Wie fandet ihr die ddr?

10 Antworten

Innerhalb der Familie gab es schon immer unterschiedliche Beurteilungen zur DDR. Der berühmte Klassenstandpunkt trennte selbst Geschwister, so dass man nicht mit ihnen verkehren sollte, und die SED passte gut auf.

Rentner durften dann in die Bundesrepublik reisen, vielleicht blieben sie dort, so sparte man deren DDR Rentenzahlung.

Manche Berufstätige, die als Geheimnisträger galten, konnten erst viele Jahre nach Ende ihrer Tätigkeit in den Westen reisen. Dazu zählten sehr viele Mitarbeiter vom Sport.

Außerdem, wer keine Westverwandtschaft hatte, erhielt ja keine Päckchen oder Pakete mit der Aufschrift "Geschenksendung, keine Handelsware" mit erwünschtem Inhalt.

So beeinflussten die sehr persönlichen Beziehungen zum Westen wie zu DDR -typisch-politischen Seilschaften die Meinungsbildung.

Es gab keine Freiheit, es gab keine Alternative, nur die DDR. Was damals mit Flüchtlingen gemacht wurde, ist bekannt.

Wer einen Ausreiseantrag stellte, hatte es nicht einfach, stand unter besonderer Beobachtung und er war großen Anfeindungen ausgesetzt.

Von Experte Udavu bestätigt

Es hat mich nicht gestört, dass es keine Südfrüchte zu kaufen gab. Es hat mich auch nicht gestört, dass es keine Jeans zu kaufen gab oder dass man keine Wohnung bekam wenn man nicht verheiratet war. Es hat mich auch nicht gestört, dass man 13 Jahre auf ein Auto aus Pappe warten musste und dass ein Fernseher mehr als 4000 Mark gekostet hat. Das alles war nicht wirklich schlimm für mich.

Angestunken hat mich die Bevormundung des Staates. Angestunken hat mich, dass man in jedem Fach in der Schule mein politisches Denken beeinflussen wollte, dass nur die Meinung der Kommunisten galt und keine andere Meinung zählte. Meinungsfreiheit hat mir wirklich gefehlt in der DDR. Es hat mich auch angestunken, dass ich diese unfähige Regierung nicht einfach abwählen durfte. Es gab keine Wahlen in der DDR und die Scheinwahlen, die es gab wurden obendrein auch noch gefälscht. Das ist etwa so, als würde man Falschgeld fälschen.

Es hat mich auch die Enge in der DDR angestunken. Man konnte nirgends hin reisen, als in den Ostblock und selbst da konnte man nicht überall hin. Man musste einen Antrag stellen, wenn man nur nach Ungarn wollte. Diese Gängelei war einfach nur unerträglich.

Man konnte in der DDR leben. Allerdings auf einem bescheidenem Niveau. Und mit Einschränkungen in der persönlichen Freiheit. Ich habe Kindheit und Jugend in der DDR verbracht. Wünsche mir die DDR allerdings nicht wieder zurück, vor allem mit dem heutigen Wissen.

Es ging uns nicht schlecht, aber der Staat hat sich zu sehr in das eigene Leben eingemischt. Das fand ich damals schon gruselig.

Auf jeden Fall hätte ich nie das Leben führen können, welches ich jetzt habe. Und auch das, was ich mir aufgebaut habe, hätte ich in der DDR nie geschafft.

