Der Schreibstil oder die Geschichte - was wichtiger ist.
Der Schreibstil eines Autors setzt sich aus der charakteristischen Art, wie ein Autor seine Gedanken in Worten und schriftlicher Form ausdrückt, der Wortwahl und dem Satzbau, der Struktur und dem Ton des Textes, also den sprachlichen Aspekten, zusammen. Diese Faktoren beeinflussen den Stil.
Wenn ihr ein Buch lest, ist euch der Schreibstil (die Schönheit der Sprache) oder die Geschichte selbst wichtiger?
Natürlich macht ein gutes Buch sowohl ein professioneller und schöner Schreibstil als auch eine gut erzählte und allgemein spannende Geschichte aus (wobei es dabei auf die Art des Prosatextes beziehungsweise der Literaturgattung ankommt), allerdings ist mir persönlich der Schreibstil wichtiger - wenn ein Autor es schafft, über mehrere bis hundert Seiten allein mit der Sprache zu überzeugen, wenngleich er dabei keine wirkliche Geschichte erzählt, zeugt dies meiner Meinung nach von der wahren Kunst des Schreibens (die Möglichkeit zu besitzen, nur mit dem Schreibstil den Leser zu beeindrucken, ist für mich hohe Kunst im Schreiben selbst).
Ich bevorzuge einen bildhaften, fast schon künstlerischen Schreibstil, der zwischen einfachen und gelegentlich ellenlangen Schachtelsätzen, die mich beanspruchen, wechselt.
Ich las zum Beispiel "Big Fish" von Daniel Wallace - ein Buch von 221 Seiten - an einem Sonntag in wenigen Stunden durch, da mich die beinahe märchenhafte Geschichte von der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat, wobei ich beim Lesen an einigen Stellen ins Stocken kam, da der Schreibstil mir nur zur Hälfte zusagte. Nicht etwa, weil er nicht gut war - ganz im Gegenteil; er war wunderschön und hatte schon beinahe etwas Fantastisches an sich, nur verwendete Wallace eine Sprache, die nicht ganz meinen Geschmack traf.
Also funktioniert das Prinzip ebenso gut andersrum - wenn eine Geschichte gut genug ist, erscheint vielen Lesern der Schreibstil wohl weniger wichtig.
Am besten wären natürlich Bücher, die beide Aspekte erfüllen.
Die perfekte Mischung aus Beidem lässt einen vergessen, dass man liest.
6 Antworten
Nein, ich möchte aus einem Buch etwas mitnehmen, entweder eine Information, oder eine unterhaltsame Geschichte. Was soll "gutes Schreiben" aber Inhaltslosigkeit den bringen?
Deswegen sind gute Bücher die, die einen in die Situation hineinziehen (Auf der Unterhaltungsebene, Belletristik) Karl May war nie in den Ländern die er beschrieb, aber er beschrieb diese sehr gut. Kafka schafft es mit einfachen Sätzen hoch komplexe Szenarien zu erschaffen. Joanne K. Rowling, mag man von ihr halten was man will, sie hat es geschafft ihre Geschichte mit einer Emotion zu verknüpfen, sie beschrieb Gerüche, das Aussehen und Gefühlslagen so genau, das man nicht anders konnte als sich in die Figuren hineinzuversetzen.
Ein guter Autor, schafft es nicht nur eine Geschichte darzulegen, er schafft es auch, diese für die Personen die sie lesen greifbar zu machen.
Natürlich, bei der Aussage bezog ich mich auch er auf diesen Teil deines Beitrages
allerdings ist mir persönlich der Schreibstil wichtiger - wenn ein Autor es schafft, über mehrere bis hundert Seiten allein mit der Sprache zu überzeugen, wenngleich er dabei keine wirkliche Geschichte erzählt
Bei mir ist es das genau Gegenteil.
Bis auf wenige, sehr sehr wenige, Ausnahmen steht bei mir immer die Geschichte im Vordergrund.
