Wussten die deutschen Zivilisten, was in den KZ passierte?

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Es gab sicher vereinzelt Menschen, die der NS-Propaganda geglaubt haben und tatsächlich nichts anderslautendes mitbekommen haben.

Allerdings herrschte ein allgemeiner und staatlich propagierter Antisemitismus. Jüdische Geschäfte wurden beschmiert und zerstört, z.B. in der Reichspogromnacht. In Dörfer und Städten wurden die Juden - teils mit Gewalt - "abgeholt". Das kann der normalen Bevölkerung nicht entgangen sein.

Warst du mal im KZ Dachau? Das KZ Dachau liegt in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäuser. Es ist absolut unglaubwürdig, dass die Nachbarn nicht zumindest im Ansatz wussten, was da passierte. Auf den Märschen zum KZ wurde Gewalt angewendet. Teilweise wurden auch Juden erschossen. Eine Bekannte hat mal erzählt, dass sie direkt an der Straße wohnte, wo diese Märsche vorbeigingen. Ihre Mutter habe dann immer die Vorhänge zuzogen.

Es war also der weiteren Bevölkerung klar, dass die Juden nicht freiwillig ins KZ gingen. Es war auch klar, dass sie dort schlecht behandelt wurden, also als eine Art "Arbeitssklaven", die Hunger und Gewalt ausgesetzt waren.

Aber der staatlich geplante Massenmord insbesondere in Auschwitz ging wohl über das Vorstellungsvermögen der meisten "normalen" Bürger hinaus. Aber selbst das hätte man erahnen können, wenn man mal Hitlers "Mein Kampf" gelesen hätte.

"Der Deutsche" ist recht obrigkeitshörig, daher werden sich viele mit der offiziellen Darstellung zufrieden gegeben haben. Erst recht haben viele die Gründe für Haft und Internierungen nicht hinterfragt. Ressentiments gegen Juden begleiten die gesamte Geschichte. Neu war das Ausmaß und der staatliche Vernichtungswille.

Das Juden, Kommunisten, etc. eingesperrt wurden wussten sicher alle. Das die KZ's Vernichtungslager waren in denen systematischer Massenmord betrieben wurde war der Masse jedoch sicher nur Gerüchteweise bekannt. Auch die parallel dazu betriebenen Euthanasie Bestrebungen waren nur den Beteiligten bekannt.

Ich denke viele wollten auch nicht wissen ob die Gerüchte stimmen. Wenn man es gewusst hätte, dann hätte man doch handeln müssen und sich damit selbst staatlichen Repressionen ausgesetzt. Also haben sie den Kopf in den Sand gesteckt.

Einige Wenige realisierten aber was die Internierungen bedeuteten und versteckten und versorgten Juden. Das funktionierte nicht immer und hatte auch für die Helfer ernste Folgen. Aber so wurden nicht wenige Jüdische Bürger gerettet.

Das System von KZ war zu gross, zu viele Menschen waren einbezogen, beteiligt, dort gearbeitet, so dass es unmöglich war, dass die Meisten in Deutschland ahnungslos waren. Es wurde weiter erzählt. Die Beteiligten selbst, ihre Familienangehörige, deren Freunde, Bekannte, die Familienangehörigen von diesen Bekannten... es bildete sich eine Kette, wo schlussendlich jeder das wissen konnte, es sei denn, man wollte davon nichts wissen.

adelaide196970  18.11.2019, 11:27

und bei dir ist die Kette nun angekommen?

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ich glaube am Anfang hat man es nicht gewusst , nur später haben sie es nach und nach erfahren. Viele haben es auch verleugnet.

Wussten die deutschen Bürger, was damals in den Konzentrationslagern mit den Menschen passierte?

Natürlich wussten sie das. Jedenfalls die meisten Deutschen. Die Westalliierten haben sogar noch kurz vor dem Einmarsch über Deutschland Flugblätter abgeworfen und über den Holocaust und den tatsächlichen Frontverlauf aufgeklärt, in der Hoffnung, dass die Deutschen eine Revolution anzetteln und das NS-Regime von alleine beseitigen.

Dass man davon gewusst hat, wollte natürlich keiner nach dem Krieg zugeben - aus Angst vor Vergeltung.