Wieso ist das alte Testament oftmals so grauenvoll?

15 Antworten

Hallo BruceWayne873,

wenn wir etwas, was Gott tut, von unserem unvollkommenen menschlichen Standpunkt aus als unrechtmäßig bezeichnen, dann sollten wir folgendes in Betracht ziehen: Unsere Sichtweise ist begrenzt und wir kennen nicht immer alle Aspekte, die Gott zu dem einen oder anderen Handeln bewegt. Ja, manchmal sind uns die Beweggründe für sein Handeln schlichtweg unbekannt. Eines steht aber aus Sicht der Bibel fest: Gott handelt niemals unrecht! So lesen wir im Buch Hiob:

„Für den wahren Gott ist es undenkbar, schlecht zu handeln. Für den Allmächtigen ist es unvorstellbar, etwas Verkehrtes zu tun“ (Hiob 34:10).

Wie aber lässt sich das dann mit dem Töten vereinbaren? Nun, Gott sieht das menschliche Leben zweifellos als sehr wertvoll an. Wenn er tötet, dann tut er das nicht aus mangelndem Respekt vor dem Leben, sondern weil es einen tieferen Grund dafür gibt. Aber welcher sollte das sein?

Hier gilt es, etwas sehr Grundsätzliches zu bedenken: Gott ist der Ursprung oder Quell jeglichen Lebens (siehe Psalm 36:9). Daher hat er auch das alleinige Verfügungsrecht über jegliches Leben! Das heißt aber nicht, dass Gott nach Gutdünken über menschliches Leben entscheidet. Was aber könnte dann der tieferer Grund dafür sein, dass Gott hier und da Einzelpersonen oder sogar ganze Völker gerichtet hat?

Einer Antwort kommt man näher, wenn man an den Anfang der Menschheit zurückgeht. Der Mensch wurde ursprünglich geschaffen, um ewig zu leben. Er sollte nur dann sterben, wenn er gegen Gott sündigen würde. Davon kann man den Grundsatz ableiten, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Sünde und Tod gibt (siehe Römer 5:12).

Anders ausgedrückt: Ohne Sünde würde es den Tod gar nicht geben, was auch bedeutet, dass Gott niemals je einen Menschen getötet hätte. Allerdings zog die Sünde auch den Tod nach sich, wie es in diesem Schriftext heißt:

Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist [der] Tod (Römer 6:23).

Wenn man den Gedanken weiterführt, erkennt man, dass vom Standpunkt Gottes aus niemand, der sündigt, das Recht hat, überhaupt am Leben zu sein! Dass Gott es Adam und Eva nach dem Sündenfall dennoch gestattete, Kinder hervorzubringen, war ein Ausdruck seiner Liebe und Güte. Hätte Gott allein nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt, dann wäre erst gar keine Menschheitsfamilie entstanden! Adam und Eva wären kinderlos gestorben und es gäbe uns gar nicht.

Gott hat sich aber aus Liebe anders entschieden. Wenn er nun in bestimmten Fällen Menschen tötete, dann tat er das hauptsächlich aus zwei Gründen:

  • Jemand sündigte in besonders schlimmer Weise gegen ihn (z.B. die Bewohner von Sodom und Gomorra oder die Menschheit vor der Sintflut)
  • Jemand gehörte zu einer Gott-feindlichen Gruppe oder Nation

Was den zweiten Grund betrifft, so schließt das auch die Kinder der von Gott gerichteten Gruppe oder Nation mit ein. Gerade an diesem Punkt nehmen viele Anstoß. Sie argumentieren, die Kinder seien doch schuldlos am Handeln ihrer Eltern. Das stimmt zwar, doch wenn man sich einmal die Fälle ansieht, in denen Gott Kinder zusammen mit ihren Eltern getötet hat, so gibt es dafür durchaus einen nachvollziehbaren Hintergrund.

Beispiel Sintflut:

  • Wer hätte sich nach der Sintflut um die vielen Tausende Kindern kümmern können, da nur Noah, seine Söhne und seine Schwiegertöcher die Flut überlebten?
  • Wäre es wahrscheinlich gewesen, dass sich die Kinder, was das schlechte Handeln betrifft, grundsätzlich anders als ihre Eltern entwickelt hätten?

