Haben die Bauern noch zu viel Geld, dass sie mit den Traktoren durch halb Deutschland fahren können?

6 Antworten

Von Experte Geraldianer bestätigt

Bei allem Verständnis für die Bauern: Ich habe mich das ehrlich gesagt mit Beginn der Protestaktionen auch schon gefragt und sehe das aus einem ganz anderen - beruflichen - Blickwinkel.

Ich hatte im Laufe meines Berufslebens diverse absolut furchtbare und einseitige Pressegespräche mit Landwirten, Bauernverbänden und Maschinenringen, wo man den Eindruck bekam, es mit bettelarmen Leuten zu tun zu haben, die dann aber den fettesten SUV von BMW fuhren, Ländereien noch und nöcher besitzen/damit handeln und einen Maschinenpark auf dem teils mit Fördergeldern top-sanierten Hof mit Hofladen und kleiner Caféteria (mehr ein kleines Restaurant), Ferienwohnungen, Gläserner Produktion gegen Eintritt usw. haben, dass einem die Ohren schlackerten. Das war ein Schlag ins Gesicht gegenüber jedem anderen.

Und so muss man auch sagen: Der ärmliche Häusler, der außer seinem kleinen Hof nicht viel Land besitzt und gerade so über die Runden kommt und dem es wirklich schmerzt, wenn Agrardiesel höher besteuert wird oder das grüne Kennzeichen für den Traktor entfällt, ist eine Seltenheit geworden. Die meisten Bauern sind nicht arm und trotzdem immer am Jammern - nach dem Motto, denen wurde schon ein Stein ins Kinderbett gelegt, damit sie das Jammern nicht verlernen.

Dem kleinen Häusler, der gerade so überleben kann und der ggf. ohne Ausbildung den kleinen Hof von Vater und Opa übernahm, pflichte ich bei, da stehe absolut dahinter - dem macht das was aus, wenn Agrardiesel teurer wird oder sonst was anfällt und das geht an die Existenz ... aber dem Lifestyle-Landwirt, der Landwirtschaft nur nebenher betreibt zur Koketterie, damit er für die Leute noch "der Bauer" ist, an sich wohlhabend ist, studiert hat und auch woanders problemlos unterkommen könnte, der monatlich zusätzlich zur Landwirtschaft tausende von Euro einnimmt über Sonderdienste wie Verkaufscontainer, Hofladen, Café, Fremdenzimmer usw., dazu noch LEADER-Fördermittel und ähnliche Subventionen kassiert und entsprechend großspurig auftritt, verüble ich so etwas.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Seehase  28.12.2023, 17:06

Sehr gut und Realitätsnah auf den Punkt gebracht! Chapeau!

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NackterGerd  28.12.2023, 18:26

Du hast wenig Ahnung von Kleinbauern und der Realität

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StRiW  28.12.2023, 18:44
@NackterGerd

Echte Kleinbauern gibt es ja schon selbst in der Statistik nicht mehr. Das waren Höfe mit unter 5 Hektar Fläche!

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NackterGerd  28.12.2023, 19:50
@StRiW

Ich kenne Kleinbauern.

Zum Beispiel auch einen Bio Bauern der nebenbei LKW fahren muß um davon leben zu können.

Und die Anderen habe größeres Haus, ja.

Aber leben auch als Großfamilie dort und arbeiten Quasi alle mit.

So mancher versucht durch Fremdenzimmer zu überleben.

Da ist dein "Lifestyle-Landwirt" vollkommen fehl am Platz.

Fahre mal in die Dörfer

Die einzigen Reichen Bauern sind die Weinbauern

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StRiW  28.12.2023, 18:43
Das war ein Schlag ins Gesicht gegenüber jedem anderen.

Wenn man dann den Gegenwert der Produktionsanlagen sieht und wie wenig privat für den Landwirt hängen bleibt ist es echt ein schlechter Witz.

Für so wenig Gewinn würde niemand in der normalen Wirtschaft sein Geld anlegen.

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Nomex64  28.12.2023, 21:17

Wenn ich sehe war Spitzenpolitiker so verdienen, was die für Autos fahren und was für einen aufgeblähten Bundestag wir uns leisten, frage ich mich allerdings auch warum wir ausgerechnet bei Bildung, Bevölkerungsschutz usw. sparen.

Wir finanzieren Landes-, Bundes- und Europapolitiker. Die Bauern sollen aber zukünftig sogar die volle KFZ-Steuer zahlen, zur Instandhaltung der Straßen. Okay. Dabei wird aber vergessen die Bauern fahren zu großen Teilen auf ihre Forst- und Feldwegen bzw. auf dem Acker. Die Forst- und Feldwege halten sie aber zu großen Teilen selbst in Ordnung, oder hast du schon mal die Straßenmeisterei auf einem Feldweg gesehen?

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So lange sie fahren geht es noch.

Man sollte den Bauern nicht unterschätzen.

Auch die Bedürftigkeit der Gesellschaft nicht.

Wenn die Bauern ihre Schlepper nicht einsetzen, bei der Flut oder beim Winterdienst, ist in vielen Ecken ziemlich lange Ende im Gelände!

Die gehen auf die Straße, weil jeder über sie redet nur nie mit ihnen.

Gesetze schreibt man am grünen Tisch nur ohne auf die Bauern zu hören, sie sind an allen Schuld inkl. dem Untergang der Titanic. Das Nervt einfach nur!

Ach ja und viele Bauern haben eben kein Geld, leben oft deutlich unter Mindestlohn.

Nach Abzug aller Kosten und Rücklagen bleibt dem Landwirt oft zwischen 2,55 Euro und 11 Euro brutto die Arbeitsstunde!

Die Höfe und Flächen sichern oft nicht unerhebliche Kredite ab, diese zu bedienen ist je nach Jahresergebnis oft eine Glückssache. Auch Großbetriebe sterben gerade wieder in der "Hochzinsphase", weil sie ihre Anschlussfinanzierungen nicht mehr stemmen können.

Problematisch ist der allgemeine Landhunger, den nicht viele Betriebe noch gut wegstecken können, Pacht die deutlich steigt und Marktpreise die nicht angemessen steigen. So müsste mancher Landwirt zwischen 0,70 bis 1,30 den Liter Rohmilch erhalten um überleben zu können.

Ohne Subventionen, sind gerade die Kleinbetriebe unter 150 Hektar nicht mehr fähig überhaupt zu überleben, egal wie erfolgreich der Bauer ist. Kleinstbetriebe im Vollerwerb unter 50 Hektar gibt es kaum noch!

Wer etwas erreichen will, muß auch bereit sein, etwas dafür zu investieren - und genau das haben die Bauern getan!

Woher ich das weiß:Recherche

Nein. Irgendwie müssen sie sich ja bemerkbar machen.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich interessiere mich sehr für (nationale) Politik

Das ist nun mal so, wenn Privilegien wegfallen. Dann wird gestritten und es fliegen die Fetzen. Keiner will verzichten. Geht doch durch alle Brangen. Warum streiken denn gerade die Ärzte? Schon mal davon gehört, daß ein Arzt Pleite ist? Und was ist mit der GDL? Das wird noch ein dolles Frühjahr.

Lauter verwöhnte Kinder, die Muttern nicht glauben, daß das Geld alle ist. Alle kennen sie nämlich noch nicht.