Wieso sollten vor Jahren alle Heizungen von Kohle auf Gas umgestellt werden und Elektro war pfui³?

6 Antworten

Der Reihe nach:

Die alte Kohleheizung war eine üble Dreckschleuder. Jeder weiß das, der 1990 mal durch die DDR gefahren ist.

Zwischendurch gab es mal "Nachtspeicherheizung", die mit vergünstigtem "Nachtstrom" betrieben wurde. Nachtstrom und Photovoltaik ist aber nun mal ein Widerspruch.

Viele Jahre gab es parallel Heizungen mit Öl und Gas, erst als Heizwertbrenner und später als Brennwertgeräte. Und die gibt es auch heute noch.Wir wissen aber, dass die fossilen Brennstoffe immer teurer werden (mit oder ohne CO2 Bepreisung!)

Wer mal mit einem elektrischen Heizlüfter geheizt hat, weiß, dass er danach ein Loch im Geldbeutel hat.

Und seit ein paar Jahren gibt es Wärmepumpen. Die holen mehr Wärme heraus, als es mit dem Strom alleine möglich wäre.

Und jetzt machen wir einen Strich drunter!

Seit den 50-er Jahren hat sich die Technik weiter entwickelt! Niemand (außer Enthusiasten) würde heute noch mit einer 2-Tonnen-Heckflosse rumfahren, die bei 55 Pferdestärken 12 Liter Diesel braucht.

Was ist denn also so schrecklich daran, dass es heute modernere und effizientere Heizungen gibt als vor 70 Jahren?


lisaloge  13.01.2025, 07:16

Leider die einzig sinnvolle Antwort hier.
Da traut sich nicht einmal der FS dagegen zu argumentieren. ;-)

Man könnte mit einer entsprechenden Schaltung auch bestehende Nachtspeicheröfen tagsüber mit PV-Überschuss laden.
Wir aber nicht gemacht (ich habe den Fall in der Verwandtschaft), weil angeblich zu kompliziert. Und die Heizungsart ist ja eigentlich sowieso auch nicht sinnvoll.

ntechde  13.01.2025, 10:24
@lisaloge

Vielen Dank für das Lob!

Na klar geht das!!! Und sooo kompliziert ist das vielleicht gar nicht! Ich kenne die alten Nachtspeicheröfen nicht in-und-auswendig, Aber im Prinzip müssen die eine Art Uhr haben, nach der sie sich für das Aufladen richten. Wenn man diese Uhr bewusst falsch stellt, müssten die sich eigentlich dann aufladen, wenn die PV-Anlage gerade am meisten Saft liefert. Oder nicht? Ich bin kein Elektriker - nur interessierter Laie! Aber es erscheint mir logisch.

Ob das dann sinnreich ist, kann ich nicht beurteilen, weil man die meiste Heizenergie im Winter braucht, wenn die Sonne am wenigsten scheint. Damals waren die Dinger ja dafür gedacht, sich dann aufzuladen, wenn der (Atom-)Strom nicht gebraucht wurde - eben nachts. Ziemliche Energieschleudern waren die aber trotzdem - auch damals schon.

lisaloge  13.01.2025, 14:23
@ntechde

Ja, fast richtig.
Normalerweise erfolgt die Freigabe der Aufladung durch einen Rundsteuerempfänger.

Allerdings kann man natürlich auch jederzeit "nachladen", wenn dabei kein Netzbezug erfolgt.

Zusammen mit dem separaten Zähler würde die notwendige Steuerung wahrscheinlich den Rahmen sprengen - weshalb das dann eben nicht gemacht wird.

Aber die Technologie an sich war ja schon einmal abgekündigt und sollte - in meinen Augen - sowieso nicht weitergeführt werden.

ntechde  13.01.2025, 14:46
@lisaloge

Doch keine "Uhr". Okay, dann war ich auf der falschen Fährte!

Wieso sollten vor Jahren alle Heizungen von Kohle auf Gas umgestellt werden und Elektro war pfui³?

Weil wir früher mal eine ziemlich dreckige Stromerzeugung hatten und Elektroheizungen auch noch wahnsinnig viel Strom gefressen haben. Da war Gas das kleinere Übel - es wird zwar noch was verbrannt, nicht optimal, aber wenigstens besser als Kohle zu verbrennen (auch zur Stromproduktion).

Heute erzeugt Deutschland fast 2/3 seines Stroms aus erneuerbaren Energien und die Wärmepumpe hat sich etabliert, die dieselbe Heizleistung mit einem Viertel der Strommenge erbringt; gemeinsam mit guten Dämmungen, Fußbodenheizungen die keine hohe Vorlauftemperatur benötigen usw... sprich, der Strom ist sehr viel sauberer geworden und wir brauchen zum Heizen mit Strom nur noch einen Bruchteil des Stroms, den man früher gebraucht hätte.

