bedecken, da es ehrverletztend sei, kam er nicht nach und erklärte, dass er Kermit den Frosch damit meine. Der Stadtpräsident sah letztlich von einem Saalverweis oder anderen Konsequenzen ab und äußerte, dass er Kermit auch möge.
Großmüller brachte insgesamt 10 Anträge ein, was ca. einem Drittel aller Anträge in dieser Sitzung entspricht. Darunter auch ein „Verbot homosexueller Werbung“ in der Nähe von Plätzen, an denen sich Kinder aufhalten, da sie sich sonst nicht frei ihre sexuelle Orientierung aussuchen könnten. Von den 10 Anträgen waren allerdings 9(!) formal fehlerhaft gestellt, weshalb nur über einen abgestimmt wurde.
Der Antrag wurde schließlich mit 15 zu 11 Stimmen angenommen, mit 8 Enthaltungen und 9 abwesenden Ratsmitgliedern. Wer genau wie abstimmte, ist öffentlich nicht direkt einsehbar. Großmüller bedankte sich öffentlich nachher aber für die Stimmen von AfD und der Wählervereinigung Projekt NB. Selbst wenn alle in diesen Fraktionen plus Großmüller anwesend waren und dafür gestimmt hätten, käme man aber nur maximal auf 14 Stimmen. Aus der Presse ist zu entnehmen, dass auch einzelne Mitglieder vom BSW und der Wählervereinigung Bürger für Neubrandenburg dafür gestimmt hätten. Letztere ist übrigens eine Splittergruppe der CDU, die getrennte Wege gegangen sind, nachdem ihnen aus der CDU-Fraktion vorgeworfenen wurde, sich auch am Mobbing gegen den Bürgermeister zu beteiligen.
Unmittelbar nachdem dann Bürgermeister Witt seinen Rücktritt ankündigte, da er die Angriffe gegen ihn und seine Familie nicht mehr länger aushalten könne, ließ es sich Großmüller nicht nehmen, ihn direkt wieder zu verhöhnen. Später erklärte Großmüller dann, dass es ihm bei den Anträgen nur darum gegangen sei, Witt loszuwerden.
Meine Meinung: offenbar hat Großmüller ein Problem mit Witt und seiner sexuellen Orientierung. Für ihn hatte der Antrag vermutlich wirklich nichts mit der Regenbogenflagge zu tun, sondern war nur eine weitere Stichelei gegen Witt. Der Zuspruch anderer Parteien resultiert daraus, dass in der Stadtvertretung seit dem Sommer zu viele Parteien und Wählervereinigungen sitzen, die glauben, dass das Unsichtbarmachen von Minderheiten bei ihren Wählern gut ankommt. Ich fände es schön, wenn die Einwohner von Neubrandenburg zeigen würden, dass es nicht an dem ist.
Ich finde das grauenhaft. Das ist ja so, als würde man sagen: Wenn eine Frau vergewaltigt wurde, verhängen wir eine Ausgangssperre für Frauen und verbieten ihnen, Röcke zu tragen. Wie kommt man auf so eine Idee? Bei der AfD wundert es mich nicht, dass sie dafür gestimmt hat. Die BSW zeigt hier leider ihr queerfeindliches Gesicht und die anderen Parteien finde ich auch übel, was das angeht. Ich kann verstehen, dass der schwule Bürgermeister zurückgetreten ist nach dieser Aktion. Das geht gar nicht und ich bezweifle auch, dass das rechtlich zulässig ist. Hängt denn die Flagge noch dort?
Es ist sinnlose Symbolpolitik. Ich finde es interessant, wenn solche absurden Aktionen der Rebellion zum Inhalt von politischen Parteien werden.
Anstatt solche Debatten breitzutreten und identitäre Symbolpolitik zu betreiben, sollten sich die Parteien lieber mit den realen Problemen der Gesellschaft beschäftigen. Und diese bestehen sicher nicht aus bunten Flaggen, die irgendwo gehisst werden. Solche Probleme hätte ich gerne.
Ich meine man kann die Regenbogen-Flagge sicher ab und zu mal aufhängen.
Aber andauernd - ist wie wenn man jeden Tag seine Kochwäsche am Fahnenmast aufhängt.
Das muss nicht sein.
Ich halte die Entfernung besagter Flagge für vortrefflich, auch wenn es lediglich, diesmal im wahrsten Sinne des Wortes, Symbolpolitik ist. Vor solchen Gebäuden mögen maximal Ortsflaggen oder meinetwegen National- oder gar Europaflagge wehen, nicht aber die der Schwulenbewegung.
Warum sollen die da nicht hängen? Zudem stehen sie nicht nur für Schwule, sondern für LGBT sowie Akzeptanz und Respekt. Und da hängen ja sogar teils die Flaggen von Vereinen. Und viele Gerichte haben auch schon bestätigt, dass sie da hängen können.