Beispiel feindliche Völker Israels:

  • Hätte Gott sämtliche Kinder der Feinde seines Volkes, die er töten ließ, am Leben gelassen, wer hätte sie großziehen sollen?
  • Hätte man all diese Kinder zwangsweise in die israelitischen Familien integriert, welchen Einfluss hätten sie dann (ja nach Alter und Entwicklungsstand) aufgrund ihrer bisherigen Erziehung auf die Kinder der Israeliten gehabt?
  • Zu welche Spannungen innerhalb der Familien, ausgehend von den schon etwas älteren Kindern und Jugendlichen, wäre es mit Sicherheit gekommen, da sie ja wussten, wer ihre Eltern getötet hat? Wären sie nicht zu einer nachwachsenden Generation von Feinden des Volkes Gottes geworden?

Das sind nur einige wenige Überlegungen, die bei der Entscheidung Gottes, Kinder samt ihren Eltern zu töten, eine Rolle gespielt haben könnten. Wenn man akzeptieren kann, dass Gott durchaus das Recht hat, gegen seine Feinde vorzugehen, dann versteht man auch besser, warum Gott auch die Kinder mit töten ließ.

LG Philipp

BruceWayne873 
Fragesteller
 25.04.2024, 14:31

Ich danke dir für deine Antwort so sehr aber ich hätte noch eine Frage wegen den ganzen Geboten und Regeln:

Im alten Testament steht ja man soll schwule Menschen töten oder Kinder die nicht ihren Eltern gehorchen gesteinigt werden sollten.

Es gibt auch viele Regeln, bei den Frauen stark unterdrückt werden oder eine Rechtfertigung der Sklaverei.

Wie lasst sich das rechtfertigen und wieso sind diese Regeln und Gebote für uns Christen heute nicht mehr gültig?

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Philipp59  27.04.2024, 07:31
@BruceWayne873

Hallo Bruce Wayne873,

sehr gerne!

Ich kann Deine Fragen sehr gut verstehen. Das, was Du „viele Regeln“ nennst, ist Teil des mosaischen Gesetzes, das durch Jesu Opfertod seine Gültigkeit verloren hat. Das liegt aber nicht etwa daran, dass dieses Gesetz schlecht oder veraltet war. Aber ein großer Teil des Gesetzes drehte sich um die Opfer und den Tempel, welche durch das größere, vollkommene Opfer, das Leben Jesu Christi, überflüssig geworden sind.

Das bedeutet aber nicht, dass das Gesetz des Mose für Christen keine Bedeutung mehr hat. In vielen Gesetzen – auch denen, die Du genannt hast – spiegeln sich Gottes Einstellung wider.

Allerdings ist es nicht so, um auf den ersten Punkt zu kommen, dass damals Menschen, die homosexuelle Neigungen hatten, gesteinigt wurden, sondern solche, die homosexuelle Handlungen praktizierten. Es kann ja jemand, der diese Neigungen in sich trägt, in aller Regel nichts dafür, dass er sie hat. Aber es ist seine Entscheidung, ob er diese Neigungen auch auslebt.

Nun magst Du fragen, was daran verwerflich sein soll, wenn jemand einer andersartigen sexuellen Orientierung nachgeht. Warum sieht das Gott anders? Was bringt ihn dazu, homosexuelle Handlungen so rigoros abzulehnen? Könnte er vielleicht wichtige Gründe dafür haben?

Um die Hintergründe für seine Einstellung bestimmten sexuellen Handlungsweisen gegenüber zu verstehen, ist es hilfreich, sich einmal eine grundsätzliche Aussage über ihn anzusehen. Sie steht in 5. Mose Kapitel 32 und lautet:

Der Fels, was er tut, ist vollkommen, denn alle seine Wege sind gerecht. Ein treuer Gott, der nie ungerecht ist, gerecht und aufrichtig ist er (5. Mose 32:4).

Ein entscheidender Teil dieser Aussage ist hier, dass „alle seine Wege gerecht“ und er „nie ungerecht“ ist. Wie kann es aber sein, dass er es als gerecht ansieht, homosexuelle Praktiken zu verbieten? Ist das nicht eine Frage der Selbstbestimmung? Und enthält Gott Homosexuellen damit nicht etwas Schönes vor? Ganz bestimmt nicht! Gott wünscht sich auf jeden Fall, dass Menschen, egal welche sexuelle Empfindungen sie haben, auf Dauer glücklich sind!

