Wieso war der Osten damals so links und heute so rechts?

3 Antworten

weil die Unterscheidung mit Links und Rechts heutzutage weitgehend unsinnig ist.

Die Grundhaltung, dass eine demokratische Mehrheitsentscheidung, auch wenn sie mir nicht passt, eine gute Grundlage ist, liegt vielen im Osten einfach fern. Sie waren erzogen in einem System, wo wenige für alle entscheiden. Der Diskurs und die Auseinandersetzung über verschiedene Wege in einer Demokratie verunsichert sie und viele wünschen sich die klugen Köpfe wieder, wie wissen wie es laufen soll. Die DDR ist in meinen Augen nicht an dem Fehlen von Demokratie sondern an vielen Fehlentscheidungen und Mißständen gescheitert, die den Menschen immer deutlicher wurden.

Allerdings erleben sie eben in der Demokratie wenig kluge, meist egoistische Menschen, die nicht im Sinne der Allgemeinheit entscheiden sondern nur zum eigenen Vorteil oder im Sinne einer bestimmten Ideologie. Weil sie eine Sehnsucht nach der alten Sicherheit (Ostalgie) haben, bekam auch die mehrfach umbenannte SED viele Stimmen. Nach dem Zusammenschluss mit den westdeutschen Linken bekam die SED aber immer mehr Schlagseite, befasste sich statt den unmittelbaren Lebensproblemen der Menschen fast nur noch mit elitären und woken Themen wie Gender und Queerer Gesellschaft. Auch wird stark unterschätzt, dass es zu DDR-Zeiten nicht nur latent eine massive Ausländerfeindlichkeit gab, die absolut nicht ins Selbstbild des Staates passten. Durch das Versagen der SED und das bejubeln der Migrationspolitik von Merkel konnte die AfD im Osten punkten. Die unzufriedenen mit den Wendefolgen, die sich abgehängt und verloren fühlten, erlebten Neubürger, die ohne Arbeit alles bekommen während sie selbst nichts haben und nichts bekommen. Und die AfD erkannte diese Wählerpotenziale und bediente sie entsprechend. Und weil viele nach wie vor nicht in der Demokratie angekommen sind und den Diskurs nicht aushalten haben sie mit autoritären Vorstellungen der AfD keine Probleme.

Dann kamen die Coronamaßnahmen und die angebliche Demokratie hat sich selbst abgeschafft. Abweichende Meinungen sind bis heute nicht erlaubt, werden sanktioniert und gecancelt - Breite Fronten der "etablierten" Parteien einschließlich umbenannter SED ging da mit (Ausnahme wieder Wagenknecht). Damit waren aber alle Dämme gebrochen und wenn die Demokratie zur Meinungsdikatatur wird, bei der jede abweichende, nicht woke, queere und impffreudige Meinung als "rechts" - "rechtsradikal" oder "nazi" diffamiert wird auch keine Abschreckung mehr. Der Unterschied zwischen stigmatiserter Nazibenennung und echten rassistischen und faschistoiden Inhalten ist weitgehend verloren gegangen.

Ich hoffe sehr, dass neue Angebote wie Maaßens Werteunion, Allgeiers Freie Wähler und Wagenknechts BSW diese Wähler weitgehend zurück zur Demokratie bringen können, so dass die AfD bei ihren Kern von 3-7% Rechtsaußen verbleibt. Aber wie reagiert die Demokratie? Maaßen wird zum Nazi und Verfassungsfeind stigmatisiert - die gleichen Fehler wiederholen sich und die etablierten Parteien versuchen Demokratie zu retten in dem sie Demokratie abschaffen. Das kann nicht funktioniern, zumal Merz seine fundamentale Anderssein-Rede diese Woche nicht geglaubt wird und viele SPD und Merkels-CDU in einen Topf werfen und zu Recht keinen Unterschied erkennen.

Man muss sich schon Sorgen um die Demokratie machen, aber nicht wegen der AfD - die ist nur ein Symptom-- ein Ergebnis von Merkels Politik und der Boosterung durch die Ampel - sondern wegen der Unfähigkeit demokratischer Parteien zu einer demokratischen Auseinandersetzung. Der gewählte Weg der Ausgrenzung der AfD war von Anfang an falsch. Und das rächt sich nun, aber der Fehler wird nicht erkannt sondern mit massiver Steigerung der falschen Maßnahmen fortgesetzt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigen-Sinnig - lasse mir das Denken nicht verbieten
martinreiner 
Fragesteller
 04.02.2024, 12:46

Es kann halt auch nicht sein, dass wenn ein Merz oder eine Wagenknecht nicht so zufrieden mit der derzeitigen Migrationspolitik sind, man sofort einen Aufstand macht. Aber gleichzeitig darf ein Scholz sagen, man solle im großen Stile abschieben und dann ist es schnell vergessen. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Auch wenn BSW, FW und WU leider auch einige fragwürdige Einstellungen haben, sind sie allemal besser als AfD. Und so sollte man auch differenzieren.

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Die DDR war sehr viel mehr als die Bundesrepublik auf eine homogene Kleinbürgerlichkeit ausgerichtet. Der angebliche Arbeiter und Bauernstaat wollte weder solidarische Arbeiter noch selbstständige Bauern.

Mauern bauen, Presse vereinheitlichen wie in Ungarn, Treue zum Kreml, autoritäre Führung und vor allem ein Kollektiv, das dem Individuum immer vorgezogen wurde, waren die Grundpfeiler der DDR.

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 - (Psychologie, Politik, Menschen)

Inwiefern wird im Westen viel links gewählt? Es wird hauptsächlich CDU gewählt. Und im Osten wählen die Leute tendenziell mehr Extremisten, siehe Linke und AfD. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Osten seit dem Zweiten Weltkrieg stets heruntergewirtschaftet wurde und die BRD es in den letzten 30 Jahre nicht geschafft hat, den Osten wieder aufzubauen.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich in meiner Freizeit viel mit Geschichte.