Narzisstisch werden?

6 Antworten

So, jetzt halt mal kurz die Luft an und komm mal aus deiner Gangster-Rapper-Depri-Welt im realen Leben an.

Im Leben hast du immer eine Wahl. Es gibt natürlich auch andere Wege, etwas im Leben zu erreichen. Nur wäre die erste Frage natürlich: Was bedeutet für dich "es zu etwas bringen"? Viel Geld und viele Chicks? Na, das ist natürlich eine oberflächliche Befriedigung - und klar, dem kannst du nachstreben, wenn das dein tatsächlicher Wunsch ist. Dann braucht es vielleicht tatsächlich Egoismus und eine Arschlochattitüde.

"Etwas zu erreichen" kann aber auch ganz anders aussehen. Es kann bedeuten, eine tolle, verlässliche Partnerschaft zu finden, einen erfüllenden Job zu haben, mit dem man finanziell gut über die Runden kommt und abwechslungsreiche Freundschaften zu pflegen. Wenn du das mit Egoismus und einer Arschlochattitüde versuchst - dann wird das wohl nix. Denn die guten, verlässlichen Frauen laufen vor Arschlöchern weg; erfüllende Jobs findet man damit nicht, weil man sich sämtliche Arbeitskollegen vergrault, und echte Freunde, die eben nicht nur hinter deinem Geld her sind, können mit Egoismus auch nix anfangen.

Merke dir eines: Du ziehst an, was du ausstrahlst!

Überlege dir also gut, was du wirklich willst. Chicks und (ggf. unfair verdiente) Kohle? Jo, go on mit deinen Arschlochmoves. Verlässliche Freunde und Partnerschaften, Sinnfindung und Freude an deinem Job? Dann hör auf blechkuebel: Folge deinen Interessen, tue die Dinge, die dir Freude bereiten, und zwar ohne Hintergedanken, werde authentisch, steh zu dir und strebe Dingen mit Disziplin nach. Du wirst die Früchte vielleicht nicht sofort ernten - aber es werden viel süßere Früchte sein als jene, die jemals aus Egoismus und Arschlochverhalten resultieren könnten!

Im Übrigen ist Narzissmus eine ernsthafte psychische Erkrankung. Daher habe ich das Wort in meiner bisherigen Antwort gemieden und es "Egoismus" genannt. Bei Narzissmus geht es um mehr als das grandiose Auftreten im Außen und die Manipulationstaktiken. Narzissten tun das, weil sie eine wahnsinnige Angst davor haben, sich klein zu fühlen. Sie werden permanent von Versagensängsten getrieben. Klingt nicht so toll, oder? Wie soll man so, was man erreicht hat, genießen können? Richtig - gar nicht. Nicht selten geht Narzissmus auch mit anderen psychischen Erkrankungen einher. Also - schlechte Wahl, würd ich herzlich von abraten.

Liebe Grüße

Es stimmt, dass Narzissmus oftmals zu Höchstleistungen antreibt, deswegen hilft es tatsächlich dabei, beruflichen Erfolg (im Sinne von hohen Positionen) zu erreichen.

Ohne Narzissmus kann man dennoch recht weit kommen: Es gibt auch authentisch interessierte Menschen, deren Narzissmus nicht so hoch ist, und die auf Basis ihres Interesses / ihrer Motivation / ihrer Disziplin weit kommen.

Ich habe den Eindruck, dass man das eher so machen sollte, wenn man Erfolg haben möchte.
1) Eigenen Interessen folgen. Etwas tun, woran man Freude hat. (Reine Erfüllung von Erwartungen reicht als Grundmotivation oft nicht).
2) Disziplin kultivieren.
3) Sich umfassend über den Bereich informieren, in dem man sich bewegt.

Man kann sich nämlich nicht künstlich zum Narzissten machen.
Zu Narzissmus gehören komplexe Verarbeitungsprozesse, die man als Nicht-Narzisst einfach nicht in dieser Gestalt hat. Narzissmus impliziert: Negative Glaubenssätze über sich selbst, starke Selbstzweifel, die zwischendurch durchscheinen, kompensatorische Bemühungen (ein gradioses Ich aufbauen), auf dieser Basis entsteht dann auch das Leistungsstreben. Narzissmus impliziert weiterhin eine hohe Kritikempfindlichkeit, und Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich (weil Narzissten oftmals versuchen, Andere für ihre Ziele einzuspannen oder Ihnen vorzuschreiben, was sie zu tun haben - darauf hat nicht jeder Lust).

Liebe gibt es natürlich auf irgendeiner Ebene, z.B. oft zwischen Eltern und Kindern, zwischen Partner'innen usw. In der Berufswelt sollte man aber nicht auf "Liebe" hoffen, wobei es da durchaus Momente der Mitmenschlichkeit gibt. In der Berufswelt geht es aber eher um Bedürfnisse verschiedener Parteien, die man gegeneinander abwägt. Der Chef will x, der Mitarbeiter y und dann muss man schauen, ob das passt. Aber man sollte nicht den Fehler machen und Chefs als "liebende Bezugspersonen" sehen, von denen man besonders viel Menschlichkeit erwarten kann.

ZionsDaughter  25.01.2024, 12:35

Danke, sehr ausführlich und differenziert! Kann ich als Psychologin so unterschreiben, vor allem mal die Einordnung des Narzissmus - und dass dazu nicht nur das "Äußere" gehört (sich toll darstellen, andere manipulieren), sondern auch die krassen Selbstzweifel und Irritationen.

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Man kann sich auch ohne Narzissmus am Leben erfeuen, das hat man ja selbst in der Hand. Narzissten wirken auf mich nicht als wenn sie Freude hätten.

Karskana33 
Fragesteller
 25.01.2024, 11:43

dann wirst du aber nie etwas erreichen. Und eben, liebe etc. gerade in schwulenkreisen gibt es eh nicht.

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blechkuebel  25.01.2024, 11:47
@Karskana33

Man müsste erstmal "was erreichen" definieren. Wann genau hat man "was erreicht"? Das sehen ja Leute sehr unterschiedlich.

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Man kann aber auch "weiterkommen", ohne den klassischen Narzismus.

Auf die Arbeitsstelle z.B. bezogen hat mein Vorgesetzter das von Dir beschrieben Weiterkommen erreicht, in dem er vorausschauend plante, sein Wissen umsetzen konnte und dadurch die Fehler meist immer selber und eigenständig beheben konnte.

Aufgrund auch des empathischen Umganges mit den Kollegen wurde er dann Vorarbeiter und später als direkter Vorgesetzte eingesetzt.

Ein wirklich angenehmer Zeitgenosse, vor dem ich den Hut ziehe und der seine Leute immer fair nach dem Motto "selber Leben und Andere auch Leben lassen..." handelt.

Am besten währe es natürlich wenn es keine Narzissten gäbe, da das nicht der fall ist kannst du durchaus davon Profitieren aber auch schaden nehmen.

Woher ich das weiß:Hobby – Totalitär-Pazifistischer Antifaschist