Wie aber sieht in der Regel das Leben derer aus, die ihren homosexuellen Neigungen nachgehen? Haben sie wirklich erfüllte und glückliche Beziehungen?

Der sehr häufige Partnerwechsel, der in homosexuellen Verbindungen stattfindet und der ja oft nicht auf gegenseitigem Einverständnis beruht, führt oftmals zu großen psychischen Belastungen bis hin zum Selbstmord!

Natürlich gibt es so etwas auch in heterosexuellen Beziehungen, doch zeigen Studien, dass die Rate derer, die psychisch erkranken, bei homosexuellen Paaren weitaus höher liegt. Somit will Gott uns durch sein Verbot gegen homosexuelle Handlungen nichts Gutes vorenthalten, sondern uns letztendlich vor Schaden bewahren! Das Genannte ist nur ein Punkt, der dagegen spricht, homosexuelle Neigungen auszuleben. Es gibt noch weitere, die sich aus der Bibel ableiten lassen.

Der zweite Punkt ist, dass nach dem Gesetz Kinder, die ihren Eltern nicht gehorchten, gesteinigt werden sollten. Beachte bitte, dass es dabei nicht um kleine Kinder ging, die ungezogen waren, sondern um Jugendliche oder junge Erwachsene, die noch keine eigene Familie hatten.

Der dritte Punkt, den Du ansprichst, betrifft die Frauen. Allerdings wurden die Frauen im Alten Testament nicht unterdrückt! Warum kann man das sagen?

- Das mosaische Gesetzt verlangte z. B. Vater und Mutter zu ehren (2. Mose 20, Vers 12) und forderte Rücksicht gegenüber Schwangeren (2. Mose 21, Vers 22).

- Im Vergleich zu den Frauen vieler anderer Länder genossen Israelitinnen ein großes Maß an Freiheit. Der Mann hatte zwar die Führungsrolle inne, die Frau konnte sich aber ein Feld kaufen und einen Weingarten pflanzen und ein eigenes Geschäft betreiben ( Sprüche 31, Verse 11, 16 - 19).

- Frauen, wie Debora und Hulda wurden von Gott für besondere Aufgaben eingesetzt und Männer von Rang holten sich bei ihnen Rat ( Richter 4, Verse 4 - 8 und 2. Könige 22, Verse 14 - 16 und 20).

- Frauen wurden auch zum Vorlesen des Gesetzes eingeladen (5. Mose 31, Vers 12) .

Die Bibel gibt nirgendwo den Männern das Recht dazu, Frauen in irgendeiner Weise schlecht zu behandeln! Die Bibel spricht zwar auch von "Unterordnung", doch gibt sie dem Mann keinen Freibrief für Willkür! Im Gegenteil, die Bibel fordert Männer dazu auf, mit Frauen liebevoll und rücksichtsvoll umzugehen!

Sind damit Deine Fragen zufriedenstellend beantwortet? Sollte etwas offengeblieben sein, kannst Du Dich gern melden.

LG Philipp

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Vergiss nicht, der Mensch selbst ist grauenvoll.

Zur Zeit des AT hatten die Menschen noch keine Möglichkeit den Heiligen Geist permanent zu empfangen.

Da Gott Israel als sein Eigentumsvolk erwählt hatte, hatten sie vor ihm und dem Rest der Welt auch eine Besondere Verantwortung.

Da der Mensch aber durch äussere Einflüsse sehr leicht Manipulierbar ist, musste er sie vor schlechten Einflüssen jeglicher Art dadurch bewahren, dass diese Menschen umgebracht werden mussten.

Dabei vergiss nicht, der Tod in dieser Welt ist nicht das Ende, es gibt noch ein Leben danach.

Jesus sagte ja, nach seine Auferstehung, dass er noch predigen gehen muss, das war wohl dass er den Zuvor verstorbenen im Totenreich das Evangelium predigen musste, damit sie ihm glauben können wenn sie wollen oder nicht.

