Wie stehen Christen zum Gott des Alten Testaments?

Das Ergebnis basiert auf 22 Abstimmungen

Das AT ist genau so relevant wie das NT. 55%
Das AT ist wichtig, das NT ist aber wichtiger. 27%
Das AT spielt keine Rolle für mich. 18%

10 Antworten

Das AT ist genau so relevant wie das NT.

Hallo Freitag19,

gem. der Bibel gibt es nur einen einzigen Gott, nicht einen Gott des Alten und ein Gott des neuen Testaments! Außerdem: Die Unterscheidung in Altes und Neues Testament legt den Gedanken nahe, dass die Bibel aus zwei voneinander getrennten Teilen bestehe, wobei nur der letzte Teil, also das NT, noch Gültigkeit besitzt. Dem ist jedoch nicht so! Für die Schreiber des Neuen Testaments hatten die Schriften des Alten Testaments weiterhin große Bedeutung, denn sie zitierten oft daraus.

Im Neuen Testament finden sich über 320 direkte und weitere hunderte Male indirekte Bezugnahmen auf Texte des Alten Testaments. Denkst Du, die Schreiber hätten dies getan, wenn sie geglaubt hätten, das Altes Testament besitze keine Gültigkeit mehr? Außerdem zitierte Jesus Christus viele Male aus den alten Schriften, wenn er sagte: "Es steht geschrieben...".

Der Apostel Paulus, ein guter Kenner der heiligen Schriften, schrieb einmal über ihren Wert für einen Christen: Alles, was früher aufgeschrieben wurde [also das AT], ist zu unserer Anleitung aufgeschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können (Römer 15:4). Man kann sogar sagen, dass wir das AT ohne das NT gar nicht richtig verstehen könnten. Beides gehört untrennbar zusammen.

Das, was für einen Christen keine Gültigkeit mehr besitzt ist der "alte Bund", den Gott einst mit dem Volk Israel geschlossen hatte und der durch den "neuen Bund" ersetzt wurde. Der "alte Bund" schloss das mosaische Gesetz mit ein, das aus diesem Grund ebenfalls nicht mehr bindend für uns ist.

Das heißt nun aber nicht, dass dieses Gesetz für einen Christen ohne Bedeutung ist. Aus ihm lassen sich viele Grundsätze auch für unser Leben heute ableiten und es wurde dadurch auch erkennbar, wie Gott zu Ehe und Moral sowie zu menschlichem Miteinander eingestellt ist.

Man kann also sagen, dass die Bibel im Grunde ein einheitliches Ganzes bildet, das nur dann für uns seinen vollen Wert besitzt, wenn man nicht einen wesentlichen und wichtigen Teil, das Alte Testament, davon abtrennt.

LG Philipp

Das AT spielt keine Rolle für mich.

Um zu verstehen, welchen " Charakter " die Israeliten bei ihren Gott erkannt haben, muss man sich ihre Geschichte genau anschauen. Da ihnen von ihren Propheten gesagt wurde, dass sie Gottes auserwähltes Volk, zu seinem Eigentum seien, was sie mit Abraham begründeten, mit dem Gott einen Bund geschlossen hat. Abraham war Gott gehorsam, weil er das Liebste, seinen Sohn, für ihn geopfert hätte, für diesen Gehorsam wollte Gott ihn belohnen, indem er sagte, dass aus ihm ein großes Volk hervorgehen würde. ( Hier wird schon ein Gott sichtbar, der Gehorsam bis in den Tod verlangt, kann er auch als Gott )

1. Mose 15.67 " Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. 6 Und er glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an." 

18-21 " An diesem Tag schloss der HERR mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Strom Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat-Strom, 19 die Keniter, die Kenasiter, die Kadmoniter, 20 die Hetiter, die Perisiter, die Rafaïter, 21 die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgaschiter und die Jebusiter. "

Dafür mussten sie aber gegen die genannten Völker Kriege führen. Also nahmen sie ihren Gott in erster Linie als Kriegsgott wahr ( ein Kriegsgott muss nicht lieben sondern hassen ), der ihre Kriege führte um das Versprechen einzulösen. Zu diesem Zeitpunkt war er für sie der Jahwe Sabaoth ( Gott Zebaoth ) " Herr der Heerscharen "

Im Laufe ihrer Geschichte bekam Gott viele Namen verpasst, eben jene, die seine Handlungsweise in der entsprechenden Situation wiedergab, in denen sich die Israeliten gerade befanden.

