Wieso hat Hitler keine Bedenken dabei gehabt, Gas gegen Juden zu verwenden, aber im Krieg schon?

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Er hatte keine Bedenken gegen den Einsatz von Gas im Krieg. Der Verzicht hatte andere Gründe. Aus Wikipedia (das Wichtigste gefettet):

Deutschland hatte Ende der dreißiger Jahre als erste Nation die großtechnische ( industrielle) Produktion von Nervenkampfstoffen entwickelt, war also als einzige Kriegspartei zur Herstellung von Nervenkampfstoffen im Kilogramm- und Tonnenbereich in der Lage. Dieser Umstand, gekoppelt mit der Verfügbarkeit modernster Trägersysteme wie der V-2, hätte die politische Führung in die Lage versetzt, einen strategischen Gaskrieg zu entfesseln, der unter Umständen von der Tragweite her ähnlich gravierend hätte sein können wie die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die verantwortliche Führung des deutschen Kampfgasentwicklungsprogramms verheimlichte Hitler gegenüber bewusst die tatsächlichen Möglichkeiten, denn eine Eskalation zum Gaskrieg wurde befürchtet, falls Hitler klar werden sollte, welche Wirkung beispielsweise ein mit Tabungefechtsköpfen bestückter V-2 -Angriff auf London hätte haben können. Für den taktischen Einsatz waren bereits als Träger Werferwaffen (sog. Nebelwerfer) hergestellt und die entsprechenden Truppen ( Nebeltruppe) geschult worden. Die oft geäußerte Vermutung, dass die Erfahrungen Hitlers im Ersten Weltkrieg ihn davon abgehalten haben sollen, chemische Kampfstoffe einsetzen zu lassen, entbehrt jeder Grundlage, da er selbst die Produktion dieser befahl und die Vorbereitungen für den Beginn eines Gaskrieges anordnete. [37] Die Gründe dafür, dass die ab 1942 in großem Umfang produzierten Nervenkampfstoffe nicht zum Einsatz kamen, waren größtenteils logistischer (Rohstoffknappheit) und militärstrategischer Art. Ebenfalls von Bedeutung waren sowohl die deutsche Fehleinschätzung, die Alliierten würden ebenfalls über Nervenkampfstoffe verfügen, als auch die alliierte Androhung massiver Gegenschläge im Falle eines deutschen Ersteinsatzes chemischer Kampfstoffe. [38] In einer Besprechung am 15. Mai 1943 im Führerhauptquartier hatte der Chemiker Otto Ambros erklärt, dass Tabun seit 1902 in der Literatur behandelt werde und Sarin sogar patentiert sei, und die Substanzen in den Patentschriften stünden. Daher sei er überzeugt, dass andere Länder diese Gase nicht nur rasch nachmachen können, sondern auch in weitaus größeren Mengen produzieren können. [39]

https://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Waffe#Zweiter_Weltkrieg

Opololski 
Fragesteller
 06.01.2024, 23:15

Tja, das ist schon mal etwas!

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Wahrscheinlich gab es die Chemischen Waffen noch nicht im 2. Weltkrieg oder sie waren NOCH nicht so weit entwickelt, dass sie einsetzbar waren. Und nur Gasflaschen mit normalem Gas im freien Raum abzuwerfen, wäre nicht besonders effektiv gewesen, da Gas sich verfllüchtigt.

Möglicherweise gab es auch keine, weil diese nicht produziert wurden. Die USA haben diverse Chemische Waffen eingesetzt, das war aber erst gegen Ende des 2. Weltkrieges. Hauptsächlich Napalm, welches aber kein Gas war.

Das Zyklon B, das in Auschwitz und anderen Lagern dazu benutzt wurde, um sehr viele Menschen in Gaskammern zu töten, war ursprünglich ein Schädlingsbekämpfungsmittel und brauchte einigermaßen geschlossene Räume, um in ausreichend wirksamer Konzentration vorhanden zu sein. Es als Bombe abzuwerfen, hätte wahrscheinlich wenig gebracht. Zyklon B wird aber heute wieder als Kampfstoff produziert, wie es verwendet werden soll, weiß ich nicht. Jedenfalls sind Chemische und biologische Kampfstoffe im Krieg es seit dem "Genfer Protokoll" von 1925 verboten.

Opololski 
Fragesteller
 06.01.2024, 22:46

Oh, tatsächlich gab es chemische Waffen schon im ersten Weltkrieg, welche auch mit verherrender Wirkung eingesetzt wurden. Deshalb gab es auch ein sogenanntes "Genfer Protokoll".

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Vdhej  08.01.2024, 07:37
@Opololski

Im 1 Weltkrieg starben viele Soldaten am eigenen Gas wenn der Wind plötzlich die Richtung wechselte...

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Opololski 
Fragesteller
 08.01.2024, 17:20
@Vdhej

jaaaaa...- Das habe ich doch nicht bezweifelt, oder?

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Hitler hatte die Wirkung von Giftgas im ersten Weltkrieg am eigenen Leibe zu spüren bekommen, war danach über einige Zeit erblindet und wurde im Lazarett in Pasewalk behandelt.

Vielleicht war es diese Erfahrung, die ihn vor dem Einsatz von Gas als Kampfmittel zurückschrecken ließ?

Opololski 
Fragesteller
 06.01.2024, 22:51

könnte vielleicht durchaus sein sein. Was im Kopf dieses Mannes vorgegangen ist, kann man nur erahnen.

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Der Einsatz von Giftgas an der Front hat den Nachteil, dass sich das Gas nach der Freisetzung jeglicher Kontrolle entzieht und macht, was es will. Schon im ersten Weltkrieg machte man die Erfahrung, das das Gas auch gerne mal wieder zurückkommt, denn die Frontlinien liegen ja nicht so sonderlich weit auseinander. Außerdem wären die gegnerischen Stellungen dann verseucht, was ein Vordringen der eigenen Truppen deutlich erschweren würde. Auch dabei würde sich das Gas gegen die eigenen Truppen wenden.

Wieso hat Hitler keine Bedenken dabei gehabt, Gas gegen Juden zu verwenden, aber im Krieg schon?

Aus den Lehren des Ersten Weltkrieges, als Haber, der Erfinder des Chlorgases, persönlich dabei gewesen ist, um gegen französische Linien dieses Gas abzulassen. Und was passierte, die Retourkutsche folgte auf dem Fuß und das Chaos ist perfekt gewesen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Chemische_Waffe

Woher ich das weiß:Hobby