Denn wer ihm nicht glaubt, dessen Zukunft wird schlimmer sein als dieser Tod.

Daher ist solches Fordern von Gott keine Unbarmherzige Gewalt, sondern Gewalt zum Schutz seines Volkes.

Wenn du in der Bibel liesst, weisst du, dass wenn immer das Volk Israel seinem Gott gehorsam war es Segen erntete.

Bei Ungehorsam kam Fluch.

Denn der Gehorsam bedeutet Gutes tun, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit.

Wenn sie sich aber gegen ihn auflehnten, dann kam Schaden = Fluch über das Volk.

Skaverei Unterdrückung und Deportation.

Nun aber durch Jesus hat jeder der ihm glaubt, die Möglichkeit den heiligen Geist zu empfangen und durch ihn auch eine Hilfe Gottes zum Überwinden.

Aber auch den Christen ist geboten sich von Gewissen Menschen fern zu halten.

Hier ist jetzt dieses Töten nicht mehr aus dem Leben befördern sondern sich von solchen Menschen fern zu halten.

Das sind unter anderem solche die Zwar den Schein der Frömmigkeit haben, aber ihre Kraft verleugnen. Denn ein Leben aus und mit Gott hat Kraft und kommt aus der Kraft Gottes.

Wer also ein Frommes Leben aus eigener Anstrengung führt, von solchen sollte man sich fern halten.

Dann auch von solchen die ein Anderes Evangelium predigen das nicht dem Entspricht, was die Apostel predigten.

Oder solchen die ein unreines verdorbenes Leben führen, nicht aus Schwäche sondern aus Mutwillen.

Denn auch der Apostel sagte, dass er nicht tun kann was er gerne tun möchte, aber wenn wir das Richtige Tun wollen aber das Falsche tun, so gilt vor Gott der Wille und nicht die Handlung.

Denn wir sind Schwach in unserem Leib gefangen.

Aber Stark durch den Herrn der mit uns ist und uns aufhilft in aller Not.

Zudem der Gerechte kann unendlich viel fallen aber er wird wieder aufstehen und es wird im Gesamten nach oben gehen.

Menschen die also beständig gleich bleiben, bei denen keine Veränderung geschieht, auch von solchen sollte man sich fern halten.

Denn damit zeigen sie, dass sie keine Gerechten sind.

Denn wie schon geschrieben und ich wiederhole mich.

Der Gerechte steht auf und bleibt nicht liegen.

Der ungerechte fällt und steht nicht wieder auf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lesen, fragen, systematisch Forschen, prüfen, erleben, sehen
Das ist doch genau das Gegenteil, was Jesus uns gelehrt hat oder?

Genau - deswegen sind die Erzählungen und Vorstellungen der Autoren des AT für Christen nicht relevant wie auch das ganze AT.

Jede Zeit hat auch ihre Vorstellung von Gott. Die ältesten Bücher der Bibel wurden vor 3000 Jahren aufgeschrieben. Damals gingen die Menschen nicht zimperlich miteinander um, und so war auch die Vorstellung von Gott. Keiner hatte eine Ahnung davon, daß es auch anders geht. Nur ganz allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, daß Gott gerecht, barmherzig und gnädig ist. Auch die Mythen anderer Völker sind voller Gewalt und blutrünstig. Wenn du dir mal die Märchen der Brüder Grimm genau anschaust, wirst du auch dort viel Gewalt finden. Heute wäre das eine oder andere Märchen auf dem Index, aber dennoch sind Generationen vor uns mit diesen Märchen groß geworden. So verhält es sich auch beim Alten Testament. Jahrhundertelang nahm niemand an den Gewaltschilderungen Anstoß, Generation um Generation wurde groß damit. Die Bibel gaukelt uns eben keinen Idealzustand vor, sondern erzählt schonungslos von den Abgründen des menschlichen Daseins. Damit der Mensch etwas besser dasteht, wurden die Tötungsbefehle eben Gott in den Mund gelegt. Das heißt, die Verantwortung für all die Gräuel haben die Menschen einfach auf Gott abgeschoben - die ganz klassische Täter-Opfer-Umkehr.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Weil die Zeit in der es von den Menschen zur unterdrückung selbiger ebenfalls Grauenvoll war!