Wieso werden Menschen im Erwachsenen alter mit adhs oder autismus diagnostiziert, was bringt das?

6 Antworten

Na, das bringt sehr viel!

Selbst wenn man dadurch keinen finanziellen Nachteilsausgleich bekommt, ist so eine fachärztliche Diagnose für sehr viele der erste Schritt zur Entmaskierung (unmasking) und zur Selbstfindung.

Ich weiß gar nicht, wie das ist, jahrelang - gar jahrzehntelang - zu wissen, dass etwas mit einem anders ist und sich wie ein Außerirdischer zu fühlen, aber einfach keine klare Antwort darauf zu haben.

Ich wurde mit fast 10 Jahren diagnostiziert. Das ist - im Vergleich zu vielen anderen, weiblichen Autistinnen - sehr früh. Meine Mutter wurde beispielsweise erst mit 50 Jahren diagnostiziert und es gibt auch welche, die die Diagnose erst mit 60 Jahren bekamen. Autisten, die sich erfolgreich maskieren, sind häufig auch diejenigen, die ihre Diagnose mit ganz viel Glück erst in ihrer Jugend bekommen - Realistischer ist eher eine Diagnose im Erwachsenenalter. Meistens sind diese auch von deutlich mehr Fehldiagnosen betroffen.

All das nimmt einen natürlich mit. Oder denkst du, all die Probleme, all die Gefühle, für die man zuvor keine Erklärung hatte, verschwinden mit dem Erwachsenwerden? Man wird nicht weniger autistisch, nur weil man erwachsen ist und die dadurch entstehenden Probleme können einen immer noch behindern.

Es ist einfach gut, zu wissen, was man ist. Wieso man so ist, wieso man so denkt, wieso man sich so fühlt etc. Wieso gewisse Dinge für einen selbst eben kein Kinderspiel sind, wie bei anderen.

Es kann auch dabei helfen, die passenden Hilfsmittel für einen zu finden, zu bekommen. Passende Therapien, falls man dies möchte. (Bezüglich Therapien + Autismus: Keine Therapie, die den Autismus heilen oder weniger sichtbar machen möchte (Ersteres ist sowieso nicht möglich). Das führt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder zum Masking, was wieder ganz andere Folgen mit sich zieht.)

Der Sinn einer solchen Diagnose (ob nun Autismus oder ADHS oder beides) sollte nicht in Frage gestellt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Mimchen1969  15.04.2023, 20:14

Ich bekam die Antwort (auf meine Frage ob ich unter Depressionen leide), dass das heute nicht mehr so wirklich diagnostiziert wird, weil man den Patienten keinen Stempel aufdrücken möchte (heisst sie in eine Schublade stecken will). Kann ich verstehen. Nur hilft mir das nicht, weil ich nicht weiss, was mit mir nicht "stimmt". Ich stelle nur fest, dass ich nicht "funktionniere" wie andere Menschen. Und ich mir ständig Gedanken zu machen scheine, für die andere Menschen kein Verständnis haben.

Es liest sich vielleicht lächerlich, aber mir ist das Märchen vom Hässlichen Entlein von Hans Christan Andersen wieder eingefallen und ich hab's mir noch mal durchgelesen. Als Kind habe ich es anders verstanden. Heute denke ich mir: wenn man als Schwan geboren wird und ein Leben lang versucht eine Ente zu sein, weil man gebissen und getreten und gehackt wird, weil man nicht so ist wie die anderen, kann das niemals funktionnieren.

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Das ist vielleicht eine merkwürdige Frage! Es wurde diagnostiziert damit die Betroffenen wissen was mit ihnen los ist, und ob und wie sie es behandeln können natürlich! So etwas haben nicht nur Kinder, und mit dem Erwachsenenalter hört es auch nicht automatisch auf!

Woher ich das weiß:Recherche

Weil sie früher entweder nicht auffällig waren (Masking) oder keiner an Autismus dachte.
Die Betroffenen wusste sehr lange nicht, weshalb sie in der Gesellschaft aneckten, gewisse soziale Interaktionen unverständlich / unlogisch empfanden.

Irgendwann wollten sie wissen, was der Grund dafür ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Die Autismus Diagnostik für Erwachsene gibt es noch nicht lange. Aus dem Grund kam so eine Welle an Autismus Diagnosen von Erwachsenen. Für viele ist es eine Erleichterung, zu wissen, was bei ihnen schon ein Leben lang verkehrt läuft.

Wieso werden Menschen im Erwachsenen alter mit adhs oder autismus diagnostiziert

Weil sie zum Arzt gehen und ihn fragen, woher ihre Beschwerden kommen.

was bringt das?

Das kann der Patient entscheiden. Erwartest du vom Arzt, dass der sagt "Ich weiß zwar was Ihnen fehlt - Ich sag es aber nicht, weil das eh nichts bringt"?

Alex