Meinungen zu Bürgergeldempfängern

10 Antworten

Es scheint fast so, als bräuchten manche Menschen ein Feindbild. Und das Bürgergeld ist für viele das perfekte Ziel: weit weg vom eigenen Leben, leicht zu verurteilen, schwer zu verstehen. Man sieht „die da“ – aber nicht ihre Geschichten.

Das ist wohl der "Kernpunkt aller fruchtlosen Diskussionen"

Insgesamt fasst Dein Fragetext alles gut zusammen.

Wobei viele nicht einmal ahnen wie "schnell" man im Bürgergeld landen kann. Zudem haben sie keine Ahnung, was alles aus dem Regelsatz zu zahlen ist.


Was ist mit denjenigen, die gesundheitlich gar nicht mehr arbeiten können – körperlich oder psychisch?

Eigentlich ein Fall für die Frührente. Wird aber oft nicht gewährt.

Was ist mit den Menschen, die ihre alten oder kranken Angehörigen pflegen – oft unbezahlt, ohne Pause, ohne Anerkennung?

Das sollte ein Fall für die Grundsicherung sein.

Was ist mit denen, die es trotz Qualifikationen, trotz Bewerbungen, trotz Bemühungen einfach nicht schaffen, eine feste Stelle zu finden – sei es wegen Lücken im Lebenslauf, Diskriminierung, fehlender Kinderbetreuung oder schlicht weil der Arbeitsmarkt nicht alle aufnimmt?

Das sind die wirklich tragischen Fälle.

Natürlich gibt es auch welche, die das System ausnutzen. Die gibt es überall – in jedem Bereich der Gesellschaft. Auch unter Selbstständigen, Arbeitgebern, Steuerzahlern. Aber wer würde deswegen gleich alle Unternehmer oder alle Arbeitnehmer pauschal als Betrüger bezeichnen?

70% der Gelder werden von den Jobcentern selbst verschleudert.

Ich finde: Wir sollten mal einen Schritt zurücktreten und genauer hinsehen.

Auf andere herabzuschauen ist leider zu attraktiv für jene die selbst unzufrieden sind, und sozial bzw. finanziell schwächer gestellte geben einfach die perfekte, wehrlose Zielscheibe ab um Frust, Unglück oder blanken Hass abzuladen. Dies wird von Politikern ja auch genau so bedient und befeuert, und von den Medien papagei-artig wiederholt.

Was meint ihr? Ist das Vorurteil vom „faulen Bürgergeldempfänger“ gerechtfertigt – oder doch eher ein gesellschaftlicher Trugschluss, der dringend hinterfragt werden sollte?

Sollte, müsste, könnte... die Welt ist kein Wunschkonzert. Wer helfen möchte sollte Arbeitssuchenden mit Lücken im Lebenslauf einfach mal eine Chance geben. Die Menschen an sich werden sich niemals ändern.

Ich bin schon der Meinung, dass unter den vielen Bürgergeldempäfngern in diesem unserem Lande die meisten eher so drauf sind, dass sie gerne arbeiten würden, aber nicht so können wie sie wollen weil sie für den ersten Arbeitsmarkt zu krank, aber für die Rente zu gesund sind oder anderweilig eingebunden sind z.B. Pflege von Angehörigen oder eben als Mama bzw. Papa für ihre Kinder zu sorgen haben.

Wenn man erst mal ne Weile in dieser Mühle gesteckt hat, fällt es umso schwerer, wieder fuß zu fassen. Sich daran zu gewöhnen, jeden Morgen aufzustehen, bei kleinen Zipperlein eben NICHT zum Arzt zu rennen oder etwas zu machen weil der Chef es so will.

Das ist nicht böse gemeint. Aber nun muss man sich einfach mal vorstellen, dass jemand das noch nie wirklich musste. Auch Papa nicht, Onkel oder Opa nicht, und auch der Nachbar etc. nicht. Die meisten der "Harzer" die so drauf sind, wie in den angesprochenenen Cliches, das sind welche in 2. teils 3. oder sogar 4. Generation.

ich gebe zu, vielen von denen ist kaum zu helfen. und das ist nun wiederum nicht böse gemeint. Aber wir sollten es versuchen. mit Aktivierungsprogrammen ins besondere für junge Leute und da wäre ich sogar bereit, von meinen hart erarbeitendeten Steuergeldern was für zu opfern.

z.B. wenn man Bürgergeldempfängern, die eine erste Ausbildung antreten erlaubt, das Bürgegeld im ersten Jahr zu 100% im zweiten zu 60% und im 3. zu 30% zu behalten.

