Sollte Kochen egalitärer sein?
Leute fragen immer wieder nach Rezepten, aber eigentlich ist Kochen doch ein modulares Baustein-Prinzip, wenn man jetzt nicht unbedingt etwas sehr spezielles macht.
Man kann verschiedene Zutaten kombinieren, dazu nehmen, wegtun, substituieren, etc.
Auf dem Prinzip basieren ja auch vegane/vegetarische Versionen bekannter Gerichte (z.B. wenn man Hackfleisch durch Paprika ersetzt bei Chili etc.)
Es gibt bestimmte Kombinationen aus Hauptgericht und Beilagen, mit Soßen, die weniger funktionieren als andere, aber warum die Leute das nicht ausprobieren lassen. Warum nicht den Schweinebraten mit Nudel und Ketchup?
Also anstatt "Was sollte ich heute kochen?" vielleicht einfach fragen "Welche Zutaten möchte ich heute verarbeiten?"
Wie seht ihr das?
9 Antworten
Klar kann man SChweinebraten mit Nudeln und Ketchup essen. WEnn es einem schmeckt. ICH würde es jetzt nicht unbedingt essen wollen.
Um variiren zu können muss man erst mal die Grundrezepte im Kopf haben. oder sollte Sonst geht es wirklich schnell schief und das essen kann in die Tonne Dafür ist es aber zu schade.
Kannst ja das Hackfleisch auch durch Pfirsich ersetzen. obs schmeckt?
Das Grundprinzip muss man eben können, und dazu gehören nun mal auch Rezepte. KLar hat die sich auch irgendwer irgendwann durch probieren ausgedacht. Und dann hat es halt "gefunzt".
Die wenigsten Leute können aber heutzutage noch ohne Rezept kochen. Deswegen wird immer nach Rezepten gefragt weil sie eben ohne nicht kochen können oder weil sie die Inspiration gerne hätten und dann die Gerichte einfach abwandeln so wie es für sie dann am besten passt. Aber das abwandeln geht auch nur wenn man kochen kann. Wo wir wieder dabei werden dass es die meisten gar nicht mehr können weil sie es auch nie gelernt haben oder gar kein Interesse daran haben es zu lernen.
Das kommt da noch hinzu dass wir mittlerweile eine deutlich größere Vielfalt an Zutaten haben wie es vor 50,60 oder 100 Jahren hatten. Und sich dann bei der Fülle an Zutaten zu entscheiden was man daraus kochen will fällt einem ja sogar schwer wenn man kochen kann. Weil man eben viel mehr Input kriegt für die verschiedensten Gerichte.
Wo bei mir persönlich die ganz einfachen Gerichte die selbst meine Eltern als Kinder vor 55 bis 60 Jahren gegessen haben auch Liebe zum Teil und so einfache Sachen viel lieber koche als aufwendige mit weiß Gott wie vielen Zutaten.
Aber ich schaue mir auch gerne Rezepte an und hole mir dann eben Inspiration wenn ich mal so gar nicht weiß was ich kochen könnte oder einfach mal wieder was neues ausprobieren will. Denn ständig dasselbe zu kochen da hat man ja auch nicht wirklich Lust zu
Nudeln hat man in Deutschlang schon seit Jahrhunderten gekannt, und Pizza war vor 60 Jahren in großen Teilen Italiens noch unbekannt. So kann einen das Gedächtnis täuschen.
Ja, Nudeln gab es natürlich aber eben keine Spaghetti. Vor 50 Jahren habe ich in Italien aber garantiert schon Pizza gegessen, hier in Ostösterreich aber eher nicht oder wenn, war es etwas ganz besonderes. Kann mich nicht genau erinnern wann Pizza hier so ein Allerweltsessen wurde. Aber ich weiß eben, dass ich im Urlaub in Neapel Pizza gegessen habe, war das billigste.
Genau das habe ich von der Pizza geschrieben. Vor 60 Jahren war die Pizza in Neapel sehr verbreitet, in Mittelitalien viel weniger, und in Norditalien beinahe unbekannt.
Warum nicht den Schweinebraten mit Nudel und Ketchup?
Na weil das ja gar nicht passt.
Ich selbst, lese gerne Rezepte. Was mir gefällt wird nach Hauptzutat und Art des Gerichts abgespeichert. Wenn ich dann in den Kühlschrank schaue und überlege was so weg gehört fällt es mir dann schon wieder ein, dass ich da ja mal etwas gelesen und abgelegt habe.
Das koche ich dann, meist nicht so ganz nach Rezept.
Was ist denn verkehrt daran sich an Rezepten zu orientieren?
Ich koche fast nur nach Rezept, aber das bedeutet nicht, dass ich jenes Rezept nicht auch an meine Bedürfnisse anpassen kann. Rezepte zu verwenden bedeutet keinesfalls auch streng danach zu kochen. In keinem Rezept für Bauerntop steht, dass da Möhren reingehören - ich schnippel trotzdem jedes Mal welche rein, weil ich das gerne mag und wir, durch die Kaninchen, sowieso immer zu viele davon Zuhause haben.
Es ist allerdings eine Frage der Erfahrung zu wissen, was kombiniert miteinander schmeckt und was nicht. Kochen ist eben ein Handwerk, das man erst einmal lernen muss. So einfach wie du das hier darstellst, ist es nicht.
Klar kann ich alles Mögliche zusammenwerfen und schauen was dabei herauskommt, aber ob das schmeckt oder ob ich es am Ende nur wegwerfe, weil es widerlich ist, ist eben die andere Frage. Und dafür sind mir Lebensmittel ehrlich gesagt zu schade und auch zu teuer.
Hinzu kommt, dass Kochanfänger meist gar keine Ahnung von irgendwas haben. Da mangelt es schon an den Basics a la: "wie bekomme ich Bindung in die Sauce?"
Je mehr Rezepte man allerdings nachgekocht hat, umso mehr lernt man dabei auch und umso mehr traut man sich auch in Zukunft diese abzuwandeln oder eben auch komplett "frei" zu kochen. Das ist alles eine Frage der Erfahrung, nicht der Einstellung.
Natürlich gibt es Menschen, die sehr talentiert im Kochen sind oder die sich in der Küche gern kreativ austoben. Das gilt aber nicht für jeden Menschen auf dieser Welt. Es will ja auch nicht jeder ein Instrument spielen oder hervorragend Zeichnen können.
Also "Schweinebraten mit Nudel und Ketchup" ist voll daneben. Schon allein Nudeln mit Ketchup sind voll daneben. - Dann schon lieber Schweinebraten mit Soße und Salzkartoffeln oder Nudeln mit Hackfleischsoße und Parmesan-Käse.
Aber Ketchup mach ich mir auf die Pommes, da gehört es auch hin. Oder Ketchup in die Cocktailsoße.
Naja, man muss schon sagen, dass sich unsere Esskultur auch sehr gewandelt hat. Meine Großeltern hatten z.B. viel weniger Zutaten. Kann mich noch erinnern wie meine Oma Ketchup entdeckt hat oder, dass man Spaghetti hier noch gar nicht kannte als ich ein Kleinkind war. Zugegeben, meine Kleinkindzeit ist 60 Jahre her aber auch vor 50 Jahren hätte hier niemand ein Wokgericht gekannt, Pizza war damals auch etwas ganz besonderes. Wir essen also viel abwechslungsreicher und das alles hat wohl kaum jemand im Kopf. Ich koche sehr viel aber oft lese ich vorab das Rezept durch weil eben Gerichte dabei sind, die ich nur 2-3x pro Jahr koche.