An die Zeitzeugen der DDR?
Würdet ihr gerne wissen, wer euch ausspioniert hat? Mein ehemaliger Geschichtslehrer meinte mal, dass man in irgendwelchen Archiven nachsehen kann, welche Freunde/Verwandte oder sogar Familienmitglieder einen ausspioniert habe für die Stasi.
Würdet ihr in solchen Archiven Einblick werfen wollen, um den ,,Verrat'' euch gegenüber aufzudecken?
11 Stimmen
11 Antworten
Es gibt eine eigene Behörde, die sich um die Unterlagen der Stasi seit der Wende kümmert. Dort werden diese Akten gesichtet, archiviert, katalogisiert - und in einigen Fällen sogar mühsam wieder zusammengepuzzlet, da rund um den Mauerfall auch viele Akten schnell noch durch den Schredder gejagt wurden. Diese Schnippsel werden dort auch wieder zusammengesetzt.
Menschen, die wissen möchten, ob über sie Akten existieren, können sich an diese Behörde - die Stasi-Unterlagen-Behörde - wenden und dort (sofern etwas vorhanden ist) Einsicht in ihre Akte nehmen.
Ich selbst bin auf Westseite geboren und war erst 5 Jahre alt, als die Mauer fiel. Die Eltern meines Mannes hingegen lebten auf der Ost-Seite, waren in der Kirche aktiv und auch bei den Monatsdemos dabei (vor November 1989, als es nicht nur noch um die D-Mark und Konsum ging, sondern echt noch um mehr Freiheitsrechte...). Es ist somit recht wahrscheinlich, dass über sie auch Stasi-Akten existieren.
Sie haben sich allerdings bis jetzt noch nicht so recht durchringen können, ihre Akten anzufragen und einzusehen. Was man dabei eben bedenken muss: diese Einsichtnahme kann schöne Erinnerungen trüben oder zerstören. Menschen, denen man damals vertraut hat, die nette Kollegin oder der freundliche Nachbar, können sich als Spitzel herausstellen. Im schlimmsten Fall könnte es sich sogar um immer noch vorhandene, enge Freunde handeln, die damals Informationen an die Stasi weitergegeben haben.
Da stellt sich eben immer die Frage bei den Betroffenen, ob man das wirklich wissen will? Also, will man dieses Risiko eingehen, dass schöne Erinnerungen im Rückblick nicht mehr schön sind, dass man eventuell Freunde verliert oder anderweitig Dinge erfährt, die einen emotional belasten - für etwas, was im Hier und Heute ja keine wirkliche Bedeutung mehr hat?
Meine Schwiegereltern sind da nach wie vor ambivalent, mit der Tendenz dazu, an die Vergangenheit, die ja mittlerweile 35 Jahre zurückliegt, einfach einen Haken zu machen. Und ich denke, das trifft auch auf einige andere Menschen zu, insbesondere wahrscheinlich die, die glimpflich davon gekommen sind und sich nach der Wende ein gutes Leben aufbauen konnten.
Sie haben die Möglichkeit, Ihren Antrag auf Einsicht in die Stasi-Unterlagen beim Stasi-Unterlagen-Archiv online zu stellen. Um einen Antrag online zu stellen, benötigen Sie
- einen neuen Personalausweis oder einen elektronischen Aufenthaltstitel, jeweils mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion,
- ein Kartenlesegerät oder ein geeignetes Smartphone zum Auslesen des Ausweisdokumentes.
- die seit dem 1. November 2014 verfügbare AusweisApp2 (frühere Versionen sind nicht nutzbar) sowie
- ggf. ein digitales Erfassungsgerät (beispielsweise Scanner oder Digitalkamera), um Nachweise hochzuladen.
Hier gelangen Sie zum Online-Antrag auf Auskunft, Einsicht in Unterlagen sowie Herausgabe von Duplikaten von Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
Hier gelangen Sie zu Hinweisen zum Online-Antrag sowie einer Schritt-für-Schritt-Anleitung der Online-Antragsstellung.
Antrag auf Akteneinsicht in PapierformSie können den Antrag zur persönlichen Akteneinsicht auch online ausfüllen und auf ihrem PC abspeichern, ausdrucken und unterschreiben. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den Hinweisen zum Ausfüllen des Antrags.
Vergessen Sie bitte nicht, den Antrag zu unterschreiben und eine Bestätigung der Angaben zu Ihrer Person durch die zuständige Landesbehörde (Identitätsbestätigung) beizufügen.
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/akteneinsicht/privatpersonen/#c451
Hab es schon getan, aber die Stasi-Aktenverwaltungsbehörde konnte und wollte mir keine Auskunft geben, im Gegenteil waren da etliche Seiten, in der meine Person betreffenden Akte verdeckt, verklammert und verklebt, angeblich aus datenschutz- rechtlichen Gründen und die wären ja alle harmlos gewesen. Aber einige davon dürften voll involviert gewesen sein und waren damit gar nicht so harmlos, waren sogar mit einem Abhörgerät ausgestattet. Die sogenannten IM, die man in der Akte finden kann, waren meist nur die Tarnung für die Informationsbeschaffung mit Hilfe von technischen Mitteln, die bis heute auch in jedem anderen Land ein absolutes Tabu darstellen, oder sie konnten noch andere Ablenkungsfunktionen haben.
Wer übrigens glaubt, die Stasi-Akten lügen nicht oder seien gar ein historiographisch wertvolles Material, unterliegt einem großen Irrtum. Diese Akten waren und sind ein operatives Material, das über die Wende hinaus noch eine Bedeutung haben soll, und, wenn man nicht aufpasst, noch haben kann.
Wird man durch dieses Wissen glücklicher? Oft waren es enge Angehörige und Freunde.
Nicht zurück schauen: aufstehen, Krönchen richten und weiter gehen.
Es waren immer Personen mit direktem Kontakt. Es geht nicht nur um den Inhalt der Meldung, es geht vielmehr um den Melder , diesen namhaft zu machen !
Ich glaube alle die daa wissen wollten haben das längst gemacht. Die Gauck-Behörde, danach Birthler-Behörde oder neutral: Behörde für die Stasi-Unterlagen gibt es seit kurz nach der Wiedervereinigung. Und sie ist alles andere als unbekannt.
Ich bin Wessi.
Das meine ich, wie ehrlich ist das alles gewesen?