„Die leben doch nur auf unsere Kosten.“

„Ich arbeite hart, während die anderen faul auf der Couch liegen.“

„Wenn ich Bürgergeld kriegen würde, würde ich auch nicht mehr arbeiten gehen.“

Das stimmt schon. ABER!!! nur zu einem ganz kleinen Teil. Diese Klischees treffen auf die wenigsten Bürgergeldempfänger zu.

Die meisten wollen arbeiten. Finden aber (so schnell) nichts. Wer länger draußen war aus dem Arbeitsmarkt hat es oft schwer wieder einzusteigen. Das liegt dann aber auch an den Arbeitgebern.

Es gibt diejenigen die nicht arbeiten KÖNNEN weil sie krank sind sei es körperlich, sei es psychisch , Angehörige pflegen (und somit zum Beispiel durchaus auch den Staat entlasten) es gibt jene die arbeiten WOLLEN aber nicht dürfen.

"Dank" der ganzen Dokusoaps wie sie auf RLT rauf und runterlaufen verfestigt sich das Bild noch. Denn wer macht da mit? In aller Regel eben jene die Null Bock haben was zu arbeiten. Und dies für ein paar Zwietscher auch noch in einer abstoßenden (weil auch so gewollten) Art und Weise kundtun. so was schürt natürlich die Vorurteile.

Es ist aber für Kranke schwer aus dem Symstem rauszukommen und EU rente zu bekommen. Denn könnte ja sein, er/sie kann im Leben doch noch mal arbeiten


PeterP58  23.05.2025, 06:28

Ja, stimmt! Die Medien verzerren oftmals die Realität. Guter Punkt!

Ich finde man muss auch mal sehen wie viele sehr gut verdienende Menschen sich den Steuern entziehen, obwohl sie in Deutschland leben.

Also warum sollten Bürgergeld Empfänger besser sein? So oder so ähnlich hatte das mal Richard David Precht gesagt und ich fand das sehr zutreffend.

Selbst, wenn 3% der Bürgergeldempfänger (ca. 180.000) keine Lust mehr haben zu Arbeiten - aus welchen Gründen auch immer - es gibt sowieso aktuell gerade mal 640.000 offene Stellen. Wir haben aber rund 6 Mio Arbeitslose. Also ist es sowieso nur möglich im besten Fall etwa jeden 10 in Arbeit zu bringen.

Wenn dann ein paar schwarze Schafe dabei sind - Wen interessiert das schon? In meinen Augen sollte man das Bürgergeld auf das Doppelte erhöhen. Eine höhere Kaufkraft bei 6 Mio Arbeitslosen steigert das Bruttosozialeinkommen und kurbelt unsere Wirtschaft enorm an.

Natürlich müssen Geringverdiener entsprechend einen Ausgleich oder so erhalten. ARBEITEN MUSS SICH LOHNEN!


Nordseefan  23.05.2025, 10:18

Arbeit muss sich lohnen. und genau DAS ist der Punkt!

Sicher keine absoluter Einzelfall wenn es wohl auch nicht allzuviele in der Situation gibt:

Ein Freund von Verwandten arbeitet. Noch im Niedriglohnsektor. Würde er nicht arbeiten hätte er gerade mal um die ich glaube es waren so 180 Euro weniger. viele würden da sagen: für 180 Euro im Monat schufte ich mir aber keinen ab. Das kann es so auch nicht sein!

Flitzpiepe2002  23.05.2025, 12:50
@Nordseefan
für 180 Euro im Monat schufte ich mir aber keinen ab.

Ist für mich aber vollkommen nachvollziehbar. Wir haben alle nur dieses eine Leben. Man muss für sich selbst entscheiden wie man es verbringen möchte. Solange Deutschland Milliarden ins Ausland überweisen kann sehe ich da auch keine Probleme. :D