Wordpress oder selbst programmieren?

5 Antworten

(...) dass professionelle Webdesigner (...)

Ein Webdesigner ist in der Regel dafür zuständig, ein Design bzw. die grafische Oberfläche einer Webseite zu planen. Auch wenn es nicht mehr unüblich ist, dass er sich etwas mit Webtechnologien wie HTML und CSS auskennt, sind normalerweise Webentwickler für die konkrete Umsetzung (Programmierung) zuständig.

Sollte ein Webdesigner dennoch das Erstellen einer Webseite als Dienstleistung anbieten, wäre es nur vernünftig, auf ein Baukastensystem oder ein einfaches CMS wie WordPress zurückzugreifen, da das dann meist nur rudimentäre technische Kenntnisse für eine Anpassung erfordert.

Aber auch wenn man den folgenden Teil auf Webentwickler bezieht:

(...) bei der Erstellung von Webseiten auf Baukastensysteme oder Programme wie Wordpress verzichten und Seiten von Null selbst programmieren (...)

ist diese These so nicht richtig.

Du musst bedenken, dass viele Webseiten (gerade größere Unternehmen) ziemlich viele Inhalte anbieten, die sich außerdem immer wieder ändern. Öfter sind eigene Teams oder Agenturen für die Verwaltung der Inhalte zuständig. Nimm hier nur einmal die Onlinepräsenz einer Wochenzeitung als Beispiel oder eines Unternehmens, welches seine Produkte weltweit präsentieren möchte.

Für die ist es nur schlau, ein CMS einzusetzen, über das die Inhalte von weniger technikaffinen Personen verwaltet werden können. Und um das an der Stelle klarzustellen: Das muss deswegen nicht unbedingt WordPress sein. Es gibt auch CMS, die viel flexibler oder prinzipiell auf bestimmte Anwendungsfälle (z.B. E-Commerce) besser ausgelegt sind.

Eigenlösungen (vor allem bei Beginn von Null) sind für beide Seiten eher nachteilig. Sie erfordern einen größeren Aufwand und bilden für den Kunden eine Abhängigkeit zum Dienstleister, die er womöglich gar nicht eingehen möchte.

Was hingegen oft neu erstellt wird, sind Templates, Views/Themes, benutzerdefinierte Module, u.ä., die sich im CMS einfügen.

Selbst in den Fällen, in denen man auf ein CMS verzichtet (vllt. weil keine direkte Inhaltspflege notwendig ist), kommen häufig zumindest Webframeworks zum Einsatz, da sie die Aufwände wesentlich verringern. Einen Start von Null kann ich mir höchstens bei statischen One-Pagers eines Kleinkunden vorstellen.

(...) Wordpress kann meiner Meinung nach jeder Laie relativ schnell selbst erlernen und ist nicht kompliziert. (...)

Ja, bis zu einem bestimmten Punkt. Für einige ist der bereits dann erreicht, wenn sie ein gewähltes Theme anpassen wollen oder für eine bestimmte Anforderung kein passendes Plugin finden. Sich in webbezogene Stichworte wie SEO einzulesen, erfordert zudem Zeit (und Interesse), die nicht jeder Kunde/WordPress-Nutzer hat.

Dein Bekannter hat in seinem Punkt Recht, dass beispielsweise die Wartung anspruchsvoll sein kann und technischer Support hierbei nützlich ist. Ein Nutzer kann sich zwar mit etlichen Plugins für Funktion X und Y eindecken, aber sich damit auch ziemlich schnell etwas verbauen. Es ist im Grunde wie bei vielen Themenbereichen: Ich kann mir mit einem Rasierer auch selbst die Haare frisieren und umso mehr Aufwand ich investiere, umso besser werde ich sicherlich. Ein ausgebildeter Friseur jedoch kennt mehr Kniffe und Hintergründe, um Fallstricke zu vermeiden und schneller an ein ordentliches Endprodukt zu kommen.