Ich hatte bei einer früheren Frage zu diesem Thema bereits einen ausführlichen Text geschrieben, den ich hier gerne noch einmal poste:

Meine Kindheit war ganz normal. Im Kindergarten gab es zwar erste Ansätze der politischen Beeinflussung, allerdings noch recht dezent. Mal ein Lied über die NVA, mal ein Besuch in einem Volkseigenem Betrieb. Und wer malt den schönsten Panzer, so in der Art. In der Schule ging es dann allerdings richtig los. Man wurde Jungpionier, fand das da noch recht abenteuerlich und spannend und hat das auch noch relativ gerne mitgemacht. Es wurde dann aber zunehmend politischer. Später wurde man dann Thälmannpionier und noch später wurde man dann in die FDJ übernommen. Spätestens hier haben die meisten dann dicht gemacht. In der Schule musste man ständig seinen Standpunkt darlegen, im Unterricht es sich oft um den richtigen Klassenstandpunkt gedreht, es gab ein Fach namens Wehrkunde, in Versammlungen wurden vorgegebene Diskussionsbeiträge vorgelesen- fast alle haben das nach außen mitgemacht, keinen hat es wirklich interessiert und seine wirkliche Meinung hat man nur privat geäußert. Man wollte sich ja nicht die weitere Entwicklung versauen. Einer, maximal 2 pro Klasse durften Abitur machen. Das waren die mit dem besten Notendurchschnitt und mit dem (nach außen) richtigen politischen Standpunkt. Und Arbeiterkinder wurden bevorzugt.

Die Jungs wurden daraufhin bearbeitet, dass sie mindestens 3 Jahre zur Armee gehen, am liebsten länger (25 Jahre).Wer sich nur für 18 Monate Grundwehrdienst verpflichtete, hatte es später schwerer. Er wurde dann einfach mal heimatfern eingesetzt und kam zu ungeliebten Truppenteilen.

Wir hatten als Jugendliche natürlich andere Interessen. Ich glaube, so sehr hat sich das gar nicht vom Westteil unterschieden. Musik haben wie auf jeden Fall die Gleiche gehört. Ost- Bands waren eher unbeliebt. Es gab auch verschiedene Jugendkulturen (Metal, Waver, Popper, Punks, Gruftis, Skinheads), die mehr oder weniger gesellschaftlich akzeptiert waren. Am schwierigsten hatten es die Punks und Gruftis, die durften sich dann gerne mal vom biederen DDR-Durchschnittsbürger Sprüche anhören, wo mitgeteilt wurde, was Adolf mit ihnen gemacht hätte. Soviel zum verordneten Antifaschismus.

Ansonsten wurde unheimlich viel gesoffen. Das ist mir heute noch irgendwie gegenwärtig.

Das Alltagsleben war eher unspektakulär, die Grundversorgung war garantiert. Manche Dinge gab es nur gelegentlich (Tomatenmark), manche nur mit Beziehungen (Bananen, Räucheraal)

Für Neuwagen musste man sich anmelden, nach nur 15 Jahren hatte man auch schon ein Auto. Gebrauchtwagen waren teurer als Neufahrzeuge. Handwerker und Ersatzteile bekam man nur schwer, beschleunigen konnte man das mit Westgeld.

Eine Wohnung wurde zugeteilt, man musste vorher einen Wohnberechtigungsschein beantragen. Und dann das nehmen, was man bekam. Natürlich bekam man auch nur eine entsprechend große Wohnung. Als Single eine Wohnung mit 2 oder mehr Zimmern? Nur mit Beziehungen.

Die gesundheitliche Versorgung war kostenlos. Allerdings war der bauliche Zustand von Kliniken und Pflegeheimen oft katastrophal. Es herrschte auch hier ein Mangel an medizinischem Verbrauchsmaterial und viele Dinge wurden mehrfach verwendet. Zum Beispiel hatten die Kanülen oft Widerhaken.

Pflegeheime mit 4 oder mehr Betten im Zimmer gab es auch. Da wurde es den alten Leuten wenigstens nicht langweilig.

Geschlossene Psychiatrie war auch ein Thema für sich. Ich habe Anfang 1990 ein Praktikum dort absolviert. Die Zustände fand ich schon heftig.