Und deshalb verliert die Gasheizung heute eben den Vergleich zum Strom.

Könnte sich der Wind nicht wieder drehen und das Gas wieder nach vorn kommen, wenn der Strom noch teuerer wird?

Allenfalls, wenn das Gas durch Wasserstoff ersetzt wird.

Was die politische Regulierung angeht, liegt die Priorität auf der Umweltfreundlichkeit. Und da wird etwas, das CO2 erzeugt, nie wieder eine Bevorzugung erfahren.

Ich sehe es eher kommen, dass regulatorisch eingegriffen wird um die Strompreise zu senken. Die machen ja nicht nur beim Heizen Probleme, sondern tun auch der Wirtschaft weh.


WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 14:23

Ich sehe niemals Wasserstoff in Privathaushalte fließen. Das geht einfach nicht.

Häuser, die früher mit Gas liefen, haben meist keine Fußbodenheizung. Das Argument zu Wärmepumpen zieht also nicht. Und das mit dem "Viertel" ist wohl eher ein Wert, der auf dem Papier steht.

RedPanther  12.01.2025, 14:57
@WilliamDeWorde
Ich sehe niemals Wasserstoff in Privathaushalte fließen. Das geht einfach nicht.

Was genau "geht" daran nicht? Weil Wasserstoff brennbar ist? War dein Methangas bisher etwa nicht brennbar?

Ich sehe es auch nicht als Massenerscheinung kommen, aber das liegt daran dass der Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff dermaßen lange dauern wird, dass bis dahin die meisten Kunden eine andere Lösung nutzen.

Häuser, die früher mit Gas liefen, haben meist keine Fußbodenheizung. Das Argument zu Wärmepumpen zieht also nicht.

Ja, wenn man sich die Hände flach auf die Ohren drückt und laut "la la la" schreit, damit man nichts mitbekommt das möglicherweise der eigenen Meinung widerspricht, mag das so sein.

Man braucht keine Fußbodenheizung, um eine Wärmepumpe nutzen zu können. Es ist nur effizienter, als mit der Wärmepumpe eine Vorlauftemperatur von 70°C zu erzeugen um damit dieselben Heizkörper zu betreiben wie bisher. Und alternativ gibt es mittlerweile auch Heizkörper, die mit einer niedrigeren Vorlauftemperatur effektiv heizen können.

Und auch mit einer Gasheizung war es effizienter, eine Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur zu nutzen. Wenn du sagst, dass das nicht viele Nutzer von Gasheizungen haben, ist das halt ein Zeichen dass Effizienz nicht über alles entscheidet.

Und das mit dem "Viertel" ist wohl eher ein Wert, der auf dem Papier steht.

Wenn sich ein Bisschen einliest, scheint das der Mittelwert dessen zu sein, womit man rechnen kann. Unter guten Umständen bekommst auch eine Jahresarbeitszahl von 6 oder gar 7 hin (ganzes Haus von Anfang an drauf ausgelegt), unter schlechten Umständen (Altbau, 70°C Vorlauf...) halt eher 3.

WalterMatern  12.01.2025, 15:14
@WilliamDeWorde
Häuser, die früher mit Gas liefen, haben meist keine Fußbodenheizung. Das Argument zu Wärmepumpen zieht also nicht

Ich halte die Fussbodenheizung im Neubau auch nicht für den Weisheit letzten Schluss.

Thermische Bauteilaktivierung - Wikipedia
Thermische Bauteilaktivierung oder Bauteiltemperierung ist ein Begriff aus der Klimatechnik und bezeichnet Systeme, welche
WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 17:21
@RedPanther
Weil Wasserstoff brennbar ist?

Nein, weil Wasserstoff das kleinste Atom ist und es durch andere größere Atome abzudichten, sehr teuer ist. Es gibt also abgesehen von Kostengründen simple physikalische Gründe. Es verbrennt auch irrsinnig heiß. Gas-Unfälle sehen da ganz anders aus!

Unter guten Umständen bekommst auch eine Jahresarbeitszahl von 6 oder gar 7

Bitte zeige mir die Seite, wo das angeboten wird!

Du meinst also, dass das Heizen mit Strom nun billiger ist als das Heizen mit russischem Gas vor 20 Jahren?

RedPanther  12.01.2025, 17:41
@WilliamDeWorde

Bzgl. JAZ, Schau' mal hier rein.

Nein, weil Wasserstoff das kleinste Atom ist und es durch andere größere Atome abzudichten, sehr teuer ist.

Stimmt, deshalb kann man Wasserstoff ja auch nicht in ganz normalen Gasflaschen transportieren. Wird zwar auf der ganzen Welt tagtäglich gemacht, aber wenn du sagst das geht nicht, dann müssen wir halt damit aufhören.

Du meinst also, dass das Heizen mit Strom nun billiger ist als das Heizen mit russischem Gas vor 20 Jahren?

