Ist es verwerflich, als Frau keine natürliche Geburt zu wollen?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Nein, ist überhaupt nicht verwerflich. 84%
Ja, ist verwerflich. 16%

9 Antworten

Verwerflich finde ich es nicht, immerhin ist es ja nicht meine Geburt und insofern nicht meine Zuständigkeit, da etwas zu beurteilen.

Aber so wirklich verstehen kann ich es auch nicht, warum man sich ohne Notwendigkeit eine große OP wünscht.

Ich hatte beim ersten Kind einen geplanten, medizinisch notwendigen Kaiserschnitt, der an sich wirklich eine schöne Geburt war und überhaupt nicht traumatisch. Trotzdem waren die Schmerzen danach wirklich die absolute Hölle und ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum man sich ohne Grund lieber den Bauch aufschlitzen lässt als das Kind auf dem dafür vorgesehenen Weg zu gebären.

Klar, man liegt (beim geplanten Kaiserschnitt) nicht stundenlang in den Wehen und die Geburt selbst ist schmerzlos und schnell vorbei.

Die Schmerzen danach sind aber nicht zu unterschätzen und sie dauern viel länger an. Laut einer Studie liegt der Kaiserschnitt auf Platz 9 von 179 chirurgischen Standardeingriffen, was das Schmerzempfinden am ersten Tag post-op angeht. https://www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/2019/0708-2019/AI_07-08-2019_CME_Bremerich.pdf ) Bei den gynäkologischen Standard-OPs liegt der Kaiserschnitt sogar auf Platz 1, was die Schmerzen angeht.

Ich kann nur von mir sprechen: Ich hatte vorher natürlich recherchiert, was auf mich zukommt. Ich hatte wegen diverser positiver Geburtsberichte auf YouTube und Co. eine völlig falsche Vorstellung und war mit der Realität erstmal überfordert. Die Realität war: die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt waren die krassesten meines Lebens und die ersten vier, fünf Tage nach der Geburt waren RICHTIG schlimm. Und nein, ich bin wirklich nicht wehleidig. Ich bin eher der Typ, der beim Zahnarzt nur dann eine Betäubung nimmt, wenn es gar nicht anders geht. Deswegen hatte ich naiverweise gedacht, es würde bei mir schon nicht so schlimm werden und außerdem dachte ich, "ich bin ja im Krankenhaus, da geben sie einem dann was gegen die Schmerzen." Ja. Lol.

Fakt ist, dass ich zwei Tage lang platt im Bett lag, ohne mich zu rühren und es nur mit Hilfe und unter Tränen geschafft habe, aufs Klo zu gehen. Das war für mich als jungen und gesunden Menschen auch nicht so leicht, dass jemand mich festhalten muss beim pinkeln. Ich konnte mein Baby nicht aus dem Bett heben, nicht wickeln und Stillen ging nur mit viel Hilfe unter Schmerzen.

Alles, was irgendwie die Bauchmuskeln beansprucht, lachen, Husten, aufstehen, sogar flach liegen ist sehr schmerzhaft. Solange ich mich nicht bewegen musste, war es ganz erträglich. Aber jede Bewegung war echt die Hölle. Schon alleine nur, das Kopfkissen aufzuschütteln war eine echte Herausforderung.

Aber spätestens am Tag nach der OP wird man gezwungen, aufzustehen. So wird versucht, Thrombosen vorzubeugen und man baut nicht zu viel Muskelmasse ab. Auch der Kreislauf und der Darm müssen wieder in Gang kommen und da ist Bewegung gut. Und natürlich muss man sich ja auch um das Baby kümmern, das dann da ist - je nach Krankenhaus mit mehr oder weniger Unterstützung vom Personal. Ich hatte da sehr viel Glück und wurde super unterstützt, aber ich habe auch Freundinnen, die ab dem zweiten Tag alles alleine machen mussten.

Die Nachwehen waren übrigens auch höllisch. Ist ja logisch - wenn so eine frisch operierte Gebärmutter sich wieder zusammenzieht, tut das weh.

