Eure Meinung zu H. P. Lovecraft?
Hey!
Wie steht ihr zu H. P. Lovecraft? Ich meine als Autor, nicht als Mensch. Er verehrte Hitler und empfand für den Ku-Klux-Klan die selbe Euphorie, wie sie sonst nur Katholiken im Vatikan verspüren. Aber das soll hier nicht das Thema sein:
In meinen Augen ist Lovecraft der einzige Mensch, der es schafft, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Egal was du von ihm liest: Er zieht dich in seinen Bann und hält dich fast - du wirst nie wieder aus diesem Alptraum erwachen. Wenn du bei Autoren wie Stephen King, J. K. Rowling oder Robert Louis Stevenson nur minimale Zweifel zulässt, dann glaubst du ihnen nicht mehr. Doch bei Lovecraft glaubst du alles, selbst wenn du mit jeder Faser deines Körpers an seiner Literatur zweifelst. Er lässt dich auch glauben, dass das Monster in deinem Kleiderschrank wirklich existiert. Deshalb favorisiere ich ihn als Autoren.
Und ihr? Wie steht ihr dazu?
Liebe Grüße!
Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen
5 Antworten
Ich liebe ihn... äh, nee, seine Bücher und Erzählungen. Genie trifft Wahnsinn. Eine irrsinnig gute Kombination. Er konstruiert seine Geschichen nicht, wie z.B King, er lebt sie in seinem kranken Hirn. Da muss ich an H.R. Giger denken. Giger und Lovecraft hätten sich bestimmt gut verstanden. Ich war mal in Zürich auf einer Ausstellung. Da wurden Gigers Bilder (Originale!) gezeigt. Und da musste ich sofort an Lovecraft denken.
Oder Beksinski
Krank? Ja. Genial? Ja. Morbide? Ja.
Oder auch "Gegen den Strich" von Huysmans. Ist jetzt kein Horror oder Grusel-Ding, aber sowas von hirnrissig dekadent... (empfehlenswert)
Lovecraft war als Person ekelhaft. Aber ich finde man muss von Autor und Werk distanzieren solang das Werk selber kein Medium ist die nur die Meinung des Autors weiter gibt. Da seine Werke eher Cosmic-Horror sind (was ich liebe) und weniger auf seine Rassistischen Meinungen eingehen finde ich es nicht schlimm seine Bücher zu lesen. Wobei man sagen muss das seine Bücher brilliant sind, Rassist hin oder her.
Zudem könnte man tausende Bücher nicht mehr lesen wenn man sie an dem Autoren bewertet. Boris und Arkadi Strugatzki beispielsweise machten/mussten auch Sowjet Propaganda schreiben. Trotzdem sind ihre Bücher gut.
Sein Rassismus ist ausgefeilter und gleichsam verstörender zu betrachten, die sich zumindest in seinen Erzählungen wiederfinden.
Ich würde seine rassistischen Äußerungen auf eine zugesprochene und äußerst stilisierte Lebensfeindlichkeit zurückführen, die im Fremden eine das Leben genießende, Vitalität ausstrahlende Kraft sieht, die dem eigenen Ekel und den Komplexen angesichts des als "böse" angesehenen Lebens selbst widerspricht.
Er hat es sich zur Mission gemacht, eine beständige Opposition gegen das Leben zu sein. Das war seine Identität und Rolle als Dichter und Schriftsteller.
Ich gebe dir aber ansonsten recht, er ist zusammen mit Fyodor Dostoevsky, Dazai Osamu und Andre Gidé derjenige, die unerschüttlich die Abgründe des menschliches Daseins begreift und in Worte verwandeln kann.
Schön ausgedrückt! Mir ist Dazai Osamu leider kein Begriff, aber die anderen beiden immerhin schon. Auch großartige Menschen!
ich habe irgendwie Probleme mit seinem Schreibstil. Ich ziehe E.A. Poe jederzeit vor. Oder Ambroce Bierce, wenn es allgemein um Short Stories geht.
Ich habe aus DDR-Zeiten noch einen Erzählungsband namens "Bittere Stories" von ihm - mit etlichen Geschichten aus dem Bürgerkrieg 1861/65. Die sind teils schön makaber. https://www.amazon.de/Bittere-Stories-Ambrose-Bierce/dp/B003BHGJI6/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1MJK8I24N4K6L&keywords=ambrose+bierce+bittere+stories&qid=1674768831&s=books&sprefix=ambrose+bierce+bittere+stories%2Cstripbooks%2C182&sr=1-5
Ich find den auch echt nice, aber sooo heftig jetzt auch wieder nicht.
Poe ist wirklich einer der besten Autoren aller Zeiten. Allerdings kommt er in meinen Augen nicht an Lovecraft ran (wobei literarische Vorlieben individuell sind).
Von Ambrose Bierce kenne ich leider nur Black Beetles in Amber - was kannst du von ihm noch empfehlen?