Ich glaube schon, dass bei bestehender Suizidalität der Aufenthalt verlängert wird. Ob es da irgendeine Obergrenze gibt, weiß ich nicht.
Aber ich würde gerne auf einen anderen Punkt eingehen:
sondern auf rationalen Erwägungen beruht.
Das gibt es eigentlich nicht. Es geht bei Suizidalität immer um gefühlte Dinge, um gefühlte Ausweglosigkeit, um gefühlte Hoffnungslosigkeit, um das Gefühl, dass das Leben nicht lebenswert sei. Das hat mit Rationalität wenig zu tun (aber es hat grundsätzlich im menschlichen Handeln vieles nichts mit Rationalität zu tun, weil an irgendeinem Punkt immer subjektive Wertsetzungen ins Spiel kommen).
Selbst wenn ein Manager entscheidet, einen Laden aufgrund schlechter wirtschaftlichen Einkünfte zu schließen, so ist das keine zu 100% rationale Entscheidung, da dahinter ein Wert steht, der "gefühlt" ist. Der Wert ist: Es ist wichtig, keine Verluste zu machen, kein Geld zu verlieren. Dieser Wert ist nicht selbstverständlich. Eine andere Person könnte z.B. in der Situation Verluste in Kauf nehmen, weil ihm / ihr die Angestellten so am Herz liegen und weil er denkt, dass er das mit seinem umfangreichen Privatvermögen auffangen kann.
Und so ähnlich ist es mit Suizidalität. Eine Person denkt, das Leben ist nicht lebenswert, weil es nicht x enthält (keine Chance auf eine Partnerin oder beruflichen Erfolg z.B.). Das ergibt nur Sinn, wenn Du diese subjektive Wertsetzung teilst. Es gibt aber auch Menschen, die mit Partnerlosigkeit kein Problem haben oder denen beruflicher Erfolg am Arsch vorbeigeht. So gesehen glaube ich nicht an eine "rationale Suizidalität", weil an irgendeinem Punkt Wertsetzungen eine Rolle spielen.
Und wo das so ist, gibt es psychologische Variabilität, d.h. die Möglichkeit, die Dinge anders zu sehen, andere Wertsetzungen vorzunehmen.
Und du scheinst auch ein Konzept von psychischen Krankheiten zu haben, als hieße das, dass man nicht zurechnungsfähig sei, weil Du Rationalität und psychische Krankheiten wie zwei Gegensätze gegenüberstellst. Diese Gegenüberstellung würde ich so nicht vornehmen. Psychische Krankheiten sind nicht zwangsläufig irrational. Der Kern einer psychischen Krankheit ist, dass es dysfunktionales Erleben oder Verhalten ist, dass Dir schadet, in dem es DIch einschränkt oder Leid verursacht.
Man kann z.B. legitim und begründet sich sehr viele Gedanken zum Ukraine-Krieg machen und tagein tagaus News konsumieren. Das kann ein dysfunktionales Verhalten sein (da es die Stimmung drückt, da man wichtige alltägliche Sachen nicht mehr hinkriegt), auch wenn es "rationale Gründe" gibt, warum man das macht (um informiert zu sein, weil man da vielleicht Familie hat, weil man vielleicht in irgendwelchen Projekten rund um den Ukraine-Krieg involviert ist).
Diese Gegenüberstellung funktoniert also meiner Meinung nach so nicht.