Haben die Nazis das Christentum verachtet? Immerhin ist es jüdischen Ursprungs?

6 Antworten

Christ im biblischen Sinne war Adolf Hitler auf jeden Fall nicht (auch wenn er katholisch getauft wurde). Ganz im Gegenteil, denn mit Nächstenliebe, Sanftmut, Demut und Friedfertigkeit hatte er leider nicht viel am Hut.

Dazu hat Hitler sogar versucht, die biblischen Verheißungen über das Volk Israel ad absurdum zu führen, indem er die Juden vernichten wollte. Auch andere bibeltreue Christen hat er verfolgt (wie Dietrich Bonhoeffer und andere). Sein gesamtes Verhalten hat gezeigt, dass er alles andere als ein Nachfolger Jesu Christ (= ein Christ) ist. Man braucht dazu nur das Leben von Jesus mit dem von Hitler zu vergleichen.

Außerdem hielt er nicht viel vom christlichen Glauben, weil er meinte, dass dieser für den Krieg nicht gut einzusetzen wäre. Diesbezüglich war Hitler von den nordischen Religionen und dem Islam mehr angetan.

Hitler hat wohl an eine Art Vorhersehung geglaubt, die ihn auserwählt hatte. Dazu hatte er diese eigenartige Vorstellung, dass die arische Rasse besser und auserwählt sei. Fürchterlich...

Die Nazis waren zwar gegen das Christentum, wurden aber von Protestanten gewählt. Kein Wunder, bezeichnete Hitler Luther doch als einen "Riesen". Die Nazis pflegten jedoch Sympathien für den Islam:

Drei gemeinsame Gegner, die den Islam mit dem Faschismus verbinden, werden in dieser Ansprache an die Imame der muslimischen SS-Divisionen ausgemacht: das "Weltjudentum" als "Erbfeind des Islam", die Engländer, "die viele Millionen Moslems unterdrückt und die viel zum Verfall des Kalifats-Staates (...) beigetragen" haben, sowie der Bolschewismus, "der 40 Millionen Muslime tyrannisiert und der den islamischen Glauben in den anderen Ländern bedroht".
In sieben Punkten führt der Mufti dann die gemeinsamen "geistigen und materiellen Interessen" auf:
Führerprinzip:
"Der Kalif ist der alleinige Führer, der das Recht besitzt, die geistigen, politischen, militärischen und sozialen Belange der Muslime zu regeln. Er ist der Alleinverantwortliche, dem jeder Muslim Gehorsam zu leisten hat."
Gehorsam:
"Die verschiedenen Kulte des Islams dienen zur Erziehung der Ordnung, des Gehorsams und der Disziplin."
Blut und Ehre:
"Zahlreiche Verse des Korans fordern die Muslime zum Kampf und zur Aufopferung von Gut und Blut für ihre Idee auf. (...) Die höchste Ehre für einen Moslem und seine Angehörigen ist, wenn er im Kampfe fällt, und wir erleben deshalb nicht selten, daß Muslime sich in den Tod gestürzt haben, um als Gefallene zu sterben."
Du bist nichts, die Gemeinschaft ist alles:
"Gemeinnutz geht im Islam immer vor Eigennutz. Der Moslem ist berufen, sein Hab und Gut und sich selbst für die Gemeinschaft zu opfern."
Der Kult um Mutterschaft und Familie:
"Der Islam hat sich besonders mit der Familie als kleinster Volkszelle befaßt. (...) Der Islam fordert von den Kindern vollkommenen Gehorsam und Hingabe zu den Eltern und einen festen Zusammenhalt innerhalb der Familie. (...) Im Islam wird die Mutterschaft besonders geschätzt und geachtet, denn es heißt: >Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter<. Er ermutigt die Befruchtung, verbietet die Abtreibung und ist für kinderreiche Familien."
Die jüdische Gefahr:
"In der Bekämpfung des Judentums nähern sich der Islam und der Nationalsozialismus einander sehr. Fast ein Drittel des Koran beschäftigt sich mit den Juden. (Das ist allerdings etwas übertrieben, T.T). Er hat alle Muslime aufgefordert, sich vor den Juden in acht zu nehmen und sie, wo man sie treffen mag, zu bekämpfen. Die Juden haben in Khaibar versucht, den von Gott gesandten Mohammed zu vergiften, und verschiedene Attentate gegen ihn unternommen oder unternehmen lassen, die alle mißlungen sind. Alle Versuche Mohammeds, sie zur Vernunft zu bringen, waren erfolglos, so daß er sich endlich gezwungen sah, die Juden zu beseitigen und sie aus Arabien hinauszujagen."
Verherrlichung der Arbeit:
"Der Islam schützt und würdigt die Arbeit, welche sie auch sein mag, denn das Wohl der Gemeinschaft hängt immer davon ab, daß jeder seine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen verrichtet."
Selbstverständlich beruhte die Sympathie auf Gegenseitigkeit. Heinrich Himmler beispielsweise war regelrecht vernarrt in den Mufti und dessen religiös-schwärmerische Rückständigkeit; er traf ihn häufig, lud ihn zu Konferenzen ein, überbrachte ihm Geburtstagsgeschenke und Glückwünsche "in aufrichtiger Verbundenheit und in der Kameradschaft unseres gemeinsamen Kampfes".

