Wer hat die Bringschuld in der Schule?
Schüler müssen gute Noten schreiben und Lehrer werden bezahlt, damit sie die Schüler unterrichten. Wer hat hier eigentlich die Bringschuld? Sollten diejenigen Leistung bringen, welche dafür bezahlt werden oder ist es die Aufgabe der Kinder sich in einem autokratischen System zu beweisen? Ohne die entsprechende Leistung hast du es verdient wenn du von der Schule fliegst? Oder liegt es nicht eher in der Verantwortung der Lehrer den Schülern etwas beizubringen?
17 Stimmen
12 Antworten
Lehrer haben ganz bestimmt nicht zu viel Urlaub. Als freiwilliger Mitarbeiter habe ich etwas Einblick in den Schulalltag. Lehrer sein ist sehr anspruchsvoll, Schüler sind oft schwierig und dir Elterngrspräche - mehrsprachig natürlich - benötigen enorm viel Zeit.
Schüler haben überhaupt keine Schuld. Die machen das nur für sich. Eltern könnten vielleicht künstlich Druck erzeugen, sodass die Kinder aus Liebe oder Angst oder Scham sich ins Zeug legen, aber es gibt keine Bringschuld der Schüler für gute Noten.
Es gibt aber auch keine Pflicht für Lehrer, gute Noten zu vergeben. Lehrer sollten schon bemüht sein, den Kindern etwas beizubringen, aber wie bei jeder anderen Arbeit auch gibt es motivierte Lehrer und weniger motivierte Lehrer.
Man kann jedenfalls nicht so einfach sagen, dass wenn ein Lehrer eine Klasse hat, die nur Vieren und Fünfen schreibt, er ein schlechter Lehrer ist. Vielleicht lernen die Kinder bei ihm mehr als bei einem anderen, der nur Einsen und Zweien vergibt.
Du betrachtest das zu einseitig.
Es gibt Kinder, die verstehen etwas nicht oder wollen es nicht verstehen, weil es sie nicht interessiert, selbst wenn man ihnen es hundert Mal zeigen würde und selbst bei denen, die es beim hundertsten Mal kapieren würden, fehlt den Lehrern die Zeit, es hundert Mal zu erklären. Ihre Ressource ist begrenzt. Sie haben einen Unterrichtsplan, den sie durchboxen müssen.
Zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung muss alles Wesentliche behandelt worden sein.
Ich gebe dir aber Recht, dass Lehrer viel zu viel Smalltalk halten (so war das jedenfalls zu meiner Zeit). Ich habe mich oft gefragt, warum ich im Unterricht sitze, nur um mir Gelabere über Gott und die Welt anhören zu müssen. Also ich denke mal, da gibt es auf jeden Fall Potenzial zur Steigerung der Effizienz.
Ein Mensch wird mit Gewalt passend gemacht, damit er dem kapitalistischen System besser dienen kann. Inwiefern dient uns ein System, welches uns selbst schon als Kinder zerstört?
Also gegen Prügel bin ich definitiv und ich glaube auch nicht, dass das viel bringt.
Was ist mit emotionaler und psychischer Gewalt? Wieviele Kinder weinen, weil das System ihnen sagt, sie sind es nicht wert eine gute Note zu bekommen. Wieviele Kinder entwickeln Perfektionismus oder internalisiertes Leistungsdenken. Und dann wundern wir uns warum alle rechts wählen, obwohl unser Schulsystem auf preußischen Tugenden basiert.
Das System sagt nur, dass ihre Leistungen es nicht wert sind, mit guten Noten gewürdigt zu werden. Es sagt nichts über die Kinder aus.
Wenn die Kinder deswegen weinen, würde ich auf jeden Fall die Eltern mindestens einen der Schuhe anziehen lassen.
Was für eine groteske Verzerrung von Noten. Natürlich bescheinigen die Noten entsprechend die Fähigkeiten der Kinder. Wir haben sogar extra Noten welche das Sozialverhalten von Kindern bewerten, nicht nur ihre menschlichen Fähigkeiten in anderen Bereichen. Am Ende steht eine Note auf dem Abschlusszeugnis und diese Note entscheidet über ihr gesamtes weiteres Leben. Beim NC spielt es keine Rolle, ob du ein netter Typ bist. Wenn auf deinem Zeugnis eine 5 steht, dann legt der Personaler dich zur Seite, weil es dich als Mensch beschreibt.
Natürlich bescheinigen die Noten entsprechend die Fähigkeiten der Kinder.
Ich schrieb nichts anderes.
Das System sagt nur, dass ihre Leistungen es nicht wert sind, mit guten Noten gewürdigt werden.
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Am Ende steht eine Note auf dem Abschlusszeugnis und diese Note entscheidet über ihr gesamtes weiteres Leben.
Ja, aber erstens wäre es zu kurz gedacht, sich einzubilden, in einem anderen System gäbe es keine Verlierer und Gewinner. Es gibt immer begehrte Jobs und deren Anzahl ist begrenzt und es wird immer Schüler geben, die nach welchen Kriterien auch immer diese Jobs nicht bekommen.
Zweitens hat das Abschlusszeugnis einen entscheidenden Einfluss auf den Übergang ins Berufsleben, aber es ist nicht so, dass man alles in die Tonne werfen kann und den Kopf in den Sand stecken muss. Ich kenne viele, die sich mühsam nach der regulären Schule ihre beruflichen Träume erfüllt haben, indem sie fest an sich glaubten und hart für ihr Ziel arbeiteten.
