Gilt für Christen das Alte oder das Neue Testament?

19 Antworten

Gilt für Christen das Alte oder das Neue Testament?

Tja, interessante Frage. Wenn ich ein Star-Trek-Fan bin, dann deshalb, weil mich Star Trek interessiert. Wenn ich also Christ bin, dann weil ich an Christus glaube, also an Jesus. Korrekterweise wäre jemand, der an Paulus glaubt, statt an Jesus demnach nicht Christ, sondern eigentlich Paulist. Die Lehre Jesu befindet sich hauptsächlich in den Evangelien. Nun mag man aus historischer Sicht meinen, dass die Evangelien erst Jahrzehnte später bis zur Mitte des 2 Jahrhunderts niedergeschrieben wurden, aber sporadisch findet man Bestätigungen der Inhalte der Evangelien auch in den Briefen des Neuen Testaments und auch in der Offenbarung des Johannes und ja diese stammen durchaus aus der Zeit, wo die Apostel noch lebten - ebenso wie übrigens zumindest die ersten beiden niedergeschriebenen Evangelien.

Das Alte Testament ist aber trotzdem nicht egal, sondern es bereitete auf das Leben, Lehren und Wirken Jesu vor - und trotzdem wurde er größtenteils abgelehnt, worauf sich auch der Anfang des Johannesevangeliums bezieht.

Kommt drauf an wem du glauben willst, Jesus oder Paulus:

Jesus (Mt 5, 17-19): Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.

Paulus (Eph 2, 15):  Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in sich zu einem neuen Menschen zu machen.

wem willst du mehr glauben?

Für Christen ist auch das Alte Testament wichtig und enthält Weisheiten, dennoch kann man es nicht ohne das Neue lesen. Zwei Beispiele:

Schweinefleisch

Für Jesus war die Rechtschaffenheit nicht davon abhängig, was jemand aß oder trank. Er sagte:
Und er spricht zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es geht nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch, und es geht heraus in den Abort. Damit erklärte er alle Speisen für rein. Er sagte aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dingen kommen von innen heraus und verunreinigen den Menschen. (Markus 7,18-23; Hervorhebung von Mark Gabriel)

Quelle: Jesus und Mohammed von Dr. Mark A. Gabriel, S. 227-228

Christen dürfen Schweinefleisch essen und viele tun es auch.

Steinigung/Todesstrafe

Im Neuen Testament (NT) wird die Todesstrafe weder direkt erlaubt noch verboten. Stellen wie Joh 19,10 f. EU und Röm 13,4 EU setzen ein durch Gottes Reich befristetes und begrenztes Recht der Staatsvertreter über Leben und Tod voraus. Jesus von Nazaret ordnete das Vergeltungsgebot (Gen 9,6 EU) dem Bewahrungswillen Gottes (Gen 8,21f. EU) unter und begründete damit sein Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44 EU): Diese sei die Gottes geduldiger Gnade gemäße Form der Vergeltung. Demgemäß entkräftete er nach Joh 8,7 EU die in der Tora vorgesehene Todesstrafe für Ehebruch mit dem Hinweis: „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Der indirekt gebotene Rechtsverzicht (da niemand ohne Sünde ist, führe niemand die Todesstrafe aus) delegitimiert die damaligen Autoritäten, zielt auf Selbsterkenntnis und Vergebung.[138] Daran anknüpfend, fanden die Urchristen in Jesu Kreuzestod das stellvertretende Erleiden der dem Rechtsbrecher zustehenden Todesstrafe (Gal 3,13 EURöm 8,3 EU und öfter). Gott habe seinen Sohn „dahingegeben“ und damit allen Menschen ihre Schuld vergeben, um sie von der Sünde zu befreien. So habe Jesus Versöhnung mit Gott geschaffen und ermöglicht (2 Kor 5,14 EU).[139] Tödliches Vergelten war daher für die Urchristen ein Rückfall in den Unglauben; kultische Vorschriften, für deren Nichteinhaltung die Tora Todesstrafen androht, waren für sie hinfällig.[140]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe#Bibel

Hallo SwabianMen999,

die Unterscheidung in Altes und Neues Testament ist so nicht ganz korrekt, denn das legt den Gedanken nah, dass die Bibel aus zwei voneinander getrennten Teilen bestehe, wobei nur der letzte Teil, also das Neue Testament, noch Gültigkeit besitzt. Dem ist jedoch nicht so! Für die Schreiber des Neuen Testaments hatten die Schriften des Alten Testaments weiterhin große Bedeutung, denn sie zitierten oft daraus.

Im Neuen Testament finden sich über 320 direkte und weitere hunderte Male indirekte Bezugnahmen auf Texte des Alten Testaments. Denkst Du, die Schreiber hätten dies getan, wenn sie geglaubt hätten, das Altes Testament besitze keine Gültigkeit mehr? Außerdem zitierte Jesus Christus viele Male aus den alten Schriften, wenn er sagte: "Es steht geschrieben...".

Der Apostel Paulus, ein guter Kenner der heiligen Schriften, schrieb einmal über ihren Wert für einen Christen: Alles, was früher aufgeschrieben wurde [also das AT], ist zu unserer Anleitung aufgeschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können (Römer 15:4). Man kann sogar sagen, dass wir das AT ohne das NT gar nicht richtig verstehen könnten. Beides gehört untrennbar zusammen.

Das, was für einen Christen keine Gültigkeit mehr besitzt ist der "alte Bund", den Gott einst mit dem Volk Israel geschlossen hatte und der durch den "neuen Bund" ersetzt wurde. Der "alte Bund" schloss das mosaische Gesetz mit ein, das aus diesem Grund ebenfalls nicht mehr bindend für uns ist.

Das heißt nun aber nicht, dass dieses Gesetz für einen Christen ohne Bedeutung ist. Aus ihm lassen sich viele Grundsätze auch für unser Leben heute ableiten und es wurde dadurch auch erkennbar, wie Gott zu Ehe und Moral sowie zu menschlichem Miteinander eingestellt ist.

Man kann also sagen, dass die Bibel im Grunde ein einheitliches Ganzes bildet, das nur dann für uns seinen vollen Wert besitzt, wenn man nicht einen wesentlichen und wichtigen Teil, das Alte Testament, davon abtrennt.

LG Philipp

Beide Teile der Bibel reden von Jesus Christus. Im AT in Bildern und Geschichten, also ziemlich versteckt. Das nennt der Apostel im Hebräerbrief "Schatten". Das AT schattet also in vielen Dingen Christus vor.

Beispiel zum besseren Verständnis:

Alle Opfer (zB 3.Mose) waren tatsächlich vorgeschriebene Tieropfer im AT. Sie zeigen uns heute aber außerdem die verschiedenen Seiten des einen vollkommenen Opfers: Jesus am Kreuz, das Opferlamm welches die Sünde der Welt wegnimmt.

Woher ich das weiß:Hobby – Nachfolger Jesu seit Jahrzehnten, bibeltreu