Auto. Warum gibt es kaum noch Aufkleber?
In meinen Anfangsjahren als Autofahrer konnte ich erkennen, ob mein Vordermann ein Herz für Kinder hatte, welche Freizeitparks er besucht hatte, ob er auch für Bayern-Fans bremst und so vieles mehr.
Das scheint aus der Mode gekommen zu sein. Warum eigentlich?
9 Antworten
Das sieht man heute immer noch hier und da, aber die Stimmung ist vor rund 20 Jahren gekippt. Ich versuche das mal anhand unseres 1990er Opel Senator (so sah der aus) zu erklären: Da klebten einige Aufkleber drauf, z.B. das runde weiße D-Schild, dann ein Aufkleber der Felbertauernstraße in Österreich, noch so ein kleines glänzendes Frankreichwappen (die Nationalfarben und "France" drüber, das war aus Besançon, das weiß ich noch^^), dann die Plakette vom ADAC, an die ich mich noch erinnern kann - alles harmlose Dinge, seriös und für das Deutschland der späten 90er völlig normal. Fast jeder Benz, Opel Omega/Senator, Ford Scorpio oder Audi 80/100 usw. hatte damals solche Aufkleber in dieser oder ähnlicher Form - und die Eltern von Mitschülern fuhren oft den Wagentypen Ford Sierra Kombi oder so einen Kadett Kombi mit Aufklebern à la Phantasialand, Tripsdrill, Heidepark, Cuxhaven ("Cuxi" war so ein Klassiker) wo man halt schon überall mit der Familie gewesen ist. Das war absolut normal. Es hieß damals auch, dass auf Parkplätzen von Freizeitparks Angestellte rumlaufen und die Aufkleber auf die Autos der Gäste kleben - ob's stimmt, weiß ich nicht, weil wir da nie hinfuhren.
Anfang der 2000er hieß es aber auf einmal, dass "nur Asoziale ihre Fahrzeuge vollkleben". Der Satz wurde mir mal gesagt, da ging es sogar um unseren guten Opel. Etwa zu der Zeit wurden die Sierra Kombi und Kadett Kombi auch ersetzt und das durch neue Kombis oder Vans, auf denen allenfalls Aufkleber wie "Maren an Bord" oder "Jan an Bord" zu lesen waren ... wenn überhaupt. Ich denke, da hatte sich der Zeitgeist geändert und die Leute wuredn auch immer farbloser und kleideten sich gefühlt immer langweiliger - so wie die Autos vor der Schule langweilig wurden. Aus dem bunten Schrottplatzfrist-Tross ohne Kat, der da um 1998 vor sich hin klackerte mit Sierra Kombi, Kadett Kombi, Passat der frühen Achtziger oder Peugeot 309 usw., wurde binnen weniger Jahre eine Kolonne fetter finanzierter Kisten mit rauem TDI und Handyvorbereitung - Platz für Aufkleber gab es kaum noch, weil das als uncool, opamäßig oder evtl. "asozial" galt, schenkt man gewissen Leuten Glauben (die ich damals schon doof fand, ich schämte mich auch nie für den Senator und unser gebrauchter 124er Benz danach bekam auch einige Aufkleber, einer wies auf den Radiosender Radioropa Info hin).
Früher gab`s noch "Wer bremst verliert", "Lieber Golf spielen als Golf fahren", und "Opel Motorsport grüßt alle GTI`s" - hatte ich alles schon vergessen.
Auf einem schwarzen W 220 habe ich kürzlich gelesen "Überhole ruhig, ich jage gern".
Ich hatte auch mal einen Granada. Einen 2.0 / V 6 mit 90 PS von `82 mit Basisausstattung aber einem schwarzen Gummiheckspoiler, von einem Rentner gekauft in neuwertigem Zustand mit doppelten Schonbezügen ... Ich habe ihn dann an einen fast 86 - jährigen, sehr netten Belgier verkauft, der zweimal mit einem Bekannten kam. Einmal zum ansehen und einmal zum abholen mit dem Bekannten mit einem Tieflader.
Er schraubte noch selbst. Hatte noch einen Granada 2.0 Vierzylinder und ein Kadett B Coupe.
Ich hatte mal einen ganz frühen 1993er Mondeo 1.8 Ghia Stufenheck mit vielen Extras, auch von Rentnern übernommen - der ging nach mir wieder zu einem Rentner, der deutlich über 70 gewesen ist und sich sehr gefreut hat.