Es gab eine Wehrpflicht, entgehen konnte man dieser nicht. Bei Antritt des Wehrdienstes sind viele erstmal vom Glauben abgefallen. So viel Menschenverachtung wie bei der Armee habe ich selber vorher und später nie wieder erlebt. Diesen Stumpfsinn durfte man dann 18 Monate, 3 Jahre oder sogar länger ertragen. Hatte man das hinter sich, durfte man kurz aufatmen. Die Armee hätte dann weiterhin eine Rolle im Leben gespielt: Alle paar Jahre durfte man zum Reservewehrdienst wieder antanzen. Der ging zwar nur 3 Monate, aber nervig war das trotzdem.

Was hat mich an der DDR gestört:

  • Das dauernde Stellung beziehen. Ständig musste man sich politisch positionieren. Am Besten natürlich für den Staat.
  • Die Zwangsgemeinschaft. Es wurde irgendwie alles im Kollektiv gemacht. Für Einzelgänger war es schwierig.
  • Die ständigen politischen Parolen. Jeder hat sie nachgeplappert, keiner hat daran geglaubt.
  • Das Gespitzel. Das war wirklich eine üble Sache. Das ging bis in den privaten Bereich.
  • Der ständig präsente Mangel und die verfallenden Innenstädte. Die Umweltverschmutzung.
  • Das Stumpfe und Niveaulose.
  • Die Grenze. Es ist schon eine ziemlich üble Sache, ein ganzes Volk einzusperren. Als ich die Grenze in Berlin zum ersten Mal gesehen habe, fand ich das richtig schlimm. Dazu kamen noch die Menschen, die an der Grenze getötet und verletzt wurden. Eine Bankrotterklärung für diesen "Staat"

Etwas Positives und auch das Einzige was ich vermisse:

  • Es gab eine sehr interessante Subkultur

Ich musste auch in der DDR leben, war 22, als die Mauer gefallen ist. Es war schon vieles schlecht in der DDR : Das miese Warenangebot, die ständige ideologische Beeinflussung, das Fehlen aller demokratischen Freiheitsrechte.

Ausserdem gab es in der DDR eine kaputte Umwelt sowie marode Strassen, Häuser und Fabriken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Es war wohl tatsächlich nicht so schlecht wie die Westpropaganda es den Leuten einredete. Konkurrenz der Systeme war den Politikern ein Dorn im Auge. Der Westen kritisierte mehr als angebracht den Osten und der Osten machte den Westen gehörig zur Sau. Im Westen hörte man viel von Mangel an KonsumgÜtern im Osten und im Osten berichtete man über Massenarbeitslosigkeit, Ausbeutung und soziales Chaos im Westen! Da es kaum Reiseverkehr gab konnten sich die Leute ja auch kein eigenes Bild machen. Als ich in den 70er Jahren mit dem Auto vom Westen durch die DDR nach Berlin fuhr durfte ich im Osten nicht einmal eine Kaffeepause machen!!!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Katinkacat  02.03.2024, 21:00

Ich bin in der DDR aufgewachsen und kann Dir sagen, dass die DDR eine widerliche Diktatur war, deren volkseigene Betriebe aus Enteignungen der rechtmäßigen Eigentümer entstanden. Man bekam alles vorgeschrieben. Wir durften nicht mal unsere Verwandten ein paar Kilometer weiter im Westen besuchen. Oma und Opa durften das als Rentner. Aber da waren die Geldmittel sehr begrenzt.

Wir bekamen nicht mal ordentliches Baumaterial für Renovierungen am Haus. Ich bin Katholikin. Um eine Bürolehrstelle in den 80ern zu bekommen, musste ich zur Jugendweihe gehen und mich zum sozialistischen Staat per Gelöbnis bekennen. Ansonsten hätte man mich in die Produktion geschickt.

Zu uns kam der Westbesuch. Ich hätte jederzeit mit denen getauscht, sie aber nie mit uns.

Wer hat Dir denn die Kaffeepause nicht erlaubt? Das war mit Sicherheit die DDR.

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