Wie findet ihr das wenn eine Mutter ihre autistischen und ADS Kinder als behindert bezeichnet?

12 Antworten

Statt den Eltern pauschal ihre Urteilsfähigkeit abzusprechen, solltest du mal über deine Definition von "Behinderung" nachdenken! Für dich ist diese Bezeichnung entwürdigend oder degradierend - so als wären diese Kinder weniger wertvoll! Eine Behinderung bedeutet für mich daß die betroffene Person durch etwas in ihrem Leben "behindert" wird. Dies kann durch viele verschiedene Maßnahmen mehr oder weniger ausgeglichen werden.

Wenn niemand ein nicht immer offensichtliches Handicap erkennt, steht die betroffene Person allein da und ist ggf. sehr benachteiligt! Mein handicap - eine Querschnittlähmung - kann man sehen, und irgendwer hat mir einen Rollstuhl und andere Hilfsmittel gebaut die mich im Alltag unterstützen!

Das was wirklich entwürdigend ist, ist wenn dir eine Benachteiligung nicht geglaubt wird und wenn du fremden Menschen Einblicke in dein Privat- und Intimleben zulassen musst, um zu beweisen daß du einer Hilfe bedürftig bist!!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt Leute, die brauchen für alles eine Ausrede: Wenn sie etwas nicht machen wollen, wenn sie es nicht können, wenn sie etwas vergessen haben.

Dann kommt es ihnen gelegen, wenn sie eine vielseitige Ausrede haben.

Das ist zwar fragwürdig, aber so lange sie ihren Kinder keine Vorwürfe machen: "Du bist schuld, dass ich nicht ..." relativ harmlos.

Freilich, wenn sie vor den Kindern so reden, ist es dasselbe, wie wenn sie direkt so angreifen würden. Aber wenn sie das schon seit Jahrzehnte so macht, haben die Kinder entweder schon einen Knacks weg oder sie sind damit fertig geworden.

Ihr das jetzt abgewöhnen zu wollen, dafür ist es zu spät.


Bernadette787  20.10.2024, 01:09

Es ist KEINE Ausrede! Und hat was mit der Ausprägung des Autismus zu tun!

Wir alle sind mehr oder weniger behindert.

Es gibt keine 100% freien und autonomen Menschen.

Allein schon,

-dass wir krank werden können

-dass wir auf andere Menschen angewiesen sind

-dass wir nicht ständig allein sein können

-dass wir nicht in allem perfekt agieren können

-dass wir irgendwann sterben müssen

macht uns alle zu abhängigen, eingeschränkten und eben behinderten Wesen.

Mit seiner Behinderung hausieren zu gehen, finde ich unfair gegenüber denjenigen Menschen, die tatsächlich so stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sind, dass niemand mit ihnen tauschen will.

Mit der Behinderung seiner eigenen Kinder hausieren zu gehen, geht schon in Richtung

https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchhausen-Syndrom

und darin besonders der Absatz, wo es um die eigenen Kinder geht:

Münchhausen-Stellvertretersyndrom

Mit ADHS kenne ich mich nicht aus.

Es kommt darauf an, ob sie das Wort in einem negativen oder einem neutralen Kontext benutzt. Ersteres geht gar nicht. Ich hasse es, wenn Leute das Wort "behindert" als Beleidigung benutzen.

Aber ich selber kann auch zu mir sagen, dass ich nun einmal behindert bin. Das heißt nicht, dass ich weniger wert bin und es heißt auch nicht, dass mich die Gesellschaft nie behindert - Das tut sie oft. Früher konnte ich das nicht sagen, früher dachte ich, behindert zu sein seie etwas Schlimmes, eine Tragödie, etwas, worüber man lieber nicht reden sollte.

Wenn man dieses Wort als etwas Negatives ansieht, wenn man behindert sein als etwas Negatives ansieht, sollte man sich ernsthaft fragen, weshalb. Welche ableistischen Ansichten haben einen zu diesem Glauben gebracht? Was ist an dem Wort "behindert" so böse?

Ich kenne viele Autisten und Leute mit ADHS oder ADS aber würde nie auf die Idee kommen all diese als Behindert zu bezeichnen. Ja, mit manchen Dingen tun sie sich schwerer aber trotzdem würde ich doch nicht bei jeder Gelegenheit erwähnen ich habe behinderte Kinder. Wie findet ihr das?

