Konservativismus vs Konsumerismus!

4 Antworten

Kapitalismus bedeutet, dass die Produktionsmittel Privaten gehören, während es im Sozialismus dem Staat entweder gehört oder er zumindest tief regulatorisch in den Markt eingreift, mit planwirtschaftlichen Produktionsvorgaben etc., sodass es keine freie Marktwirtschaft (vom Schwarzmarkt abgesehen) gibt. Ersteres ist immer besser, da der Markt durch den Mechanismus von Angebot und Nachfrage die Befriedigung der Bedürfnisse immer besser zu regeln vermag, als das Staatsbürokraten am Reisbrett je könnten. Fehlentwicklungen wie Monopolbildung kann und muss auch im Kapitalismus durch staatliche Eingriffe entgegengewirkt werden.

Das ist aber nur der wirtschaftliche Aspekt, es gibt aber noch einen anderen Aspekt, in dem sich der Konservatismus und der Sozialismus sehr ähnlich sind, was man auch an deiner Frage sieht, und das ist die Frage des Verhältnisses des Individuums zum Staat. Sowohl Sozialismus als auch Konservatismus sind kollektivistische Ideologien, für die das Individuum sich dem (vermeintlichen) höheren Wohl des Kollektivs (Volk, Bevölkerung, Staat etc.) unterordnen muss. Freiheit des Individuums kennen beide Ideologien demzufolge nicht, das kennt nur der Liberalismus. Allerdings nur in Kontinentaleuropa, der angelsächsische Konservatismus z.B. in den USA und Großbritannien ist liberal (auch wenn die Linken dort es geschafft haben, den Begriff „liberal“ zu kapern und sich selbst so bezeichnen). Deutschland ist kein konservativer, sondern ein liberaler Staat, denn das Grundgesetz geht ganz klar von der Freiheit des Individuums, das über dem Kollektiv steht und individuellen Grundrechten aus. Dies wird u.a. durch Art. 1 I GG in seiner heutigen Form, als auch durch seine ursprüngliche Fassung im Herrenchiemseeentwurf deutlich („Der Staat ist um des Menschen Willen da, nicht der Mensch um des Staates Willen.“). Dies ist der Gegenentwurf zum Nationalsozialismus, der natürlich auch eine kollektivistische Ideologie war („Du bist nichts, dein Volk ist alles“).


FinisTerrae  14.11.2024, 02:40
Ersteres ist immer besser, da der Markt durch den Mechanismus von Angebot und Nachfrage die Befriedigung der Bedürfnisse immer besser zu regeln vermag

Das ist erwiesenermaßen eine falsche Aussage. Die Debatte findet auch auf einer zu tiefen gedanklicher Ebene statt. Das große Gesamtbild wird gern übersehen.

Es geht um Macht. Es geht darum, wer die Gesellschaft steuert. Es geht um Extreme. Sozialistische Planwirtschaft ist genau so ideologisch versüfft, wie die freie Marktwirtschaft. Bei beiden Seiten handelt es sich um Extreme, bei denen auf Kosten Vieler, nur einige Wenige ein Gefühl der Genugtuung/des Glücks erhalten. Es geht um Macht und dem Gefühl seiner Bestimmung gerecht zu werden.

Bei beiden Extremen werden die Bedürfnisse der breiten Masse ignoriert. Bei beiden Extremen ist ein normaler Mensch kein Souverän. Entweder der Staat entscheidet, was das beste für uns ist, oder die/das Unternehmen. In beiden Systemen haben wir keine Wahl, beide Systeme sind gesellschaftlich unfrei. Beide Systeme bauen auf dem Fundament von Elend, Angst und Tot in der Gesellschaft auf.

Trotzdessen, dass sich die Marktwirtschaft in Deutschland als Sozial betitelt, ist sie es faktisch nicht. Im Westen ist die Wirtschaft mächtiger als Politik/Staat. Staaten und Bevölkerungen verlieren Jahr für Jahr an Geld/Macht/Einfluss, die Aktionäre gewinnen Jahr für Jahr an Geld/Macht/Einfluss. Ein Aktionäre gewinnt zuallererst und verliert zuallerletzt. Erst müssen Staat und Bevölkerung leiden. Richtig leiden. Nicht nur eine blauen Fleck wegstecken, sondern sich amputieren lassen, bevor dem Aktionären die Schweißperle vom Kopf tropft.

Schestko  14.11.2024, 17:16
@FinisTerrae

In der freien Marktwirtschaft entscheiden die Konsumenten, was produziert wird. Somit sind diese der Souverän. Unternehmen können nichts verkaufen, was die Kunden nicht wollen und sie haben Anreize zu produzieren, was die Kunden wollen.

