#Meinung: Wir Deutschen sollten aufhören mit dem moralischen Finger auf die Chinesen zu zeigen und lieber mal unsere Wirtschaftsidee überdenken.

5 Antworten

Nun, Angesichts der Tatsache, dass wir gerade mal 83 Millionen Deutsche im Vergleich zu 1,4 Millarden Chinesen sind, dann kommen knapp 17 Chinesen auf einen Deutschen.

So oder so. Wirtschaftlich werden wir keine Chance haben, die Chinesen zu übertrumpfen, wenn wir nicht irgend eine "Zauberwaffe" haben. Diese Zauberwaffen haben wir aber leider in der Vergangenheit aus der Hand gegeben.

Ich sehe das Problem einfach darin, dass wir in Deutschland zwischen dem Einhalten von Traditionen und Tesla-Mindset hin und hier hüpfen wie Heuschrecken auf Dope. Wir müssen einfach mal wieder mehr anfangen statt auf das nach zahlen bloße Wohl des Unternehmens auf die Kunden einzugehen.

Kleinwagen wie der Up sind da ein tolles Beispiel. Offiziell von VW eingestellt wegen der Cybersicherheit, wurde er nur aus dem Programm genommen, weil er pro Stück einfach für die Aktionäre zu wenig Gewinn abwarf. Man muss aber eben auch das Gesamtbild sehen!

Wenn die Chinesen oder sagen wir die Koreaner erst mal erkennen, dass wir hier in Deutschland eben so was in größerer Stückzahl brauchen, und es dann anbieten... Was passiert dann wohl? Genau! Die Kundschaft wird erkennen, dass es garkein deutsches Auto sein muss! und wird dann auch bei den größeren Autos anfangen zu überlegen, ob es nicht genau so viel Auto für weniger Geld oder eben mehr Auto fürs gleiche Geld gibt.

Auch z.B. so irrsinnige entscheidungen wie beim ID.4 die Rückfahrkamera selbst in den etwas besseren Austattungslinien nur gegen Aufpreis anzubieten - TOLL! VW kann damit wahnwitzige 600 € pro Auto verdienen!

Nur kenne ich mittlerweile DREI Leute, die genau bei diesem Fahrzeug die Entscheidung kein VW mehr genau daran festgemacht haben, dass eben so eine Selbstverständlichkeit bei einem Fahrzeug, bei dem man nur sehr schlecht nach hinten schauen kann eben fehlte.

Auch generell das Servicedenken der Deutschen sollte hinterfragt werden. Michael Manusakis, Chef von Morlok Motors erkannte einst, dass wenn er als grischischer Schrotthändler in eine deutsche Zahnradfabrik kommt, und fragt ob sie Zahnräder für ihn haben, alle möglichen Antworten wie: "Ham wir nich" oder "für uns unintressant" zu hören bekommt, nur nicht: "Selbstversätndlich herr Manusakis, wie viele brauchen sie denn?"

Ich habe schon selbst erlebt, wie ein Kunde, der in einer VW Vertragswerkstatt gefragt hat, wie es sein kann, dass bei seinem 2 Jahre alten Caddy die Bremsscheiben hinten so rostig seien zur Antwort bekam: "Da kann man nichts machen, das ist qualitätsbedingt"

JA! ich weiß das auch, dass das eigendlich so fast stimmt, aber SO! kann man doch keine Autos verkaufen! Sich 5 Minuten zeit nehmen, dem Kunden erklären, dass es eben weil die Bremsen auch zupacken können müssen naturbedingt metallisch blank sind. dem entsprechend ist es nunmal so, dass nach einem Salzwinter wenn nur sehr zarghaft gebremst wird, es sein kann, dass die Bremsen gammelig aussehen.

Ich habe meinem Kumpel, übrigens Gas und Wasserinstallateur dann eben den Tipp gegeben, hin und wieder mal doch etwas beherzter auf die Bremse zu treten. sooo viel mehr verschleißen die Bremsen davon auch nicht und auch wenn sie eben ein wenig rostig auschauen, so schlimm ist das nicht.

Er fährt übrigens zwischenzeitlich Renault Trafic. von den Plänen auf einen T6 umzusteigen hat er abstand genommen eben wegen dem unterirdischen Service.


verreisterNutzer  09.02.2025, 14:47

Gutes Statement. Und ja, diese ganzen schwachsinnigen Aufpreise bei den deutschen Automobilfirmen ist lächerlich. Beim chinesischen Hersteller XPeng gibt es nur "Normal" und "Vollausstattung". Wobei bei Normal allerdings schon das nötigste drin ist.

FXG36  09.02.2025, 14:47
Wir müssen einfach mal wieder mehr anfangen statt auf das nach zahlen bloße Wohl des Unternehmens auf die Kunden einzugehen.

Genau hier liegt der Hund begraben. Gut erkannt. Das ist möglicherweise die Mutter aller Ursachen.

