Bürgergeld-Empfängerin macht es Arbeitsamt schwer?
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Guten Abend, liebe GF-Community.
Kommunikationsprobleme zwischen Jobcentern und Leistungsempfängern sorgen immer wieder für Diskussionen. Ein Fall aus Mannheim zeigt es besonders drastisch.
Die RTL2-Sozial-Doku „Hartz und herzlich“ gewährt täglich Einblicke in das Leben von Menschen in sozialen Brennpunkten. Viele Protagonisten sind auf staatliche Unterstützung angewiesen und müssen regelmäßig mit Behörden kommunizieren. Doch nicht immer läuft diese Kommunikation reibungslos ab. Manchmal liegt das an bürokratischen Hürden, manchmal an technischen Problemen – und manchmal an ganz bewussten Entscheidungen der Betroffenen, wie ein aktueller Fall aus den Mannheimer Benz-Baracken zeigt.
Bürgergeld-Empfängerin Beate aus Mannheim verzichtet seit zwei Jahren bewusst auf eine SIM-Karte in ihrem Handy. „Eigentlich will meine Ruhe“, begründet sie ihre Entscheidung in der RTL2-Sendung. Das Jobcenter kann sie dadurch telefonisch nicht erreichen – ein Umstand, den sie bewusst in Kauf nimmt. „Die, die mich erreichen, wissen, wie sie mich erreichen können“, erklärt die Mannheimerin weiter. Neben dem Wunsch nach Ungestörtheit führt sie auch finanzielle Gründe an: 15 Euro monatliche Handykosten seien ihr zu teuer. Dieser Bürgergeld-Empfänger verzichtet bewusst auf Arbeit – aber nicht weil er Faul ist.
Bewusste Strategie von Bürgergeld-Empfängerin sorgt für heftige KritikBeates offene Art, über ihre Entscheidung zu sprechen, macht deutlich, dass sie sich keiner Schuld bewusst ist. „Ich sehe da jetzt kein Problem, dass ich nicht erreichbar bin. Es gibt immer Mittel und Wege“, so ihre pragmatische Sichtweise. Alternative Kommunikationswege mit den Behörden sieht sie gelassen – das Jobcenter muss nun auf Briefe oder persönliche Termine ausweichen. Für sie ist die fehlende SIM-Karte kein Problem, sondern eine bewusste Lösung für mehr Lebensqualität und weniger behördliche Störungen.
Ganz reibungslos läuft das allerdings nicht. In der entsprechenden Folge von „Hartz und herzlich“ wird anschließend gezeigt, dass Beate einen Termin im Jobcenter wahrnehmen möchte, der allerdings wegen Krankheit ausgefallen ist – telefonisch war die Bürgergeld-Empfängerin nicht zu erreichen, um ihr die Absage mitzuteilen.
Die Reaktionen der RTL2-Zuschauer, die die Folge auf YouTube gesehen haben, fallen vernichtend aus. „Mir fehlen die Worte“, kommentiert ein Nutzer fassungslos. Andere kritisieren die Doppelmoral: „Wenn‘s um die Kohle geht, dann kann sie telefonieren. Aber für das Jobcenter ist keine vernünftige Telefonnummer vorhanden?“ Besonders die finanzielle Begründung stößt auf Widerspruch: „Ich zahle nur 10 Euro im Monat für mein Handy. Das ist eine richtig dreiste Ausrede“, kontert ein Kommentator. Manche fordern sogar Konsequenzen: „Alle Zahlungen an diese Frau einstellen, nach dem Motto: ‚Empfänger ist nicht zu erreichen‘“
Beates Fall wirft grundsätzliche Fragen zur Balance zwischen persönlicher Freiheit und staatlichen Verpflichtungen auf. Bürgergeld-Empfänger sind gesetzlich zur Mitwirkung verpflichtet, was auch die Erreichbarkeit für das Jobcenter umfasst. Die fehlende telefonische Erreichbarkeit erschwert kurzfristige Terminänderungen, wichtige Mitteilungen oder dringende Rückfragen erheblich. Wer wiederholt nicht erreichbar ist oder Termine versäumt, riskiert Sanktionen bis hin zur Leistungskürzung. Das Thema Bürgergeld und Mitwirkungspflicht bleibt ein Streitpunkt in der deutschen Sozialpolitik, wo ähnliche Fälle regelmäßig für hitzige Debatten über Rechte und Pflichten im Sozialsystem sorgen. Eine andere Protagonistin aus Hartz und herzlich sorgte ebenfalls für Aufsehen: „Jobs gibt es da massig“: Bürgergeld-Empfängerin plant, Deutschland zu verlassen – Neue Heimat schon klar
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Telefon aus, Bürgergeld weg?Mit freundlichen Grüßen
RobinPxGF.
12 Stimmen
5 Antworten
Hallo RobinPxGF!
"RTL2" und "Hartz und herzlich" sagen doch schon viel aus,
sodass man darüber gar nicht diskutieren muss.