Die Narbe hat man dann natürlich obendrein. Manchmal sieht man die nach einiger Zeit kaum noch, so wie bei mir - und manchmal bleibt die Narbe rot und wulstig. So wie hier: https://www.gutefrage.net/frage/kaiserschnitt-narbe-dick-und-rotstichig

Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass in der Regel eine vaginale Geburt für das Kind auch besser ist. Kaiserschnittbabys haben öfter Anpassungsschwierigkeiten und bekommen signifikant häufiger Allergien, Ekzeme, Asthma oder Stoffwechselstörungen.

Das Gute ist: zumindest bei mir wurde es sehr schnell besser und ich konnte mich relativ bald wieder relativ gut bewegen.

Für die zweite Geburt sieht momentan alles prima aus und für die habe ich mich in einem Geburtshaus angemeldet. Wenn es warum auch immer vaginal nicht klappt, dann wäre auch ein zweiter Kaiserschnitt kein Drama, aber freiwillig wählen würde ICH den nicht.

Wie auch immer: es ist deine Geburt und du musst letztendlich selbst entscheiden, welchen Weg du gehst. "Verwerflich" ist aber kein Weg.

Ohje. Was ist eine natürliche Geburt?

Lassen wir mal den traditionellen religiösen Glauben weg, die Frau habe bei der Geburt Schmerzen zu ertragen. Denn das steht in totalem Gegensatz zu "Belohnung" durch ein "gutes" Empfinden beim Sex, Sex ist Voraussetzung zur Zeugung auf natürlichem Weg.

Lust, also ein wohliges Gefühl ist natürlich und Leid bei der Geburt auch. Leider ist es nicht so, dass die Geburt schmerzfrei ist, wenn die Frau keine Freude an der Zeugung hatte. Deshalb scheidet wohl aus, dass die Geburtsschmerzen quasi eine Strafe Gottes sind, Lust empfunden zu haben.

Es ist schon so, dass ein Kaiserschnitt keine von der Natur festgelegte Geburtsmethode ist, ja. Aber Ist Prostatakrebs nicht auch etwas "Natürliches"? Ist es verwerflich von Männern, diese natürlich auftretenden Schmerzen künstlich, also unnatürlich, durch Operation beenden zu wollen?

Ich denke, man kann nicht unfehlbar konstatieren, ein freiwilliger Kaiserschnitt sei medizinisch unnötig. Das wär Quatsch. Denn er ist ja keine Schönheitsoperation.

Durch Kaiserschnitt erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Säugling komplikationsfreier auf die Welt gelangt. Das ist vielleicht keine unbedingte medizinische Notwendigkeit. Aber sämtliche unmittelbar anfallenden medizinischen Checks oder sofortiges ärztliches Eingreifen bei Bedarf sind ja auch nicht im Handlungskatalog der Natur (natürlich) enthalten. Auch Frauen starben früher aufgrund einer "natürlichen" Geburt mit all ihren Risiken öfters.

Die andere mögliche Antwort auf deine Frage wäre ein klares Bekenntnis zur absoluten natürlichen Geburt. Also weder Krankenhaus mit modernen medizinischen Methoden, noch Hebammen. Denn selbst die sind ja keine natürliche "Zutat". Diese Hilfe ist ein Produkt des menschlichen Geistes, genauso wie alle medizinischen Hilfen. Frage: Ab wann wird eine Geburt nicht mehr natürlich. Selbst ein Bett ist ja nichts Natürliches. Ohne medizinische Notwendigkeit würde auch ein Lager aus Stroh ausreichen.

Ob eine Entscheidung - egal welcher Art - ihr die Geburt zu erleichtern verwerflich ist, möchte ich nicht beurteilen.