Die risikoaffinen Geschäftsmodelle und Investitionskampagnen deutscher Unternehmen der 1960er bis 1980er Jahre haben zu einem Technologievorsprung beigetragen, der uns zu einem internationalen Preisgeber differenziert hat. Getragen und ermöglicht von familienunternehmerischen Tugenden und Erfindergeist.

Die ursprünglich effizienten und nun viel zu groß gewordenen Unternehmen sind letztlich an die Börse gegangen. Der heilige Shareholder-Value-Ansatz wurde etabliert. Die einst innovativen Firmen sind zu Cashcows degeneriert - es wird nur noch auf Quartalsgewinne und Dividenden geschaut. Langfristige Entwicklung und "Lokalpatriotismus" sind obsolet geworden. Die Unternehmen reinvestieren ihre Gewinne vorrangig im Ausland.

Das wird leider viel zu selten thematisiert, obwohl es der eigentliche Elefant im Porzellanladen ist.

Ich bin grundsätzlich der Ansicht, man sollte sich in der Bundesrepublik Deutschland immer zuerst um seinen eigenen Kram kümmern. Wir haben selbst so viel Probleme menschlicher, sozialer und wirtschaftlicher Natur, dass wir gar keine Zeit haben, uns um andere Staaten zu kümmern - egal um welchen.

Denn genau das macht nämlich die VR China: Sie kümmert sich um ihre Bürger - mal gut, mal weniger gut, um die einen besser als um die anderen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das sind nur Ausreden.

Naja, China mit seinem imperialistischen Gehabe gegenüber Nachbarn, insbesondere Taiwan, ist eine Bedrohung. Anderem was du schreibst, stimme ich zu. Insbesondere sollten wir die Bedingungen für Kapitalanlagen in Deutschland verbessern, insbesondere Investmentfonds. Dort wo die aufgelegt werden, investieren sie auch, z.B. Infrastruktur. Allerdings sollten Immobilien eher denen gehören, die sie bewohnen und nicht ausländischen Heuschrecken.

NEIN!

Du vertrittst eine Logik nach der bitteschön eine Krähe keinen Grund haben sollte der anderen Krähe ein Auge auszuhacken.

Ich finde es erstmal absurd einen totalitären Staat mit Deutschland vergleichen zu wollen: Stichworte: Uiguren, Tibeter, Eliminierung von Protesten in Hongkong, totaler Überwachungsstaat mit Privilegien/Strafen je nach sozialen Scores.

Wir haben in Bezug auf China viele Fehler gemacht im Verlauf von 30 Jahren, aber anders als Du meinst: Die Chinesen hatte damals deutsche Firmen in ihr Land eingeladen - aber nur in Form von Joint ventures. Deutsche Firmen waren gezwungen dort mit einem chinesischen Partner zusammenzuarbeiten. Der hat sich dann die Fertigung und die Prozesse genau angesehen. Am Ende war die deutsche Firma überflüssig. Deutsche Firmen haben so heute in China schlechtere Konditionen als in ihrer Anfangsphase.

Wir haben die Abhängigkeit von China zugelassen, nur weil dort billiger produziert wird. (z.B. Medikamente, Solarequipment).

Die Chinesen haben zwar heute einen beachtlichen Level als Wirtschaftsmacht erreicht.

Dennoch liegt es in der Natur der Sache, dass in einem zentralistisch gesteuerten Land mit klaren Vorgaben nicht die gleiche Innovationsfähigkeit und Pioniergeist herrschen können wie in einem liberalen Land, in dem junge Startups mit guten Ideen auf Investoren treffen.


Norbert981  09.02.2025, 20:52

"dass in einem zentralistisch gesteuerten Land mit klaren Vorgaben nicht die gleiche Innovationsfähigkeit und Pioniergeist herrschen können wie in einem liberalen Land"

Also noch einmal:

Das stimmt leider nicht mehr.

Laut Wipo's Global Innovation Index gehört China längst zu den Innovationsführern:

Global Innovation Index – Wikipedia

Den ausführlichen Bericht kann man online nachlesen.

China ist interessanterweise das einzige Mittel-Hochlohnland unter den Innovationsführern und bzgl. Innovationskraft auf demselben Niveau wie Japan, Irland, Frankreich oder Kanada, und höher als Australien oder Österreich etwa.

Dass Chinas Innovationskraft geringer sei, ist ein altes Vorurteil, das schon die Yahoo-Geschäftsführerin behauptet hat. Es ist Wunschdenken des Westens, um sich einzureden, dass man seinen Vorsprung behalten wird.

Die Innovation im Westen basiert leider ebenfalls nicht auf einem freien Geist, sondern Großteils auf Geldgier und Geltungsbedürfnis.

Es gibt überaus freie Länder, die aber deutlich weniger innovativ sind als China, Beispielsweise Spanien, Italien, Portugal, Griechenland, Australien usw.