"wenn ein Autor es [bei dir] schafft, über mehrere bis hundert Seiten allein mit der Sprache zu überzeugen, wenngleich er dabei keine wirkliche Geschichte erzählt" - dann bin ich zu nahezu 100% sicher, dass er mich damit nicht überzeugt hätte, weil ich Bücher lese, um eine Geschichte erzählt zu bekommen.
Im Gegenteil, einen zu —ich nenne es einmal— selbstverliebten Schreibstil finde ich im Grunde eher lästig als bewunderswert. Wenn die Geschichte gut genug ist, ist es vielleicht wert, sich durch ein Dickicht von Metaphern zu kämpfen, aber ohne diese wäre es mir in der Regel lieber.
Ich habe nichts gegen eine clevere Beschreibung hier und da, aber für mich steht wie zu Anfang schon gesagt so gut wie immer die Geschichte im Vordergrund.
Vermutlich konnte ich aus diesem Grund mit sog. Hochliteratur noch nie viel anfangen.
Es gibt eine nette Fantasy Trilogie mit dem Namen "Knut" (und dann immer so ein Untertitel)
An sich ganz okay. Etwas mehr hintergründiges worldbuilding wäre nicht schlecht gewesen (nicht einfach Leute in Random Orte Setzen) aber die Story ist nice
Jetzt hat die Autorin aber so einen Schreibstil bei dem es mir die Augen kräuselt
Okay so schlimm ist es nicht aber halt keine Ausrufezeichen, keine Fragezeichen, manchmal Satzeichen generell vergessen und manchmal falsche Wörter... Ich frage mich ob das jemals an einen Lektor ging
Macht das Buch nicht schlechter, man liest es nur etwas weniger gern was sehr sehr schade ist...
Ansonsten bevorzuge ich Schreibstile die meinem eigenen Amateurhaftem Geschreibsel ähnlich sind. Also ich als bessere Version. Da fühle ich mich daheim...
Und sonst... Ich mag simple Stile. Du weißt woran du bist du kannst dir die Szenerie vorstellen es passt zur Geschichte. Reicht mir eigentlich schon.
Auf der anderen Seite mag ich auch "Pragmatischere" Schreibstile. Also ich denke Schachnovelle, dt. Übersetzung von König Artus, etc.
LG Toby
Der Schreibstil muss zur Geschichte passen - das ist am Wichtigsten. Er spielt aber im Vergleich zur Geschichte nur eine nachgeordnete Rolle. Denn er muss nicht perfekt sein - ich bin durchaus bereit, über die eine oder andere stilistische Schwäche hinwegzulesen, wenn mich die Geschichte fesselt und solange die Lesbarkeit trotzdem erhalten bleibt. Das Gegenteil klappt hingegen so gut wie nie: Mit perfektem Stil eine langweilige Geschichte auszugleichen ist meiner Erfahrung nach so gut wie unmöglich.
Eine Geschichte sollte vor allem inhaltlich überzeugen.
Ein guter Schreibstil trägt auch zur Qualität bei - starken Charakteren, Spannung, überzeugende Handlung usw.
Sprache erzeugt Bilder und Emotion. Das sollte eine Geschichte umsetzen.
... und dafür ist auch ein guter Schreibstil notwendig. Einen guten Schreibstil macht nicht nur "gehobene" Sprache aus, sondern unter anderem genau das, was du soeben beschrieben hast - die Kunst im Umgang mit schöner Sprache, aber auch die Fähigkeit, Szenen so lebhaft und die Gefühlslagen der Charaktere so glaubwürdig und eingehend zu beschreiben, dass man sich in das Geschehen wie in einen gemütlichen Sessel fallen lassen kann.
Ich sage es immer wieder und werde es erneut tun: für mich ist ein Buch und der Schreibstil eines Autors gut, wenn ich vergesse, dass ich lese.
Danke für deinen Beitrag.