Habe ich ihn erpresst?
Guten Abend zusammen,
mein Partner (47) und ich (36) sind seit 3,5 Jahren ein Paar. Wir haben beide schon eine Ehe hinter uns und jeweils ein Kind aus diesen Ehen.
Es hat sich schon zu Beginn unserer Beziehung herausgestellt, dass ich noch mal heiraten möchte und eine neue Familie gründen möchte, er jedoch nicht unbedingt noch mal heiraten will.
Die ersten zwei Jahre verliefen recht harmonisch, ich habe zwar immer wieder durchschimmern lassen, dass ich mir noch ein Kind wünsche und heiraten möchte, es jedoch nie groß thematisiert, da ich dachte, dass sich so etwas mit der Zeit entwickelt. Vor einem Jahr fing ich dann aktiv an immer wieder zu erwähnen, dass ich mir noch ein weiteres Kind wünsch, aber nicht unehelich. Anfangs reagierte er noch recht gefasst, formulierte zwar immer wieder, dass er das eigentlich nicht wolle, da er das alles schon mal hatte und schlechte Erfahrungen gemacht habe (die Ex hat ihm alles weggenommen und ihn in einer leere geräumten Wohnung hinterlassen). Ich versuchte Verständnis aufzubringen, gab ihm Zeit, war innerlich jedoch gekränkt, dass er mich als potentielle Gefahr sieht und mir unterstellt, dass ich genau so gemein zu ihm sein werde, wie er es von der Ex-Frau erlebt hat.
In unserer gesamten Beziehung habe ich ihm nicht einen einzigen Grund gegeben, dass er auch nur ansatzweise misstrauisch mir gegenüber sein könnte- ganz im Gegenteil! Er will sich quasi vor mir, als potentielle Gefahr- schützen und somit keine Eheschließung eingehen. Aus meiner Sicht ist das eine große Vertrauenslücke mir gegenüber. In letzter Zeit wurde das Thema immer ungemütlicher. Mittlerweile sind wir so weit, dass er sich erpresst fühlt, dass ich gesagt habe, dass das mit uns nicht funktioniert, weil ich mir noch ein Kind wünsche, die Ehe für mich dazu gehört und nicht heiraten möchte.
Heute ist es eskaliert, er war völlig wütend, wiederholte immer wieder „Ich lasse mich nicht erpressen, ich werde nichts unterschreiben!“ Er nahm mir seine Hausschlüssel ab und ist wütend aus dem Auto gestiegen.
Meine Absicht war es nicht, ihn zu erpressen. Seit einem Jahr geht dieses hin und her. Ich musste eine Konsequenz ziehen, weil ich unglücklich bin. Ich habe das Gefühl, dass ich am Bahnhof stehe und auf einen Zug warte, der niemals kommen wird. Ich liebe ihn, aber wir haben völlig unterschiedliche Ansichten von unserer Lebensplanung. Ich kann mir nicht vorstellen, weiterhin mit einem Mann zusammen zu sein, der nicht heiraten möchte. Ich fühle mich tatsächlich persönlich dadurch angegriffen. Ich möchte ihn nicht verlieren, aber ich bin nicht glücklich.
Wenn es nach ihm geht, kann das bis zu unserem Lebensende so weiter gehen, dass ich damit unglücklich bin scheint ihn nicht zu interessieren. interessanterweise, basieren die Aussagen, dass er niemals heiraten möchte, auf eine Angst. Ich bin mir so sicher, dass wenn er seine Angst überwinden würde und diesen Schritt mit mir gehen würde, dass wir sehr glücklich sein können. Denn außerhalb dieses Themas, harmonieren wir sehr gut. Das einzige, was uns im Weg steht ist, dass er aus Angst handelt oder eben nicht handelt und seine Traumata auf ich projiziert.
Ich bin komplett durch mit meinen Gefühlen und mit meinen Gedanken. Ich möchte nicht egoistisch sein, und frage mich gerade, ob ich ihn wirklich erpresst habe oder ob das einfach nur eine Konsequenz ist, die ich ziehen muss um meinen Weg zu machen.
Danke fürs lesen ❤️
8 Antworten
Er empfindet dein bestehen auf die Ehe als gemein. Nur so am Rande. Er war von Anfang an deutlich mit dem, was er wollte.
Es ist durchaus eine Form der Erpressung, zu sagen "Ich will heiraten oder ich gehe". Er ist eigentlich ein bisschen alt für Kinder (er wird in Rente gehen, bevor die Berufsausbildung abgeschlossen ist, abgesehen davon altert sperma auch). Und anscheinend sieht er das Konzept Familie für sich als abgeschlossen an.
Vielleicht solltest du mal mit ihm darüber sprechen, wie er sich eure Zukunft vorstellt. Und dann entscheiden, ob du Teil dieser Zukunft sein willst.
Mit ihm wird das leider nichts mehr, schätze ich. Das muss man respektieren oder einfach weitergehen im Leben.
Ihr habt eine unterschiedliche Vorstellung eurer gemeinsamen Zukunft. Und solange niemand von euch bereit ist einen Kompromiss einzugehen mit dem alle zufrieden sind, bringt es nichts das zu erzwingen.
Ich bin hier auf der Seite deines Partners. Er hat dir ganz klar zu verstehen gegeben, dass er nicht möchte und dieses Nein hast du zu akzeptieren.
Kinder kann man problemlos ohne Ehe bekommen, das sind die Mauern, die du dir selbst baust.
In der aktuellen Situation ist die Beziehung gescheitert.
Das ist Schwachsinn, rechtlich macht das keinerlei Unterschied. Sowas wie Ehre ist Unfug.
Gerade dir als Student der Rechtswissenschaften sollte dies bekannt sein.
Wir befinden uns ja gerade nicht in einer rechtlichen Diskussion darüber. Freilich können wir uns herrlich darüber streiten, ob die Regelung von Sachverhalten mit Blick auf die Ehre Sinn ergibt, was sich aus einer naturrechtlichen Perspektive auch gut vertreten lässt. Aber die jetzige rechtliche Gegebenheit sieht das nicht vor.
Vielmehr geht es hier um die guten Sitten. Und es erscheint mir doch gerechtfertigt zu sein, Kinder nicht unter entehrenden Umständen auf die Welt zu bringen. Auch wenn das einige Menschen, die vielleicht auch keine Achtung vor sich selbst haben, das vielleicht behaupten. Ich kann zu diesen Leuten aber nur sagen, was schon Jesu Christi gesagt hat: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." Nur wenn Du Dich selbst liebst, kannst Du auch Deinen Nächsten lieben. Amen.
Ich finde dich komplett egoistisch und verstehe ihn absolut!
Aber dann sind die Kinder Bastarde. Das ist ehrlos.