Jahwe / JEHOVAH: „HERR” "ADONAI: 2HERR” " ELOHIM: Gott „Schöpfer, mächtig und stark” EL-GIBHOR: „seine Herrschaft/Allmacht” EL-OLAM: „Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit“ . EL ROI: „ein Gott, der mich sieht“ . EL ELYON: „der Höchste" . YAHWEH-SABAOTH: „der Herr der Heerscharen" . Jahwe-SHAMMAH: „Hier ist der HERR”  Jahwe-ROHI: „Der HERR ist mein Hirte“ Jahwe-TSIDKENU: „Der HERR unserer Gerechtigkeit” Jahwe-ELOHIM: „Gott der HERR“ . Jahwe-SHALOM: „Der HERR ist Friede”  Jahwe-M'KADDESH: „Der HERR, der euch heiligt” Jahwe-NISSI: „Der HERR mein Feldzeichen“ Jahwe-RAPHA: „Der HERR, dein Arzt“ Jahwe-JIREH: „Der HERR sieht” 

In der Einhaltung der vielen Gebote die sie hatten, sahen sie den Willen Gottes und in Verbindung damit auch ihre Auserwähltheit. Ihre Priester waren die Hüter der Gesetze Gottes und sie damit einzigartig unter alle anderen Völker. Den Erlösungsgedanken kannten sie also nicht, weil nur die Einhaltung von Gottes Gesetzen, Festtagen, Zeremonien, Gottesdiensten usw..., sie zum einem auserwählten Volk Gottes machte. Obwohl ihnen Gott sagen lies, das er auf ihre Opfer und Gottesdienste keinen Wert legt und ihr Herz gewinnen wollte, damit sie recht handeln.

 Amos 5.21-27 " Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – 22 es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. 25 Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die vierzig Jahre lang Schlachtopfer und Speisopfer geopfert? 26 Ihr trugt den Sakkut, euren König, und Kewan[1], den Stern eures Gottes, eure Bilder, welche ihr euch selbst gemacht habt; 27 so will ich euch wegführen lassen bis jenseits von Damaskus, spricht der HERR, der Gott Zebaoth heißt."

Gott sandte in Jesus Christus seinen Sohn, ihren prophezeiten Messias, damit er ihnen ein lebendiges Beispiel ist, wie sie nach Gottes Willen leben sollen, doch sie verwarfen ihn, weil sie einen starken Kriegsgott als ihren Messias erwarten.

Wer also ihre Geschichte kennt, kann einigermaßen verstehen warum sie Jesus als ihren Messias ablehnen. Nach dem Alten Testament, steht Gott aber zu seinem Wort an sein auserwähltes Volk und wird sie am Ende, wenn die Zeit gekommen ist, zu dem machen, was er ihnen versprochen hat. So werden auch die Zusagen an den Heidenchristen in Erfüllung gehen!

Für mich ist das Alte Testament in keinster Weise relevant, weil, wenn man aus dem Glauben lebt, ist es nicht nötig die Geschichte der Juden zu kennen. Die Geschichte fast der ganzen Menschheit ist ein Beispiel dafür, was ein Leben ohne Gott in der Welt bewirkt.

Für mich ist nur das Neue Testament wichtig !

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Das AT ist genau so relevant wie das NT.

Ohne AT kann man Jesus gar nicht verstehen.

Wer im AT nur einen grausamen Gott erkennt bzw. erkennen will, ist einseitig. Ich kann so etwas nicht mehr hören geschweige denn ernst nehmen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.
ulrich1919  25.09.2023, 13:41
Ich kann so etwas nicht mehr hören.

Das ist Dein Problem . Alle Dogmatiker sind deshalb nie zum Diskurs bereit, weil sie die berechtigte Furcht haben, dass ihre vermeintliche Gewissheiten umgestossen werden.

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Das AT ist genau so relevant wie das NT.

Hallo Freitag,

für mich ist entscheidend was Jesus lehrt:

Jesus in Matthäus 5:17, 18 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das GESETZ oder die PROPHETEN zu vernichten. Nicht um zu vernichten, bin ich gekommen, sondern um zu erfüllen; denn wahrlich, ich sage euch: Eher würden Himmel und Erde vergehen, als daß auch nur e i n kleinster Buchstabe oder ein einziges Teilchen eines Buchstabens vom GESETZ verginge und nicht alles geschähe.

Jesus in Matthäus 7:12 Behandelt andere deshalb immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Das ist die Kernaussage des Gesetzes und der Propheten.