GGPac10 
Beitragsersteller
 29.01.2025, 04:47

Das Problem ist nur, dass mein Bekannter nicht von Profis ausgebildet wurde, Qualifikationen hat oder in Firmen gearbeitet hat. Er hat sich seine Halbkenntnisse selbst beigebracht und „pfeift“ auf Abschluss oder Ausbildung…

Autoschieber  09.02.2025, 15:01
@GGPac10

Abschlüsse spielen für Freelancer selten eine Rolle.
Bin seit 15 Jahren als reiner SEO selbstständig. Da wollte noch nie jemand mein "SEO Abschluss Zertifikat sehen" (hilft eh nicht viel weil die bei SEO sehr viel Praxis-Erfahrung braucht).
Habe dann, in der Pandemie, mal die ganzen online Prüfungen & Akademien durchgearbeitet für die ganzen SEO-Tools die ich seite Jahren nutze.
Habe die Zertifikate aus meinen Linkedin-Profil & Lebenslauf wieder rausgenommen. Das so so aus, als hätte ich vor 2 Jahren eine Anfänger-Ausbildung gemacht und alle Multiple-Choice prüfungen durchlaufen die ich finden konnte.
Kunden wollen ein Problem gelöst bekommen. Wenn dein bekannter das kann ist es auch ohne abschluss fein. :)

Ich würde auf jeden fall Wordpress nutzen. Du kannst auch eine Kombination aus Wordpress und Selbstprogrammieren anwenden. Plugins für die Sicherheit, also Cookie Banner, Firewall, usw. und das Frontend programmierst du selber. So mache ich das zumindest. Kannst gerne bei mir Anfragen, ich kann dir helfen https://firmencharisma.de/

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wir sollten zwischen professionell und komplex unterscheiden. Eine Website kann professionell erstellt sein, ohne technisch komplex zu sein. Viele Web-Agenturen nutzen WordPress, weil es schnelle und kostengünstige Lösungen ermöglicht. Durch fertige Design-Vorlagen und Plugins lassen sich gängige Funktionen wie Bildergalerien oder Kontaktformulare mit wenigen Klicks einfügen.

Wenn du als selbstständiger oder als kleines Unternehmen (z.B. Maler, Bäcker, kleine Gastro etc.) eine Website brauchst lohnt sich oft eine WordPress Website mehr. Das geht schneller, kostengünstiger und reicht für eine einfache Online-Präsenz völlig aus. Dafür sind WordPress Websites aber durch die Architektur des CMS-Systems und der Auswahl der Plugins limitiert. Zudem kann man in WordPress (meines Wissens nach) nur ein PHP Backend Programmieren, was nicht mehr Stand der Dinge ist und langsam ist (kein hate gegen PHP an der Stelle ^^).

Wenn du also ne kleine "Image" Website brauchst wo du dich und deinen Betrieb kurz vorstellst sind die CMS Lösung durchaus sehr gut, denn der technische Anspruch ist gering und durch das CMS kann man die Website schnell erstellen (ist also billiger, da weniger Aufwand). Man braucht halt nur UI Design, hier ein Bild-Slider, dort ein Video ev. noch nen Cookie-Banner und Tracking und das wars. Kein Login-System für Kunden, kein Zahlungssystem, keine komplexe Datenbankabfragen, kein hochverfügbares Servernetzwerk in mehreren Ländern oder sonstiges.

Wenn du nun aber komplexe Projekte hast stößt WordPress an seine Grenzen bzw. ist es mit einem CMS-System nicht umsetzbar (versuch mal Stepstone, booking, Amazon etc. in WordPress nachzubauen). Selbst programmierte Lösungen kommen vor allem dann zum Einsatz wenn du Performance, extrem gutes SEO oder komplexe Systeme brauchst und dafür auch das nötige Budget hast. Hier kannst du in jedem Punkt besser als eine CMS Website sein.

Wartung & Support:
Egal, ob WordPress oder eine selbst programmierte Website - regelmäßige Updates sind in beiden Fällen notwendig.
Bei WordPress müssen das CMS und die Plugins regelmäßig aktualisiert werden, um Sicherheitslücken zu schließen. Allerdings können Updates manchmal dazu führen, dass Plugins nicht mehr kompatibel sind und die Website Fehler aufweist.

Bei selbst programmierten Websites ist das ebenso der Fall, denn alles von Null programmieren macht keiner, hier greift man wiederum auf Libraries zurück (z.B. für Login-Systeme, Zahlungssystem ...). Diese müssen auch regelmäßig geupdatet werden, da hier auch Sicherheitslücken bekannt werden, die durch ein Update behoben werden.

Wenn die Website auf einem selbst gehosteten Server gehostet werden muss dieser auch regelmäßig geupdatet werden, um Sicherheit zu gewährleisten.

