Wieso ist die Luftqualität in Europa deutlich besser als in China und Indien?

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Das liegt daran, daß Europa bei der Industrialisierung früher dran war als die asiati­schen Länder. Bei uns macht man den Mist schon seit dem 19. Jahrhundert, und dabei ist es zu genug Katastrophen gekommen (z.B. dem großen Smog in London), daß die Politik gegensteuern mußte. Das Umweltbewußtsein entwickelte sich in den Siebzigern, und seither gibt es auch grüne Parteien, die den Umweltschutz ins Parla­ment tragen.

In Indien und China ist das nicht so, weil die Länder autoritärer regiert werden und die Politik daher nicht daran gebunden ist, den Menschen ein besseres Leben zu ermögli­chen. Außerdem sind beide sehr korrupt.

  • China ist keine Demokratie, weil nur eine Partei existiert; daher kann sich keine politische Konkurrenz wie z.B. die Grünen bilden. Manche Aktivisten versuchen, das mit Druck von der Straße zu erreichen, aber solche Pläne können im Umerzie­hungslager enden. Alle Versuche, Umweltschutz innerhalb der kommunistischen Partei zu einem Thema zu machen, scheitern, weil an der Spitze genug Schmier­geld ankommt.
  • Indien ist eine Demokratie mit großen Problemen. Es gibt z.B. eine grüne Partei, aber niemand wählt sie, weil die Wahlen immer mehr entlang ethnischer oder reli­gi­öser Trennlinien entschieden werden. Manche Aktivisten versuchen daher, Druck anderswo aufzubauen, z.B. mit Streiks, und das wird meistens ignoriert. Manch­mal gelingt es aber auch, wenn nämlich die Presse auf den Zug aufspringt (die ist in Indien einigermaßen frei), oder wenn man irgendwie kulturell, religiös oder natio­nalistisch argumentieren kann — so laufen z.B. durchaus ernsthafte Projekte, eini­ge der Flüsse, die im Hinduismus besonders wichtig sind, wieder reiner zu be­kom­men (vor allem die Gaṅgā), und als der Tāj Mahal in den Neunzigern an saurem Regen litt, konnte die Regierung blitzartig ein Industrieverbot rund um Vārāṇasī verfügen, weil der Marmorschuppen ja der Stolz der Nation ist.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich reise gerne und habe viel Zeit in Süd­asien verbracht.

Weil man sich hierzulande schon seit Jahrzehnten Gedanken darüber macht, wie man seine Umwelt schützen kann, um sie lebenswert zu erhalten.

In China wird bisher nicht in diesem Ausmaß darüber nachgedacht.

In Europa war das in der Zeit der Industrialisierung übrigens nicht anders. Wachstum stand an erster Stelle, wie die Umwelt damit zurecht kommt war egal. Entsprechend schlecht waren auch hier mal die Luft und die Gewässer. Dann merkte man, dass die Schäden an der Umwelt auch den Menschen betreffen (Gesundheit, Lebensqualität, Versorgungssicherheit) und hat entsprechend reagiert.


Kuestenflueg248  15.10.2024, 18:15

da fuhr keiner freiwllig zu den zechen an rhein und ruhr .

bzw in die lausitz und nach schwedt

China ist ein Land mit Milliarden von Einwohnern (deutlich mehr Menschen als in ganz Europa), die oftmals in riesigen städtischen Ballungsräumen auf engstem Terrain zusammenleben müssen und diese stoßen allerlei Schadstoffe aus. Man bedenke auch die unzähligen Kraftfahrzeuge dort. Hinzu kommen die massenhaften industriellen Anlagen in China, die in diesem Land, das ja bis heute Export-Weltmeister von Unmengen an Billig-Konsumgütern ist, sehr viel stärker konzentriert sind als in irgendeinem europäischen Land.


FelixLingelbach  15.10.2024, 18:45

Genau. In den zahlreichen Wüsten und in Tibet lebt fast niemand.

smartguy92  15.10.2024, 18:47
@FelixLingelbach

Tibet gehört nicht zu China.

Die Wüste Gobi ändert nichts an der Tatsache, dass der Großteil der chinesischen Bevölkerung auf die Ballungszentren wie HongKong, Shanghai oder Peking konzentriert ist.

GrandVoyager 
Beitragsersteller
 15.10.2024, 22:58
@FelixLingelbach

Ach so, dann liegt Nepal wohl doch nicht auf Platz 8 der weltweit dreckigsten Länder, denn deren circa 10 Mio Einwohner leben ja ganz sicher nicht dichter beieinander als die Menschen in Berlin, Hamburg, oder München, oder`?

https://www.iqair.com/world-most-polluted-countries

Euch sollte klar sein dass es eine einheitliche Bemessungsgrundlage braucht, um die Unterschiede der Länder zu bewerten.

Übrigens schneiden die USA mit ähnlich grosser räumlicher Ausdehnung wie China trotzdem mit Platz 104 (direkt hinter der Schweiz und Deutschland) deutlich besser ab als China und Indien.

Wie erklärt ihr euch denn diesen Umstand?