  • Biblisch erfüllte und nicht erfüllte Prophetie geht ohne AT verloren. Biblisch erfüllte Prophetie stärkt den Glauben.
  • Ohne AT geht die Möglichkeit verloren aus guten und schlechten Beispielen zu lernen.
  • Der gesamte geschichtliche Hintergrund geht verloren.

Beispiele dafür:

Jesus in Matthäus 12:39 Eine böse und ehebrecherische Generation sucht fortwährend nach einem Zeichen, doch wird ihr kein Zeichen gegeben werden, ausgenommen das Zeichen Jonas, des Propheten.

Wer ist Jona? Steht nur im AT.

Oder lies Hebräer Kapitel 11 und denke Dir alle Infos vom AT weg. Da bleibt nichts übrig.

Beste Grüße

Jens

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensives Bibelstudium ab 1992, gebe kostenlose Bibelkurse
Das AT ist genau so relevant wie das NT.

Das Alte und Neue Testament bilden eine Einheit und sind deshalb miteinander verbunden. Bei der Bibel handelt es sich also um ein Buch, das aus 66 einzelnen Büchern besteht (die 39 Bücher das AT und die 27 Bücher des NT). Deshalb sollte man keine Wertung vornehmen.

Das Alte Testament etabliert Prinzipien, die im Neuen Testament veranschaulicht werden. Das Alte Testament enthält viele Prophezeiungen die im Neuen Testament erfüllt werden. Das Alte Testament liefert Geschichte über ein Volk, während das Neue Testament sich auf die Person fokussiert. Das Alte Testament zeigt den Zorn Gottes gegen Sünde (mit kurzem Blick auf Seine Gnade); das Neue Testament zeigt die Gnade Gottes gegenüber Sündern (mit kurzem Blick auf Seinen Zorn).

Das Alte Testament sagt einen Messias voraus (Jesaja 53), und das Neue Testament offenbart wer der Messias ist (Johannes 4,25-26). Das Alte Testament zeigt Gottes Gesetz auf, das Neue zeigt wie Jesus, der Messias, das Gesetz erfüllt (Matthäus 5,17; Hebräer 10,9). Im Alten Testament handelt Gott meist mit Seinem auserwählten Volk, den Juden; im Neuen geht es hauptsächlich um Gottes Umgang mit Seiner Gemeinde (Matthäus 16,18).

Das Alte Testament sah das Paradies für Adam verloren; das Neue zeigt, wie das Paradies wiedergewonnen wurde durch den zweiten Adam (Christus). Das Alte Testament verkündet, dass der Mensch durch seine Sünde von Gott getrennt wurde (1. Moseund das Neue Testament verkündet, dass die Beziehung zwischen Mensch und Gott wieder hergestellt werden kann (Römer 3,6). 

Das Alte Testament legt also die Basis für das Kommen des Messias nieder, der sich Selbst geopfert hat für die Sünden der Welt (1. Johannes 2,2). Das Neue Testament zeichnet den Dienst von Jesus Christus auf und schaut zurück, auf was Er getan hat und wie wir darauf reagieren müssen. Beide Testamente eröffnen den gleichen heiligen, barmherzigen und gerechten Gott, der Sünde verdammt und sich wünscht Sünder zu retten durch das Sühnopfer. In beiden Testamenten eröffnet sich Gott selbst für uns und zeigt uns, wie wir zu Ihm kommen können durch unseren Glauben (1. Mose 15,6; Epheser 2,8).

chrisbyrd  24.09.2023, 21:02

Aber: Die jeweiligen Stellen müssen natürlich im richtigen Kontext ausgelegt werden, um sie zu verstehen und einordnen zu können.

Das Gesetz des Mose gilt z. B. nicht für Christen. Es wurde dem Volk Israel gegeben und das Volk stimmte am Berg Sinai ausdrücklich zu. Christen aus den Nationen wurde das Gesetz des Mose (das aus 613 Einzelgeboten besteht) nicht gegeben. Jesus hat dieses Gesetz erfüllt (Matthäus 5,17). Was erfüllt ist, müssen andere nicht mehr halten. Deshalb ist Jesus das Ende bzw. Endziel des Gesetzes (Römer 10,4).

Es geht also auch darum, zu überlegen, was für wen in welcher Heilszeit gilt. Das ist aber auch logisch. Wenn man Fußball spielt, gelten auch keine Basketball-Regeln (auch wenn die Basketball-Regeln im Basketball gelten würden). Ist man mit dem Auto unterwegs, gelten die Straßenverkehrsregeln für Autos und nicht für Fahrradfahrer. Viele weitere Beispiele könnte man aufführen...

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