Ist Klimaschutz noch gewollt, wenn es teuer wird?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Am grundsätzlichen Willen zum Klimaschutz besteht in meinen Augen kein Zweifel. Aber zu viele Köche verderben den Brei, wie man so schön sagt. In der Bundesregierung gibt es sehr gegensätzliche Interessen, und alles was die sich zusammenschustern, ist ein krummer Kompromiss.

Wirkungsvolle Maßnahmen zum Klimaschutz kosten Geld. Ist so. Aber wir haben nunmal die FDP in der Regierungskoalition, die so stur auf der Vermeidung von Neuverschuldung beharrt, dass sie gar nicht darüber nachdenkt, ob es ein sinnvolles Investment sein könnte. Steuererhöhungen kommen natürlich auch nicht infrage, denn die einzige Adresse, wo substanziell was zu holen wäre, wären Gewerbe und Besserverdienende - genau die Wählergruppen der FDP, denen sie versprochen hat dass sie keine Steuererhöhungen zulassen wird. Dementsprechend blockiert die FDP rein aufgrund ihrer finanzpolitischer Linie alles, was wirklich wirkungsvoll wäre. Was rein demokratisch, im Sinne ihrer Wähler, absolut korrekt ist - nur eben beim Klimaschutz nicht hilft.

Ebenso haben wir die Grünen in der Regierungskoalition, die angesichts der Gelegenheit, endlich mal wieder und erstmal nur für vier Jahre an der Regierung beteiligt zu sein, in Aktionismus verfällt und eine Rolle vorwärts machen will. Die ein eher gebildetes Klientel vertreten, welchem man nicht mehr erklären muss, warum substanzielle Anstrengungen zum Klimaschutz wichtig sind und das auch von sich aus die Kapazitäten hat, gewisse Umstrukturierungen zu stemmen. Und deshalb übersehen sie, dass es noch andere Menschengruppen gibt, denen das nicht so klar ist, die viel dringendere Probleme haben oder die bei allem guten Willen auch ohne Einschränkungen oder Mehrkosten schon schauen müssen, wie sie hinkommen. Das Ergebnis ist, dass die Grünen jedes Ergebnis über den grünen Klee feiern, auch wenn es bei Weitem noch nicht richtig überdacht ist und wer weiß wie vielen Menschen wehtut.

Und mit der SPD haben wir eine wohlsituierte Partei in der Regierung, die zwar vielleicht guten Willen hätte, aber eben doch zu eingefahren ist zwischen den Lobbies und Interessenverbänden, als dass sie es sich leisten könnte, diesen auf die Füße zu treten. Auch außenpolitisch scheint die höchste Priorität der SPD darin zu bestehen, auf gar keinen Fall irgendwem auf die Füße zu treten. Also scheint sie ihrerseits lieber gar nichts zu machen und zuzusehen, wie sich Grüne und FDP gegenseitig angiften, bis sie irgendeine Art von Kompromiss erreicht haben.

Klimaschutz wird vor allem von egoistischen AFD Wählern verhindert.

Ein guter Teil dieser Menschen hat weitaus dringendere Probleme und den Eindruck, dass diese durch Klimaschutz-Bemühungen noch schlimmer werden.

Da gehts um die Angst, sich vom Gehalt das Leben nicht mehr leisten zu können, keine Wohnung zu finden oder sich nur für die Miete abzurackern. Gesellschaftlich abgehängt zu werden, keine Möglichkeit zum Aufstieg zu haben. Alles viel präsenter als die abstrakte Aussicht auf einen Klimawandel, der irgendwann mal ekelhafte Folgen haben könnte. Und deshalb macht es den Menschen Angst und Sorge, wenn für den Klimaschutz Dinge teurer werden und Einschränkungen entstehen. Ich finde, das sollte man auch als überzeugter Verfechtter des Klimaschutzes nachvollziehen können.

Ich finde es nicht verwunderlich, dass diese Menschen mit einer Partei sympathisieren, die ihnen sagt dass die Bemühungen für den Klimaschutz ganz böse seien und man sie deshalb beenden müsse.

