Wie viele Sprachen lernen Archäologen im Durchschnitt?
Ich weiß, dass es darauf ankommt was genau man studiert, aber an alle die ein Archäologiestudium haben:
-Wie viele Sprachen habt ihr während des Studiums lernen müssen -In welchem Zeitrum -Was war das schwerste/leichteste -bereut ihr daran etwas bzw. gibt es etwas das ihr euch wünscht früher gewusst zu haben
3 Antworten
Zu erbringende Sprachnachweise sind von Fachrichtung und Uni abhängig.
In klassischer Archäologie kommst du langfristig nicht um Latein und Altgriechisch herum, was bereits zu Studienbeginn gefordert wird, ist von Institut zu Institut unterschiedlich.
In den anderen Teildisziplinen gibt es keine Faustregel, du kannst aber von 1-2 modernen Fremdsprachen ausgehen.
Dazu kommen all jene Sprachen, mit denen du plötzlich konfrontiert wirst, weil beispielsweise dein zu bearbeitendes Thema schwerpunktmäßig in einem anderen Land bearbeitet wird. Gerade im Mittelmeerraum haben Hinz und Kunz gegraben. Da wird es schnell schwierig, Französisch, Italienisch, Niederländisch oder Neugriechisch auszuweichen. In Vorgeschichte und Mittelalterarchäologie musst du auch in der Lage sein, die Literatur des benachbarten Auslands lesen zu können. Je nach Studienschwerpunkt und Studienort kommt da so einiges in Frage.
Persönlich kam ich mit Englisch, Latinum und Altgriechischkenntnissen aus der Schule, dazu hatte ich jeweils kurz Wahlunterricht in Spanisch und Italienisch und konnte mich durch die Basics hangeln. Im Studium habe ich ein Semester lang einen Neugriechisch-Kurs belegt, ebenfalls für die Basics.
Dank der anderen romanischen Sprachen konnte ich mich - wenn ich sie nicht vermeiden konnte - einigermaßen durch die französische Literatur durchhangeln, ansonsten habe ich mir jemanden gesucht, der mir dabei hilft (das kannst du aber auch nicht ständig machen und solltest auch in so einer Situation schon in der Lage sein, vorher zu filtern, welcher Abschnitt benötigt wird, denn kein Kommilitone wird einen ganzen Aufsatz für dich lesen). Genauso bin ich vorgegangen, als ich plötzlich Vergleichsmaterial hatte, das nur auf russisch publiziert war.
Für eine Seminararbeit in Geschichte hatte ich zu einem Thema ausnahmslos Publikationen aus den Niederlanden. Da habe ich mir dann halt ein Wörterbuch ausgeliehen und mich durchgekämpft.
Als ich nach dem Studium meinen Schwerpunkt auf Mittelalterarchäologie gelegt habe, habe ich mich in Mittel- und frühes Neuhochdeutsch eingearbeitet, um auch die Schriftquellen verstehen zu können.
Anders formuliert: Ohne grundsätzliches Sprachgefühl und die Bereitschaft, sich auch schnell mal in eine neue Sprache einzudenken, wird es in der Archäologie schwer. Sprechen musst du dabei kaum eine, aber verstehen.
Wobei es bei Auslandsgrabungen natürlich nicht schadet, wenn man sich ein paar Brocken der Landessprache aneignet. Bei Georgisch habe ich da noch mitgespielt, da ist dann auch in mehrwöchigen Kampagnen einiges hängengeblieben, aber vor einer Jordanienkampagne habe ich kapituliert.
Kommt auf die jeweilige Disziplin innerhalb der Archäologie an: Klassische Archäologen, die sich also vor allem mit Griechen und Römern beschäftigen, lernen auch Latein und Altgriechisch.
Ur- und Frühgeschichte setzt meines Wissens hingegen keine anderen Sprachen voraus bzw. vermittelt diese auch nicht während des Studiums.
Beste Grüße
Ich habe bei meinen Stichproben in Jena, Heidelberg und Münster keine verpflichtenden Sprachmodule im Studienplan für Ur- und Frühgeschichte gefunden.
Möglicherweise gibt es die an anderen Standorten, die Norm scheint es dann aber nicht zu sein.
Das sind keine verpflichenten Module. Das geht auch kaum, weil man je nach Gebiet oder Zeit, in der man arbeitet, andere Sprachen braucht.
Es steht in den Anforderungen für den Studiengang (1-2 moderne Fremdsprachen, früher war es mehr) und es wird von den Dozenten auch klar kommuniziert.
Es IST die Norm. Im Fach weiß das auch jeder. ;)
Das ist der Unterschied zwischen verpflichtenden Modulen und der Realität im Fach. Archäologie hält sich nunmal nicht an heutige Sprach- und Ländergrenzen. GERADE nicht in der Ur-, Vor- und Frühgeschichte.
Wer vernünftig wissenschaftlich arbeiten will, kann nicht an der eigenen Sprachgrenze aufhören.
Als ich mit dem Studium anfing, fragte mich der Prof, wie viele Sprachen ich könne. Ich kam auf fünf.
Seine nächste Frage war, wie viele ich noch lernen wolle.
Gibt dir das einen Einblick?
Die Sprachen musst du nicht sprechen können (Ich kann bis heute kein Wort Rumänisch sprechen, aber lesen ging). Lesen und verstehen ist das, was du brauchst. Je nach dem, welche Richtung du einschlägst, brauchst du andere Sprachen. Englisch aber auf jeden Fall. Da ich meine Magisterarbeit zu Handel zwischen Skandinavien und Osteuropa geschrieben habe, kamen Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Bulgarisch, Polnisch, Tschechisch, Rumänisch und Russisch hinzu. Bei Ukrainisch habe ich aufgesteckt und mich auf die russische Zusammenfassung verlassen.
Mit einem anderen Thema wäre ich auch mit weniger ausgekommen.
P.S. Wer Ägyptologie machen möchte, braucht auf jeden Fall Arabisch.
Musst du ja wissen. Schliemann war schließlich Klarcho, oder nicht?
Nein, er war ein ganz einfacher, gewiefter, sehr sprachbegabter und seehr reicher Schatzsucher - oder wie man heute auch sagen würde.. erfolgreicher RAUBGRÄBER ;)
Lesen und verstehen reicht erst mal.
Nur wenn du hinfährst, solltest du auch die Sprache können. Zumindest rudimentär.
Aber wirklich so perfekt muss man jetzt die Sprache auch nicht wissen? Reicht also wenn man sich verständigt
Und Italienisch und Französisch für die Fachliteratur.
Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch.