Nach welchem Erziehungsstil wurdet/werdet ihr erzogen?

autoritär 34%
autoritativ 28%
antiautoritär/permissiv 17%
vernachlässigend 12%
überbehütend 9%

58 Stimmen

18 Antworten

antiautoritär/permissiv

Passt glaube ich am besten.

Ich (w/26) bin gut behütet, und doch völlig frei und ohne Einschränkungen aufwachsen. Verbote, Hausarrest, etc. und erst recht Gewalt gab es nie. 

Meine Privatsphäre und mein Eigentum haben sie respektiert, genau wie mein Vermögen. Ich konnte und durfte mir alles kaufen, was ich wollte, und war meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig. 

Egal ob meine Zimmertür offen oder zu war, sie haben immer angeklopft und auf meine Antwort gewartet, die sie dann auch respektiert hatten.

Auch in Bezug auf schulische Leistungen haben sie mir überhaupt kein Druck gemacht. Sie haben mich einfach Kind bzw. Teenager sein lassen.

Ich habe ein richtig gutes Verhältnis zu meinen Eltern und bin ihnen für alles dankbar, was sie für mich gemacht haben, sowohl meiner Mutter, die weder ihr Rechtspflegerstudium noch mich vernachlässigte, als auch meinem Vater, der nach insg. 10 Dienstjahren beim Auswärtigen Amt (inkl. Ausbildung) zu einer Bezirksregierung in Heimatnähe gewechselt ist, nur um meine Teenagerzeit voll miterleben zu können, obwohl das niemand von ihm verlangt hatte.

Obwohl meine Eltern streng katholisch sind, und ich selbst katholisch getauft bin, meine Kommunion und Firmung hatte, spielte Religion in der Erziehung überhaupt keine Rolle. Dass ich mich am Morgen nach meinem 12. Geburtstag vor ihnen als lesbisch geoutet habe, haben meine Eltern akzeptiert, als sei es das normalste der Welt. 

Egal um was ging, ich hatte und habe immer die volle Unterstützung meiner Eltern.

Was Augangszeiten betraf, durfte ich von meinen Eltern aus, egal ob Schule war oder nicht,

  • unter 12: grds. bis 18 Uhr (ab 10 in Einzelfällen auch länger)
  • ab 12: grds. bis 20 Uhr (in Einzelfällen auch länger)
  • ab 14: grds. bis 22 Uhr (in Einzelfällen auch länger), und
  • ab 16: so lange, ich wollte, draußen bleiben.

Und bereits mit meinem Schulwechsel aufs Gymnasium mit noch 9 Jahren (kurz vor meinem 10. Geburtstag) haben meine Eltern mich meine Schlafenszeit eigenverantwortlich bestimmen lassen.


rosenbluete001  01.10.2024, 18:22

Wenn das eigene Kind so etwas über seine Eltern sagen kann, hat man wirklich alles richtig gemacht. Ich hoffe mein Sohn kann einmal das selbe sagen wenn er erwachen ist. 😊

autoritär

Meine Oma machte den 2. Weltkrieg mit und hat meine Mutter selbst noch mit Aspekten der schwarzen Pädagogik erzogen. Diese sind dann zu teilen auch auf mich übergegangen. Bei meinem Bruder musste sie das dann von jetzt auf gleich ablegen, weil der behindert war und andere Bedürfnisse hatte. Ich musste funktionieren. Ich wurde als Baby auch schon mal schreien gelassen, weil das die Lungen kräftigen soll und umarmt wurde ich als Kind auch nie. Weil das Kind soll ja nicht verweichlicht werden. Schwarze Pädagogik nach Johanna Haarer halt.

Für meine Ausbildung hatte das dann ein wenig heftige Auswirkungen. Ich war in der Erzieherausbildung und vor mir stand ein Kind das mich anschaute und plärrte. Meine Ausbilderin sagte dann, na du musst das Kind schon mal hochheben und trösten. Ich hatte damals in etwa eine Ahnung wie das ging, aber selber hat man das mit mir nicht gemacht. Ich bin durch eine harte Schule gegangen und musste Emotionen zeigen von Grund auf neu lernen.

Das erste mal wurde ich von meinem Vater umarmt als ich zum Urlaub nach Hause kam. Er holte mich am Bahnhof ab und umarmte mich. Nach immerhin 25 Jahren das erste mal. Ich stand stocksteif da. Ein ungewohntes Gefühl.

Diese Erziehung hat zu einem Teil auch dazu beigetragen, das ich keine eigenen Kinder habe.

Einen Vorteil hat es aber auch. Ich stand am Grab meiner Eltern und nicht eine Träne floss. Ich war zu 100% da, konnte alles organisieren ohne zusammen zu brechen. Was meinen damaligen Beruf betrifft, ich kann jetzt mit weinenden Kindern umgehen. Ich weiß wie ich reagieren muss, also was von mir erwartet wird. Ich habe Emotionen zu einigen Bereichen, aber die sind selten. Auf Arbeit spiele ich eine Rolle. Und die beherrsche ich gut. Aber schön ist das nicht.

Ein Beispiel was man mit der falschen Erziehung alles anrichten kann.


Kensis  01.10.2024, 20:58

Das ist heftig, ist aber so leid es mir tut keine gute Erziehung. Also dass nicht verweichlich sein sollst ist ja legitim aber alles andere ist heftig.

autoritär

Meine Eltern empfand ich früher immer als nervig und stressig und streng. Ich kann mich nur an Kritik, Schimpfe und tendenziell erniedrigendes Verhalten erinnern. Haue gab es auch. Auch wenn sie regulär alles für uns Kinder getan haben. Materiell und an regulärer Förderung fehlte es nicht. Ich habe eine gute Ausbildung genossen und haben einen tollen Job deswegen. Aber Liebe kennen meine Eltern nicht. Je länger alles so zurückliegt, umso schlimme finde ich alles. Meinen Eltern empfinden mich als undankbar und meine zaghafte Kritik an deren Stil wird rigoros weggefegt mit entweder "gar nicht war" oder "hab dich nicht so". Unser Kontakt ist heute nur so lala und es gibt oft unangenehme Momente wenn sie mit meinen Kindern so umgehen wie mit mir und ich das dann ich möchte.

autoritativ

Ich weiß nicht, ob das wirklich passt. Ich wurde mit deutlichen Regeln, aber auch viel Liebe und viel Freiheit erzogen. Also auf keinen Fall überbehütet, aber auch nicht antiautoritär.

autoritär

Viele Regeln, die anfangs auch noch mit der Hand durchgesetzt wurden, wenig bis keine echte Liebe und Wertschätzung, dafür materielle Dinge als Ausgleich.