Es wäre eigentlich das Kernthema einer sozialdemokraischen, sich traditiononell für Angestellte und Arbeiter einsetzenden Partei, diese Ängste zu adressieren und Mittel und Wege zum Klimaschutz zu finden, ohne dass jemand Mehrbelastungen oder Einschränkungen zu fürchten hat. Tut sie aber nicht, weil man damit ja einem Koalitionspartner und Lobbyisten auf die Füße treten könnte.


michiandi 
Fragesteller
 17.10.2023, 16:14

Leider schaut der Bundeskanzler nur zu, wie sich Grüne und FDP streiten

Das kann nicht lange gut gegen

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michiandi 
Fragesteller
 18.10.2023, 10:38

Vielen Dank für die aussagekräftige Antwort!

Sich um die kleinen Leute, wie Arbeiter kümmern, das wäre Aufgabe der SPD. Vielleicht verbessern sich dann auch deren Wahlergebnisse und rechtsextreme Parteien verschwinden wieder in der Versenkung. Und mehr Bildung, Förderung der Medienkompetenz, damit keine Fakes verbreitet weden können.

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michiandi 
Fragesteller
 18.10.2023, 10:58

Und Die Grünen mit überwiegend gebildeten Leute sind nötig und sehr sympatisch als Fortschrittspartei. Nur müssen auch sie runter als Partei der Besserverdienenden.

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unabhängig davon, was ich will und ob ich will : es scheitert am Geld, das nicht in ausreichender Menge vorhanden ist

eine Regierung, die das nicht erkennt, wird logischerweise abgewählt - sie lässt ihren Bürgern keine andere Wahl, wenn diese nicht in den finanziellen Ruin getrieben werden wollen

da nutzen auch keine leeren Sprüche oder Versprechen, die eigentlich nur Versprecher sind

diese Regierung arbeitet nach dem Grundsatz: jeder macht das, was er will und keiner das, was er soll - und alle machen mit !

und da erwarten sie eine Wiederwahl ? kann gar nicht sein

Das ist ein sensibles Thema...

Zum einen stören mich die neuen Gesetze zum Klimaschutz.
Das GEG ist eine Katastrophe...

In Sachen CO² Reduzierung lächerlich und in punkto Kosten nicht vertretbar.

Wie Du schon sagst, Leute mit viel Geld interessiert das nicht.

Die haben längst eine Wärmepumpe installiert und Photovoltaik auf dem Dach.
Ok, nebenbei fahren sie noch ihren PS-starken SUV und haben einen beheizten Pool.
Aber die Vorgaben haben sie erfüllt...

Was Menschen mit wenig Geld angeht, die würden sich bei den geforderten Maßnahmen bankrott investieren.

Das sind also längst nicht mehr die rechten Krawallbrüder, die sowieso gegen alles sind, welche den Forderungen der Regierung widersprechen.

Selbst ohne diese Neuerungen verarmen immer mehr Menschen aus verschiedenen Altersgruppen.

Da kann man es den Bürgern kaum verdenken, wenn sie nicht erfreut zu Taten schreiten, um den nicht zu Ende gedachten Ideen der Regierung zu entsprechen.

Diese nicht zu Ende gedachten Konzepte werden leider noch viele Konsequenzen nach sich ziehen, und DIE muss dann die nächste Generation ausbaden.

DA würde ich mal eher drüber nachdenken...!

Teurer es wird mittlerweile als rechtfertigung für Geldmacherei benutzt.

Ist Klimaschutz noch gewollt, wenn es teuer wird?

Nur von jenen, die es sich leisten können. Um diesbezüglich mit einem guten Gewissen prahlen zu können, muss man eine Menge investieren.

Anscheinend ist die Politik nicht in der Lage, den Bürgern zu erklären, wie z. B. ein Haus energetisch saniert werden kann, ohne finanzielle Überforderung.

Weil sie es selber nicht wissen. Finanzielle überforderung ist dabei natürlich relativ.

Gut betuchte Bürger mit eigenem Haus tun sich dagegen leicht mit entsprechenden Maßnahmen. 

Wie gesagt, gutes Gewissen muss man sich leisten können.

So wird das bei den Durchschnittsbürgern mit Mietwohnung nicht funktionieren.

Muss es am Ende. Die Kosten werden nunmal auf den kleinen Mann (Mieter) umgelegt. Und wohnen muss man.

LG.