FinisTerrae  14.11.2024, 20:37
@Schestko

Freie Marktwirtschaft beschreibt einen Zustand, bei dem Unternehmen möglichst unreguliert und unkontrolliert agieren können. Die Neoklassik argumentiert, dass ein Betrieb besser mit Geld umgehen und bessere Entscheidungen treffen kann. Für das eigene Interesse mag das wohl stimmen, jedoch nicht gesamtwirtschaftlich. Die Unternehmen würden augenblicklich mit Lohndumping beginnen. Existenzgüter würden sofort um ein vielfaches teurer werden. Es spielt alles keine Rolle, weil die großen Unternehmen kein interesse am deutschen Markt haben. Produziert wird für das Ausland. Wie das Ausland genug Geld für unsere Produkte generiert, interessiert unsere Unternehmen nicht.

Das ein Markt dann ensteht, wenn Nachfrage und Angebot aufeinandertreffen, ist die größte Halbwahrheit, die sich in den Köpfen der breiten Masse verankert hat. Hier hinter verbirgt sich jedoch deutlich mehr Komplexität. Insbesondere wird das Machtverhältnis zwischen Nachfrageseite und Angebotsseite verschwiegen.

Beim Handeln mit Existenzgütern spielt Angst eine große Rolle. Bei Existenzgütern liegt die absolute Marktmacht bei den Unternehmen. Der Markt ensteht da, wo der Angebotspreis sich befindet. Die Nachfrageseite hat kaum eine Wahl, sich dem Angebotspreis zu verweigern. Wer nicht zahlen kann, darf sich fürchten. Wer nicht zahlen will, entscheidet sich für das Elend.

Etwas, das nur Konsumiert, kann nicht konservativ sein.

Etwas, das wahllos konsumiert, kann sich nicht "erhalten".

Du kannst nicht konsumieren, und erwarten, dass es sich nicht beeinflusst. Du bist, was du isst. Du wirst zu dem, was du konsumierst. Und die Konsum-Gesellschaft ist auf Wirtschafts-Wachstum ausgelegt, was teilweise nur durch das zerstören von alten Werten möglich ist.


Ichbinich2003 
Beitragsersteller
 14.11.2024, 10:49

Genau das meine ich ja. Deshalb lehnten die Nationalsozialisten und die echten Konservativen (Konservative Revolution) den Kapitalismus und die damit einhergehende Ökonomisierung von allem und jedem strikt ab.

Das ist grundsätzlich eine richtige Beobachtung: Konservatismus und Kapitalismus sind nicht dasselbe. Aber, was ich dir für einen Fehlschluss unterstellen kann, ist, dass du Kapitalismus und Konsumismus gleichsetzt. Klar, in unserer heutigen Welt bezeichnen wir alles, was irgendwie Geld im Spiel hat, als Kapitalismus, in diesem Falle hast du recht. Denn wir leben in einer sehr konsumorientierten Welt. Doch das heutige System entspricht offensichtlich nicht den liberalen oder gar libertären Vorstellungen von dem Wort "Kapitalismus". Nach diesem Sinne ist der Kapitalismus synonym zur freien Marktwirtschaft, in seiner Definition heißt es das exklusive Privateigentum an allen (physischen/knappen) Gütern (inklusive Produktionsmittel).

Wenn exklusives Privateigentum vorherrscht und überall als gesellschaftliche und legale Norm angewendet wird, leben wir in einer freien Marktwirtschaft. Der Grad, inwiefern wir vom Privateigentum abweichen, bestimmt, wie "kapitalistisch" eine Gesellschaftsform ist.

In einer freien Marktwirtschaft ist freier Austausch, Vertrag und Produktion möglich, sodass die Konsumentenbedürfnisse optimal befriedigt werden: Preise, bestimmt durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt, bemessen die relative Knappheit eines jeden Gutes. Handel und Spekulation stabilisieren die Preise und fördern ein einheitliches Marktequilibrium. Profite und Verluste setzen Anreize, Verschwendung zu vermeiden, und verschieben begrenzte Ressourcen zu den optimalen Zwecken. Durch Konkurrenz werden die effizientesten Produktionsmethoden etabliert und Betrug ausgemerzt.

Natürlich bedeutet das, dass jede legale Nachfrage befriedigt werden wird. Doch, dass eine solche Wirtschaftsform in eine Gesellschaft voller Sünde und Degeneration enden würde, lässt außer Acht, wie sich der Markt auf lange Sicht verhält. Wenn effizientere Techniken entwickelt werden, sinken die Preise stetig, was zu einer Preisdeflation führt. Alles wird günstiger, während gleichzeitig die Qualität und Innovation neuer Güter bestärkt wird. Somit wird Sparen ferner belohnt und kurzfristige oder überflüssige Ausgaben stehen im Nachteil. Gleichzeitig greift das Gesetz, dass Investitionen stets Sparen vorausgeht, sodass eine niedrige Zeitpräferenz wichtig ist. Wer also eine hohe Sparquote hat, der kann sie verzinsen oder reinvestieren, und erhält in Zukunft mehr. Langfristiges Denken wird belohnt, und die Konsumenten geben ihr Geld in Anbetracht der zukünftigen Alternative nur für jenes aus, was sie wirklich wollen oder brauchen. Wenn lasterhaftes Verhalten mehr als eine Meinung der Konservativen wirklich auch objektiv schädlich ist, dann wird sich dies auch finanziell bemerkbar machen. Auch muss gesagt werden, dass Kultur ein zeitliches, aber auch ein finanzielles Phänomen ist: Falls Häuser und Schlösser des 18. Jahrhunderts noch "in sind", dann werden sie erst bei noch größerem Reichtum und Wohlstand florieren.

