Trinkgeld besteuern?

Finde ich nicht gut weil 77%
Fände es gut, weil 15%
Mir egal 8%

26 Stimmen

11 Antworten

Finde ich nicht gut weil

Ich glaube wirklich das Deutschland eines der wenigen Länder ist, wo jeder Furz besteuert wird und das als Gottgegeben hingenommen wird. Wenn ich schon so sehe das Rentner*innen ihre Rente besteuert bekommen, wo sie noch in der Arbeitswelt besteuert wurden.

Also wirtschaftlich gesehen, unter dem Aspekt des Einkommens, kann man diese Überlegung sogar noch nachvollziehen, aber aus reiner Menschlichkeit heraus ehr nicht

Finde ich nicht gut weil

Kompletter Schwachsinn

Kommt drauf an.

Klassisches Trinkgeld:

Person wird vernünftig für ihre Arbeit bezahlt. Kunde wertschätzt eine besonders gute Dienstleistung freiwillig mit 50 cent oder ein paar €. Aus meiner Sicht sollte das absolut steuerfrei bleiben.

Money Grab "Trinkgeld":

Selbstbedienungskassen oder Kartenzahlgeräte die als Default nach Trinkgeld in höhe von 20 % (ggf mehr, ggf weniger) fragen und das aktiv abgewählt werden muss vom Kunden darf gerne besteuert werden. Das hat aus meiner Sicht halt nichts mehr mit Geld für Wertschätzung zu tun.

Hatte das Grade erst an einem Kiosk. Ich hab meine Cola zur Kasse gebracht und die beim Kassierer mit Karte bezahlt, das Gerät hat 10, 15 und 20 % Trinkgeld vorgeschlage. Dafür möchte ich aber kein Trinkgeld zahlen und selbst wenn ich wollte ist ja überhaupt nicht klar ob und bei welchem Kassierer das "trinkgeld" da ankommt. Und das baut ja auch einen gewissen druck auf wenn man hier erst den "kein Trinkgeld" knopf suchen muss.

Finde ich nicht gut weil

Nein, man sollte Trinkgeld nicht versteuern. Ebenso wenig wie das Geld, das ich einem Bettler gebe. Oder das Fünfzigerl, das deine Oma dir zu Weihnachten in die Hand drückt. Oder das kleine Geschenk zum Geburtstag, das du deinem Partner machst, obwohl du es dir eigentlich selbst nicht leisten kannst. Man sollte all das nicht besteuern, weil es menschlich ist. Weil es aus freien Stücken gegeben wird. Weil es Beziehung ausdrückt, nicht wirtschaftliche Leistung. Weil es symbolisch ist. Und weil es zeigt, dass wir noch wissen, was ein „Dankeschön“, ein „Ich denke an dich“, ein „Du bist mir wichtig“ bedeutet, ohne dass gleich ein Finanzbeamter danebensteht.

Und ja, ich weiß, was jetzt kommt: „Aber es ist doch Einkommen!“ Dann lasst uns doch konsequent sein. Lasst uns die Trinkgelder von Kellnern besteuern, aber bitte auch die Lächeln, die sie den Gästen schenken. Lasst uns den Applaus am Ende eines Theaterstücks pauschal mit 7 % Umsatzsteuer belegen, ist ja ein Ausdruck von Wertschätzung. Lasst uns Steuerformulare für Kindergeburtstage einführen. Kuchen im Wert von 14,80 €, dazu ein Lego-Set von Tante Birgit, macht zusammen steuerpflichtige Sachzuwendungen in Höhe von 39,80 €. Und wehe, das Kind bedankt sich nicht schriftlich. Vielleicht könnten wir auch anfangen, Straßenmusik als Schwarzarbeit einzustufen. Die Leute werfen schließlich Geld. Und wer weiß, vielleicht hat der Musiker ja keine Gewerbeanmeldung. Dann müsste man sich fragen, ob eine Mitfahrgelegenheit gegen Spritgeld nicht eigentlich ein Kleinunternehmen darstellt. Denn da ist ja Geld geflossen. Und Geld bedeutet doch wirtschaftliche Aktivität, oder? Und wie sieht es aus mit den Geldgeschenken zur Hochzeit? Oder zur Geburt eines Kindes? Oder zum Abitur? Umschläge voller Bargeld, einfach so, ohne Gegenleistung. Man könnte glatt meinen, da geht der Staat leer aus. Ein Skandal. Und was ist mit den Keksen, die man Handwerkern nachmittags hinstellt? Oder wir führen eine „soziale Großzügigkeitsabgabe“ ein. Für alle, die öfter mal Freunde zum Essen einladen, ohne eine Rechnung zu schreiben. Schließlich entsteht ja auch da ein geldwerter Vorteil. Und jemand anderes hätte ja vielleicht stattdessen einen Lieferdienst buchen können, also ist das entgangene Umsatzsteuer für den Staat. Und warum nicht gleich eine Steuer auf zwischenmenschliche Nähe? Menschen, die anderen emotional zur Seite stehen, könnten ja eigentlich auch dafür bezahlt werden. Ist das nicht irgendwie unfair gegenüber Therapeuten? Also bitte: emotionale Unterstützung, Steuerklasse 6.

Nein, im Ernst: Es gibt einen Unterschied zwischen wirtschaftlicher Aktivität und menschlichem Miteinander. Nicht alles, was fließt, muss abgerechnet werden. Nicht alles, was einen Wert hat, braucht ein Preisschild. Und nicht alles, was gegeben wird, ist eine Transaktion. Manche Dinge sind einfach menschlich. Punkt. Wenn der Staat anfängt, die kleinen Gesten zu bepreisen, dann verliert er nicht nur Vertrauen, er verliert Maß. Denn je mehr wir alles kontrollieren, messen, erfassen wollen, desto weniger bleibt vom echten Leben übrig. Und irgendwann fragt man sich dann: Wer versteuert eigentlich den Spaß, den man dabei verliert?