Quelle: Der ewige Sündenbock von Dr. Tilman Tarach, S. 39-42

Bodesurry  11.04.2024, 17:33
gegen das Christentum, wurden aber von Protestanten

Verrückt, wenn man die Hintergründe nicht kennt.

95 % aller Menschen in Deutschland bezeichneten sich damals als Christen (Protestanten etwa die Hälfte). Die Katholiken hatten ihre Partei, die Zentrumspartei. Sonst standen von den grossen Parteien nur noch die Sozialdemokraten oder die Kommunisten zur Verfügung.

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Daoga  11.04.2024, 18:15
@Bodesurry

Kommunismus und Christentum paßten damals nicht zusammen. Die Kirchen, nicht nur die Katholische, warnten explizit vor den Kommunisten, wer die wählte war allenfalls auf dem Papier noch ein Tauf-Christ. Aber auch die Juden hatten wenig Sympathie für die Kommunisten, die schon damals in Russland ihrerseits Juden diskriminierten und verfolgten, was sich bis nach Deutschland herumsprach.Judenpolitik, Antisemitismus und Literatur in Rußland 1929 bis 1953 (idw-online.de)

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BelfastChild  11.04.2024, 21:02
@Bodesurry

Dass die Protestanten etwa die Hälfte ausmachten, ist meines Wissens falsch. Aber die Arbeiter wählten dann vermehrt auch die NSDAP:

Von den 17 Millionen NS-Wählern kamen ungefähr 7,4 Millionen von den bürgerlich-protestantischen, 2,5 Millionen von den sozialistischen Parteien und 6 Millionen von den Nichtwählern. Überdurchschnittlich waren protestantische Milieus und Beamte vertreten. Dagegen widerstanden das katholische Milieu, das der Zentrumspartei/BVP treu blieb, und das der sozialistischen Arbeiterschaft den Nazis. Dennoch haben 40 Prozent der deutschen Arbeiter die Nazis gewählt, die in Kleinbetrieben und auf dem Land arbeiteten.[5] Ab den Reichstagswahlen Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlers_W%C3%A4hler#Ergebnisse

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Hitler hasste, gemäss seinem persönlichen Adjudanten von Below, die P*faffen. Den Nazis war das Christentum viel zu "soft". Begriffe wie "Nächstenliebe", "Feindesliebe", "Vergebungsbereitschaft"...entsprachen ihnen überhaupt nicht. Tausende Priester wurden denn auch in Polen und der Sowjetunion umgebracht.

Die Nazis brauchten die Christen für ihren Machterhalt in Deutschland. Gegner, wie die Bekennende Kirche, 1/3 aller evangelischen Geistlichen, wurden überwacht und die wichtigsten Mitglieder gnadenlos verfolgt.

Die Nazis wollten möglichst nicht, dass Menschen die Verbindung von Christentum und Judentum sehen. Denn wie hätten sie sonst glaubhaft vermitteln können, dass man alle Juden auf diese grausame Art verfolgen und umbringen müsste.