Wie immer die gewünschte Hetze gegen Arme!
Wer sich so einen Müll anschaut, hat ganz andere Probleme.
Klar ist es im Alltag schwer und es gibt auf beiden Seiten Probleme,
aber von RTL2 und Co. darf man nichts anderes erwarten.
Die Sache mit der Rufnummer ist ohnehin rechtlich Unsinn, da du aus datenschutzgründen deine Nummer nicht einmal herausgeben musst. Es reicht, wenn Menschen postalisch ereichbar sind. Insofern zeigt dies wieder einmal, dass weder die Redaktion noch andere Leute Ahnung haben. Ob eine Person einen Anschluss und/oder ein Smartphone hat, ist rechtlich irrelevant. Meinen Kunden rate ich auch immer, keine Daten, die nicht vönnöten sind, herauszugeben. Postalisch ist ausreichend!
Sehe ich keinen Grund für. Niemand muss telefonisch erreichbar schreiben, der Behörde ist das am Ende völlig egal - dann gibt's eben einen Brief.
Und hier im Beispiel sieht man natürlich auch eindrucksvoll das es am Ende nur einen Verlierer gibt - die Kundin, weil sie selbst nicht erreichbar ist.
Das mit den Kosten ist vorgeschoben - z.B. bei Vodafone ist die PrePaid 6 Monate gültig, wenn midenstens alle 28 Tage ein Anruf oder eine SMS getätigt wird.
Das sind also nicht 15€ im Monat, sondern rd. 2.70€
Ihre Haltung "ihre Ruhe haben zu wollen" entspricht wohl kaum ihrer Mitwirkungspflicht
Als erstes sollte Mensch sich nicht mehr auf solche Hetzschriften wie Blöd, RTL oder sonstigem Boulevard-Müll berufen, sondern erst mal Gründe hinterfragen.
Beginnen wir erst einmal mit den Umständen, dass LZA erst einmal wieder langsam an geregelte Arbeitsprozesse heran geführt werden müssen. Dazu gehört dann aber nicht stets von jetzt auf gleich und 24/7 verfügbar zu sein, denn diese miesen Auswüchse der wirtschaftlichen Ausbeutung werden uns neben Agenda2010, Leiharbeit und immer häufigeren Schichten im ständigen Zwangswechsel künftig neben dem Rentenproblem mit den Boomern auch zunehmend gesundheitlich wie wirtschaftlich durch immer mehr Arbeitsausfälle in Überforderung vor die Füße fallen.
Klar wurden Jobs mit Wechsel- / bis Contischichten insbesondere tariflich bislang überdurchschnittlich auch vergütet, und nicht wenigeMenschen bauten aud diesem Stress-Extra gegen Geld auch sogar erhebliche Schulden auf. Aber selbst in bester Übung seit Berufseinstieg an werden diese dauerhaft wider der Natur belasteten Menschen auch immer früher dadurch neu spezifisch krank.
Kein Mensch ist dafür gemacht, ständig und von überall her 24/7 auf Abruf hin Spalier stehen zu sollen. Daher verstehe ich Menschen mit Verweigerung zu 24/7 Abrufbarkeit selbst für die kleinsten Hilfsarbeiten absolut, wenn sie rein auf postalischen Kontakt und dem Ziel Der Reintegration in Arbeit nur zu Festschicht bestehen.
Früher hat das SO millionenfach auch problemlos selbst ohne Telefonanschluss in jeder einzelnen Wohnung funktioniert, und ich sehe damit auch keinen Grund es zu ändern.
Du ahnst garnicht, wie viele Menschen statt ständiger Ungewissheit echt lieber nur Früh, oder Spät,oder Nacht in guter Regelmäßigkeit arbeiten wollen würden. Der Großteil würde es statt Zwangswechsel sogar ohne Zuschlag SO machen wollen.
Von daher sehe ich nun bei den Zumutbarkeitsregeln und Verpflichtbarkeiten auch in den Stellenausschreibungen die Arbeitgeber und Gewerkschaften mit in der Pflicht zur Gründung einer Selbstorganisation ihrer Belegschaften ohne Zwänge zu Wechselschichten und ständiger Erreichbarkeit.
Ich denke, dass eine gewisse Erreichbarkeit sein muss! Die Agentur für Arbeit ist ja in gewisser Weise der "Arbeitgeber" dieser Frau. Es muss kein Handy sein! Innerhalb von einer Woche sollte ein Termin machbar sein, der dann auch Pflicht ist! Gehen mehrere Termine dann auch schief - Kohle weg! Es gibt eine zwar kleine, aber vorhandene Gruppe von Leuten, die einfach nicht wollen. Eine grundsätzliche Verweigerung kann nur zu Kohle weg führen! Ich finde, dass man sich viel zu wenig Gedanken dazu macht, wie diese Menschen SINNVOLL eingesetzt werden können.