Kurz um: Im Kapitalismus entsteht eine kleine elitäre reiche Oberschicht, die sich besonders durch ihre persönliche Tugend und ihren wirtschaftlichen Innovationseifer auszeichnet, und als soziale Leitsterne wahrgenommen werden können. Güter des Alltags, inklusive Gesundheit, Bildung und Kultur, sind sehr erschwinglich und für (beinahe) alle zugänglich. Dies, zusammen mit der Eigenschaft, dass sich die Unternehmensstrukturen in unterschiedlichen Maßen dezentralisieren, sorgt für eine sehr breite Mittelschicht, die aber in sich sehr heterogen, jedoch bei hoher sozialer Mobilität. Diese kann ein komfortables Leben führen, und jedes Luxusgut wird nach und nach stetig verbreiteter. Die wenigen, aber angesehenen oder geliebten Armen können von den niedrigen Preisen auch drastisch profitieren, sodass selbst kleine Almosen für einen gut genährten Lebensstandard sorgen. Jene, die sich durch übertriebenen Hedonismus oder durch Eigenschaften auszeichnen, die in dieser Gesellschaft nicht akzeptiert werden (Unsitte oder tatsächliche Diskriminierung), finden in ihr keinen hohen Platz und werden tendenziell nach außen gedrängt. Sie können dort unter sich eine neue Siedlung gründen und in der internationalen Arbeitsteilung mitwirken und genießen. Die andere, … tja, sie werden ihr letztes Leben in relativer Armut, aber ohne auf Gerechtigkeit verzichten zu müssen, absitzen können, jedoch kaum Einfluss oder Veränderung bewirken und somit keinen Schaden anrichten. All das, … müsste für den Konservativen im Herzen wie eine Herrlichkeit klingen? Doch warum sieht unser heutiger Umstand so anders (davon) aus?

Offensichtlich leben wir nicht in einer Zivilisation des privaten Eigentums, oder eben nicht vollständig. Denn jede Eigenschaft, die uns von der freien Marktwirtschaft trennt, trennt uns von dieser romantischen (ich gebe es ja zu) Welt. Lass mich ein Beispiel geben: die Inflation. In unserem Zeitalter beherrschen Zentralbanken und Staaten unser Geldsystem und die Folge der Inflation ist offensichtlich, dass alles immer teurer wird. Gleichzeitig werden Schulden belohnt, da sie ebenfalls entwertet werden, wodurch gerade große Unternehmen und Konzerne begünstigt werden (Konkurrenz sinkt, Monopole werden gebildet), während Sparen bestraft wird. So steigt auch die Zeitpräferenz: Leben auf Pump oder zumindest schnelles Ausgeben für Kram, den man gar nicht so sehr will, ist immer besser, denn in der Zukunft ist das Geld ja nichts mehr wert. Unternehmen versuchen konkurrenzfähig zu bleiben, indem sie die Preise nicht zu sehr erhöhen, jedoch an der Qualität sparen und durch eine Zentralisierung des Kapitals können sich kleine Marktteilnehmer und Innovatoren nicht mehr durchsetzen. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst. Ein großer Konsumismus geht in Gang, zusammen mit einer gewaltigen Dekadenz, die der noch vorhandene Markt mit Raubbau und Umweltverschmutzung zu bedienen versucht, da auch die Preise verwirrt werden und Knappheit und effizientes Wirtschaften nicht mehr kommunizieren können. Man könnte natürlich noch viel mehr benennen, aber das soll als Eindruck genügen.

Leider haben sich Konservative einem moralistischen Etatismus verschrieben, oder sind sogar offen Technik/Fortschritts- oder (Menschen-)Rechtsfeindlich (im Falle von Militarismus, Aristokratie oder Autokratie). Das liegt vor allem daran, dass sie den Konsumismus mit Kapitalismus gleichsetzen, ebenso wie Linke (egalitärer Etatismus), die die prekären heutigen Umstände einer fälschlichen Gleichsetzung von klassischem Konservatismus (oder sogar Faschismus, was wieder ein eigenes Beil ist) und Kapitalismus zuschreiben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Voluntarist, Libertärer Anarchokapitalist, Anarcho-Urbist
Hallo, mir ist aufgefallen

Nun ja - mit deinem Gelaber willst du etwas konstruieren was so nicht gegeben ist.

unendlich viele Beispiele.....Und ich könnte ewig so weiter machen,

Genau - das will kein Mensch wissen .

und was würdet ihre als einen dritten Weg betrachten

Bastele dir doch was zurecht. Außerdem gibt es zu hauf daüber wohl Schriften/Deklaratinen von Anderen, welche du im Netz suchen kannst.