Ich finde es auch nicht gut, dass sie damit hausieren geht. Auch wenn ich mir nicht genau vorstellen kann, wie das gemeint ist. Meinst du damit, dass sie sich und ihre Kinder als etwas Besseres hinstellst, aufgrund ihrer Neurodivergenz/Behinderung oder dass sie meint, sie hätte es ja so schwer, weil sie sich um zwei neurodiverse/behinderte Kinder kümmern muss? Beides ist ein absolut ekliges Verhalten und gehört kritisiert.

Jedoch haben weder du, noch ich, noch die Mutter, noch sonst irgendjemand zu entscheiden, ob diese Kinder nun behindert sind, ob und inwiefern ihr Autismus und ihr ADHS sie behindert oder nicht.

Das können nur sie selbst entscheiden.

Es kann mir auch niemand vorschreiben, wie sehr mich mein Autismus behindert. Das kann nur ich.

Bei Behinderungen - insbesondere unsichtbare Behinderungen wie Autismus und ADHS - geht es nicht darum, wie sehr es die Außenstehenden, die Nicht-Autisten/Nicht-ADHSlern behindert. Aber so wird oft gedacht. Es wird gedacht: Wenn mich dein Autismus (und ADHS) nicht stört, wenn ich ihn nicht bemerke (meist aufgrund von gesundheitsschädlichem Masking), dann kannst du doch auch keine Probleme mit deiner Neurodivergenz haben, du kannst nicht dadurch behindert sein.

Du weißt nicht, wie viele Probleme sie untendrunter haben. Vielleicht haben sie viele, vielleicht haben sie kaum welche. Können wir nicht wissen, haben wir nicht zu entscheiden.

Allistische und neurotypische Menschen können nicht fühlen, wie sehr uns unsere Neurodiversität behindert oder nicht behindert. Und das geht in beide Richtungen. High-masking-Autisten wird oft ihre Behinderung abgesprochen, denn sie können das alles doch so gut, sie sind doch so schlau, sie sollen doch aufhören, sich so anzustellen. Und "low-functioning"-Autisten (Functioning Labels sind sowieso ziemlich widerlich, weshalb ich mich oben auch für "high-masking" statt für "high-functioning" entschieden habe) werden oft ihre Fähigkeiten und ihre Autonomie abgesprichen, denn sie können ja nichts, sie bekommen ja gar nichts von ihrer Umwelt mit und können kein glückliches Leben führen.

Das gesamte Konzept von Autismus-Diagnostiken ist so programmiert, dass es nur autistische Menschen erkennt, die aufgrund von all dem Ableismus etc. pp. am Ende sind. Um Autismus diagnostiziert zu bekommen, musst du viele Probleme haben. Die wenigsten Ärzte erkennen glückliche, gesunde, autistische Kinder/Jugendliche/Erwachsene, weil wir häufig bereits im Kindergartenalter, im Grundschulalter so viel erleben mussten.

Viele denken, eine Diagnose ist erst dann valide, sinnvoll, wenn man starke Schwierigkeiten aufgrund seines Autismus hat. Und da liegt der große Fehler. Autismus (und ADHS) sind beides neurologische Entwicklungs"störungen" und ihr Behinderungsgrad ist nicht daran festgelegt, wie sehr es Außenstehende im Alltag einschränkt, wie sehr sie es bemerken, wie sehr sie sich davon gestört fühlen.

Man kann glücklich mit seiner Neurodivergenz sein, man kann sie voll und ganz akzeptieren, man kann intelligent sein, man kann viel erreichen, trotz oder manchmal sogar wegen besagter Neurodivergenz ... Und nichtsdestotrotz kann sie einen trotzdem behindern. Ich hatte mal den Begriff "dynamic disability" gelesen für Autismus und ich finde, das passt sehr gut. Das eine schließt das andere nicht aus. Glücklich sein und behindert sein schließt sich nicht aus. Schlau und behindert sein schließt sich nicht aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Ich finde das nicht okay.. heuzutage haben das schon soo viele Menschen. Vielleicht hat sie das ja auch undiagnostiziert und weiß es gar nicht.