Handbremse Physik?
Folgendes bei einer klassischen Handbremse, wirkend auf die Hinterachse. Es geht um eine physikalische Erklärung/Begründung.
Kann mir jemand erklären, WIESO ich ein Auto beim Einlenken mit der Handbremse ausbrechen lassen kann,
und gleichzeitig, wenn das Heck ungewollt ausbricht, mit der Handbremse einen Dreher verhindern kann?
Edit: Die zweite Behauptung ist FALSCH. Ich habe etwas verwechselt. Danke an alle, die mich korrigiert haben!
2 Antworten
Bei drehenden Rädern besteht Haftreibung, bei blockierten Rädern Gleitreibung. Die Gleitreibung ist viel geringer als die Haftreibung. Daher ist die Fähigkeit blockierter Räder seitliche Kraft auf zu bringen viel geringer.
Wenn nun die Vorderräder sich drehen und die Hinterräder nicht, haben die Vorderräder volle Haftung und wirken daher als Drehpunkt für das Heck mit den haftreduzierten Hinterrädern.
Im Übrigen bricht das Auto nur dann aus wenn auch tatsächlich eine seitliche Kraft wirkt, also z.B. durch eine Lenkbewegung. Solange es schnurgeradeaus geht bricht es nicht aus.
Einen Dreher durch Ziehen der Handbremse zu verhindern ist totaler Quatsch, das bewirkt genau das Gegenteil. Das Beste was man bei einem Dreher machen kann ist eine Vollbremsung aller vier Räder mit der Fußbremse. Denn dann schießt das Auto nicht unkontrolliert in irgendeine Richtung wenn die Reifen wieder Haftung bekommen. Siehe hier:
In der Praxis funktioniert es aber
Das einzige was ich denke, ist, dass es daran liegt, dass die Räder vielleicht nicht blockieren sondern nur gebremst werden
Es tut mir leid, du hast Recht. Ich habe etwas verwechselt. Danke
Angeblich gab es in den 80ern einen Rallyefahrer, der bei einer Rallye souverän in Führung lag und in einer der letzten Kurven für die Fans durch Ziehen der Handbremse einen spektakulären Drift hinlegen wollte.
Das Problem: er saß in einem Citroen. Hierbei wirkte die Handbremse auf die Vorderräder. Dadurch rutschte er mit blockierten Vorderrädern geradeaus aus der Kurve in die Botanik und war aus dem Rennen.
Es ist aber nicht sicher ob das eine moderne Legende ist. Immerhin verdeutlicht es aber den Unterschied blockierende Räder vorn/blockierende Räder hinten.
Mein 2001er Corsa 1.0 konnte beides, erst heftig untersteuern, dann noch heftiger übersteuern, ganz ohne Einsatz Handbremse
Blockieren die Hinterräder in einer Kurve (Handbremse gezogen), dann erhöht sich der Schlupf auf sein Maximum. Eine (Seitenführungs-)Kraft kann ein Reifen aber nur bei einem Schlupf < 100% aufbringen.
Das ist auch der Grund, wieso man mit einem blockierenden Rad nicht mehr lenken kann und damit die Notwendigkeit von ABS eingeführt wurde.
Lesestoff: https://www.kfztech.de/kfztechnik/fahrwerk/bremsen/abs.htm
Dass man bei Übersteuern das Heck durch Ziehen der Handbremse wieder fangen kann, wäre mir allerdings neu.
Doch, das funktioniert. Wenn ich z.B. auf Schnee ausbreche, dann die Handbremse ziehe, bremsen die Hinterräder und so komm ich wieder gerade. Das andere aber super erklärt! Vielen Dank.