Elli113  21.02.2024, 10:43
erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Säugling komplikationsfreier auf die Welt gelangt

Das stimmt nicht. Im Gegenteil, die Wahrscheinlichkeit von Anpassungsstörungen beim Säugling ist höher, sowie zB auch die Wahrscheinlichkeit von Ekzemen, Allergien, Asthma und Stoffwechselstörungen wie Adipositas und Diabetes mellitus im späteren Leben des Neugeborenen.

Auch für die Mutter birgt ein Kaiserschnitt Komplikationen, zB verzögerte Rückbildung der Gebärmutter inklusive verzögertem Stillstart, Wahrscheinlichkeit einer Ruptur in Folgeschwangerschaft steigt ebenso wie das Risiko einer Plazenta praevia.

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Goldlaub  21.02.2024, 12:23
@Elli113

Das ist richtig. Aber es gibt auch Komplikationen, die durch Kaiserschnitt ausgeschlossen werden können: Nabelschnurstrangulation. Tod der Mutter.

Was siehst du als die "bessere" Geburtsmethode an?

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Elli113  21.02.2024, 13:10
@Goldlaub
Tod der Mutter

Nun, wenn es einen Grund für den Kaiserschnitt gibt, der akut das Leben der Mutter und/oder des Babys bedroht, wie zB HELLP-Syndrom, ist das sicher richtig.

Absolut gesehen ist das Risiko, bei einem Kaiserschnitt zu sterben, aber dreimal höher als bei einer vaginalen Geburt.

Was siehst du als die "bessere" Geburtsmethode an?

Die beste Methode ist immer die, die die werdende Mutter sich wünscht.

Für mich persönlich, die beim ersten Kind einen geplanten Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen hatte, ist ein Kaiserschnitt jedenfalls nicht die erste Wahl, auch wenn die Geburt an sich durchaus "schön" war.

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Nein, ist überhaupt nicht verwerflich.

Verwerflich nicht, aber man sollte sich als Frau auch im Klaren sein, dass ein Kaiserschnitt meist schmerzhafter als eine natürliche Geburt ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe ein Kind.
Freitag19 
Fragesteller
 16.02.2024, 20:46

Danach, oder? Also man hat nach der Betäubung noch Schmerzen?

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Kugelflitz  16.02.2024, 20:48
@Freitag19

Ja und zwar gut zwei Monate lang. Die ersten Wochen wirst du kaum laufen, geschweige denn, dich alleine um dein Kind kümmern können.

Ein Kaiserschnitt ist immer die schlechtere Wahl, wenn man sie denn hat.

Ist natürlich trotzdem deine Entscheidung, aber man sollte eben immer im Hinterkopf behalten, dass ein Kaiserschnitt definitiv nicht schmerzfrei ist, bzw. bleibt.

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https://www.mdr.de/wissen/kaiserschnitt-geburt-langzeituntersuchung-100.html

Meine Ma sagte mir, sie hatte einem Kaiserschnitt nur zugestimmt, wenn es medizinisch notwendig gewesen wäre. Meine Geburt war zu früh, spontan schnell und natürlich schmerzhaft, da keine PDA mehr möglich war.

Es ist wohl schon lange *in* wegen nicht Wollen der Schmerzen und Terminwunsch einen KS zu wollen/machen.

Muss letztendlich jede selber wissen.

Ich als Mann kann dazu nix sagen, außer dass, was meine Ma mir gesagt hat.

Alles hat Vor- und Nachteile und Konsequenzen.

Elli113  21.02.2024, 14:18
wegen nicht Wollen der Schmerzen 

Ein Kaiserschnitt ist allerdings außerordentlich schmerzhaft.

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Elli113  24.02.2024, 21:44
@adelaide196970

Na und? Trotzdem schmerzhaft und zwar nicht nur ein paar Stunden, sondern tage- oder wochenlang (teilweise sogar Monate).

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Grundsätzlich muss ich eher sagen, dass ich echten Respekt vor Frauen habe, die per Kaiserschnitt entbinden wollen, verwerflich fände ich das nicht. Mir würde es Angst machen und ich bin super dankbar, dass ich zwei wunderbare, natürliche, kurze Geburten hatte.