Daoga  11.04.2024, 18:06

Das ganze "christliche" Mittelalter hindurch sind Juden in Pogromen verfolgt und ermordet worden, die Art war egal, moderne Zeiten ermöglichen moderne Mittel, dieser Teil hat kaum einen Christen der Nazizeit geschert, schließlich war der Antisemitismus damals in der christlichen Bevölkerung noch ganz normal und weit verbreitet. Man darf die Menschen dieser Zeit mit ihren Ansichten und Weltbildern nicht mit den heutigen verwechseln, ein ganz großer Fehler den Menschen der Vergangenheit das Wissen und die Erfahrungen unserer Zeit aufzuprojizieren.

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Das NS-Regime unter Hitler und seinem Gefolge stellte sich in seinem Regime-Verlauf tatsächlich auch zu letzt immer stärker gegen die Arbeit und Macht der Kirche.

Nicht wegen ihrer Gündungshistorie im christlichen Zweig an sich, sondern wegen der eigenen, ultimativen Machtansprüche und des von Teilen des Regimes immer stärker gepflegten Okkultismus.

Die Kirche äußerte immer mehr Bedenken gegen diese ganzen "Abschweifungen" dieses Regimes von christlichen und humanen Werten, womit man sie seitens des Regimes bis zu letzt immer mehr als Konkurrenz und Störenfried zur eigenen Anspruchnahme ultimativer Macht anzusehen begann.

Daoga  11.04.2024, 15:03

Der Okkultismus war für die Nazis nur Mittel zum Zweck, Hoffnung auf "unbesiegbare Wunderwaffen" a la Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes, und wegen der starken Anziehungskraft die alles vermeintlich übersinnliche zu dieser Zeit noch hatte, Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert bis in die 40er Jahre war die hohe Zeit aller Esoteriker, Pseudowissenschaften und Betrüger, damals glaubte man noch an Sachen wie Mesmerismus und Aether und die "magischen Fähigkeiten" von Elektrizität und der gerade erforschten Atomkraft, suchte nach "geheimen Welten" im Erdinneren, Tibet oder den Erdpolen, lauter Ideen die man heute in Fantasy und Steampunk verbraten finden kann.

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Gnurfy  11.04.2024, 15:15
@Daoga

Es gibt in dieser Frage kein eindeutiges und einheitliches "Richtig oder Falsch" bis aufvden einzigen Umstand, dass die Kirche sich grundlegend nicht mehr in jegliche Handlungsbelange des Regimes einzumischen haben sollte.

Fast niemand wollte die christliche die Kirche dabei komplett "beseitigen", sondern höchstens "mundtot" haben.

Hitler entglitt bekanntermaßen aber Richtung seinem Ende auch die absolute Herrschaft und Kontrolle über immer mehr seiner höchsten Führungsorgane in seinem Regierungsstab grob nach einem Motto wie "Du machst das schon" ...

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Daoga  11.04.2024, 15:44
@Gnurfy

Langfristig wäre alles was damals das Christentum ausmachte, in "völkischen" Parallelstrukturen aufgegangen. Was man nicht mehr haben wollte, wäre einfach totgeschwiegen worden, bis sich nur Ältere überhaupt noch dran erinnern konnten aber die Jungen keinen Draht mehr dazu hatten, weil man die in der HJ beschäftigt hielt und indoktrinierte. Weiß man nicht, weil das Regime zu früh zusammenbrach, ist aber anzunehmen, ideologische Umerziehung im Maßstab eines ganzen Volkes, funktioniert siehe Nordkorea und Sowjetunion.

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Gnurfy  11.04.2024, 15:50
@Daoga

Versuche doch bitte nun hier nicht, DEIME Meinung nun als DIE Lösung darzustellen.

Es GIBT keine klare Lösung. Punkt.

Hitler sind sich seine ganzen Vasallen letztlich mehr oder weniger gegenseitig an den Kragen gegangen, oder haben sich in den ganzen Protectoraten und Provinzen recht selbstständig verhalten

Nur sollte die regionale Kirche halt jeweils ihr Bäbbelsche halten.