Das war meine Meinung.

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Und wie ist es wirklich?

Trinkgeld wird HEUTE teilweise versteuert, OBWOHL es steuerfei ist!

Ich finde, wer Trinkgeld gibt, sollte folgendes wissen, und immer ein wenig Bargeld in der tasche haben:
Früher war Trinkgeld einfach. Ein Gast legte ein paar Münzen oder einen Schein auf den Tisch, lächelte und ging. Der Kellner sagte „Danke“ und steckte das Geld ein. Niemand fragte nach Steuern, niemand schrieb etwas auf, niemand dachte an Sozialabgaben. Es war eine klare, menschliche Geste: „Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast.“

Heute ist das anders. Heute ist das Gleiche plötzlich ein steuerlicher Sonderfall. Denn Trinkgeld ist, leider, nicht mehr pauschal steuerfrei. Zwar steht im Gesetz, dass Trinkgeld steuerfrei ist, wenn es freiwillig, zusätzlich zum normalen Lohn und direkt vom Kunden an den Arbeitnehmer gegeben wird (§ 3 Nr. 51 EStG).

Aber sobald auch nur eines dieser Kriterien nicht erfüllt ist, ändert sich alles. Wenn du das Trinkgeld bar auf den Tisch legst, kein Problem. Steuerfrei. Wenn du es aber über die EC-Karte gibst, wird’s kompliziert. Denn dann landet es oft in der Kasse, wird vom Arbeitgeber gesammelt, verbucht, weiterverteilt, und damit ist es: steuerpflichtig. Und nicht nur das: Auch sozialversicherungspflichtig. Das bedeutet konkret: Der Staat hält die Hand auf, bei genau dem Geld, das ein Gast ursprünglich jemandem persönlich geben wollte. Nicht als Teil des Lohns. Nicht als Vertragsbestandteil. Sondern einfach, weil er mit dem Service zufrieden war. Und es geht noch weiter. Wenn der Chef die Trinkgelder sammelt und dann verteilt, etwa, weil das EC-Gerät gar keine andere Option lässt, zählt das als Arbeitgeberzahlung. Also muss es wie ein normaler Lohnanteil versteuert werden. Und wenn du als Friseur selbstständig bist oder als Soloselbstständiger im Lieferdienst arbeitest, musst du dein Trinkgeld grundsätzlich versteuern, ganz gleich, ob es bar gegeben wird oder nicht. Denn du bist dann kein Arbeitnehmer, und fällst damit nicht unter die gesetzliche Ausnahme. So ist aus einer freiwilligen Geste eine steuerrechtliche Gratwanderung geworden. Dasselbe Trinkgeld kann heute entweder steuerfrei oder steuerpflichtig sein , je nachdem, wie es gezahlt wird. Nicht der Sinn zählt, sondern der Zahlungsweg. Und das ist ein echtes Paradoxon. Denn das Problem ist nicht, dass Trinkgeld grundsätzlich steuerlich geregelt ist. Das Problem ist, dass der Gesetzgeber den Charakter dieser Geste nicht mehr anerkennt. Trinkgeld ist kein Gehalt. Kein Teil einer Leistung. Kein Geschäft. Es ist ein kleines, stilles Dankeschön. Und ja, es ist oft auch Ausgleich für schlechte Grundlöhne, für harte Arbeit, für stundenlanges Stehen, Lächeln, Zuhören, Dasein. Gerade in Berufen, in denen sich kaum jemand bereichern wird. In der Gastro. In der Pflege. Beim Friseur. Im Lieferdienst. Und genau deshalb trifft diese absurde Unterscheidung auch ausgerechnet die Falschen: Menschen mit kleinen Einkommen, die auf Trinkgeld angewiesen sind, aber nichts dafür können, dass der Kunde lieber mit Karte zahlt. Oder dass der Chef das Geld einsammelt, weil’s anders nicht praktikabel ist. Was früher also selbstverständlich war, ist heute eine steuerrechtliche Falle: Zwei Kunden geben denselben Betrag, der eine bar, der andere per Karte. Der Empfänger bekommt exakt das Gleiche, aber muss im zweiten Fall plötzlich Abgaben zahlen. Und dabei wollte doch niemand irgendwen betrügen. Es ging nur darum, Anerkennung zu zeigen. Wertschätzung. Respekt.

Was bleibt, ist der Eindruck: Wir leben in einem System, das nicht mehr zwischen Menschlichem und Bürokratie unterscheiden kann. Zwischen einem Lohn und einem Dankeschön. Zwischen Wirtschaft und Geste. Und wenn es so weitergeht, dann darf man sich irgendwann nicht wundern, wenn niemand mehr Trinkgeld gibt, nicht, weil die Menschen geizig sind, sondern weil man ihnen das Geben kompliziert gemacht hat. Vielleicht wäre es also an der Zeit, sich zu erinnern, warum es Trinkgeld überhaupt gibt. Und was es bedeutet. Und vielleicht wäre es auch an der Zeit, dem Gesetz beizubringen, was einfach menschlich ist.


Redekunst  08.05.2025, 08:33

Das der Kuchen auf einen Kinderkuchenbasar besteuert gehört...das war mal eine ernsthafte Überlegung

Grundsätzlich wäre es natürlich ne gute Sache, aber wie willste das Besteuern wenn es nirgends verbucht wurde ;-)