Nein, wie kommst du auf das dünne Brett?

Ich sage dass in der Gesamtbetrachtung und unter heutigen Umständen das Heizen mit Strom sinnvoller ist als mit Gas.

Zur Gesamtbetrachtung gehört selbstverständlich auch die Umweltbilanz. Da muss man ganz klar sagen: Dass das russische Gas so billig war, hat einen falschen Anreiz gesetzt. Wer versucht schon, CO2-frei zu heizen, wenn es doch viel billiger ist, drauf zu scheißen was für Probleme zukünftige Generationen mit dem Klimawandel haben werden?

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 17:43
@RedPanther

Eine begrenzte Gasflasche ist keine Pipeline, die lange unter der Erde halten muss. Wasserstoff ist auch ein starkes Reduktionsmittel. Ich habe schon mit Wasserstoff in Flaschen gearbeitet. Darin ist er flüssig.

Auch die Hindenburg war mit Wasserstoff gefüllt. Die Haut herzustellen war nicht einfach und nicht billig und nichts gegen Tausende von Kilometern!

Es handelt sich wieder mal um ein dirigistisches, ideologisch geprägtes Herangehen an die komplexe Angelegenheit.

Ein für alle und jeden günstigste Lösung gibt es einfach nicht.

Aber genau das will uns die Politik erzählen.

Es kommt immer auf die Gesamtumstände vor Ort (Hausanlage und Gebäudedämmung) an und die Frage, mit welchem Energiemix etwaige Wärmepumpen mit welcher Arbeitszahl betrieben werden können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium Energetik, beruflich im Energiesektor tätig

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 12.01.2025, 18:08

Mal zurück zur Frage, die sich auf damals bezog: Warum hat da keiner auf die CO2-Emissionen verwiesen? Da war Europa noch zu nördlich für Solaranlagen und Chinesen sollten besser beim Fahrrad bleiben ...

Vielleicht kommen eines Tages neue und noch bessere Gasheizungen in Mode (oder Kombigeräte) und dann habe ich bei mir die Leitungen gekappt!

GuenterLeipzig  12.01.2025, 18:13
@WilliamDeWorde

Ich habe auch schon beobachtet, dass die Politik grundlegende Entscheidungen schneller wechselt als manche ihre Unterhosen.

Diese Flatterhaftigkeit kommt uns alle noch teuer zu stehen, was wir nicht nur über die CO2-Abgaben erleben, sondern auch über die perspektivisch erhöhten Netzentgelte, die bis 2025 sich auf ca. 500 Mrd. EUR belaufen.

Aktuell ist nach meinen Beobachtungen die Agenda in der Politik, energetische Infrastruktur vorsätzlich zu zerstören, ohne zuvor adäquaten Ersatz geschaffen zu haben.

Wenn das mit der CO2 Besteuerung weitergeht, dann wird Gas irgendwann teurer sein. Ob das alles so bleibt kann keiner beantworten.

Leider haben viele Politiker keine Ahnung, was ihre Aufgabe ist. Sie lesen irgendwo, Gas sei schlecht und führen ein Gesetz ein, das Gas verbietet. Sie lesen, Atomkraft sei schlecht und verbieten die Atomkraft. Nun hat irgendeiner gelesen, Baumwolle sei schlecht. Also führen sie ein Gesetz ein, das Baumwolle verbietet. Damit die Wirtschaft dabei nicht sofort kaputt geht, verteilt man Subventionen und Abwrackprämien und gib Steuererleichterungen.

Mit dieser Verbots- und Regulierungskultur und all den Wummsen und Doppel-Wummsen geht die Wirtschaft aber trotzdem vor die Hunde und der Umweltschutz wird nicht einmal besser dadurch.

Die Aufgabe der Politiker wäre, mit voraussehbaren Richtlinien die Wirtschaft in eine umweltschonendere Produktionsweise zu dirigieren. Das kann mit Umweltabgaben und geeigneter Besteuerung geschehen.

Vor allem aber sollten Widersprüche abgebaut werden. Vor 5 Jahren wurde meiner Schwester verboten, auf private Kosten eine Solaranlage auf's Dach zu installieren. Heute wird genau diese Solaranlage vom Staat subventioniert. Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, kriegt dafür eine Steuererleichterung. Gleichzeitig zahlt er CO2-Steuern. Bei uns musste ein Quartierfest mehr als ein Jahr auf die Bewilligung warten und konnte deshalb schliesslich nicht durchgeführt werden. Dafür organisiert die Stadt nun selbst mit Steuergeldern Feste. Die Stadt verweigert einem privaten Bauherr die Bewilligung für einen Bau, kauft dann das Land und baut selber das gleiche Projekt.

Politiker haben das Bedürfnis zu steuern. Dabei ist offensichtlich, dass das Resultat in vielen Fällen besser wäre, wenn man einfach mal fahren lassen würde.