ABER: Wir sind nicht bei wünsch dir was. Eventuell tut es manchmal auch ganz gut, seinen Anspruch weiter herunter zu schrauben oder Alternativen in Betracht zu ziehen.
Ich finde es extrem schwierig mit den Worten "wir sind hier nicht bei wünsch dir was" die emotionale und psychische Gewalt gegen Kinder zu rechtfertigen. Jeder Elternteil würde für diese Worte vom Jugendamt die Kinder abgenommen bekommen. Aber im Schulsystem haben Lehrer die Lizenz zur Folter von Kinderseelen.
Die Lehrer machen die Kinder nicht schlecht. Sie bewerten die Leistungen der Kinder.
Die Gefahr liegt darin verborgen, dass die Kinder von schlechte Noten auf schlechter Mensch schließen.
Hieran ist wie gesagt das Elternhaus oft nicht ganz unbeteiligt.
Die meisten Lehrer würden das niemals dem Kind suggerieren wollen.
Gute Lehrer entlasten die Eltern und bauen die Schüler auf. Das sollte nicht dazu führen, dass man die eigentliche Verantwortung der Eltern aus dem Blick verliert.
Der Druck, ein guter Schüler sein zu müssen, um gut ins System zu passen oder gar ein guter Mensch zu sein, der wird zuhause aufgebaut, nicht von den Lehrern, nicht von der Schule, nicht vom System.
Ich finde beide Seiten. Natürlich ist es die Aufgabe der Lehrer*innen ihren Bildungsauftrag zu erfüllen und gut zu Unterrichten. Jedoch kann der Lehrer noch so gut sein, wenn die Schüler*innen keine Lust haben, hilft das auch nichts. Natürlich kann man das Schulsystem in dem Sinne auch hinterfragen und kritisieren. Jedoch könnte man auch argumentieren wie privilegiert wir in Deutschland sind im Vergleich zu anderen Ländern. Was aber nicht heißt, dass wir unseres nicht hinterfragen sollten. Ich finde es ein schwieriges Thema. Natürlich sollte jede Schüler/Schülerin wertgeschätzt werden und individuell gefördert werden, aber gleichzeitig sollte die Leistung auch irgendwie überprüft werden und da die Individualität zu unterstreichen ist schwieriger und wäre zeitaufwendiger.
Natürlich sollte jede Schüler/Schülerin wertgeschätzt werden
Nein. Man kann ihn neutral normal behandeln. Das kann man fordern und das ist auch angemessen.
Aber speziell "wertschätzen" muss man ganz sicher nicht pauschal jeden. Dieses Wort ist heute so dermassen überzogen in Verwendung...
"Wertschätzung" ist wie Lob. Beides bekommt nur der, der es sich auch verdient hat!
Da bin ich nicht deiner Meinung. Jeder Schüler/Schülerin sollte sich gesehen fühlen. Das muss man sich nicht verdienen, dass ist einfach eine Sache des Respekts. Jeder Mensch ist individuell und hat seine Kompetenz und ich bin der Meinung, dass dies durchaus wertgeschätzt werden sollte.
Die Art der Argumentation läuft auf die Kurzformel "Gute Lehrer haben gute Schüler" hinaus. Der Realität ist aber nicht so einfach. Insbesondere führt diese Art der Einschätzung dazu, dass die Noten mit der Zeit immer besser werden, da der Lehrer durch die Vergabe schlechter Noten, nach dieser Art der Argumentation, sich selbst eine schlechte Note geben würde. Auch bei den beförderungsrelevanten Noten, die die Lehrer von ihren Vorgesetzten erhalten, gibt es diesen Effekt.
Ein Ausweg wäre, wenn nicht der unterrichtende Lehrer sondern ein anderer, nicht zur Schule gehörender Lehrer, die Prüfungsaufgaben stellen und bewerten würde.
Diese Art der Lösung scheint aber allen Beteiligten (Lehrern und Schülern) nicht besonders sympathisch zu sein.
Ein besonderes problematisches Kapitel sind die mündlichen Noten. Die würden dann wegfallen. Nachdem an meiner Schule ein nicht an der Schule geführter Schüler, dessen Personalbogen versehentlich im Klassenordner vergessen worden war, in mehreren Fächern mündliche Noten bekam, sollte man die mündlichen Noten nicht zu hoch bewerten.
Noten sollten vollständig abgeschafft werden. Wem dient eine Leistungsbewertung von Kindern? Wenn ein Lehrer ethisch korrekt handelt, dann verweigert er die Vergabe von schlechten Noten, weil er nicht gewillt ist, im Auftrag der technokratischen Industrie ein Kind mit Bewertungen und Verurteilungen zu konfrontieren. Zwischenmenschlich würde sich ein solches Handeln niemals jemand erlauben, aber Lehrer verspüren innerlich Freude, wenn sie wieder ein Kind quälen dürfen, im Namen des Kapitalismus und für "Zucht und Ordnung".
Warum fragst du, wenn du meinst die Antwort zu wissen ?
"warum fragst du, wenn du meinst die Antwort zu wissen"
Mehr Projektion geht als Lehrer auch nicht mehr.. 🙄🙄
Beide Seiten müssen ihren Teil leisten.
Welcher Mensch ist fähig ein Kind zu bewerten und zu verurteilen, wenn es etwas nicht weiß und gleichzeitig war es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass dieses Kind etwas weiß!?!? Lehrer sind Psychopathen.