🚄 Warum kauft die Deutsche Bahn und andere Unternehmen immer wieder Züge bei Alstom?
In Deutschland kommen hauptsächlich Züge von drei verschiedenen Herstellern zum Einsatz:
- Stadler (Schweizer Hersteller - produziert in Berlin)
- Siemens (Deutscher Hersteller - produziert in Krefeld)
- Alstom (Französischer Hersteller - produziert in Salzgitter)
Stadler & Siemens bauen wirklich gute, moderne Züge und liefern so gut wie immer pünktlich und zuverlässig. Siemens hat den ICE 3 neo sogar überpünktlich geliefert. Zudem sind die Züge ausgereift und haben fast keine Kinderkrankheiten. Vor allem der FLIRT und der KISS von Stadler, aber auch der Desiro HC, der Desiro MainLine und mit Abstrichen der Mireo von Siemens haben sich schon jahrelang bewährt und laufen zuverlässig.
Bei Alstom ist das anders. Die Züge werden so gut wie nie pünktlich geliefert und haben oft Zulassungsschwierigkeiten. Vor allem das neue Modell Coradia Max, das in vielen Teilen Deutschlands zum Einsatz kommen soll, sticht hier negativ heraus. Aber sogar das eigentlich bewährte Modell Coradia Continental stand in Mittelhessen aufgrund von Software-Problemen erstmal ein halbes Jahr lang in der Abstellung, bevor es endlich zum Einsatz kommen konnte.
Warum um alles in der Welt werden also trotzdem immer wieder Züge bei Alstom eingekauft, wenn es doch so gute Alternativen gibt?
In unseren eisenbahntechnisch absolut vorbildlichen Nachbarländern Schweiz & Österreich kommen so gut wie keine Fahrzeuge von Alstom (mehr) zum Einsatz: in der Schweiz fast 100 % Stadler und in Österreich größtenteils Siemens.
Warum verstehen die Verantwortlichen in Deutschland nicht, dass man sich auf Alstom nicht verlassen kann?
8 Antworten
Warum verstehen die Verantwortlichen in Deutschland nicht, dass man sich auf Alstom nicht verlassen kann?
Möglicherweise verstehen die das sehr gut und haben das bereits bei Auftragsvergabe einkalkuliert.
Möglicherweise sind die anderen wesentlich teurer.
Möglicherweise haben die anderen vollere Auftragsbücher. Eine pünktliche Lieferung nützt nichts, wenn man den Zug in z. B. 2 Jahren bräuchte, er aber erst in 5 Jahren geliefert werden könnte.
Und der wesentlichste Grund könnte sein, dass die Bahn vielleicht an gewisse Vergaberegeln wie bei öffentlichen Aufträgen üblich gebunden. Und da kann ein Bieter nicht unbedingt vom Wettbewerb ausgeschlossen werden, nur weil es bei vorherigen Aufträgen nicht immer reibungslos lief. In weit die Bahn dem an deutsches bzw. EU-Vergaberecht gebunden ist, weiß ich aber nicht.
Weil Geiz geil ist. Es muss möglichst wenig kosten....
Auch wenn man dann mehr in Reparaturen investieren muss. Oftmals wird nur auf den Kaufpreis geschaut. Und da das meistens von "oben" entschieden wird, also von Leuten, die meist nur BWL studiert haben und keine ausgebildeten Lok- und Wagenschlosser sind, wird eben nur Schrott gekauft. Sprich: Unkenntnis...
Aus DDR-Zeiten ist kaum noch was übrig (Loks, Wagen), weil das ja alles "Teufelszeug" aus der "ACHSO BÖSEN" DDR ist. Von Dieselloks aus der "schlimmen, gemein gefährlichen und primitiven" Sowjetunion mal ganz zu schweigen.
Naja, und AEG (LEW Hennigsdorf), LKM Karl Marx, Sächsische Maschinefabrik, Wismarer Maschinen und Waggonfabrik... gibt es nicht mehr. Viele Lokschmieden sind bankrott, liquidiert, insolvent oder sind schlichtweg aufgekauft worden. Zumal viele Hersteller wie Jung keine Loks und Wagen mehr bauen
Die Bahn muss solche Aufträge ausschreiben und der Billigstbieter (manchmal auch Bestbieter - kommt halt auf die Ausschreibung an) bekommt den Zuschlag. Da die Züge zudem in DE gebaut werden, haben diese Unternehmen natürlich Vorrang.
Die Taurus der ÖBB wird in Linz gefertigt, die Flexity-Straßenbahnen der Wr. Linien in Wien.
Es geht hier bei solchen Dingen einfach nur um die Arbeitsplätze.
Alstom ist ein großer konzern und betreibt auch etliche werke in Deutschland, darunter (mit ursprung in klammern):
Hennigsdorf (AEG)
Bautzen (Busch)
Görlitz (WUMAG)
Salzgitter (LHB)
Netphen (Siegener Eisenbahnbedarf)
Kassel (Henschel)
Mannheim (BBC)
Dazu kommen noch viele werke in anderen ländern, vor allem Frankreich.
Einige schienenfahrzeuge sind problematisch, andere funktionieren relativ unauffällig, darunter die Traxx-lokomotiven aus Kassel.
Bei so einem gemischtwarenladen ist eine einschätzung der funktionsfähigkeit nur aufgrund der konzernzugehörigkeit problematisch. Aber es dürfte auch reibungsverluste geben, viele werke haben mehrfach den eigentümer gewechselt.
Es ist jedenfalls auch im politischen interesse, die noch existierenden werke am laufen zu halten (Görlitz steht bereits auf der kippe, dort will ein rüstungskonzern einziehen).
Kleine Korrektur:
Stadler produziert WENIG in Deutschland. Die ausländischen Standorte liefern für Stadler im Wesentlichen die Fahrzeuge besser ausgerüstet und mit weniger Montagefehlern. In DE werden sie dagegen in Betrieb genommen.
Alles Gute.
Nein, ich meine die Produktion in Osteuropa, nicht im Süden. Die ist einfach besser - warum auch immer, denn da muss viel weniger nachgebessert werden bei der Inbetriebnahme.
Manche Fehler bei der innerdeutscher Produktion sind dagegen geradezu grotesk und keinesfalls nachvollziehbar.
Ausgeliefert wird bei Stadler immer dieselbe gewohnt gute Qualität.
Da ist kein Unterschied. In den Inbetriebnahme-"Werken" werden alle Fahrzeuge auf denselben gewohnt hohen Stadler- Stand gebracht - im Rahmen der Inbetriebsetzung.
Das habe ich nicht ganz verstanden. Ich dachte Stadler baut in der Schweiz für die Schweiz und Österreich und in Berlin für Deutschland? Deshalb seien die Schweizer Züge wohl von der Qualität auch nochmal besser?