Der Granada meines Cousins wurde ca. 1996 gegen einen Opel Calibra A 2.0i mit 115 PS eingetauscht. Gekauft beim Opelhändler aus erster Hand, aber leider nach zwei Jahren stark verrostet - das waren diese Opeljahrgänge, die einfach nicht optimal konserviert waren. Seitdem fuhr er bis zum Schluss nur noch Nissan, mir gedenken zwei Maxima QX, zwei Primera und später als Rentner ein Almera Automatik, der zuletzt keine 500 Kilometer im Jahr bewegt wurde.
Ich denke auch ein Grund den man nicht verachten darf ist das immer mehr Leute auch privat Dienstwagen fahren. Wo dies nicht sein darf. Außerdem hab ich das Gefühl zeigt man heute nicht mehr so öffentlich was für eine Art Familie man ist. Baby an Board ist heute das höchste der Gefühle.
Außerdem schadet das beim Wiederverkaufswert besonders bei Leasing, denn da ist der Lack deutlich weniger ausgeblichen.
Bei einfacher gestrickten Leuten siehst du so was immer noch.
In einschlägigen Gegenden (Ostdeutschland) auch gerne mit rechtsradikalem Geschwurbel.
AfD Aufkleber und du hast eine eigene Kaffeetasse beim Reifenhändler.
Nicht das ich das begrüße, denn es sind Straftaten, aber wie der Köllner sagt et es wie et es.
Wahrscheinlich weil die meisten Fahrzeuge geleast sind.
Diese Aufkleber an sich gibt es immer noch aber die Zeiten haben sich geändert. Das ist heute nicht mehr so modern/angesagt und das Bewusstsein für das Auto ist anders geworden.
Ich hatte früher den Aufkleber "Bück dich du Sau". Das war wenn ich mich recht erinnere ein 10x15mm großer schwarzer Aufkleber mit weißer Schrift untereinander. Das "Bück dich du" war groß und " Sau" klein geschrieben.
Konnte man so nur lesen wenn man direkt davor bzw. dahinter stand. Der in Verbindung mit meiner damaligen bescheuerten Fahrweise sorgte immer gerne für heitere Verkehrskontrollen. . . . ;)
Ganz ganz übel war der Aufkleber " Zwischen Bullenhelm und Nasenbein, passt immer noch ein Pflasterstein". Wer den drauf hatte durfte bei einer Kontrolle auch schon mal gerne die Hände auf's Dach legen und so stehen bleiben.
Das war etwas blöd formuliert. Aber ich meinte damit das heute doch ihr Auto hegen und pflegen und eben/wesentlich mehr als früher darauf achten.
Als ich den Führerschein gemacht habe waren die alle so in meinem Alter überhaupt froh ein Auto zu haben. Viele haben sich die Karren erst aus dem Schrott zusammen gezimmert.
Nicht selten wurden die von Schweißdraht und eben den Aufklebern erst zusammen gehalten. Heute haben ja zum Teil selbst schon Azubis nicht selten ein 10.000€ oder sogar mehr. Da pappen die eben keine Aufkleber mehr drauf. Ich kann mich da aber auch irren. Sieht ja jeder anders.
Die Leute und ihre Autos werden halt immer einfallsloser, unpersönlicher und austauschbarer - schau dir allein mal die toten Autofarben von heute an... 🙄
Den Aufkleber "Power satt ohne Kat" kenne ich auch noch, den hatte mein Cousin früher auf seinem letzten Ford Granada II, der selbstverständlich keinen Katalysator besessen hat^^ den hatte er ca. von 1993 bis 1996, es war ein weißer Zweiliter 90 PS V6 der letzten Serie.
Ein Klassiker der 90er war auch das Signet "Böhse Opelz" -----> den hatte meine absolut unscheinbare, spießige, absolut ältliche, grauhaarige Lehrerin der 5./6. Klasse an einem bordeaux-roten Opel-Kadett E gehabt, mit dem sie gelegentlich zur Schule fuhr. Das Auto gehörte ihrem Sohn, was ich erst später erfuhr - eigentlich fuhr sie einen marineblauen Passat Stufenheck "der ohne Grill" mit 72 PS Benziner.
Als ich selber noch alte Benz fuhr und da auch in der Szene aktiv war, auch mit Tuning und so, habe ich vor etlichen Jahren mal einen Aufkleber mit dem Aufdruck "Auch Mercedesfahrer müssen sterben" geschenkt bekommen. Den Sinn des Dings habe ich zwar bis heute nicht verstanden, aber ich find's irgendwie ... eigenwillig.