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Sie wollten die seit Jahrhunderten ausgeprägten Strukturen des Christentums sprich der etablierten Kirchen für ihre eigenen Zwecke übernehmen, auch ihre Rituale (Fackelumzüge und Wanderungen zu "heiligen deutschen Stätten" als Ersatz für kirchliche Prozessionen, Taufen in die "arische Gemeinschaft", Lichterfest statt Weihnachten etc.) übernehmen soweit für die Bildung von Zusammengehörigkeit (Gleichschaltung) nützlich, dem damals noch wenig gebildeten Volk wollte man nicht alle liebgewonnene christliche Folklore mit einem Schlag wegnehmen, aber alles was jüdisch daran war wurde natürlich abgelehnt, Jesus wurde zu einem "Edel-Arier" als "Lichtgestalt" verklärt, seine jüdische Herkunft ließ man unter den Tisch fallen. So ganz ausgearbeitet war das alles noch nicht als das 3. Reich zugrunde ging, daher weiß man nicht was da noch alles gekommen wäre.

Den Papst als wichtigste Figur des damaligen Christentums wollte man übrigens beseitigen, erst in "Schutzhaft" nehmen und dann irgendwann ganz verschwinden lassen, und so auch jede Wahl eines Nachfolgers verhindern wenn nicht klar ist, ob er noch lebt oder nicht. Die Evangelischen waren leichter zu kontrollieren da nicht so zentralgesteuert, haben aber auch einige Widerständler hervorgebracht.

Gnurfy  11.04.2024, 16:24

Du wirfst hier sehr vieles durcheinander in Deiner eigenen Antwort, aber nervst dafür dann auch unnütz andere Members in ihren eigenen Antworten mit Deinen wilden Theorien.

Das solltest Du besser wieder lassen mit Deinen wilden Spekulationen bis in fremde Nationen hinein.

Das NS-Regime wollte nichts "übernehmen", sondern teilweise wieder zurück zum nordischen Götterglauben im Wotanismus und / oder Haidentum.

"Teilweise" bedeutet hier auch wirklich nur teilweise je nach Region, bzw. Protectorat in Hitlers teils recht freizügig operierendem Schergentum.

Wie ich Dir in meiner Antwort auf Deine Kritik daran bereits mehrfach schrieb, hatte Hitler längst nicht alles so tiefgreifend zur Arbeit seiner Vasallen und deren Untervasallen im Griff, wie es schien.

H. hatte zwar wohl selbst auch nicht wirklich den größten Respekt vor der Kirche, aber noch weniger als zerstörerisch zur weltweiten Empörung an/in Paris wäre er an den Papst der Katholiken selbst heran gegengen.

Und nein, ich möchte Hitler und das NS-Regime hier mit keiner Silbe schön reden.

Aber selbst ältere Bürgerinnen und Bürger der ehem. DDR wussten, dass auch dort die christlichen Kirchen auf Basis anderer Machtstrukturen in diktaturähnlicher Ausübung vom Regime recht leise, aber keineswegs nicht mehr existent gehalten wurden.

Mit der Macht des Popen wagte aber selbst Hitler selbst sich nicht anzulegen gegen die gesamte christliche Welt.

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Daoga  11.04.2024, 16:57
@Gnurfy

Die Entführung und spätere Beseitigung des Papstes war längst geplant: Pius XII: Wie Adolf Hitler den Papst entführen lassen wollte - DER SPIEGEL Das sollte nach dem Endsieg in Europa passieren, sobald nichts mehr gegen die (militärische) Macht der Nazis anspucken konnte, also Ende der 40er Jahre. Da hätte der Rest der "christlichen Welt" auch nichts mehr dagegen unternehmen können, denn die hätte keinen Einfluß mehr nehmen können. Nur für die Katholiken wäre es ein Schlag gewesen, den Protestanten z.B. in USA und anderswo war der Papst in jeder Lebenslage egal.

Die Nazis wollten alles übernehmen was ihnen in den Kram paßte, die nordischen Mythen z. B. wegen ihrer Heldenkulte, den Okkultismus in der Hoffnung, daß davon irgendwas "funktionierte", Wunderwaffen produzierte oder wenigstens geeignet war für das Beeindrucken der tumben Massen in den Großveranstaltungen. Und vom Christentum alles, was sich als Folklore eignete, Lichterfest (Weihnachten), Frühlingsfest (Ostern) und andere Feste mit blonden deutschen Mädels in traditioneller Tracht, den Märtyrerkult (nützlich im Krieg, der Soldat der sich in Selbstmordmanier für seine Einheit opfert), die den alten christlichen Ritterorden nachempfundenen NS-Orden ...

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Gnurfy  11.04.2024, 17:13
@Daoga

Nebendiskussion mit Dir beendet.

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