Wer von euch beiden hat nun recht?
Das kommt wie beschrieben immer auf den Anwendungsfall an. Selbst programmieren ist an sich Anspruchsvoller, denn man muss sich wirklich mit der Logik von Software auseinander setzen, wie Programmiere ich etwas, wie ist der Logische Ablauf und wie gewährleiste ich hierbei Stabilität und Sicherheit.

Bei WordPress muss man bei weiten nicht so tief in die Materie, für die meisten Sachen gibt es Plugins oder Vorlager, man muss also nur leichte Anpassungen machen und daher kein sehr tiefes Verständnis in der Programmierung mit sich bringen. Vielmehr muss man lernen wie dieses CMS-System funktioniert, wo man Änderungen einfügt und wie man dieses System handzuhaben hat.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Kurz und bündig: beide!

Es kommt immer auf die Art der Seite an und welchen Nutzen (demzufolge welche Funktionen) die Seite haben soll.

Geht es um eine Barrierefreie Seite bei der es in erster Linie das Design wichtig ist, kann Wordpress eine gute Wahl sein.

Soll es jetzt aber eine sehr spezifische Seite mit umfangreicher Funktionalität geben, dann kann es unter Umständen sinnvoll sein, etwas selbstgebautes zu nutzen.

Wenn du noch Fragen hast, melde dich gerne.

Hallo GGPac10,

ersteinmal muss man schreiben das zwar WordPress der Marktführer ist bei den CMS-Lösungen, aber WordPress nicht die Welt ist. Es gibt zahlreiche weitere sehr gute CMS-Lösungen die sogar um vielfaches mehr können als WordPress und so größtenteil oder ganz auf Plugins verzichten können. Erwähnenswert wären hier zum Beispiel Drupal, Typo3, Joomla und viele weitere Systeme.

Jetzt zu deinem Ansatz oder den Ansatz deines 'Bekannten'. Das Erstellen von WordPress-Seiten ist vielerlei Hinsicht sehr leicht von Laien umzusetzen, man muss nur ein Youtube-Videos angesehen haben um WordPress zu verstehen.

Wenn es aber um Entwicklung von eigenen Themes ohne PageBuilder/Sitebuilder geht, dann brauch man mehr als das. Geht es auch um komplexe Zusammenarbeit von diversen Plugins, sind etliche Benutzer überfordert. Das zeigt sich später wenn man mehr machen möchte mit einer WordPress-Seite. Es gibt aber wesentlich komplexere CMS-Lösungen, die aber viel mehr leisten können.

CMS vs Programmieren: Ich spreche hier allgemein von CMS-Lösungen, damit klar wird das die Welt nicht nur aus WordPress besteht. Wenn du eine Webseite von Kopf bis Fuss an selbst programmierst mit HTML, CSS, JavaScript, PHP und SQL, dann benötigst du viel Zeit. Zeit die ein Kunde nicht bezahlt und wenn der Kunde ein bestimmten Wunsch hat, muss hier aufwendig an dem Code gerarbeitet werden. Diese Lösungen sind gut für größere Webseiten, die viel Dynamik benötigt und im kleinsten Detail selbst erstellt werden soll. Das lohnt sich, wenn der Auftraggeber/Kunde auch die Arbeiten bezahlt, die Zeit dazu hat und auch den Bedarf dazu besteht.

Damit man das Rad nicht neu erfinden muss, kann man sich bei CMS-Lösungen bedienen. Diese werden von einer großen Gemeinschaft meist gepflegt und weitereintwickelt. Es bietet einen die Möglichkeit Inhalte zu verwalten, Benutzerrechte für den Inhalt zu erstellen und ein fertiges System da zu haben mit dem man auch komplexe Projekte bist zu einem bestimmten Rahmen umsetzten zu können.

Wie regex9 schon geschrieben hat, gibt es einen Unterschied zwischen Webdesigner und Webentwickler. Manche können beides oder müssen beides.

Als Mediengestalter mache ich beides, weil es zu meinen Beruf gehört, jeden Tag an Webseiten zu arbeiten. Daher kennt man den feinen Unterschied zwischen Webdesigner und Webentwickler sehr gut.

Ich würde dir empfehlen bzw. deinem 'Bekannten' über den Tellerrand zu schauen und nicht nur bei WordPress hängen zu bleiben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin gelernter Mediengestalter Digital und Print(IHK)