Wie viel ist von der Nachkriegspolitik geblieben?
Hallo,
über Jahrzehnte war es ein Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik, mit ehemaligen Kriegsgegnern Frieden und Verständigung zu suchen – gerade auch mit der Sowjetunion. Diese Politik war nicht einfach, doch sie führte zu wichtigen Schritten der Annäherung, etwa mit Polen und Russland. Sie galt lange als Erfolg und als Ausdruck einer neuen deutschen Verantwortung.
Heute jedoch ist das Verhältnis zu Russland auf einem historischen Tiefpunkt. Der diplomatische Austausch ist weitgehend eingefroren, deutsche Stiftungen und Medien wurden aus dem Land gedrängt, gegenseitiges Misstrauen dominiert. Besonders alarmierend: Laut einer Umfrage des unabhängigen Levada-Zentrums (2024, zitiert in Die Welt) sehen 55 % der Russen Deutschland inzwischen als feindlichstes Land – noch vor den USA und Großbritannien.
Das allein als Folge staatlicher Propaganda abzutun, greift meines Erachtens zu kurz. Es stellt sich die ernste Frage, ob wir nicht Zeugen eines fundamentalen Scheiterns jener Versöhnungspolitik sind, die über Jahrzehnte als deutsche Stärke galt.
Ist damit ein zentrales Ziel der deutschen Nachkriegspolitik zumindest teilweise gescheitert?
Was meint ihr?
21 Stimmen
7 Antworten
Es gibt in der Frage ein paar fundamentale Probleme:
Deutschland war um ein gutes Verhältnis zur Sowjetunion und anderen ehemaligen Feinden bemüht, weil Deutsche dort so heftig gewütet haben. Wir sind auf sie zugegangen, weil wir schuldig waren an schlimmsten Verbrechen.
Deutschland wollte dafür sühnen und für Normalisierung erreichen.
Das ist gelungen. Die Polen, die Franzosen: Sind unsere Freunde! Mehr noch, sie fordern uns auf endlich mehr in unser Militär zu investieren und eine europäische Führungsrolle zu übernehmen!
Der Blick auf russland ist völlig verblendet! Hier ist eine völlig neue, andere Situation. Wir haben die Nachkriegszeit hinter uns gelassen, niemand- außer uns selbst- wirft uns noch ernsthaft die Verbrechen unserer Großväter und Urgroßväter vor, auch russland nicht. Wir sind jetzt in einer Vorkriegszeit. Und die Kriegsbedrohung geht nicht von uns aus.
Die Beziehungen zu russland sind so schlecht, weil russland- und ich fasse es nicht, dass ich das betonen muss- einen illegalen genozidalen Eroberungskrieg auf dem europäischen Kontinent führt. Die Rollen haben sich vertauscht: russland ist der Bösewicht und er ist mitten im Krieg!
Es ist russland, das nach einer Niederlage auf die Ukraine und Europa zugehen muss, um für seine Verbechen zu sühnen, so wie es Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg tat. Aus unterschiedlichen Gründen, ist das kein realistisches Szenario, doch das ist der Weg in welcher die Diplomatie verlaufen muss. russland ist der Täter, russland muss sich entschuldigen. Dass wir das machen, vor allem während des Krieges ist absurd! Hat irgendjemand im Westen während des Zweiten Weltkrieges vorgeschlagen, man solle sich mit Nazi-Deutschland versöhnen?
Dazu dürfen wir nicht vergessen, dass Deutschland sich mit der Sowjetunion versöhnt hat, nicht russland. russland hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unseren Schuldkomplex ausgenutzt um Geschäfte zu machen und ihren Kriegsapparat aufzubauen womit sie spätestens 2008 begonnen hatten als putin anfing die russische Armee von einer Verteidigungs- zu einer Angriffsarmee umzubauen.
100% der Ukraine war im Zweiten Weltkrieg unter deutscher Besatzung. Der größte Teil des Baltikums. Nur 13% von russland war von Deutschland besetzt. Die Ukraine hat unter allen Republiken der Sowjetunion am meisten im Zweiten Weltkrieg gelitten. Wenn wir jemandem Sühne und Hilfe schuldig sind, dann denen.
Ja, damit wirst Du wesentlich mehr Recht haben als ich. Ich mag Sie trotzdem Alle nicht...
Alles schön und gut - Aber!
Ich kann mich nicht erinnern das die Sowjetunion uns offen mit VERNICHTUNG gedroht hat - so etwas hat es bei allen Problemen nie gegeben.
Und Putin ist ein lupenreiner Psychopath und Faschist - also auch genau das Gegenteil von dem womit wir es bei der SU mit zu tun hatten.
Der Vergleich ist also so nicht haltbar und lässt außer acht das Putin alleine diesen Krieg angefangen hat und auch andere Nachbarn massiv bedroht.
Russland ist hauptsächlich verantwortlich.
Aber auch die EU und die Nato.
Ich habe immer gesagt, das man nicht immer nur Erweitern kann. Ohne seine inneren Probleme zu lösen.
Zudem sollte dich eine Systemfrage stellen. Sollte die EU ein Staat ohne unabhängige Mitgliedsstaaten oder soll es ein Verbund bleiben, wie bislang.
Russland fühlte sich umzingelt. Defeniere: Umzingelt. Wie will man ein ruesen Land wie Russland umzingeln.
Diese Politik war nicht einfach, doch sie führte zu wichtigen Schritten der Annäherung, etwa mit Polen und Russland.
Das war nicht Russland, das war die Sowjetunion. Wir haben nach wie vor gute Beziehungen zu den meisten Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
Die Bundesrepublik Deutschland ist aus der Erfahrung der Nazizeit heraus bewusst als Gegenmodell eines nationalistischen Regimes gebildet worden, Sie hat die Gegnerschaft gegen nationalistische Diktaturen in ihrer DNA.
Russland ist eine nationalistische Diktatur. Es führt einen Angriffskrieg aus nationalistischen Gründen. Es versucht systematisch die Kultur des angegriffenen Landes zu zerstören. Es raubt ukrainische Kinder und erzieht diese um. Es zensiert die Presse, betreibt Propaganda, kerkert die Opposition ein. Es steckt schon junge Kinder in Putins "Hitlerjugend", die Junarmija, wo diese indoktriniert und militärisch vorgeschult werden.
Wenn heute nicht gegen Putin-Russland wären, würden wir neue Schuld auf uns laden. Gegenüber der Ukraine, unseren Freunden und Verbündeten, der freien Welt, den nicht indoktrinierten Russen und gegenüber einem zukünftigen Russland, dass hoffentlich eines Tages auf den rechten Weg zurückfindet.
Alle europäischen Staaten haben es geschafft mit uns befreundet zu sein nur Russland weigert sich teil der Europäischen Gemeinschaft zu werden weil die nicht darüber hinwegkommen einfach nur ein Land unter vielen und keine Weltmacht mehr zu sein.