Wurden bei der Wiedervereinigung Deutschlands Fehler gemacht und welche waren das?

12 Antworten

Hallo!

Nun, perfekt ist garnichts und natürlich wurden Fehler gemacht!

Das Problem damals war, es gab in der Geschichte kein vergleichbares Ereignis und man konnte nicht auf Erfahrungen zurückgreifen.

Vieles was heute als Fehler betrachtet wird, war damals schon umstritten und zum Teil wurde es aber gemacht weil der Druck der Straße enorm hoch war und man dem Willen der Bürger nachgeben musste. Als Bsp. sei genannt die frühzeitige Einführung der D-Mark im Gebiet der DDR. Hier war durchaus bekannt das dies zu Problemen führen wird, man hat es aber trotzdem gemacht weil die Losung auf der Straße damals hieß: Kommt die D-Mark nicht zu uns - kommen wir zur D-Mark! Und da die Flüchtlingsunterkünfte der Umsiedler voll waren und die DDR in Gefahr geriet das sie personell ausblutet - hat man dem Wunsch nachgegeben und die D-Mark eingeführt. Was wiederum zur Folge hatte das viele Betriebe ihre Löhne auf einmal in harter Währung zahlen mussten und dies nicht konnten - sie gingen als Bankrott und Schlossen für immer.

Und dies ist nur eines von vielen Gebieten wo schwierige und aus heutiger Sicht falsche Entscheidungen getroffen wurden Meist aber nicht aus Bosheit, sondern weil es die Geschichte so wollte.

Hoffe konnte helfen. Viele Grüße

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kohl hatte ein "Prognose" von seinem damaligen Mitarbeiter im Finanzministerium Thilo Sarrazin. Die ging von einem Verlust von etwa 30 % der Industriearbeitsplätze aus. Kohl sprach darauf hin von den "Blühenden Landschaften" und wurde deshalb gewählt.

Die Warnungen praktisch aller echter Experten ignorierte Kohl aus wahltaktischen Gründen, beispielsweise wurde der Bundesbankpräsident Pöhl entlassen, da er mit Fakten argumentierte.

Drei Jahre später waren 70 % Verlust erreicht und Kohl verbot die statistische Erfassung von Industriearbeitsplätzen.

Entweder hätte man 1989, wie Lafontaine vorschlug, einen schleichenden Übergang ohne DM im Osten gewählt. Oder man hätte den Leuten die Wahrheit sagen müssen. Aber natürlich war die Gier größer als die Vernunft und Kohl wurde gewählt.

Für die DDR Wirtschaft, mit ihrer mangelbedingten hohen Fertigungstiefe, ergab sich faktisch eine Verfünffachung der Löhne. Das Ende der Industrie im Osten war von Anfang an absehbar. Leider gibt es bis heute Verschwörungstheorien im Osten, die Fakten verdrehen.

Ha ... gute Frage.

Die ganze "Wieder"Vereinigung war ein Fehler.

Denn zum einen hat man nicht die Bevölkerung gefragt. Tatsächlich wollte der großteil der DDR-Bürger gar kein BRD-Bürger werden - sondern einfach nur alle Freiheiten haben, welche man eben "drüben" auch hatte, nicht mehr wegen Lebensmitteln anstehen zu müssen und endlich unbeobachtet und unregistriert ihre Leben fürhen wollen.

Und zum anderen hat man die DDR schlicht und einfach verhökert, ausverkauft, zu Grunde gerichtet, in den Boden gestampft und das, was geglänzt hat, an denjenigen verkauft, der am lautesten "HIER" geschrieen hat.

Alleine das Thema mit der "Rückkgabe" enteigneten Eigentums war ein dermaßen tiefer griff ins Kloo der Geschichte, wie man noch selten erlebt hat. Das hätte niemals geschehen dürfen! Man hätte den Bewohnern der Häuser anbieten können, für geringe Summen ihren Wohnraum selbst kaufen zu dürfen, z.B. mit über die KfW finanzierten Krediten.

Auch war das Herunterfahren und Vernichten der gesamten Wirtschaftskraft eines Staates einfach nur grauenhaft und hat den Menschen wesentlich mehr Schaden angerichtet, als ihnen Nutzen zu bringen - obwohl der jeweilige Bundeskanzler einen entgegengesetzten Amtseid schwört - so wahr ihm der Gott seiner Wahl helfe.

Woher ich das weiß:Recherche
lesterb42  24.12.2023, 11:09

Wir wollen an der Stelle doch nicht vergessen, dass der "DDR"-Bürger selbst die vor Ort produzierten Waren nicht mehr erwerben wollte und sich der Westware zugewandt hat, weil die so schön bunt verpackt war. Ein bedeutender Fakt der zum Niedergang der Wirtschaft beigetragen hat.

Mit deinem Hinweis auf Wohneigentum für die bisherigen Bewohner bin ich einverstanden.

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Skywalker17  11.03.2024, 23:26
Tatsächlich wollte der großteil der DDR-Bürger gar kein BRD-Bürger werden - sondern einfach nur alle Freiheiten haben, welche man eben "drüben" auch hatte, nicht mehr wegen Lebensmitteln anstehen zu müssen und endlich unbeobachtet und unregistriert ihre Leben fürhen wollen.

Was für ein Unsinn!

Die DDR war pleite und zwar schon am Tag der Wiedervereinigung. Niemals sonst hatten die DDR Oberen die Grenzen geöffnet.

Wovon hätten denn die DDR Bürger, die nicht zur Bundesrepublik gehören wollten leben wollen?

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Fehler und Perfektion sind eine frage der Perspektive:

Fakt ist, daß aufgrund der verständlichen Naivität der Ostdeutschen, viele Westdeutsche, sehr viel Geld verdient haben durch die Wende...

...und, daß vieles im Osten letztendlich unter dem Wert verkauft wurde lag genauso auch an der Profitgier einiger der verantwortlichen Kader der ehemaligen DDR selber...

...keiner weiß wohin die DDR- Devisenmilliarden verschwunden sind...

...alles was ich weiß, ist daß ettliche DDR-Bonzen von damals, nach der Wende erfolgreiche Geschäftsleute, Ärzte, Anwälte usw. waren und noch sind.

...die Moral von der Geschichte:

"Der Teufel scheißt schon immer auf den größten Haufen!"

...das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern.

Im Nachhinein lässt sich vieles leicht kritisieren.

Die Wahrheit ist aber nunmal, dass es einen ähnlichen Vorgang davor nie gegeben hat.

Hinzu kommt, dass das nur mit Gorbatschow möglich war. Dieser war jedoch 1989 bereits stark unter Druck. Es war nicht absehbar, wie lange er sich halten kann und was danach kommt.

Das alles mit berücksichtigt, ist die Wiedervereinigung sehr gut gelaufen.